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E-Book

LaLeLu - und was nu ...

Wenn Kinder vor den Eltern sterben

AutorEileen Kappeler
VerlagClavis Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783934839182
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
LaLeLu - und was nu ... waren die Worte einer Mutter, die fassungslos - eine Spieluhr in der Hand - am Bettchen ihres schwerkranken Kindes saß. Ich konnte in diesem Moment nichts erwidern, war zu ergriffen von der Angst und der Verzweiflung in diesem Raum ... Und ich nahm einfach ihre Hand ... Noch immer wird die Begleitung von sterbenden Kindern und deren Angehörigen in unseren Kliniken vernachlässigt, der Tod in unserer Gesellschaft tabuisiert. Dieses Buch hilft Eltern, die um ihr Kind trauern, mit dem Verlust umzugehen, der ihr Leben tief erschüttert und verändert hat. Trauer muss gelebt werden. Der einzige Weg aus ihr führt direkt durch sie hindurch. Emotionen, die im Verborgenen bleiben, wirken zerstörerisch. Nicht nur Familienmitglieder und Freunde, sondern auch Schwestern, Pfleger und Ärzte erhalten wichtige Hinweise und Anregungen für den Umgang mit betroffenen Eltern. Denn auch Helfer brauchen Hilfe. Verarbeiten beginnt immer mit Bearbeiten. Die Autorin Eileen Kappeler spricht aus eigener leidvoller Erfahrung. Auch in ihrem Beruf als Krankenschwester auf einer Kinderintensivstation ist sie immer wieder mit dem Tod konfrontiert. Das Buch hat sie zusammen mit verwaisten Eltern erarbeitet. Von ihnen sind einige der sehr einfühlsam geschriebenen Beiträge. Sie verdeutlichen, wie dringlich es ist, umzudenken und offen zu sein für den Schmerz der Betroffenen um ihr Kind.

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Leseprobe

Das traurige Ende einer Schwangerschaft


Wenn eine Schwangerschaft glücklos endet


„Hoffentlich geht alles gut.“ Ein Satz, der sicherlich allen werdenden Eltern irgendwann einmal durch den Kopf geht. Meist überwiegt die Hoffnung und Ängste werden in der Regel sehr schnell beiseite geschoben. Das ist auch gut so, denn die Schwangerschaft sollte für werdende Eltern eine Zeit der Freude und des Glücks sein. Ungetrübt und voller Zuversicht. Unfassbar, wenn diese Zeit abrupt mit dem Tode des Kindes endet. All die Träume und Wünsche werden von einer Sekunde zur nächsten vernichtet. Tiefe Verzweiflung und Leere machen sich breit. Es ist ein Tod zur Unzeit, wie ihn einst Hermann Hesse treffend bezeichnete. Die Wiege bleibt leer. Und das, was eine Frau instinktiv am meisten fürchtet, wird plötzlich zur bitteren Realität.

Das fehl-, früh- oder totgeborene Kind


Der Gedanke, so etwas könne nur anderen aber nicht mir selbst geschehen, trifft nicht mehr zu. Fast jede vierte Schwangerschaft endet mit dem Tod des Kindes. Es spricht nur niemand offen darüber.

Der Verlust eines Kindes während der Schwangerschaft oder unter bzw. kurz nach der Geburt wird juristisch und medizinisch als Fehl-, Früh- bzw. Totgeburt bezeichnet. Als Fehlgeburt gilt jedes Kind mit einem Geburtsgewicht unter 500 Gramm, das außerhalb des Mutterleibes nicht lebt. Das bedeutet, bei diesen Kindern schlägt nach der Scheidung vom Mutterleib weder das Herz noch pulsiert die Nabelschnur. Die eigenständige Lungenatmung setzt nicht ein. Man unterscheidet die sogenannte frühe Fehlgeburt bis zur zwölften Schwangerschaftswoche und die späte Fehlgeburt bis zur 25. Schwangerschaftswoche. Eine Frühgeburt bedeutet in diesem Fall, dass das Kind vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht unter 2500 Gramm zwar lebend geboren wird, aber danach verstirbt. Hierbei sei erwähnt, dass die meisten frühgeborenen Kinder heutzutage eine durchaus gute Chance auf Leben haben. Eine Totgeburt ist ein Kind mit einem Gewicht über 500 Gramm, welches im Mutterleib oder unter der Geburt verstirbt. Diese drei Begriffe werden hauptsächlich in der Rechtssprache oder auch im Festhalten sogenannter medizinischer Diagnosen angewandt.

