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E-Book

Leinen los - wie ich mitten in Berlin ein Hausboot baute, um meinen Traum zu leben

AutorKerstin Hack
Verlagbene! eBook
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783963400292
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Wer träumt nicht davon, sich von unnötigem Ballast zu befreien und selbstbestimmt zu leben? Kerstin Hack erzählt, wie sie sich ihren persönlichen Traum vom Leben auf einem Hausboot mitten in Berlin und von einem freien, unabhängigen Lebensstil erfüllt hat. Eine Reise in die Sehnsucht ... Ob 'Downsizing' oder 'Minimalismus' - es gibt viele Begriffe für das, was Kerstin Hack inzwischen auf ihrem Hausboot lebt. Doch was zu nächst einfach klingt, war ein langer und teils steiniger Weg. Es gab mehr als eine Krise. Und auch Momente, in denen der Traum vom guten Leben zu scheitern drohte. Lassen Sie sich von Kerstin Hack mitnehmen auf eine authentische und emotional bewegende Berg- und Talfahrt: Sie hat erfahren, was echte und was falsche Freunde sind. Und auf wen man sich am Ende wirklich verlassen kann. Ihre Geschichte macht Mut, seinem eigenen Traum zu folgen und das scheinbar Unmögliche zu wagen. Auch, um daran zu wachsen.

Kerstin Hack, Jahrgang 1967, studierte in Tübingen und Singapur Anglistik und Ethnologie mit Schwerpunkt interkulturelle Kommunikation. Geschäftsführerin eines international tätigen Vereins. Gründung des Verlages und der Beratungsfirma 'Down to Earth'. Systemischer Coach und Supervisorin, Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation, 'Wingwave'-Coach.

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Raumwind


Oder: Wie man die Chance, einen Traum zu leben,
gründlich verpasst und wie er dann ganz unverhofft anders wieder um die Ecke kommt.

 

 

Ihr aber seht und sagt: Warum?

Aber ich träume und sage: Warum nicht?

 

George Bernard Shaw

 

 

Fünf Zimmer mit fünf Balkonen im Herzen von Berlin.« Die Immobilienanzeige im Schaufenster einer Bank zog mich magisch an. Ich verfüge über ein gutes Maß an Improvisationstalent, doch im Lauf der letzten Jahre war es auch für mich beschwerlicher geworden, Gäste länger zu beherbergen.

Mein Schlafzimmer, das ich Gästen gerne zur Verfügung stellte, lag hinter dem Wohnzimmer, das – typisch Berlin – ein Durchgangszimmer war. Ich beginne den Morgen gern auf dem Sofa mit einer Tasse Kaffee, Reflexion und Gebet und kam nur schwer zur Ruhe, wenn Gäste auf dem Weg zur Küche, nach draußen oder zum Badezimmer ständig an mir vorbeiliefen.

Auch das Badezimmer stellte einen Engpass dar. Es gab Zeiten, in denen Sauberkeitsfanatiker gefühlte Stunden hinter der verschlossenen Tür verbrachten, während die anderen Gäste und ich darauf warteten, endlich zur Toilette zu können. Eine kleine Küche, die nicht einmal Platz für einen Tisch bot, war auch nicht ideal, um mehrere Gäste zu beherbergen.So begann ich davon zu träumen, eine größere Wohnung zu finden, mit Bad und separatem WC, großer Küche und einem eigenen Zimmer für Gäste. Da ich mittlerweile neben meiner Tätigkeit als Autorin und Verlegerin auch als Coach arbeitete, benötigte ich außerdem ein großes Büro oder einen separaten Beratungsraum. Außerdem wünschte ich mir ein Wohnzimmer, das groß genug für Seminare war. Hell sollte es sein. Und natürlich mit Weitblick und Balkon. Das brauche ich, um den Himmel zu sehen.

Wie erstarrt blickte ich auf die Anzeige im Schaufenster der Bank: Hier lächelte mich die eierlegende Wollmilchsau an: »Mich gibt es wirklich. Ein 30 Quadratmeter großes Wohnzimmer, drei Schlafzimmer, ein Büro, ein weiterer kleiner Raum (Beratungsraum!) mit separatem Eingang. Außerdem Balkone vor Küche, Wohnzimmer und zwei Schlafzimmern. Im Zentrum Berlins – fünf Minuten Fußweg vom Galerienviertel und der Synagoge in der Oranienburger Straße entfernt.

