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Landschaft, Senn und Kuh. Die Entdeckung der Appenzeller Volkskunst

AutorFranziska Schürch
VerlagWaxmann Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl185 Seiten
ISBN9783830970408
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,90 EUR
Von der Kuriosität über das ethnographische Objekt zum Kunstgegenstand: Die Appenzeller Volkskunst hatte in den letzten hundert Jahren eine wechselvolle Biographie. Seit ihrer Entdeckung sind die vielfältigen Objekte in eine spannende und beziehungsreiche Geschichte eingewoben, in der bürgerliche Sammler, Volkskundler und Museumsleute, appenzellische Künstler und Sennen eine Rolle spielen. Wie in Sammlungen vielfältiges Wissen generiert wird, lässt sich an dieser Objektgeschichte beispielhaft nachvollziehen.

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Leseprobe
9 Schlusswort (S. 159-160)

Vor gut 100 Jahren fand ein junger Student Gefallen an bäuerlich-sennischen Objekten aus dem Appenzellerland. Er begann sie zuerst zaghaft, dann unterstützt durch wissenschaftliche Förderer ernsthafter zu sammeln. Aus dieser anfänglichen Begeisterung eines Einzelnen für die künstlerisch gestalteten Dinge der Appenzeller und Toggenburger Sennen hat sich seither eine konkrete Objektkategorie mit einer bewegten Biographie entwickelt: die Appenzeller Volkskunst.

In meiner Arbeit habe ich untersucht, wann, wo und von wem diese Appenzeller Volkskunst entdeckt wurde und wie mit diesem Objektbestand bis heute umgegangen wurde. Konkret ging es darum herauszufinden, welche Rolle die Appenzeller Volkskunst im Leben der beteiligten Sammler, Wissenschaftler und Ausstellungsmacher spielte und wie sie diese Objekte in ihren Alltag (als Privatmänner und Berufspersonen) integrierten und innerhalb ihres Konzeptes von Kultur und Gesellschaft interpretierten. Die zentrale theoretische Prämisse war, dass das Sammeln von Volkskunst einen entscheidenden Faktor für den Umgang mit den Objekten darstellte.

Ich untersuchte deshalb, welche Objekte gesammelt wurden (und welche nicht), und unter welchen Kriterien dieses Sammeln ablief. In einem zweiten Schritt versuchte ich darzustellen, wie diese Objekte in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion wahrgenommen wurden. Ich habe also die Mikroebene des Sammelns von Appenzeller Volkskunst mit der Makroebene der Interpretation dieser Objekte als Volkskunst verbunden. Dabei überprüfte ich die wissenschaftliche Interpretation und die privaten Sammlungskriterien auf nicht-intendierte Phänomene hin: auf eine geschlechtsspezifische Herangehensweise, Ordnungsvorstellungen, Vorstellungen von Geschmack und Ästhetik und auf Wertvorstellungen, die in den Objekten imaginiert wurden.

Die Sammlungen von Objekten der Appenzeller Volkskunst verstand ich deshalb als Wissens- und Ordnungssysteme und interpretierte damit Sammlungsgeschichte als Wissensgeschichte. Ziel dieses Vorgehens war eine Form der Sachkulturforschung, die vom Ding zum Menschen und wieder zurück zum Ding führt. Die Analyse der Bewegungen der Dinge sollte Rückschlüsse auf Handlungen mit den Dingen (Sammeln, Kaufen, Ausstellen, Verschenken, Vererben) und auf Umwertungen der Objektkategorie ermöglichen.

Dabei galt das Hauptaugenmerk den Werten, die in der Appenzeller Volkskunst gesehen wurden, und deren Entstehung. Da der Kontext, in welchem die Dinge jeweils interpretiert wurden, von zentraler Bedeutung für die Analyse von Bewegung und Bewertung ist, habe ich mit einem möglichst weiten Kontextbegriff operiert, in dem neben dem Kontext der Objekte auch derjenige der Interpretation untersucht wurde.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Dank8
Einführung10
Die Volkskunstforschung18
Der Volkskunststil36
Die Untersuchungsperspektiven50
Der Untersuchungsgegenstand64
Die Entdeckung82
Die (Um-) Ordnung124
Die Hauptmotive138
Schlusswort160
Summary167
Sommaire169
Bibliographie172

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