Im Gespräch mit betroffenen Eltern bemühe ich mich stets, diese nüchternen Bezeichnungen zu vermeiden. Bringt eine Mutter ihr bereits verstorbenes Kind auf die Welt, so empfinde ich die Worte „still geboren“ als angemessener und wesentlich feinfühliger. Ebenso halte ich es für sehr unangebracht, den Eltern gegenüber von ihrer Fehlgeburt zu sprechen. (Es hat mir schier das Herz zerrissen. Der Arzt sprach von meinem Kind wie von einem Abfallprodukt, das es schnell zu beseitigen gilt. Ich konnte es nicht fassen und hätte ich die Kraft dazu gehabt, ich hätte ihn in diesem Moment beschimpft für sein Verhalten.) Auch wenn die Schwangerschaft ein so frühes, trauriges Ende nimmt, so ist es doch das Kind dieser Eltern, das gestorben ist! Für Eltern, die sich im Zeitraum von Schwangerschaft und Geburt von ihrem Kind verabschieden müssen, ist es oft besonders schwer, Verständnis und Kraft durch die Umwelt zu finden. Ihre Gefühle werden von Außenstehenden meist nicht wahr genommen oder mit Sprüchen erdrückt. (Sei froh, dass es jetzt schon passiert ist.)

Viele Eltern stehen dann sehr schnell allein in ihrer Trauer und fühlen sich unverstanden und ausgestoßen. Auch das offene Gespräch in der Partnerschaft kann in dieser schweren und befremdlichen Situation rasch ins Stocken geraten. Mona, die Mutter der Sternenkinder Kim und Nancy, fragte mich einmal: „Wenn ein Kind geboren wird und wenn es lebt, dann bekommen die Eltern Glückwünsche und Geschenke. Auch ich habe meine Kinder geboren, doch sie sind tot. Aber warum bekomme ich nichts?“

Ich konnte darauf nicht sofort antworten und habe viel darüber nachgedacht. Was mag wohl der Grund dafür sein?

• Ist es Berührungsangst oder Kontaktscheu?

• Ist es die Angst, etwas Falsches oder Verletzendes zu sagen?

• Ist es Sprachlosigkeit oder Schock?

• Ist es die Angst, mit dem Tod in Berührung zu kommen?

• Oder die Angst vor einer Konfrontation mit eigener, noch nicht verarbeiteter Trauer?

• Ist es vielleicht die Angst vor dem eventuellen Mitteilungsbedürfnis der betroffenen Eltern und die Sorge, genau dies nicht ertragen zu können?

• Oder ist es vielleicht der fehlende Bezug zu dem verstorbenen Kind, da Sie selbst es nach der Geburt nie sehen, fühlen, halten, streicheln konnten?

• Oder wird ein Kind, das vor, während bzw. kurz nach der Geburt verstirbt, in so manchen Köpfen vielleicht als nicht trauerbedürftig erachtet? Eventuell steht diese Einschätzung ja auch in Zusammenhang mit Größe und Gewicht des Kindes oder mit dem erreichten Schwangerschaftsmonat zum Zeitpunkt der Geburt.

Zu dem letzten der eben angeführten Punkte kann ich nur sagen: Wenn das Ihre Meinung ist, dann bitte überdenken Sie Ihre Ansichtsweise in aller Ruhe und informieren Sie sich! Hierzu ein paar Gedankenstützen:

• Die Organe des Kindes werden bereits in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen ausgebildet. Beispielsweise schlägt das Herz sichtbar und hörbar ab der siebten Woche.

• Eine Frau beginnt sich schon kurze Zeit nach dem Einsetzen der Schwangerschaft körperlich – aber vor allem mental – zu verändern.

• Ab etwa der achten Schwangerschaftswoche hat das kleine Wesen bereits ein menschliches Aussehen.

• Eltern können etwa ab dem fünften Schwangerschaftsmonat spüren, wie sich ihr Kind im Mutterleib bewegt.

