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Laufen lernt man nur durch Hinfallen

Wie wir zu echter innerer Stärke finden

AutorBrené Brown
VerlagKailash
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783641197124
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Wahre innere Stärke erwächst nicht aus Siegen, sondern aus Niederlagen: Gerade zu straucheln und hinzufallen, birgt die Chance für inneres Wachstum und weist uns den Weg zu Weisheit, Hoffnung und einem tieferen Lebenssinn.

Die US-amerikanische Starpsychologin Brené Brown erforscht seit vielen Jahren die Gesetzmäßigkeiten innerer Stärke. Anschaulich und anhand vieler Beispiele beschreibt sie den Entwicklungsprozess, der uns in Krisenzeiten positiv formt: Wir lernen, mit Scham umzugehen. Uns trotz widriger Umstände als wertvoll zu empfinden. Gehen das Wagnis ein, uns in unserer Verletzlichkeit zu zeigen. Entwickeln den Mut, uns über die eigenen Grenzen hinauszuwagen und unser Leben aktiv zu gestalten - und sind schließlich stärker als je zuvor.

Brené Brown ist Professorin am Graduate College of Social Work in Houston, Texas. Seit dreizehn Jahren erforscht sie die Themen Verletzlichkeit, Scham, Authentizität und innere Stärke. Ihr TED-Talk 'Die Kraft der Verletzlichkeit', der über 23 Millionen Mal heruntergeladen wurde, machte sie weltweit bekannt. Ihre Bücher, darunter 'Die Gaben der Unvollkommenheit' und 'Verletzlichkeit macht stark', avancierten in den USA zu Bestsellern. Die beliebte Vortragsrednerin lebt mit ihrem Mann Steve und zwei Kindern in Houston.

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Leseprobe

WAHRHEIT UND WAGNIS – EINE EINFÜHRUNG

Bei einem Interview im Jahr 2013 sagte mir ein Reporter, nachdem er meine Bücher Die Gaben der Unvollkommenheit und Verletzlichkeit macht stark gelesen habe, wolle er anfangen, an seinen eigenen Problemen mit Verletzlichkeit, Mut und Authentizität zu arbeiten.2 Lachend fuhr er fort: »Es klingt nach einem langen Weg. Können Sie mir erläutern, warum sich die Arbeit lohnt?« Ich erwiderte, dass ich beruflich wie auch persönlich zutiefst davon überzeugt sei, dass Verletzlichkeit – die Bereitwilligkeit, sich zu zeigen und gesehen zu werden, ohne das Ergebnis zu kennen – der einzige Weg zu mehr Liebe, Zugehörigkeitsgefühl und Freude sei. Rasch schloss er die nächste Frage an: »Und was ist der Nachteil?« Dieses Mal war ich es, die lachte. »Sie werden stolpern, stürzen und anecken.«

Nach einer langen Pause meinte er: »Wollen Sie damit sagen, dass sich das Wagnis dennoch lohnt?« Ich reagierte mit einem leidenschaftlichen Ja, dem das Bekenntnis folgte: »Im Augenblick sage ich unumschränkt Ja, weil ich zurzeit nicht in einem tiefen Loch stecke. Doch selbst mitten in der Turbulenz würde ich sagen, dass diese Arbeit sich nicht nur lohnt, sondern die Arbeit schlechthin ist, die man machen muss, um ein Leben aus vollem Herzen zu führen. Aber glauben Sie mir: Hätten Sie mich das mitten in der Niederlage gefragt, wäre ich weitaus weniger enthusiastisch gewesen und wohl eher stocksauer. Ich bin nicht gut darin, zu fallen und mich langsam wieder aufzurappeln.«

Seit diesem Interview sind einige Jahre vergangen – Jahre, in denen ich geübt habe, mutig zu sein und mich draußen zu zeigen –, und dennoch finde ich es immer noch unangenehm, verletzlich zu sein, und das Stürzen tut weiterhin weh. Das wird auch so bleiben. Aber ich lerne weiterhin, dass der Prozess, sich durch die Verletzung hindurchzukämpfen, genauso viel zu bieten hat wie der Prozess, mutig zu sein und sich zu zeigen.

