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E-Book

Leben mit Jagdhund

Praxishandbuch für ein entspanntes Miteinander

AutorInes Scheuer-Dinger
VerlagCadmos Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl128 Seiten
ISBN9783840464584
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Jagdhunde haben aufgrund ihrer Selektionsgeschichte Eigenschaften und Bedürfnisse, die sie in mancher Hinsicht von anderen Hundetypen unterscheiden. Im Alltag als Familienhund ist es nicht immer einfach, diese Bedürfnisse mit unserer Umwelt unter einen Hut zu bekommen. Nicht selten sind Probleme im täglichen Umgang, aber auch beim Training, vorprogrammiert und Mensch und Hund sind gleichermaßen frustriert. Wer mit einem Jagdhund entspannt den Alltag meistern möchte, muss ihn verstehen und für eine gute und stabile Bindung und Beziehung sorgen. Diese ist auch die Basis für Erfolg im Hundesport oder auf der Jagd. In diesem Praxishandbuch erfahren Jagdhundehalter und solche, die es werden wollen, was sie im Zusammenleben mit einem solchen Hund beachten müssen und wie man mit freundlichen und fairen Methoden das Jagdverhalten in erwünschte Bahnen lenken kann. Außerdem wird erklärt was Jagdhunde im jagdlichen Einsatz leisten müssen und welche Möglichkeiten es gibt, einen Hund für den jagdlichen Einsatz auszubilden. Das hilft auch denjenigen, die keine jagdliche Ausbildung anstreben, das Verhalten ihres Hundes besser zu verstehen und einzuordnen. Das Buch wird vom BHV empfohlen.

Ines Scheuer-Dinger kommt aus Erlangen und trainiert dort unter dem Namen 'Hunting Noses' Menschen mit (Jagd-)Hunden. Im Rahmen ihres Soziologiestudiums hat sie sich mit der Rolle der Hundehaltung in unserer Gesellschaft und der Mensch-Hund-Beziehung befasst und zeitgleich eine Trainerausbildung zum International Dogtrainer absolviert. Sie ist Jagdscheininhaberin und hat ihre zwei Drahthaarvizlas auf Basis positiver Verstärkung auf jagdliche Prüfungen vorbereitet. Der freundliche und faire Umgang mit dem Hund stellt die Grundlage ihrer Arbeit da.

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Leseprobe

SO ARBEITEN SIE MIT DIESEM BUCH


Beim Thema Jagdverhalten und Jagdhundehaltung sind viele Hundehalter verunsichert und demotiviert. Bei Hundetreffs hört man immer wieder: „Wenn dein Hund einen starken Jagdtrieb hat, kannst du nichts machen“, oder: „Na ja, das ist ein XY-Jagdhund, da hilft nur ein Stromhalsband“, oder: „Wenn der in Spanien beim Jäger Erfolg hatte, dann kannst du da eh nichts mehr erreichen.“ Auch unter Jägern gibt es solche Aussagen, die wenig Hoffnung machen, etwa: „Wenn der einmal anschneidet (Wild anfrisst), ist er zu nichts mehr zu gebrauchen.“

Solche Aussagen führen oft dazu, dass ein Hund keine Chance mehr auf Freilauf oder ein bedürfnisorientiertes Leben erhält. Dabei ist jeder Hund anders und längst nicht alle haben ihre Rassebeschreibung gelesen … Zudem haben sie bei aller Unterschiedlichkeit eines gemeinsam: Hunde können immer lernen! Sie können ihr Verhalten ein Leben lang anpassen! Es liegt also an uns und den Lern- und Lebensbedingungen, wenn der gewünschte Erfolg ausbleibt. Wir als Trainer unserer Hunde müssen auf die richtigen Bedingungen achten und wissen, wie Hunde lernen.

Wer sein Training mit der Einstellung beginnt, dass sich das unerwünschte (Jagd-) Verhalten des Hundes wohl kaum ändern lässt, wird tatsächlich nur schwer Erfolge erzielen. Voraussetzung ist also, dass Sie an sich und Ihren Hund glauben. Ich habe schon viele Teams betreut, die anfangs bezweifelt haben, dass ihr Hund jemals entspannt mit ihnen durch den Wald laufen, geschweige denn abrufbar sein würde. Und ich kenne auch Hunde von Jägern, die beim Schuss panisch wurden und bei denen niemand glaubte, dass sie jemals wieder mit auf eine Gesellschaftsjagd gehen würden. Dank gut aufgebautem und fleißigem Training haben diese Hunde ihre Menschen eines Besseren belehrt. Falls das Verhalten Ihres Hundes für Sie ein Problem ist, sollten Sie ihm die Chance geben, es zu ändern.

