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Leben des Benvenuto Cellini

Vollständige Ausgabe

AutorBenvenuto Cellini
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl401 Seiten
ISBN9783849607357
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Benvenuto Cellini gilt als einer der großen Bildhauer der Nachantike und als ein typischer 'uomo universale' der italienischen Renaissance. Nachdem sein Werk mehrere hundert Jahre nahezu vergessen war, wurde es zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu entdeckt. Er wirkte an der Schwelle der Hochrenaissance zum Manierismus als Bildhauer, Goldschmied, Medailleur, aber auch als Schriftsteller und Musiker.

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Leseprobe

 


Der Autor ahmt türkische, mit Silber damaszierte Dolche nach. – Ableitung des Worts Groteske, von Zieraten gebraucht. – Des Autors Fleiß an Medaillen und Ringen. – Seine Wohltaten an Ludwig Pulci werden mit Undank belohnt. Leidenschaft des Pulci zu Pantasilea und tragisches Ende desselben. – Kühnes Betragen des Autors, der die Verliebten und ihr bewaffnetes Geleit angreift. – Der Autor entkommt und versöhnt sich mit Benvenuto von Perugia.

 

Wollte ich umständlich beschreiben, wie vielfach die Werke waren, welche ich für mehrere Personen vollendete, so hätte ich genug zu erzählen; gegenwärtig ist aber nur so viel notwendig zu sagen, daß ich mich mit Sorgfalt und Fleiß in allen den verschiedenen Künsten zu üben suchte, von denen ich oben gesprochen habe. Ich fuhr beständig fort, mancherlei zu unternehmen, und weil ich meiner merkwürdigsten Arbeiten zu erwähnen gedenke, so soll es von Zeit zu Zeit am gehörigen Orte und zwar balde geschehen.

 

Obgedachter Michelagnolo von Siena, der Bildhauer, verfertigte zu selbiger Zeit das Grabmal des letztverstorbenen Papstes Hadrian; Julius Romano, der Maler, war in des Marchese von Mantua Dienste getreten, und die andern Freunde begaben sich nach und nach dieser da-, der andere dorthin, je nachdem er zu tun hatte, so daß jene treffliche Gesellschaft fast ganz auseinanderging.

 

Zu der Zeit kamen mir einige kleine türkische Dolche in die Hände, wovon sowohl Griff und Scheide als auch die Klinge von Eisen war; zugleich fand sich auf diesem Gewehr das schönste Blätterwerk nach türkischer Art eingegraben und auf das zierlichste mit Gold ausgelegt. Eine solche Arbeit reizte mich gewaltig, auch in dieser Profession etwas zu leisten, die doch so verschieden von meinen übrigen war, und als ich sah, daß sie mir aufs beste gelang, fuhr ich fort, mehrere dergleichen Gewehre zu machen, welche schöner und dauerhafter als die türkischen selbst ausfielen, und zwar wegen verschiedener Ursachen. Erstlich, weil ich in meinem Stahl die Figuren tiefer untergrub, als es die türkischen Arbeiter zu tun pflegen; zweitens, weil jenes türkische Laubwerk eigentlich nur aus Arumsblättern mit einigen ägyptischen Blümchen besteht, die, ob sie gleich etwas weniges Grazie haben, dennoch auf die Dauer nicht wie unser Laubwerk gefallen.

 

Denn wir haben in Italien gar verschiedene Arten, und die Künstler selbst arbeiten verschieden. So ahmen die Lombarden den Efeu und wilden Wein nach, deren schöne Ranken sehr angenehm zu sehen sind; die Florentiner und Römer dagegen haben mit noch weit mehr Geschmack gewählt: denn sie bilden den Akanth mit seinen Blättern und Blumen, die sich auf verschiedene Weise herumschlingen, und zwischen gedachten Blättern werden gewisse Vögel und verschiedene Tiere angebracht, woran man erst sehen kann, wer guten Geschmack habe. Manches kann man auch von der Natur und den wilden Blumen lernen, zum Beispiel von denen, die man Löwenmäuler nennt, und was dergleichen mehr sein mag – da denn die trefflichen Goldschmiede ihre eignen Erfindungen hinzufügen.

 

Solche Arbeiten werden von den Unkundigen Grotesken genannt, welche Benennung sich von den Neueren herschreibt, indem die aufmerksamen Künstler in Rom in manchen unterirdischen Höhlen dergleichen Zieraten fanden, weil diese Orte ehemals als Zimmer, Stuben, Studien, Säle und sonst gebraucht wurden, nun aber, da durch den Ruin so großer Gebäude jene Teile in die Tiefe gekommen sind, gleichsam Höhlen zu sein scheinen, welche in Rom Grotten genannt werden; daher denn, wie gesagt, der Name Grotesken sich ableitet. Die Benennung aber ist nicht eigentlich. Denn wie die Alten sich vergnügten, Monstra zusammenzusetzen, indem sie die Gestalten der Ziegen, Kühe und Stuten verbanden, so sollten auch diese Verbindungen verschiedener Pflanzen- und Blätterarten Monstra und nicht Grotesken genannt werden. Auf diese Weise machte ich solche wundersam zusammengesetzte Blätter, die viel schöner als die türkischen anzusehen waren.

