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Leitlinie Delir

Empfehlungen zur Prävention, Diagnostik und Therapie des Delirs im Alter

VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl172 Seiten
ISBN9783456957616
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Wie bei alten Menschen ein Delir erkannt, verhindert und behandelt werden kann, beschreibt diese interdisziplinäre und interprofessionelle Therapieempfehlung des Schweizer Herausgeber- und Autorenteams. Präzise definieren, klassifizieren und differenzieren die Autoren, was sie unter einem Delir als einem hirnorganischen Syndrom verstehen. Klar benennen sie mögliche Risikofaktoren, Ursachen sowie die Pathogenese, Prävalenz und Inzidenz von Deliren. Sie beziffern akkurat die Kosten zur Versorgung von akut verwirrten Menschen. Detailliert stellen die Autoren diagnostische Screening- und Assessmentinstrumente sowie Biomarker vor, um Delire frühzeitig erkennen, überwachen und behandeln zu können. Konkret beschreiben die Autoren interdisziplinäre Therapiemöglichkeiten mit pharmakologischen und nicht pharmakologischen Interventionen. Mit ihren Empfehlungen schaffen die Autoren ein System von Leitplanken, an dem sich geriatrische, neurologische, pflegerische und psychiatrische Fachpersonen orientieren und mithilfe dessen sie vertrauensvoll zusammenarbeiten können. Aus dem Inhalt: - Einführung – Definition – Klassifikation - Klinik und Prädilektionstypen – Pathogenese - Prävalenz, Epidemiologie, Kosten - Risikofaktoren, Risikofaktoren-Management, Prävention - Nicht-pharmakologische Interventionen für die Prävention - Diagnostik, Assessment, Monitoring – Biomarker - Pharmakologische Therapie - Entzugsdelir bei Abhängigkeitserkrankungen

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Kapitelübersicht
  1. Leitlinie Delir
  2. Vorwort
  3. 1. Einfu?hrung
  4. 2. Definition
  5. 3. Klassifikation, Klinik und Prädilektionstypen
  6. 4. Pathogenese
  7. 5. Prävalenz, Epidemiologie, Kosten
  8. 6. Risikofaktoren, Risikofaktoren-Management, Prävention
  9. 7. Nichtpharmakologische Interventionen fu?r die Prävention
  10. 8. Diagnostik, Assessment, Monitoring
  11. 9. Biomarker
  12. 10. Pharmakologische Therapie
  13. 11. Entzugsdelir bei Abhängigkeitserkrankungen
  14. Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
  15. Sachwortverzeichnis
Leseprobe
3. Klassifikation, Klinik und Prädilektionstypen (S. 23-24)
Markus Baumgartner und Martina Hafner

Für das Delir stehen zwei Klassifikationssysteme zur Verfügung, die in der klinischen Praxis die Diagnose definieren:
¦¦ das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM) der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft (APA), das in der fünften Version (DSM-5) [3] vorliegt
¦¦ die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte Internationale Klassifikation psychischer Störungen, gegenwärtig in der zehnten Version (ICD-10) [1, 2] vorliegend.

Die ICD-10 unterscheidet zwischen den Klinisch-diagnostischen Leitlinien für die klinische Praxis und den deutlich stringenter definierten Diagnostischen Kriterien für Forschung und Praxis, die ursprünglich für die Forschung entwickelt wurden, sich inzwischen jedoch nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Praxis bewährt haben.

Die Kriterien von DSM-5 und DSM-IV unterscheiden sich hauptsächlich bezüglich des ersten diagnostischen Merkmals. Dabei löst das DSM-5 die im DSM-IV verankerte Bewusstseinsstörung („disturbance in consciousness“) ab und operationalisiert diese als Aufmerksamkeitsstörung und Störung der Umgebungswahrnehmung („disturbance in awareness“). Die Definition des ersten Merkmals im DSM-5 gleicht sich damit weitgehend der Definition der Diagnostischen Kriterien für Forschung und Praxis der ICD-10 an. Die Klinisch-diagnostischen Leitlinien des ICD-10 definieren dagegen die Bewusstseinsstörung als Vigilanzstörung entsprechend einem Kontinuum zwischen leichter Bewusstseinsminderung und Koma.

Im Unterschied zum DSM ordnet die ICD-10 das Delir nach ätiologischen Gesichtspunkten zwei unterschiedlichen Kapiteln zu:

¦¦ Kapitel F0 (Organische psychische Störungen)
¦¦ Kapitel F1 (Störungen durch psychotrope Substanzen).

Die diagnostischen Leitlinien des Kapitels F05 – „Delir, nicht durch Alkohol oder sonstige psychotrope Substanzen bedingt“ – gelten auch für das in Kapitel F1 codierte Entzugssyndrom mit Delir bzw. die akute Intoxikation mit Delir.

Übereinstimmung besteht bezüglich der diagnostischen Hauptkriterien. Sowohl gemäß DSM-5 als auch ICD-10 ist ein Delir definiert durch:
1. Aufmerksamkeitsstörung
2. kognitive Störung
3. akuten Beginn und fluktuierenden Verlauf.

Mit „Aufmerksamkeitsstörung“ ist eine eingeschränkte Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu fokussieren, aufrechtzuerhalten oder zu verlagern gemeint. Die Veränderungen kognitiver Funktionen umfassen insbesondere Kurzzeitgedächtnisstörung, Desorientiertheit (v. a. zeitlich) und Wahrnehmungsstörungen wie illusionäre Verkennungen und Halluzinationen (v. a. optischer Art). Die Entwicklung des Störungsbildes wird gewöhnlich im Rahmen von Stunden bis Tagen angegeben, der Wechsel der Symptome üblicherweise im Verlauf eines Tages.