Wenn ich etwas Neues lese und davon überzeugt bin, möchte ich oft am liebsten gleich alles ausprobieren. Sollte das bei Ihnen auch so sein, dann nutzen Sie diese Motivation unbedingt, um loszulegen. Doch am besten starten Sie ohne Hund: Schreiben Sie einen Trainingsplan oder sammeln Sie Belohnungsmöglichkeiten. Tappen Sie nicht in die Falle zu versuchen, direkt all die verschiedenen Dinge mit Ihrem Hund zu trainieren. Man ist sonst ein paar Tage voll dabei und wundert sich dann, warum der Hund nicht versteht, was er tun soll.

Wenn Sie das Verhalten Ihres Hundes ändern möchten, gehen Sie es langsam und geplant an. Bedenken Sie, dass wir Menschen erst mal Zeit brauchen, um alte Gewohnheiten abzustellen oder Neues zu lernen. Wenn Sie bisher noch kein Markersignal verwenden (siehe entsprechendes Kapitel), sollten Sie sich mindestens ein bis zwei Wochen Zeit nehmen, ein solches in Ihren Alltag zu integrieren. Anfangs wird die Umsetzung der neuen Trainingstechnik holprig, unsicher und ungenau sein. Meistens versteht der Hund dann nicht, was Sie von ihm wollen, und es kann ihn auch verwirren oder verunsichern. Haben Sie also nicht nur mit Ihrem Hund Geduld, sondern auch mit sich selbst. Erst wenn Sie nicht mehr über die Verwendung des Markersignals und den Einsatz einer passenden Belohnung nachdenken müssen, können Sie sich ans eigentliche Training wagen.

Wichtig für den Trainingserfolg ist, dass Sie nicht zu viel auf einmal anstreben. Wenn Sie effektiv an der Kontrolle des Jagdverhaltens arbeiten möchten, sollten sie sich einige Zeit nur auf das Projekt „Sicherer Freilauf“ konzentrieren. Würden Sie sich gleichzeitig auf eine Prüfung vorbereiten und vielleicht noch weitere „Baustellen“ bearbeiten, würden Sie zum einen viele Belohnungen für unterschiedliche Dinge „verbraten“ und zum anderen den Hund womöglich überfordern. Kleine Schritte führen letztendlich schneller zum Ziel und erhalten die Motivation. Üben Sie Neues daher so lange, bis es Ihren Ansprüchen genügt, und gehen Sie erst dann zum Nächsten über. Nur wenn Sie motiviert bei der Sache bleiben, Ihr Handeln immer wieder überprüfen, Stolperfallen eliminieren, die Übung sehr häufig wiederholen und sie unter steigender Ablenkung gut generalisieren, wird Ihr Hund Sie mit einem zuverlässigen Verhalten belohnen.

Sollte es Ihnen schwerfallen, über längere Zeit motiviert zu trainieren, lassen Sie sich von einem kompetenten Trainer unterstützen. Überlegen Sie außerdem, wie Sie sich selbst fürs Training mit Ihrem Hund belohnen könnten und was Ihnen sonst noch hilft, am Ball zu bleiben. Sie könnten z. B. Ihr Training dokumentieren. So können Sie später vergleichen und sich vor Augen führen, was Sie schon geschafft haben. Oft ist es auch eine gute Idee, gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin zu trainieren, der/die dasselbe Problem hat. Und vergessen Sie nicht: Was ist schon ein halbes Jahr Training gegen ein Hundeleben lang entspannte Spaziergänge und eine zufrieden schnarchende Jagdhundenase?!

Verhalten Sie sich im Wald rücksichtsvoll und behalten Sie Ihren Hund lieber einmal zu viel als einmal zu wenig an der Leine. (Foto: Kilian Reil)

Bevor Sie mit dem eigentlichen Training beginnen, ist ein wenig Detektivarbeit gefragt. Denn nur wenn die Lernbedinungen gut sind, die Bedürfnisse des Hundes bestmöglich erfüllt sind und er wenig Stress und Frust hat, können die Übungen und das Training greifen.