In den vergangenen Jahren hatte ich das große Privileg, Zeit mit einigen beeindruckenden Menschen zu verbringen. Die Spanne reicht von hochrangigen Unternehmern und von Führungskräften der fünfhundert wichtigsten Firmen der USA bis hin zu Paaren, die seit über dreißig Jahren eine liebevolle Beziehung führen, und Eltern, die daran arbeiten, das Bildungswesen zu verändern. Während sie ihre Erfahrungen und Geschichten schilderten, die von Mut, Niederlagen und dem Wiederaufstehen handelten, fragte ich mich laufend: Was haben diese Menschen mit tragfähigen Beziehungen, Eltern, die tief mit ihren Kindern verbunden sind, Lehrer, die Kreativität und Lernen fördern, Geistliche, die Menschen im Glauben begleiten, und Führungskräfte, denen man vertraut, miteinander gemein?

Die Antwort war klar: Sie erkennen die Macht der Emotionen, und sie haben keine Angst davor, sich auf Unbehagen einzulassen.

Während Verletzlichkeit die Grundvoraussetzung vieler erfüllender Erfahrungen ist, nach denen wir uns sehnen – Liebe, Zugehörigkeit, Freude, Kreativität und Vertrauen, um nur einige zu nennen –, ist es der Prozess, mitten in der Turbulenz emotional wieder Tritt zu fassen, bei dem unser Mut auf die Probe gestellt und unsere Werte geschmiedet werden. Nach dem Fallen unerschrocken wieder aufzustehen ist die Methode, wie wir Rückhaltlosigkeit in unserem Leben kultivieren. Es ist der Prozess, der uns am meisten darüber lehrt, wer wir sind.

In den letzten Jahren haben mein Team und auch ich jede Woche E-Mails von Menschen erhalten, die schreiben: »Ich habe etwas Großes gewagt. Ich war mutig. Ich bin angeeckt, und jetzt werde ich ausgezählt. Wie stehe ich wieder auf?« Als ich die beiden genannten Bücher geschrieben hatte, wusste ich, dass ich irgendwann noch eins über den Umgang mit Niederlagen verfasse würde. Ich sammelte laufend Datenmaterial dazu; und was ich über die Bewältigung von Verletzungen gelernt habe, hat mich selbst immer wieder gerettet. Es hat mich gerettet, und im Lauf des Prozesses hat es mich verändert.

So sehe ich den roten Faden in meinen Büchern:

  • Die Gaben der Unvollkommenheit: Seien Sie sie selbst.
  • Verletzlichkeit macht stark: Bringen Sie sich voll und ganz ein.
  • Laufen lernt man nur durch Hinfallen: Fallen. Aufstehen. Einen neuen Versuch starten.

Der rote Faden, der sich durch alle drei Bücher zieht, ist unsere Sehnsucht nach einem Leben aus vollem Herzen. Aus vollem und tiefstem Herzen zu leben definiere ich als die Haltung, uns selbst etwas wert zu sein und uns von dieser Grundlage aus auf unser Leben einzulassen. Es bedeutet, Mut, Mitgefühl und Verbundenheit zu kultivieren und morgens mit dem Gedanken aufzustehen: »Ganz gleich, was ich heute schaffe und wie viel heute liegen bleibt, ich bin gut genug.« Es bedeutet, abends zu Bett zu gehen mit dem Gefühl: »Ja, ich bin unvollkommen und verletzlich und bisweilen auch ängstlich, aber das ändert rein gar nichts daran, dass ich mutig bin und liebenswert und dass ich dazugehöre.«

Sowohl Die Gaben der Unvollkommenheit als auch Verletzlichkeit macht stark sind Bücher, die wachrütteln sollen. Sie handeln davon, den Mut zu haben, sich zu zeigen und gesehen zu werden, selbst wenn es bedeutet, Fehlschläge, Verletzung, Scham und vielleicht sogar einen tiefen Fall in Kauf zu nehmen. Warum? Weil die Haltung, sich zu verstecken, etwas vorzutäuschen und sich gegen Verletzlichkeit zu wappnen, tödlich ist: Sie tötet unseren Geist, unsere Hoffnungen, unser Potenzial, unsere Kreativität, unsere Fähigkeit zu führen, unsere Liebe, unseren Glauben und unsere Freude. Meiner Meinung nach haben diese Bücher aus zwei simplen Gründen so viel Anklang gefunden: Die Menschen sind es leid, Angst zu haben, und überdrüssig, rastlos um ihren Selbstwert zu kämpfen.