Die drei aktuell gültigen Klassifikationssysteme (DSM-5, ICD-10 Diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis und ICD-10 Klinisch-diagnostische Leitlinien; Tab. 3-1) unterscheiden sich in den geforderten Kriterien. DSM-5 und die Diagnostischen Kriterien der ICD-10 für Forschung und Praxis fordern im Gegensatz zu den Klinisch-diagnostischen Leitlinien der ICD- 10 den Nachweis einer organischen Ätiologie.

Im Unterschied zum DSM-5 verlangt die ICD-10 für eine endgültige Diagnose das zusätzliche Vorhandensein der zwei bzw. drei folgenden Symptome: ¦¦ psychomotorische Störung (beide ICD-10 Klassifikationen) ¦¦ Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (beide ICD-10 Klassifikationen) ¦¦ affektive Störung (nur Klinisch-diagnostische Leitlinien der ICD-10). Die Klassifikation nach ICD-10 ist somit strenger, daher werden gegenüber dem DSM-5 weniger Patienten mit Delir diagnostiziert [14]. Hinsichtlich des Ausprägungsgrades des Delirs unterscheiden weder DSM-5 noch ICD-10 zwischen verschiedenen Schweregraden.
Inhaltsverzeichnis
Leitlinie Delir1
Inhaltsverzeichnis7
Dank11
Vorwort13
1. Einfu?hrung15
2. Definition23
3. Klassifikation, Klinik und Prädilektionstypen25
3.1 Subsyndromale bzw. subdiagnostische Delirien28
3.2 Prädilektionstypen29
4. Pathogenese33
4.1 Klinische Subtypen und Pathogenese35
4.2 Delir und anhaltende kognitive Störung oder Demenz35
4.3 Delir und Depression37
5. Prävalenz, Epidemiologie, Kosten39
6. Risikofaktoren, Risikofaktoren-Management, Prävention43
6.1 Klassifizierung der Delir-Risikofaktoren44
6.2 In der Fachliteratur häufig dokumentierte Delir-Risikofaktoren [4]47
6.3 Nichtpharmakologische Delir-Risikofaktoren49
6.4 Pharmakologische Delir-Risikofaktoren51
6.4.1 Langzeitpflege54
6.4.2 Spitex54
7. Nichtpharmakologische Interventionen fu?r die Prävention65
7.1 Zusammenfassung der Fachliteratur65
7.1.1 Prävention von Delir66
7.1.2 Nichtpharmakologische Prävention und Behandlung67
7.1.3 Langzeitpflege70
7.1.4 Spitex70
7.1.5 Schlussfolgerungen70
7.2 Hypoaktives Delir71
7.3 Unvollständige klinische Formen71
7.4 Protokolle bei Multi-Komponenten-Interventionen72
7.5 Hospital Elder Life Program – revidiertes Protokoll72
7.6 Spitäler mit der Auszeichnung „Senior friendly“72
7.7 Angehörigenbetreuung73
7.8 Freiheitsbeschränkende Maßnahmen74
7.9 Empfehlungen zur nicht pharmakologischen Behandlung75
7.9.1 Grundlagen75
7.9.2 Empfehlungen76
8. Diagnostik, Assessment, Monitoring105
8.1 Apparative Diagnostik105
8.2 Assessment106
8.2.1 Setting107
8.2.2 Messverfahren107
8.2.3 Gemessene Konstrukte108
8.2.4 Sprachversionen108
8.2.5 Empfehlungen108
8.2.6 Patientenpopulation109
8.2.7 Berufsgruppe109
8.2.7.1 Disziplin109
8.2.7.2 Setting109
8.2.8 Schweregradskalen110
8.2.9 Alkoholentzugs-Screening110
8.2.10 Medikamentenstudien110
8.2.11 Beurteilung fluktuierender Symptome111
8.2.12 Operationalisierung und Differenzierung von Delir-Symptomen111
8.2.12.1 Beobachtung versus Assessment112
8.2.12.2 Indikation, Häufigkeit und Dauer von Delir-Screenings113
8.2.13 Ins Deutsche u?bersetzte Skalen113
8.2.13.1 DOS113
8.2.13.2 Neecham114
8.2.13.3 DRS-R-98114
8.2.13.4 CAM115
8.2.13.5 CAM-ICU116
8.2.13.6 ICDSC116
8.2.13.7 Nu-DESC117
8.3 Ausblick119
9. Biomarker129
9.1 Prädiktive Faktoren130
9.2 Diagnostische Faktoren131
9.3 Faktoren fu?r den Schweregrad des Delirs131
9.4 Andere Faktoren132
10. Pharmakologische Therapie135
10.1 Wichtige Grundregeln der Pychopharmakatherapie136
10.2 Antipsychotika137
10.2.1 Haloperidol138
10.2.2 Atypische Antipsychotika139
10.3 Benzodiazepine140
10.4 Cholinesterasehemmer141
10.5 Andere Medikamente141
10.6 Medikamentöse Delir-Prophylaxe142
11. Entzugsdelir bei Abhängigkeitserkrankungen147
11.1 Epidemiologie der Abhängigkeitserkrankungen im Alter148
11.2 Risikofaktoren149
11.3 Pathophysiologie des Entzugssyndroms151
11.4 Diagnostik152
11.5 Therapie153
11.5.1 Nichtpharmakologische Interventionen153
11.5.2 Pharmakologische Interventionen154
11.5.2.1 Benzodiazepine155
11.5.2.2 Antipsychotika156
11.5.2.3 Antiepileptika157
11.5.2.4 Barbiturate157
11.5.2.5 Sympathikolytika157
11.5.2.6 Andere Substanzen157
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren163
Sachwortverzeichnis165

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