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Lernen im Internet - Zur Frage des Vergleichs von Computer- und Trainer-basiertem Lernen

AutorJasminka Milena Letzas
VerlagExamicus Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl94 Seiten
ISBN9783656981268
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis20,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Pädagogik - Berufserziehung, Berufsbildung, Weiterbildung, Note: 1, Technische Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Wirtschaft als global operierendes Wettbewerbssystem produziert eine starke Eigendynamik: Sie erfordert eine ständige Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen sowie deren Verbesserung, Erneuerung oder Anpassung. Deshalb ist es notwendig, das Können der Mitarbeiter in einen rationellen Produktionsprozeß zu lenken. Daraus folgt, daß es besonders in der wirtschaftsorientierten Aus- und Weiterbildung notwendig ist, Wissen in Können umzusetzen. Hierfür sind neue Umsetzungsmethodologien notwendig, die aus Training, Coaching, Simulation und multimedialen, interaktiven Lehr- und Lerntechnologien bestehen. Dadurch wird eine praxisorientierte Vorbereitung auf die Herausforderungen in einer komplextechnologischen Produktionsgesellschaft sichergestellt. Web-basiertes Training ist eine Methode, diesen Prozeß zu unterstützen. Durch den Einsatz des Internets eröffnen sich neue Formen der Distribution und des Zugangs zu Bildungsangeboten. In der vorliegenden Arbeit werde ich untersuchen, in welcher Form internet-basiertes Training in der beruflichen Weiterbildung effektiv eingesetzt werden kann. Weiterhin werde ich darauf eingehen, innerhalb welcher Wissensgebiete web-basiertes Training sinnvoll ist, und für welche Lerninhalte es nicht geeignet ist. Anschließend werde ich darlegen, wie web-basiertes Training traditionelle Wissensvermittlungsmethoden ergänzen kann und wie das Zusammenwirken verschiedener Trainingsmethoden in Weiterbildungsszenarien besonders effizient ist.

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Leseprobe

Aspekte der WBT-Entwicklung


 

Im folgenden werde ich auf Aspekte und Bestandteile eingehen, welche bei der Entwicklung und beim Einsatz von web-basiertem Training eine entscheidende Rolle spielen. Außerdem werde ich Merkmale beschreiben, welche effektives WBT ausmachen.

 

Didaktische Aspekte


 

Hierunter fallen Überlegungen zum Einsatz neuer Bildungstechnologien, die Darlegung wichtiger Prinzipien der Erwachsenenbildung sowie motivationaler Kriterien. Anschließend werde ich die Begriffe „deklaratives“ und „prozedurales“ Wissen definieren.

 

Einsatz neuer Bildungstechnologien


 

In der Lehr-/Lern-Forschung hat die Frage inwieweit neue Technologien das Lernen verändern eine lange Tradition. So setzte sich z. B. Comenius im 17. Jahrhundert mit der damals neuen Technologie des Holzschnittdrucks auseinander, mit dessen Hilfe Bücher mit Abbildungen versehen werden konnten. Hierbei stand für Comenius ein theoretisches Modell des Lernens und eine elaborierte didaktische Konzeption im Mittelpunkt. Die technische Möglichkeit der Reproduktion von Bildern war diesen untergeordnet. Sie diente der Verwirklichung einer pädagogischen Konzeption. Auch heute sollte nicht vergessen werden, daß neue Bildungstechnologien nur ein Mittel zum Zweck sind und es sollte, wie es auch Comenius tat, hinsichtlich des Lernens Position bezogen werden.[52] Es ist essentiell, daß didaktische Zielsetzungen Entscheidungen über den Einsatz von Technologien bestimmen. Im Bildungsbereich sollten Technologien Mittel sein und nicht zum Zweck werden.[53]

 