Ich verliebte mich auf der Stelle in diese Wohnung und gleich noch einmal, als ich sie sah. Das war genau das, wovon ich immer geträumt hatte – nur besser. Zwei moderne, mit blau schimmernden Fliesen ausgestattete Bäder, ein WC, eine riesige Wohnküche mit Blick zum Fernsehturm. Ein Wohnzimmer, das groß genug war zum Tanzen und für Seminare. Nicht nur ein, sondern sogar zwei Gästezimmer und ein separater Eingang zum Beratungsraum. Was will man mehr? Nichts.

Weil die Wohnung im fünften Stock ohne Aufzug lag, kostete das Prachtstück »nur« 400000 Euro für 180 herrliche Quadratmeter über den Dächern Berlins. 400000 Euro, die ich nicht hatte. Meine kleine Firma warf in guten Zeiten gerade genug zum Leben ab. In schlechten Zeiten nicht einmal das.

Doch der Haken saß. Die Wohnung war der absolute Traum. Also entwickelte ich ein Konzept zur Nutzung für Schulungen, Seminare und Trainings für junge Menschen. Ich stellte bei einer Stiftung einen Antrag auf Unterstützung für das Projekt – erfolglos. Ich war zu feige, meine Eltern um ein Darlehn oder eine Hypothek auf ihr Haus zu bitten, um die Wohnung zu erwerben. Heute bedauere ich das – bei den jetzigen Immobilienpreisen wäre die Wohnung nun locker das Vierfache wert. Es wäre also sogar eine sehr gute Geldanlage gewesen.

Neun Monate lang hegte ich den Wunsch, die Wohnung doch irgendwie zu bekommen und meinen Traum, dort Menschen zu fördern, noch besser als bisher umsetzen zu können. Doch ich träumte nur. Aus Feigheit oder fehlendem Vertrauen handelte ich nicht. Als eines Tages die Anzeige nicht mehr im Fenster der Bank zu sehen war, rief ich den Verkäufer an: »Sie liegen mit Ihrer Vermutung richtig – die Wohnung ist nicht mehr erhältlich. Sie wurde an ein junges Ehepaar verkauft.«

Ich heulte wie ein Schlosshund – eine ganze Woche lang. Es fühlte sich an, als ob ein Kind gestorben sei. In der verrückten Hoffnung, dass es doch noch eine Neuauflage des Traumes geben könnte, klingelte ich eines Nachmittags bei den Käufern. Atemlos vom Treppensteigen bis in den fünften Stock und nervös vor Aufregung platzte es aus mir heraus: »Eigentlich wollte ich diese Wohnung haben, aber ich habe es verpasst. Falls Sie jemals verkaufen wollten, lassen Sie es mich bitte wissen.«

Peinlich berührt durch den unerwarteten Überfall nahm der Mann meine Visitenkarte entgegen und erklärte, sie wollten die Wohnung nicht verkaufen. Wohl um die verrückte Frau an seiner Tür schnell wieder loszuwerden, versprach er, sich zu melden, falls sie doch verkaufen würden. Ich hörte nie wieder etwas von ihnen. Der Traum war geplatzt.

Gelegenheiten muss man mutig ergreifen, wenn sie sich bieten. Im Nachhinein sind wir alle Genies und wissen: Das hätte ich machen sollen. Die Kunst ist es, etwas genau dann zu tun, wenn es dran ist. Träume und Risiken abwägen. Dann mutig entscheiden. So wie Ritter, die überlegen mussten, ob sie aufgeben, sich verstecken oder den Feind direkt angreifen und dafür das Schwert aus der Scheide ziehen sollten – entschieden eben.

Die Gelegenheit zu entscheiden hatte ich gründlich verpasst. Doch Aufgeben ist nicht so mein Ding – bei echten Träumen schon gar nicht. Bei Ideen ist das anders. Ideen für meinen Verlag, meine Freizeit oder die Erweiterung meines Wissens habe ich viele – in der Regel weit mehr, als ich umsetzen kann. Die Liste der Titel für Bücher und Ratgeber, die ich gerne schreiben oder publizieren möchte, ist aktuell zarte 19 Seiten lang.

Ein kreatives Gehirn produziert ständig Ideen. Gelegentlich bedauere ich, dass ich sie aus Zeit-, Energie- und Geldmangel nicht alle umsetzen kann. Dann tröste ich mich selbst: Ideen sind wie Männer. Ich kann viele attraktiv finden, aber nur einen heiraten. Polygamie führt im Leben, wie auch bei Ideen, zu Chaos.

