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Lehrwerkanalyse von 'Wir' und Vorbereitung der Implementierung eines neuen Abiturlehrwerks für Deutsch als Fremdsprache in Sri Lanka

AutorYoganjana S. M. Hewarathna J.M.
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl122 Seiten
ISBN9783668597679
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Deutsch als Fremdsprache, Note: 1,7, Friedrich-Schiller-Universität Jena (Deutsch als Fremd-und Zweitsprache und interkulturellen Studien), Sprache: Deutsch, Abstract: Lehrwerke sind das Handwerkszeug für die Unterrichtenden und Lernenden. Sie dienen zum einen als Hilfe, den Unterricht zu planen und zu gestalten, zum anderen scheinen sie eine wertvolle Gedächtnisstütze für die Lernenden zu sein. In Deutschland sind die DaF (Deutsch als Fremdsprache) Lehrwerke in verschiedenen Ausführungen und großer Stückzahl verfügbar und werden für den DaF-Unterricht verwendet. In Sri Lanka gibt es dagegen nur ein einziges regionales DaF Lehrwerk mit dem Namen Kulturbeutel, welches vor acht Jahren für die Deutsch als Fremdsprache Lernenden in Sri Lanka für den Bereich Tourismus konzipiert wurde. Die vorliegende Arbeit erwuchs aus dem Interesse an der Lehrwerksanalyse von Wir für das Abitur Deutsch als Fremdsprache in Sri Lanka. Das Lehr- und Arbeitsbuch: 'Wir: Grundkurs für junge Lerner' ist ein dreibändiges Lehrwerk. Es bereitet junge Lernende auf die Prüfungen Fit in Deutsch 1 und 2 (A1, A2) (für Österreich: KID 1 und 2) sowie Zertifikat Deutsch für Jugendliche (B1) vor. Allerdings ist dieses 13 Jahre alte DaF Lehrwerk das aktuelle Lehrwerk im Rahmenplan des Abiturs in Sri Lanka. Dies war der Entscheidungsfaktor für meine Wahl des Lehrwerks Wir.

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Leseprobe

III Die Lehrwerkanalyse


 

3.1 Begriffsbestimmung: Lehrwerk und seine Funktion


 

„Wenn es über die Beschäftigung mit bestimmten Teilaspekten von Sprache und Kultur hinaus den Anspruch erhebt, den gesamten Lernprozess über einen bestimmten Zeitraum zu begleiten oder gar zu steuern und die Vielfalt der sprachlichen Phänomene abzudecken, spricht man normalerweise von „Lehrwerken“, […] (Rösler 1994: 73f)“.

 

Wird die theoretische Phase dieser Studie kompiliert, ist es notwendig, den zentralen Begriff Lehrwerk klar zu umreißen und ihn für diese Arbeit festzulegen. Das Lehrbuch wird mit verschiedenen Namen wie Kursbuch, Schülerbuch, Lernerbuch oder Hauptbuch im FSU (Fremdspracheunterricht) gemeinverständlich dargestellt (vgl. Rösler/Würffel 2014: 20). Das Lehrwerk wird im Fachlexikon DaF/DaZ als ein strukturiertes, publiziertes Text- und Übungsangebot für den Unterricht oder das Einzelstudium bezeichnet, das in der Regel auf einem methodisch- didaktischen Gesamtkonzept basiert (vgl. Funk 2010: 188).

 

Da Lehrwerke mit allen entscheidenden Faktoren des Unterrichtsprozesses vernetzt sind, hängt ihre Funktion von ihrer Einbindung in diesen komplexen Funktionsgefügen ab, in dem Lehrwerke durchaus unterschiedliche Ausprägungen und Funktionszuweisungen haben können (vgl. Krumm 1999: 119). Zudem ist es das Ziel des Kapitels dieser Studie, die Funktion des Lehrwerks im Fremdsprachenunterricht aufzuzeigen und die Tradition zum aktuellen Forschungstand der Lehrwerksforschung und Lehrwerkskritik zu analysieren.

 

Nach Bimmel/Kast/Neuner (vgl. 2003: 13) ist das Lehrwerk nicht „identisch“ mit dem Unterricht, den die Lehrenden mit der eigenen Klasse durchführen. Es ist vielmehr ein Angebot zur Unterrichtsgestaltung, das die Lehrenden im Hinblick auf einen eventuell existierenden Lehrplan, gemäß ihren eigenen Vorstellungen, an die ganz konkrete Lehrsituation in der jeweiligen Klasse und die einzelnen Schülerinnen und Schüler anpassen müssen. Dieses System kann wie in der folgenden Abbildung grafisch dargestellt werden.