Leider sind die Erwartungen an neue Bildungstechnologien häufig unrealistisch hoch. So wird web-basierte Trainingstechnologie oft als Allheilmittel angesehen und nicht als das erkannt, was sie wirklich ist: ein Mittel, das mit guter didaktischer Gestaltung zu guten Lernerfolgen führen kann.[54] Es darf auch nicht vergessen werden, daß nicht die Technologie selbst unterrichtet, sondern die Lehrpersonen, die Lerninhalte mit Hilfe der Technologie übermitteln.[55]

 

Prinzipien der Erwachsenenbildung


 

Das Lernen Erwachsener und das Lernen von Kindern ist aus demselben Erklärungszusammenhang des menschlichen Lernens heraus verstehbar. Es lassen sich allerdings sozialisationsbedingte Unterschiede zwischen dem Lernen dieser beiden Gruppen feststellen.[56]

 

Ein besonderes Kennzeichen für erwachsene Lerner ist, daß sie über mehr Lebens-, Lern- und Arbeitserfahrungen verfügen als Kinder oder Jugendliche. An diese Erfahrungen können sie anknüpfen, sie können Analogien bilden, Sachverhalte ableiten und Vergleiche anstellen.[57] Prof. Dr. Döring hat folgende fünf allgemeine Merkmale identifiziert, die besonders kennzeichnend für das Lernen Erwachsener sind: Fall-, Praxis-, Verständlichkeits-, Status- und Handlungsbezug. Diese Merkmale gehen hauptsächlich aus der Tatsache hervor, daß Erwachsene in ihrer Lebenssituation durch ihre berufliche Tätigkeit bestimmt sind und sich auch durch sie identifizieren.

 

Zum ersten Merkmal, der spezifischen Fallorientierung, ist zu sagen, daß Erwachsene in ihrer Berufstätigkeit hauptsächlich praktische Probleme und Aufgaben zu lösen haben und es nur in seltenen Fällen mit allgemeinen Theorien oder abstrakten Sachverhalten zu tun haben – dies meist nur dann, wenn diese theoretischen Grundlagen direkt zur Lösung der Praxisfälle beitragen. Das ist z. B. der Fall, wenn berufsspezifische Allgemeinkenntnisse oder gesetzliche Bestimmungen herangezogen werden.[58] Aus diesem Grunde bevorzugen Erwachsene problemzentriertes Lernen. Das bedeutet, daß sie besonders motiviert sind, wenn sie im Training durch praxisbezogene Beispiele lernen, reale Probleme zu lösen.[59]

 

Dies bildet auch schon den Übergang zum nächsten Merkmal, dem Merkmal der allgemeinen Praxisorientierung. Erwachsene entfernen sich mit zunehmender Berufspraxis vom zukunftsorientierten, abstrakten „Lernen auf Vorrat“, wie es in Schule und Hochschule vorzufinden ist. Sie suchen vielmehr nach Bedeutung der Lerninhalte in der Gegenwart und beziehen ihre Motivation aus konkretem, direktem Praxisbezug. Diese Konkretisierung erfordert ein hohes Maß an Verständlichkeit der Darbietung der Lehrinhalte. Erwachsene Lerner wünschen keine abstrakt-akademische Sprache sondern legen Wert auf einen hohen Grad an Verständlichkeit.

 

Das Merkmal der Statusbezogenheit bezieht sich darauf, daß erwachsene Lerner Selbstverständnis und berufliche Identität auf ihrem Berufs- und Sozialstatus begründen und diese in das Lernfeld mit einbringen. Hiermit sind immer auch spezifische soziale Erwartungen, Hoffnungen und Ängste verbunden, die somit auch in die Lernsituation einfließen. Diese haben sowohl Einfluß auf den Ablauf der Informationsverarbeitungsprozesse, als auch auf Bereitschaft zu Akzeptanz und Einstellungswandel sowie zu selbstkritischer Analyse.

