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Leben des k.k. Kapellmeisters Wolfgang Gottlieb Mozart

Große Komponisten

AutorFranz Xaver Niemetschek
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl100 Seiten
ISBN9783849602208
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Inklusive einer weiteren lexikalischen Biografie des großen Komponisten

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Leseprobe

Leben des K.K. Kapellmeisters Wolfgang Gottlieb Mozart


 

 

Dem Vater der edlern Tonkunst, dem Lieblinge der Grazien Joseph Hayden Fürstl. Esterhazischen Kapellmeister widmet dieses kleine Denkmal des unsterblichen Mozarts, aus besonderer Verehrung

der Verfasser.


I. 


 

So wie die süßen Zaubereyen der Harmonie und der allgewaltige Strom der Empfindung in den Kompositionen Mozarts, den Zuhörer jedesmal zu der höchsten Begeisterung hinreissen: eben so wecket die frühe Entwickelung und die schnelle Reife dieses schöpferischen Genies in dem Forscher der menschlichen Natur die größte Bewunderung. In beyder Rücksicht flößet der Mann ein so hohes Interesse ein, daß ich hoffen darf, diese biographische Skizze werde dem Publikum kein unwillkommenes Geschenk seyn.1

Denn welcher Freund der lieblichsten der Künste hat bey dem reinen, süßen Genuße Mozartischer Kunstwerke nicht mit innigem Gefühl an den Schöpfer dieser Wonne gedacht? wer den gewaltigen Herrscher der Harmonien nicht bewundert? – Für diese zarten, fühlenden Herzen schreibe ich diese Erzählung seiner Lebensbegebenheiten. Möge ihnen die Lesung derselben eben so viel Vergnügen machen, als mir das Aufschreiben verschafft hat. Ich erfülle dadurch zugleich eine Pflicht, die mir das vielfältige Vergnügen auflegte, welches ich in seinen Werken genoß, – die Pflicht, etwas zu der Verherrlichung seines Namens beyzutragen.

 

Der Vater unsers Raphaels in der Musik,1 Leopold Mozart, war der Sohn eines Buchbinders zu Augsburg; er studierte zu Salzburg, und kam im Jahre 1743 als Hofmusikus in die Fürstl. Kapelle. Sein Talent verbunden mit einem rechtschaffenen Charakter verschaffte ihm 1762 die Stelle des zweyten Kapellmeisters. Er war mit Anna Bertlinn verheurathet; beyde waren von einer so vortheilhaften Körpergestalt, daß man sie zu ihrer Zeit für das schönste Ehepaar in Salzburg hielt.

Leopold Mozart beschäftigte sich mit dem Hofdienste, die übrigen Stunden wendete er auf Komposition und Violinunterweisung. Welch ein vorzüglicher Kenner dieses Instruments er gewesen sey, beweiset die allgemein bekannte Violinschule die er 1766 herausgab, und die im Jahre 1770 noch einmal aufgelegt wurde2 .

Er zeugte 7 Kinder; aber nur 2 blieben am Leben; ein Mädchen und ein Knabe. Der Sohn der im Jahr 1756 am 27sten Jänner gebohren ward, hieß Wolfgang Gottlieb, oder Amadeus; die Schwester, die älter war, Maria Anna.

Da der Vater bald an den beyden Kindern ein vorzügliches Talent zur Musik bemerkte, so gab er alle Lektionen und auswärtige Geschäfte ausser seinem Dienste auf, und widmete sich ausschließlich der musikalischen Erziehung dieses Kinderpaares.

Dieser vortreflichen Leitung muß der ungewöhnlich hohe Grad der Vollkommenheit, zu dem Mozarts Genie empor stieg,3 zugeschrieben werden. Die Natur vermag freylich viel – aber verwahrlost, oder zu einer andern Richtung gezwungen, verliert sie vieles von ihrer ursprünglichen Kraft. Auf die ersten Ideenreihen und Eindrücke kommt es bekanntermassen bey der Erziehung der Kinder am meisten an; denke man sich nun ein so großes natürliches Talent, als Mozart besaß, in so günstigen Umständen, so wird man bald von dem Erstaunen, in welches uns das Unbegreifliche seiner Aeusserungen und Begebenheiten versetzt, zurück kommen, und den Thatsachen, die ich zu erzählen im Begriffe bin, gerne Glauben beymessen. Die ersten Eindrücke, die sein Ohr auffaßte, waren Harmonien und Gesang; Musik waren die ersten Worte und Ideen, die er begriff! So mußte der himmlische Funke, den die Gottheit in den Busen dieses den Harmonien1 geweihten Knabens gelegt hatte, sehr früh aufwachen, und in helle Flammen schlagen. Die gründlichen Kenntniße seines sorgsamen Vaters kamen überall dem aufwachenden Genie entgegen; so wuchs er auf, so reifte er schneller, als die bloße Natur zu reifen vermag.

Mozart war eben 3 Jahr alt, als seine 7 jährige Schwester den ersten Unterricht auf dem Klaviere bekam; und hier äusserte sich zuerst das Genie des Knaben. Er setzte sich oft freywillig zu dem Klavier und beschäftigte sich stundenlang mit der Zusammstimmung der Terzen, die er dann, wenn er sie fand, anschlug, und in lebhafte Freude ausbrach. Nun fieng also der Vater an ihm leichte Stücke spielend beyzubringen; und er fand zu seinem freudevollen Erstaunen, daß der Schüler alle menschliche Erwartung übertraf; er lernte gewöhnlich in einer halben Stunde eine Menuet, oder ein Liedchen, und trug es dann mit dem angemessensten2 Ausdrucke vor.