 

Abb.3

 

 

Darunter ist das Lehrwerk als ein Angebot für die Unterrichtsgestaltung zu verstehen. Das Lehrwerk allein macht aber noch keinen Unterricht, denn der wird sowohl durch die Lehrenden als auch die Lernenden gestaltet oder strukturiert. Neuner (2007: 400) misst den Lehrwerken im Rahmen des Beziehungsgefüges, dem der Fremdsprachenunterricht unterliegt, eine Mittlerrolle bei, weil das Lehrwerk als Vermittler zwischen Unterricht, dem Lehrplan und den Lernenden gesehen werden kann. Demzufolge gilt das Lehrbuch als ein in sich abgeschlossenes Druckwerk, dem eine bestimmte didaktische und methodische Konzeption zugrunde liegt. Im Lehrbuch sind zudem auch die benötigten Hilfsmittel (Texte, Übungen, Grammatikdarstellungen, Vokabular etc.) zwischen zwei Buchdeckeln vorhanden (vgl. Neuner 1989: 240). Dieselbe Meinung wurde vor fünfunddreißig Jahren von Piepho erwähnt: „Was das Lehrwerk leisten kann, ist eine halbwegs schlüssige Progression von Aufgaben und Übungstypen zu Lexik, Syntax und grammatischen Einsichten“ (1982: 38).

 

Ebenso hilft das Lehrwerk, wie es Heyd (1991: 185) fasst, „etwas darzustellen, zu veranschaulichen, bestimmte Lehr-und Lernprozesse zu unterstützen oder überhaupt erst zu ermöglichen“. Lehrwerke stellen nach Jonson (1974) für die Mehrzahl der Schüler engsten substanziellen Kontakt zur deutschen Gesellschaft dar. Diese Aussage muss jedoch vor ihrem zeitlichen Hintergrund betrachtet und entsprechend realisiert werden. Dennoch belegen Studien, dass das Lehrwerk u.a. bezogen auf die Entwicklung der Lernersprache (vgl. Baur/Baur 1992), die Bildung eines Deutschlandbildes (vgl. Rösler 1992; Ammer 1994) und in Bezug auf Art und Umfang der Grammatikvermittlung (vgl. Zimmermann 1990) wesentlichen Einfluss auf den Lernprozess nimmt.

 

Nieweler erkennt eine „erzieherische Funktion“ des Lehrwerks für LehrerInnen (vgl. 2000: 14), da sie dadurch einen schnelleren Zugang zum Unterricht finden, als durch die Lehrpläne, die den Lehrer/innen neue Lernstrategien, Arbeitstechniken und Lernautonomie näherbringen sollten. Bausch (1999: 17) versteht das Lehrwerk ferner als ein Lehr- und Lernschrittmacher: d.h. die Lehrwerke steuern und beeinflussen im übergeordneten Sinne den gesamten Unterrichtsprozess. Nach der Schilderung von Abdalla (2011: 29) bezieht sich dies genauso auf die Inhaltsebene, auf die unterrichtsmethodischen Prinzipien, auf die Progressionsstrukturen sowie auch auf die Qualitätsstandards. Die Einzelschritte des Unterrichts bauen aufeinander auf und stützen somit die Lehrprogression: z.B. der grammatischen Schritte. Wilhelm erwägt, dass das Lehrwerk im Fremdsprachenunterricht beim Gliedern hilft (vgl. 2000: 120). Normalerweise versuchen die Lehrwerkautoren die neusten Entwicklungen und Ideen im Bereich der Fachwissenschaften in ihren Lehrwerken umzusetzen, um ein besseres Resultat beim Lehr- und Lernprozess zu erreichen und dem Anspruch der Modernität zu entsprechen. Wie die Lehrer mit dem jeweiligen Lehrwerk umgehen und inwieweit sie die diesem Lehrwerk zugrundeliegenden methodisch-didaktischen und pädagogischen Leitideen realisieren, bleibt allerdings oft unkontrollierbar (vgl. Abdalla 2011: 9).

 

Das Erlenen einer Fremdsprache ist an Inhalte und Wissen gebunden: Die fremden Wörter stellen Bedeutungsträger dar. Die Texte machen Aussagen über das zielsprachliche Land, Bilder und andere optische Medien sind Vermittler von Ausschnitten einer fremden Realität, das heißt Lehrwerke vermitteln den Lernenden auf kompakte Weise Fakten, Wissen, Ideen sowie Verhaltensweisen, soziale Konventionen und Werte des Zielsprachlandes.