Wir wollen mutig sein, und tief im Innern wissen wir, dass Mut Verletzlichkeit voraussetzt. Die großartige Nachricht ist, dass wir meiner Ansicht nach auf dem Weg sind, ernsthafte Fortschritte zu machen. Überall, wo ich hinkomme, begegnen mir Menschen, die mir sagen, sie ließen sich auf Verletzlichkeit und Ungewissheit ein und es verändere ihre Beziehungen und ihr Arbeitsleben.

Wir bekommen Tausende E-Mails, in denen Menschen die Erfahrungen schildern, die sie bei der Anwendung der zehn Wegweiser aus dem Buch Die Gaben der Unvollkommenheit machen (siehe Anhang) – sogar der schwierigen, wie Kreativität, Spiel und Selbstmitgefühl zu kultivieren. Ich habe mit Unternehmenslenkern, Lehrern und Eltern zusammengearbeitet, die sich mit aller Kraft um einen kulturellen Wandel bemühen, der darauf abzielt, Menschen zu motivieren, sich zu zeigen und Großes zu wagen. Die Erfahrung ist viel umfassender, als ich mir das vor über sechzehn Jahren hätte träumen lassen. Damals fragte mich mein Mann Steve: »Was ist deine berufliche Vision?« Und ich antwortete: »Ich möchte einen weltweiten Dialog über Verletzlichkeit und Scham in Gang bringen.«

Wenn wir mit einem Herzen voller Liebe in die Öffentlichkeit gehen, wird uns tiefer Kummer nicht erspart bleiben. Wenn wir neue, innovative Dinge ausprobieren, werden wir zuweilen scheitern. Wenn wir Fürsorglichkeit und Engagement riskieren, werden wir auch Enttäuschungen erleben. Es spielt keine Rolle, ob die Ursache unserer Verletzung eine schmerzhafte Trennung oder etwas Trivialeres wie der abschätzige Kommentar eines Kollegen oder ein Streit mit den Schwiegereltern ist. Gelingt es uns, uns behutsam durch diese Erfahrungen hindurchzutasten und die Verantwortung für unseren inneren Kampf zu übernehmen, können wir etwas Großes wagen und unser eigenes mutiges Ende schreiben. Wenn wir unsere Geschichten anerkennen, vermeiden wir es, zu passiven Figuren in den Geschichten anderer zu werden.

Die Formulierung »etwas Großes wagen« geht auf ein beeindruckendes Zitat aus der Rede »Der Mann in der Arena« zurück, die Theodore Roosevelt im Jahr 1910 hielt:

Es ist nicht der Kritiker, der zählt, nicht derjenige, der aufzeigt, wie der Starke gestolpert ist oder wo der Mensch, der Taten gesetzt hat, sie hätte besser machen können. Die Anerkennung gehört dem, der wirklich in der Arena ist; dessen Gesicht verschmiert ist von Staub, Schweiß und Blut; der sich tapfer bemüht, der irrt und wieder und wieder scheitert; der die große Begeisterung kennt, die große Hingabe, und sich an einer würdigen Sache verausgabt; der, im besten Fall, am Ende den Triumph einer großen Leistung erfährt; und der, im schlechtesten Fall des Scheiterns, zumindest dabei scheitert, dass er etwas Großes gewagt hat …3

Es ist ein inspirierendes Zitat, das für mich in der Tat zum Prüfstein geworden ist. Als Frau, die viel Zeit in der Arena verbringt, möchte ich jedoch den Blick auf einen bestimmten Teil von Roosevelts Rede lenken: »Die Anerkennung gehört dem, der wirklich in der Arena ist; dessen Gesicht verschmiert ist von Staub, Schweiß und Blut …« Halt. (Stellen Sie sich das Geräusch vor, das eine kratzende Nadel auf einer Schallplatte erzeugt.) Halten Sie hier inne! Bevor ich mich mit Triumph oder Leistung befasse, möchte ich an dieser Stelle ins Zeitlupentempo wechseln, damit ich mir genau vorstellen kann, was als Nächstes geschieht.

Wir liegen in der Arena mit dem Gesicht am Boden. Vielleicht ist das Publikum still geworden wie beim Football oder bei dem Hockeyspiel meiner Tochter, wenn sich die Spieler auf dem Platz über jemanden beugen, der sich verletzt hat. Vielleicht haben die Zuschauer auch...

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