Wenn Sie Ihren Hund nicht jagdlich führen, aber am Jagdverhalten arbeiten möchten, bedenken Sie bei allem, was Sie draußen mit Ihrem Hund tun, dass Sie im Wohnzimmer von Hase, Reh und Co. zu Gast sind! Versuchen Sie deswegen, das Wild so wenig wie möglich zu stören, bleiben Sie auf den Wegen und vermeiden Sie es, Ihren Hund in der Dämmerung frei laufen zu lassen (zu dieser Zeit ist das Wild am aktivsten). Bereits das Aufsuchen und Nachstellen von Wild erfüllt den Tatbestand der Wilderei. Überprüfen Sie deshalb, bevor Sie eine der hier beschriebenen Übungen machen, ob Sie hierbei das Wild beunruhigen oder stören könnten. Wenn Sie Ihren Hund immer genau beobachten, merken Sie schnell, wo Wildtiere wohnen. Falls Sie sich nicht sicher sind, nehmen Sie Kontakt zum Jagdpächter in Ihrem Gassigebiet auf und informieren Sie sich darüber, wie Sie sich am wildfreundlichsten verhalten können. Fast jeder Jagdpächter freut sich, wenn Hundehalter das Gespräch suchen und mit ihrem Hund trainieren wollen.

Unterwegs in Wald und Feld – Hinweise für Hundehalter

Verhalten in der Brut- und Setzzeit:

Als Hundehaltern sollte uns immer bewusst sein, dass wir uns im „Wohnzimmer“ von Hase, Reh, Wildschwein und Co. befinden, wenn wir mit unserem Vierbeiner in Wald und Feld unterwegs sind. Die Wildtiere können sich allein durch unsere Anwesenheit gestört fühlen. Dementsprechend umsichtig sollten wir uns verhalten, vor allem in der Brut- und Setzzeit.

Von März bis Mitte Juli sind die Tiere in Wald und Feld mit der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt und besonders empfindlich. Auch wenn der Hund nicht jagt oder sehr gut kontrollierbar ist, kann allein seine Anwesenheit die Elterntiere von ihren Jungen oder Gelegen vertreiben. Diese werden dann nicht mehr ausreichend versorgt oder kühlen aus. Rehe legen ihre Kitze oft ungeschützt in der Wiese oder im Wald ab und äsen an anderen Stellen, ebenso liegen junge Hasen schutzlos herum. Jungtiere drücken sich gut und geben wenig Witterung ab, trotzdem kann es vorkommen, dass der Hund sie stört oder findet. Bitte fassen Sie die Jungtiere keinesfalls an! Vorsicht ist auch an Uferrändern geboten. Dort trifft man nicht selten auf Entenküken, die leichte Beute für den Hund sind. Gerade wenn Ihr Hund an den warmen Tagen gern schwimmen geht, sollten Sie sich daher von Schilf fern halten. Auch Biber, die in unseren Breiten wieder häufiger werden, sind nicht besonders erfreut über die Anwesenheit eines Hundes. Sie sind sehr wehrhaft und verteidigen ihre Jungen auch im Wasser.

In einigen Bundesländern herrscht deshalb in der Brut- und Setzzeit Leinenzwang. Über die Bestimmungen in Ihrem Landkreis beziehungsweise in Ihrer Stadt können Sie sich beim jeweiligen Ordnungsamt informieren.

In der Brut- und Setzzeit ist es sinnvoll, Beschäftigungen wie Suchspiele vor allem auf Wegen, im Garten oder im Haus stattfinden zu lassen. Eine willkommene Abwechslung, die das Wild wenig stört und es dem Hund ermöglicht, auch an der Leine mal Tempo zu machen, ist gemeinsames Joggen oder das Laufen am Fahrrad.

Bitte beachten Sie außerdem:

•Das Einsammeln von Hinterlassenschaften auf Wiesen und Feldern, auch an den Rändern, sollte selbstverständlich sein. Ebenso sollten Sie Ihre gefüllten Kotbeutel mit nach Hause nehmen und in Ihrem Mülleimer entsorgen.

•Das Betretungsverbot von Feldern und Äckern während der Vegetationszeit gilt auch für Ihren Hund, egal ob er frei oder an der Leine läuft. Gerade an...

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