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Leben geht durch den Magen

Das Bonusjahre-Programm: Wie Sie mit gesunder Ernährung fit und leistungsfähig bleiben

AutorClaus Leitzmann, Frank Elstner
VerlagPiper Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783492993487
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Beim Essen und Trinken mit der Familie oder mit Freunden entspannen wir uns und genießen das Leben. Essen sollte die natürlichste Sache der Welt sein - aber viele fühlen sich bei dem Thema verunsichert: Zu widersprüchlich sind die Informationen, zu schnell wechseln die Trends. Frank Elstner und der Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann präsentieren in diesem Buch bewährte Erkenntnisse darüber, welche Nahrungsmittel empfehlenswert sind und welche man meiden sollte, wie man das gesundheitliche Potenzial der Gewürze und Kräuter nutzt, welche anderen »Alleskönner« Garten und Natur für uns bereithalten, aber auch, ob Diäten wirklich etwas bringen. Jeder kann von diesem Buch profitieren, denn gutes Essen schmeckt nicht nur, es ist auch gesund und nachhaltig!

Frank Elstner, Jahrgang 1942, ist Journalist, Fernsehshowmaster und Entertainer. Die von ihm erfundene Fernsehshow »Wetten, dass..?« machte ihn einem Millionenpublikum bekannt. Frank Elstner erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen. Er lebt in Baden-Baden.

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Leseprobe

1
»Und sehe, dass wir nichts wissen können!«


oder
Das Dilemma der Ernährungsforschung


FRANK ELSTNER

Lieber Claus, gehen wir zu Beginn auf deinen persönlichen Werdegang ein. Geboren bis du 1933 …

PROF. DR. CLAUS LEITZMANN

… in Dahlenburg, Niedersachsen. Später zog unsere Familie nach Vögelsen, einem Dorf mit damals 240 Einwohnern bei Lüneburg, in die Nähe des Bauernhofs meiner Großeltern, auf dem wir Kinder einen großen Teil unserer Kindheit verbrachten.

An welche Nahrungsmittel erinnerst du dich besonders gerne?

Na ja, auf dem sandigen Boden waren nur Kartoffeln, Roggen und Buchweizen ertragreich, neben Honig die Grundnahrungsmittel meiner Kindheit. Mit diesen Lebensmitteln verbinden sich bis heute heimatliche Gefühle.

Dann kam die Schulzeit – sicher unter schwierigen Bedingungen in jenen Jahren.

Stimmt, meine ersten Schuljahre erlebte ich in einem Klassenraum, in dem acht Jahrgänge gleichzeitig unterrichtet wurden. Das war nur möglich mit strenger Disziplin, inklusive Rohrstockschlägen, und einem engagierten Lehrer. Drei Jahre später wechselte ich zur Mittelschule in Lüneburg – ich war immer der Jüngste in der Klasse und erlangte kurz nach meinem 16. Geburtstag die Mittlere Reife.

Gibt es denn noch lebhafte Erinnerungen an die Vorkriegs- und Kriegsjahre?

Da meine Mutter fast blind war und mein Vater im Krieg eingezogen wurde und nach dem Krieg in Gefangenschaft geriet, musste ein Großteil der Garten- und Hausarbeit – inklusive Essenszubereitung – von uns Kindern übernommen werden. Diese Erfahrungen erwiesen sich als hilfreich für meinen späteren Beruf in der Ernährungswissenschaft. Aus meiner Kindheit habe ich lebhafte Erinnerungen an die Kristallnacht in Lüneburg, den Beginn des Zweiten Weltkriegs, die Arbeit mit Kriegsgefangenen aus Polen und der Ukraine auf dem Bauernhof meiner Großeltern, die Bombenangriffe auf Hamburg und die Flüchtlingswelle aus den deutschen Ostgebieten. Diese Jahre der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegszeit mit Entbehrungen, erheblicher Verantwortung als Kind sowie eine strenge Erziehung haben mich, wie meine ganze Generation, deutlich geprägt. Es war der Wunsch meines Vaters, dass ich eine Gärtnerlehre antreten sollte – dem konnte ich mich nicht widersetzen. Anschließend war ich fünf Jahre auf Wanderschaft in verschiedenen Gartenbaubetrieben, Baumschulen und Landschaftsgärtnereien in Bad Tölz, Hamburg, Köln und Zürich. Mein Wissen über Pflanzen hat da seinen Ursprung und war mir oft nützlich.