Ich denke, diese Fakten sprechen für sich. Wer glaubt, dass eine Mutter – die ihr Kind niemals hat weinen oder lachen hören, die es nie füttern oder wickeln konnte – nicht trauert, der irrt. Die Tatsache, dass dieses kleine Wesen nur sehr kurz oder gar nicht außerhalb des schützenden Mutterleibes leben konnte, verändert den Trauerweg der Eltern vielleicht ein wenig. Aber in keinem Fall ist die Trauer deswegen leichter oder gar kleiner! Auch Eltern, die bereits in der Frühschwangerschaft verwaisen, müssen sich von ihren Träumen, ihren Zukunftsplänen, ihren Gefühlen und ihren Wünschen, von ihrem Kind verabschieden. Wenn Sie aber die oben angeführte Frage mit einem der anderen Punkte beantworten konnten, dann möchte ich Ihnen Mut zusprechen. Ich denke, dass zum Beispiel Kontaktängste in so einem Fall ganz normal sind. Wer von uns beschäftigt sich schon gern mit dem Tod? Ängste verlieren ihre Macht, wenn Sie die Kraft finden, über diese zu sprechen und ihnen offen zu begegnen.

Jeder Mensch kann für einen Trauernden eine wertvolle Stütze sein! Denn eines ist ganz sicher: Der Weg durch die Trauer um ein verstorbenes Kind muss von den Eltern gegangen werden. Hierzu möchte ich ein paar Zeilen aus dem Buch: „Gute Hoffnung – jähes Ende“ von Hannah Lothrop zitieren:

„So schwer es sein mag – es gibt keinen einfacheren Weg. Um wieder heil zu werden, wieder liebes- und lebensfähig zu sein, muss ich es wagen, die Erfahrung mit allen aufkommenden Gefühlen bewusst zu durchleben, sie an mich heranzulassen und mich davon erschüttern zu lassen.“

Die stille Geburt von Kim und Nancy


Im folgenden Abschnitt können Sie die Geschichte von Kimberly und Nancy nachlesen, die Mona geschrieben hat. Sie soll verdeutlichen, wie stark das Band der Liebe zwischen Mutter und Kind(er) im Zeitraum der Schwangerschaft schon ist.

Es war ein sonniger Tag, als wir uns bei unserer Mama im Bauch einnisteten. Sie ahnte nicht mal, dass es uns gab. Wir machten es uns gemütlich. Ein tolles Gefühl war das da drin. Nach einigen Tagen wurde es uns langweilig und wir dachten, es wäre an der Zeit, dass wir uns bemerkbar machten. Wir wirbelten Mamas Hormone durcheinander, so dass ihr ständig schlecht war. Und dann auch noch unsere Essenswünsche. Ich wollte immer was Süßes und Kimberly immer was Herzhaftes. Bis heute frage ich mich, wie unsere Mama es schaffte, irgendwie beides zu essen. Aber wir hatten unseren Spaß.

Eine kurze Zeit später ist was Merkwürdiges passiert: Komische Geräusche und ach…, ich kann es nicht beschreiben. Man nennt es Ultraschall. Jedenfalls versteckte ich mich hinter Kimberly. Der Arzt verriet Mama, dass ein Baby in ihrem Bauch ist. Ach, was war ich froh! Er hat mich nicht gesehen. Schließlich wollte ich Mama ja überraschen. Aber einmal war ich zu neugierig und guckte kurz hinter Kimberly hervor und… so ein Mist. Ich wurde erwischt. Das Gesicht von Mama hätte ich gern gesehen…

Mensch Nancy! Wen interessiert das? Jetzt mach mal hin. Ja, ja Kim. Also… wo war ich stehen geblieben? Jedenfalls redete ab diesem Zeitpunkt unsere Mama viel mit uns. Sie hat dann immer den Bauch gestreichelt. Das tat so gut! Sogar mit dem Essen haben wir uns geeinigt. Unsere Mama hat richtig tolle Sachen mit uns gemacht. Und ach ja… da war ja noch jemand… Anita. Ach Kimberly, weißt Du noch, wie sie uns immer erzählt hat? Und weißt du noch, wie wir sie später immer ärgern wollten und sie geboxt und getreten haben? Und somit haben wir ja auch Mama geboxt und getreten. Da haben sie gelacht. Auch sie hatten ihren Spaß mit uns. So sind wir gewachsen und haben uns immer dicker gemacht. Mama passte schon bald keine Hose mehr. Es war richtig toll dort. Auch wenn Mama versucht hat, uns was vorzusingen. Sie meinte...

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