Ideen kann ich fallen lassen. Träume nicht. Sie sind, anders als Ideen, nicht optional. Einen echten Lebenstraum definiere ich als etwas, das mir zutiefst entspricht, Ausdruck meines Wesens, meiner Talente, meiner tiefsten Wünsche ist. Wenn ich mir treu sein will, gehört es dazu, meine Träume umzusetzen, so gut ich kann.

Wenn ich die Torte nicht haben kann, versuche ich wenigstens kleine Brötchen zu backen, dachte ich mir in Bezug auf meinen Wohnungstraum. Wenn ich die große Traumwohnung schon verpasst habe, ist vielleicht etwas Kleineres möglich. Ich suchte weiter, zwar mit vermindertem Enthusiasmus, doch ich war nach wie vor optimistisch.

Schließlich wurde ich direkt vor meiner Nase fündig: Schräg über meiner Altbauwohnung befand sich ein ungenutzter Dachboden. Früher hatte man den Raum zum Aufhängen von Wäsche genutzt. Jetzt befanden sich darin nur ein paar Gartenstühle, Blumentöpfe, alte Tische und Dachziegel, die Bewohner dort abgestellt hatten. Und fünf Tonnen Bücher meines Verlags, die nicht in mein drei mal drei Meter kleines Büro passten.

Der Raum war nicht groß, aber ausreichend für eine kleine Gästewohnung mit Wohnschlafzimmer, Küchenecke und Dusche. Durch die vielen steilen Schrägen war er für Seminare eher ungeeignet, aber immerhin – ein Ort, an dem meine Gäste wohnen, duschen, denken, reflektieren könnten. Das war nicht mehr der große Traum, eher ein auf das Machbare zurückgestutztes kleines Träumchen. Aber zumindest waren einige Elemente des großen Traumes noch darin enthalten.

Ob es richtig war, den großen Traum aufzugeben und stattdessen die machbare Option zu wählen, kann ich auch im Rückblick nicht sagen. Was ist schon richtig? Die Kategorie, nach der ich Entscheidungen beurteile, heißt »Leben«. Ich frage mich: Spendet eine Entscheidung Leben oder schränkt sie Leben und Lebendigkeit ein?

Für manche Menschen ist es belebender, das Machbare anzupacken, als das scheinbar Unmögliche zu wagen. Mich hingegen beleben Herausforderungen. Wenn etwas verrückt und unmöglich scheint, weckt es meine Lebensgeister. Mein Ideenreichtum und meine Fantasie werden angeregt. Ich fühle mich zutiefst lebendig.

 

Die kleinere Variante war deshalb für mich nicht halb so ansprechend wie der große Traum. Dennoch holte ich Angebote für den Ausbau ein. 40000 Euro Minimum – eine ziemliche Stange Geld. Immer noch weit mehr, als ich mir leisten konnte, aber wesentlich weniger, als ich für die Traumwohnung hätte zahlen müssen.

Das größte Risiko bestand in der Sanierung der Dachbalken, die durch eindringendes Wasser morsch geworden waren: »Wenn Sie Glück haben, reicht eine Imprägnierung mit Holzschutzmittel. Wenn Sie Pech haben, muss ein Spezialkran die alten Balken entfernen – das kann locker Zehntausende Euro kosten.«

Zum Verrücktsein gehört immer auch eine Portion Optimismus, Also wagte ich es trotz des Risikos. Ich fragte die 22 Eigentümer der Gemeinschaftsimmobilie, ob ich den ungenutzten Dachboden erwerben und ausbauen könnte. Die Chancen standen gut – aufgrund neuer Wärmeschutzbestimmungen stand eine Sanierung des Dachbodens an, die die Eigentümer auf jeden Fall Tausende Euro kosten würde.

Meine Logik: Vermutlich bekamen sie lieber Geld von mir, als welches auszugeben.

Damit hatte ich recht. Bei 21 Menschen. Eigentümer Nr. 22 weigerte sich kategorisch, da ihm mein Angebot zu niedrig schien. Er verlangte ein Mehrfaches der Summe, die im Rahmen meiner Möglichkeiten war.

»Ich mach da nicht mit!«, erklärte er im Blick auf mein Angebot stur und entschlossen. Da Verkäufe...

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