Am Wandern/Reisen/Unterwegssein scheinst du bald Geschmack gefunden zu haben. Dich hat es ja auch später häufig in die Welt hinausgezogen.

Ja, damals habe ich meine Reiselust entdeckt, die zu ausgedehnten Fahrradtouren mit meinem älteren Bruder nach Skandinavien, Südfrankreich und Norditalien führte. Außerdem nahm ich Kontakt mit einem entfernten Verwandten in den USA auf, um die Chance für eine Reise ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten – wie es damals noch hieß – zu sondieren. Die Aussichten waren denkbar schlecht, denn aus Deutschland wollten viele Menschen auswandern, besonders die Flüchtlinge aus den Ostgebieten, die ihre Heimat für immer verloren hatten. Und aus naheliegenden Gründen waren die Amerikaner auf uns Deutsche nicht besonders gut zu sprechen. Aber ich hatte Glück, die beantragten Visa für meine Verlobte und mich wurden von der amerikanischen Botschaft in Hamburg genehmigt. Kurz darauf heiratete ich meine Ille, und unsere Hochzeitsreise machten wir mit der MS Berlin ab Hamburg Richtung New York. Die Überfahrt war allerdings weniger romantisch, sie fand nämlich mangels Kapital in der billigsten Kategorie im Unterdeck statt, mit ständiger Seekrankheit meiner frisch angetrauten Frau. Nach elf Tagen erreichten wir New York. Der entfernte Onkel wohnte auch wirklich entfernt in Columbus, Ohio, im Mittleren Westen der USA. Dort sind wir dann nach 24 Stunden Zugfahrt angekommen. Vor Ort fanden wir ein günstiges Klima mit vielerlei Arbeitsmöglichkeiten vor, dazu viele freundliche und hilfsbereite Menschen.

Columbus, Ohio

Viele deutsche Auswanderer zog es nach Columbus. Bis heute gehört das German Village zu den beliebtesten Wohnvierteln der rund 860000 Einwohner zählenden Stadt. Eigentlich sollte der Ortsteil in den 1960er-Jahren abgerissen werden, was aber durch private Initiativen verhindert wurde. Zu den Highlights des Viertels gehören der Schiller-Park, das Oktoberfest und Schmidt’s Sausage House – da gibt’s dann Würstchen mit Sauerkraut!

Da hast du dann wieder als Gärtner gearbeitet?

Genau. Aber dann erfuhr ich von der Möglichkeit, studieren zu können. Voraussetzung für ein Collegestudium war eine Eignungsprüfung, die ich trotz meiner mäßigen Englischkenntnisse bestand. An der Capital University wollte ich Botanik studieren, aber das Fach gab es dort nicht. Also schrieb ich mich für Biologie ein. Im Laufe der Zeit verlegte sich mein Schwerpunkt in Richtung Chemie, sodass ich mein Studium mit einem Bachelor in Chemie abschloss.

Und womit hast du das alles finanziert?