Jeder Leser wird es sehr wahrscheinlich finden, wenn ich sage, daß der kleine Mozart, das lebhafteste Temperament, und ein sehr zärtliches Gefühl zeigte. Seinen kindischen Spielen ergab er sich mit einer Innigkeit, die ihn auf alles übrige vergessen ließ, und Liebe für alle Personen die um ihn waren, oder sich mit ihm abgaben war sein herrschender Hang; er fragte jeden, der mit ihm umgieng, ob er ihn lieb habe, und vergoß gleich Zähren, wenn man es scherzweise verneinte.

Ueberhaupt ergab sich Mozart schon als Kind und Knabe allen Dingen, und Personen, an denen sein Geist Interesse fand, mit der ganzen warmen und lebhaften Innigkeit, deren ein so zartorganisirter Mensch fähig ist. Dieser Zug blieb stets auch an dem Manne das unterscheidende Merkmal – und war oft sein Unglück.

Im 6ten Jahre kam er schon in der Musik so weit, daß er selbst kleine Stücke auf dem Klavier komponirte, die dann sein Vater in Noten setzen mußte. Von diesem Zeitpunkte an empfand er nichts so lebhaft, als Töne, und jede andere Spielerey, die sonst Kinder freut, war ihm gleichgiltig, sobald nicht Musik dabey war.

Die täglichen Fortschritte die er darinn machte, setzten oft den Vater, der doch beständig um ihn war, und jeden Schritt beobachtete, in das überraschendeste Erstaunen; denn es waren nicht Fortschritte eines gewöhnlichen geschickten Lehrlings, sondern Riesenschritte eines Genies, dessen Größe selbst sein Vater und Erzieher nicht ahnden konnte, weil seine Entwickelung und Aeusserung auch den größten Erwartungen zuvor kam. Folgende Begebenheit, die auch Schlichtegroll in seinem Nekrolog erzählt, und die mir von mehreren Personen bestättiget wurde, mag zum Beweise dienen.

Als Wolfgang ungefähr im 6ten Jahre seines Alters war, kam einst sein Vater, aus der Kapelle mit einem Freunde nach Hause zurück; sie trafen den kleinen Tonkünstler mit der Feder in der Hand beschäftiget an. Der Vater fragte ihn was er den mache.

Wolfg. Ein Conzert fürs Klavier.

Vat. Laß sehen; das wird wohl was Sauberes seyn.

Wolfg. Es ist noch nicht fertig.

Nun nahm es der Vater in die Hand, und fand ein Geschmirre von Noten und ausgewischten Tintenflecken; denn der kleine Komponist wußte mit der Feder noch nicht recht umzugehen; er tauchte sie zu tief in der Tinte ein, und machte dann freylich immer Flecke auf das Papier, die er mit der Hand auswischte, und so weiter darauf fortschrieb. Als aber der Vater etwas aufmerksamer die Komposition betrachtete, blieb sein Blick vom angenehmen Erstaunen und einer unbeschreiblichen Rührung darauf gefesselt und helle Thränen der Freude traten in seine Augen.

Sehen Sie Freund! sprach er dann lächelnd, wie alles richtig und nach den Regeln gesetzt ist; nur kann man es nicht brauchen, weil es so schwer ist, daß es sich nicht spielen läßt.

Wolfg. Dafür ist es auch ein Konzert; man muß so lange exerzieren, bis man es heraus bringt. Sehen Sie, so muß es gehen.

Hier fieng er an es zu spielen, konnte aber auch selbst kaum so viel vorbringen, als man erkennen konnte, was seine Gedanken gewesen sind. Denn er hatte die Meynung, ein Conzert spielen, und Mirakel wirken sey alles eins.

Zu dieser Zeit hatte es der Knabe schon so weit in der Musik gebracht, daß der Vater ohne Bedenken auch das Ausland zum Zeugen der ausserordentlichen Talente seines Sohnes machen konnte.

Die erste Reise, die er mit ihm und seiner Schwester machte, war nach München, im Jahre 1762. Hier spielte Wolfgang vor dem Churfürsten ein Conzert, und erndete sammt seiner Schwester die größte Bewunderung ein.

Die zweyte Reise geschah im Herbste des nemlichen Jahres also auch im 6ten Jahre seines Alters nach Wien, wo die beyden kleinen Virtuosen dem Kaiserlichen Hof vorgestellet wurden.

Eine verehrungswürdige Dame, die damals am Hofe war, versicherte mich, daß beyde Kinder ein allgemeines Erstaunen erregt haben; man konnte kaum seinen Augen und Ohren trauen, wenn sie sich produzirten. Vorzüglich hat der verewigte Schätzer der Künste, Kaiser Franz I. an dem kleinen Hexenmeister, (wie er ihn scherzweise nannte,) viel Wohlgefallen gefunden. Er unterhielt sich vielmal mit ihm. Alle Anekdoten, die Herr Schlichtegroll bey dieser Gelegenheit erzählet, sind mir als wahr bestättiget worden.

Der Kaiser hat unter andern mit ihm...

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