 

“Aber ein Lehrwerk soll ja nicht nur Texte zu Themen liefern, sondern die Gesamtheit der Anforderungen an Spracharbeit in den Bereichen Aussprache, Lexik, Wortschatz, Grammatik, Textarbeit usw. abdecken und mit einer Übungs-und Aufgabenvielfalt verbinden. Je weniger ein Lehrwerk sich auf seine Aufgabe, diese verschiedenen Aspekte zusammenführen, einlässt und je stärker es sich selbst nur als eine Materialsammlung versteht, desto irrelevanter ist es-denn für die eigene Lerngruppe geeignete Materialien zu sammeln, können professionelle Lehrerende in Eigenregie besser, sofern ihnen die dafür notwendigen zeitlichen und technischen Ressourcen zur Verfügung stehen (Rösler/Schart 2016: 485)“.

 

Des Weiteren wird hier darauf hingewiesen, dass Lehrwerke immer noch und immer wieder einen sehr großen Schwerpunkt für die Unterrichtenden mit der Stützfunktion haben und „ein wichtiges Unterrichtmittel“ (Gadatsch 1991: 35) sind, deren zentrale Rolle unbestritten ist (Krumm 1994: 23; ähnlich 1994a: 9). Denn es bestimmt wie kein anderer Faktor das Geschehen im fremdsprachlichen Unterricht und legt in der Umsetzung des Lehrplans die Ziele des Lehrens fest.

 

„Dieses begrenzte Paradigma des Lehrbuches muss in Planung und Durchführung des Unterrichts mit der Sach-und Welterfahrung der Schüler in Beziehung gebracht werden. Die Sprachmittel müssen zu Zielen führen, nach deren Erreichung der Schüler nicht die fingierten Äußerungen der Lehrbuchautoren und -personen nachvollzieht, womit er keine konkreten Umstände und Sachverhalte bezeichnet oder kommentiert, sondern seine und die Umwelt seiner Mitschüler deutet, erklärt, bespricht. Diese Umwelt kann geschaffen sein (Situations-Rollen-Handlungsspiel), sie kann in einer erdachten und erzeugten Realität (Bild, Text, Erzählung) bestehen oder das tatsächliche Erfahrungsfeld sein. Weltbezug, Aufgaben, Denk- und Redeanlässe und Verwendungen sind im Unterricht anders als die Vorlage des Buches“ (Piepho 1982: 38 ff.)

 

Zuletzt wird mit der Leupolds Auffassung (2001: 12) in diesem Teil festgestellt, dass Lehrwerke nur einen „Rahmen (stellen), innerhalb dessen lernergruppenspezifische methodische Konkretisierungen durch die Lehrperson erfolgen müssen“, was auf den Umstand zurückzuführen ist, dass das Lehrwerk „[…] nicht auf spezifische Klassensituationen, geschweige denn auf die individuellen Interessenlagen einzelner Schülerinnen oder Schüler ausgerichtet sein kann“. Dies impliziert, dass es das optimale Lehrwerk nicht geben kann. Erst im sinnvollen Zusammenspiel zwischen Lehrkraft, Lerner und Material wird die Grundlage für ein effizientes, individualisiertes und adressatengerechtes Lernen geschaffen (Winzer-Kiontke 2016: 159).

 

3.2 Lehrwerkforschung und Lehrwerkkritik


 

Nicht nur die Lehrwerke treten jährlich mit verschiedenen Aspekten in den Markt, sondern die Bedürfnisse der Lernenden unterscheiden sich je nach dem Interesse, der Technologie, dem Alter, der Perspektive und dem Beruf usw. Als Folge davon entstehen immer wieder neue Lehrwerke. Zudem werden diese durch bestimmte Faktoren wie übergreifende soziokulturelle, allgemein pädagogische und didaktische und fachspezifische Faktoren[26] beeinflusst (vgl. Bimmel, Kast, Neuner 2011: 15).

 

Man sollte sich eher Gedanken darübermachen, wie man das Angebot des Lehrwerks im Unterricht einsetzen kann. Aus diesem Bedingungsgefüge sind die grundlegenden Forschungsfelder wissenschaftlicher Lehrwerkanalyse festzulegen. In Bezug auf Form und Ziele der systematischen Auseinandersetzung mit Lehrwerken sind grundsätzlich drei...

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