Gute Frage! Wir waren ja mittellos und ohne nahe Verwandte in einem fremden Land, wir konnten uns nicht einmal eine Krankenversicherung leisten. Außerdem musste ich auch noch Studiengebühren entrichten. Während dieser Jahre am College wurden auch noch drei unserer vier Kinder geboren – du siehst: eine sehr leichtsinnige Familienplanung, denn meine Frau konnte mit drei Kindern natürlich nicht mehr arbeiten. Das Haushaltsgeld war dementsprechend knapp, aber meine Frau hat mit Kinderbetreuung ein wenig dazuverdienen können. Viele Stunden Arbeit neben dem Studium und ein zusätzliches Jahr waren erforderlich, um mein Studium erfolgreich abzuschließen. Wie so oft, wenn Männer gut vorankommen, war es auch bei mir der ungebrochene Beistand meiner Frau, der meine Karriere möglich machte. Dazu kamen glücklicherweise unsere stabile Gesundheit und der Wille zum Erfolg, gepaart mit freundlicher Unterstützung durch liebe Menschen, und eine gute Portion Glück. Nach meinem Bachelor wurde mir von der University of Minnesota ein Stipendium zur Promotion angeboten. Nach zwei Jahren erhielt ich meinen Master in Mikrobiologie, und nach drei weiteren Jahren promovierte ich in Biochemie. Danach war ich zwei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Molekularbiologie an der University of California in Los Angeles tätig. Mein damaliger Chef, Paul Boyer, hat für seine Arbeit über die Energiesynthese der Zelle später, nämlich 1997, den Nobelpreis für Chemie erhalten.

Mit Nobelpreisen werden wir es sicher noch öfter zu tun haben in unserem Buch. Vielleicht hättest du ja auch noch einen bekommen, wenn du in den USA geblieben wärst. Warum hast du das Land verlassen?

Im Jahre 1969 bekam ich eine Einladung der Rockefeller-Stiftung, als Dozent für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Mahidol-Universität in Bangkok, Thailand, zu arbeiten. Diese Stiftung hatte erkannt, dass Mediziner, die in westlichen Ländern studieren, selten in ihr Heimatland zurückkehren, um ihrem Land zu dienen. Die Stiftung hat nicht nur das entsprechende Gebäude erbaut und ausgestattet, sondern auch Experten aus verschiedenen Ländern berufen, um Mediziner im Land selbst auszubilden. Damals war Thailand nämlich noch ein Entwicklungsland und der Vietnamkrieg in vollem Gange. Trotzdem stimmte meine Frau zu, mit unseren vier Kindern nach Asien zu ziehen – also beruflich und privat wieder einmal eine große Herausforderung.

Die Rockefeller-Stiftung

Die Stiftung wurde 1913 von John D. Rockefeller (1839–1937) gegründet mit dem Ziel, Armut oder Krankheiten nicht durch Almosen zu lindern, sondern die Ursachen menschlicher Übel zu finden und zu bekämpfen – »to promote the well-being of mankind throughout the world«, also das Wohl der Menschheit in der ganzen Welt zu fördern. Die treibende Kraft war allerdings der Sohn des Stifters, John D. Rockefeller II. (1874–1960). Geschätztes Stiftungsvermögen heute: 3,4 Milliarden US-Dollar.

Und was war deine Aufgabe? Welche Projekte hast du vor Ort betreut?

Damals war beispielsweise die Ernährungssituation in den ländlichen Regionen Thailands unzureichend. Ich habe Medizinstudenten in Biochemie ausgebildet und daneben auch Vorlesungen über Krankheiten durch Nährstoffmängel gehalten, die häufig auftraten. Ein Forschungsschwerpunkt meiner Gruppe war auch die Verhütung von Blindheit, die durch Vitamin-A-Mangel entsteht.

Nach zwei Jahren in Bangkok bekam ich dann das Angebot, das Labor des Forschungszentrums für Unterernährung und Anämie in Chiang Mai in Nordthailand zu leiten. Hier wurden Kinder medizinisch versorgt, die in ihrem häuslichen Umfeld, insbesondere bei den armen und abgelegenen Bergvölkern, kaum eine Überlebenschance hatten. Das medizinische Team in diesem Zentrum behandelte schwere Fälle von Unterernährung, und wir untersuchten bestimmte Stoffwechselparameter und den Ernährungsstatus dieser Kinder. Einige der wichtigsten Ergebnisse unserer Forschung betrafen Wachstumshormone, Vitamin A, Immunparameter sowie die gefährlichen Auswirkungen einer Eisenzugabe bei unterernährten Kindern. Ja, und hier begann auch meine Karriere als...

Blick ins Buch

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