 

Auch begab sichs, daß in dieser Zeit in einigen alten Graburnen unter der Asche gewisse eiserne Ringe gefunden wurden, von den Alten schön mit Gold eingelegt. In jedem war ein kleiner Onyx gefaßt. Die Gelehrten, die darüber Untersuchungen anstellten, behaupteten, daß man diese Ringe getragen habe, um in allen seltsamen Fällen des Lebens, sowohl glücklichen als unglücklichen, bei gesetztem Gemüte zu bleiben. Darauf machte ich verschiedene solche Ringe auf Verlangen einiger Herren, die meine großen Freunde waren. Ich nahm dazu den reinsten Stahl und grub und legte die Zieraten mit großer Sorgfalt ein; sie sahen sehr gut aus, und ich erhielt manchmal mehr als vierzig Scudi bloß für meine Arbeit.

 

Ferner bediente man sich zu jener Zeit goldner Medaillen, worauf ein jeder Herr und Edelmann irgendeine Grille oder Unternehmung vorstellen ließ und sie an der Mütze trug. Dergleichen machte ich viele, ob es gleich eine sehr schwere Arbeit war. Bisher hatte sie der große, geschickte Meister Caradosso, den ich schon genannt habe, verfertigt, und da gewöhnlich mehr als eine Figur darauf bestellt wurde, verlangte er nicht weniger als hundert Goldgulden. Nun empfahl ich mich gedachten Herren, nicht weil jener so teuer, sondern weil er so langsam war, und arbeitete für sie unter andern eine Medaille mit ihm um die Wette, worauf vier Figuren zu sehen waren, an welche ich großen Fleiß wendete.

 

Als die Herren beide Arbeiten verglichen, gaben sie meiner den Vorzug und behaupteten, sie sei schöner und besser als die andre, verlangten den Preis zu wissen und sagten: weil ich ihnen so sehr Genüge geleistet habe, so wünschten sie auch mir ein Gleiches zu tun. Darauf antwortete ich: die größte Belohnung, nach der ich am meisten gestrebt habe, sei, die Kunst eines so vortrefflichen Mannes zu erreichen, und wenn mir nach dem Urteil der Herren diese Absicht geglückt sei, so fände ich mich überflüssig bezahlt. Als ich darauf fortging, schickten sie mir ein so freigebiges Geschenk nach, daß ich sehr zufrieden sein konnte und meine Lust zu arbeiten dergestalt zunahm, daß die Folgen daraus entstanden, die man künftig vernehmen wird.

 

Nun muß ich mich aber ein wenig von meiner Profession entfernen, um einige unangenehme Zufälle meines mühseligen Lebens zu erzählen.

 

Man wird sich erinnern, daß ich oben, indem ich von jener trefflichen Gesellschaft und von den anmutigen Scherzen sprach, die bei Gelegenheit des verkleideten Knaben vorgekommen waren, auch einer Pantasilea gedachte, die erst eine falsche und beschwerliche Liebe zu mir zeigte, nun aber auf mich äußerst erzürnt war, weil sie glaubte, daß ich sie damals höchlich beleidigt habe. Sie hatte geschworen, sich zu rächen, und fand dazu Gelegenheit. Da ich denn beschreiben will, wie sich mein Leben in der größten Gefahr befand, und zwar verhielt es sich damit folgendermaßen.

 

Als ich nach Rom kam, fand ich daselbst einen jungen Menschen, der Ludwig Pulci hieß, Sohn desjenigen Pulci, dem man den Kopf abschlug, weil er sich seiner eignen Tochter nicht enthielt. Dieser junge Mensch hatte einen trefflichen poetischen Geist, schöne Kenntnisse der lateinischen Literatur, schrieb sehr gut und war über die Maßen schön und anmutig. Er hatte sich ich weiß nicht von welchem Bischof getrennt und stak tief in den französischen Übeln. Meine Bekanntschaft mit ihm schrieb sich noch aus Florenz her, wo man sich in Sommernächten auf den Straßen häufig versammelte und woselbst dieser Jüngling sich mit den besten Liedern aus dem Stegreif hören ließ. Sein Gesang war so angenehm, daß der göttlichste Michelagnolo Buonarroti, der trefflichste Bildhauer und Maler, immer ihn zu hören ging, sobald er ihn nur anzutreffen wußte; dabei waren ein gewisser Goldschmied Piloto und ich in seiner Gesellschaft.

 

Da wir uns nun nach zwei Jahren in Rom fanden, entdeckte er mir seinen traurigen Zustand und bat mich um Gottes willen: ich möchte ihm helfen! Mich bewegten seine großen Talente, die Liebe des gemeinsamen Vaterlands und meine eigene mitleidige Natur; ich nahm ihn ins Haus und ließ ihn heilen, so daß er, als ein junger Mensch, sehr bald wiederhergestellt war. Indessen studierte er sehr fleißig, und ich hatte ihn mit vielen Büchern, nach meinem Vermögen, versehen. Für diese große Wohltat dankte er mir oft mit Worten und Tränen und sagte: wenn ihm nur Gott die Gelegenheit gäbe, so wolle er sich gewiß erkenntlich bezeigen. Darauf gab ich zur Antwort: ich habe nur getan, was ich gekonnt, nicht was ich gewollt. Die Schuldigkeit der menschlichen Geschöpfe sei, einander zu Hülfe zu kommen. Er möchte nur die Wohltat, die ich ihm erzeigt, auch wieder einem andern erweisen, der seiner gleichfalls bedürfen könne. Übrigens solle er mein Freund sein und mich für den seinigen halten.

 

Darauf bemühte er sich um ein Unterkommen am römischen Hof, welches er auch bald fand. Er schloß sich an einen Bischof an, einen Mann von achtzig Jahren, den man den Bischof von Urgenis [von Gurk] nannte. Dieser hatte einen Neffen, Herrn Johannes, einen venezianischen Edelmann, welcher sehr große Vorliebe für die Talente des Ludwig Pulci zeigte und ihn unter diesem Scheine ganz und...

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