 

Das letzte Merkmal ist das Merkmal des Handlungsbezugs. Da Erwachsene in ihrem Berufsleben ständig gezwungen sind zu handeln, sollten Lernszenarien in der Weiterbildung immer einen Handlungsbezug aufweisen: Es sollten konkrete Handlungen zu Lernzwecken durchgeführt werden. Dieses Vorgehen wird als Handlungsorientierung bezeichnet und ist besonders effektiv zur Motivation erwachsener Lerner. [60]

 

Weiterhin sind in der Erwachsenenbildung noch die folgenden Sachverhalte zu beachten:

 

Erwachsene Lerner lernen gerne auf verschiedene Art und Weise. Deshalb ist es sinnvoll, verschiedene Lehrmethoden abzuwechseln und verschiedene Medien einzusetzen. „…die Einbeziehung didaktischer Medien in die Lernprozesse der betrieblichen Weiterbildung [ist] fundamental. Denn erst sie ermöglichen es, dem Lernen jene berufsrelevante Konkretion und Anschaulichkeit zu geben, die gerade für berufsbezogenes Lernen so wichtig ist. In dieses moderne Medienrepertoire sind ausdrücklich auch die Neuen Medien zu integrieren.“[61] Web-basiertes Training ist auch gut dazu geeignet, verschiedene Methoden zur Auswahl anzubieten. Diese könnten z. B. folgendermaßen aussehen: Wer am besten anhand von Beispielen lernt, kann sich ein Beispiel vorführen lassen. Wer hingegen lieber einer schrittweisen Anleitung folgt, dem werden detaillierte Schritte zum Nachmachen angeboten. Und für diejenigen, die „learning-by-doing“ favorisieren, gibt es die Möglichkeit, eine Methode zu wählen, welche den Lernenden relativ frei ausprobieren läßt und anschließend Feedback gibt.

 

Außerdem bestimmen Erwachsene gerne selbst, was, wann und wie sie lernen. Dies wird als selbstbestimmtes Lernen bezeichnet. Sie sollten darin bestärkt und ermutigt werden, selbst Verantwortung für den Lernprozeß zu übernehmen.[62] Es muß ihnen ermöglicht werden, ihre persönliche Lernbiographie, ihr Erfahrungswissen und ihre konkreten praktischen Lernbedürfnisse in den Lernprozeß einzubringen und im Rahmen grober Lernzielvorgaben ihre eigenen Ziele zu identifizieren und umzusetzen.[63] (Ich werde hierauf noch näher im Kapitel „Selbstgesteuerter Lernprozeß und Eigenverantwortung des Lernenden“ eingehen.)

 

Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß viele Lerninhalte innerhalb der beruflichen Weiterbildung prozedural sind (siehe auch den Abschnitt „Deklaratives und prozedurales Wissen“). Aus diesem Grund ist es für den erfolgreichen Transfer des Gelernten ausschlaggebend, den Lernenden beim Aufbau von kontextbezogenen Metaprozeduren zu unterstützen.[64]

 

Motivation


 

Rheinberg gibt folgende Definition für den Begriff „Motivation“: „Motivation ist die aktivierende Ausrichtung des momentanen Lebensvollzuges auf einen positiv bewerteten Zielzustand“.[65] Für den Lernprozeß bedeutet das, daß Lernende dann motiviert sind, wenn sie wißbegierig sind und deshalb den Lernprozeß aktiv steuern. Da beim web-basierten Training eigenständiges Lernen den Hauptanteil der Lernmethoden bildet, erfordert es generell eine höhere Motivation der Lernenden als ILT. Außerdem sind Zeit und Ort für die Nutzung des WBTs in den meisten Fällen nicht vorgegeben, bei ILT hingegen schon, wodurch für den Lernenden beim instructor-led Training die Teilnahme wesentlich verbindlicher ist.

 

Als zentrale Motivationsvariablen können Aufmerksamkeit, Relevanz, Selbstvertrauen und Zufriedenheit identifiziert werden. So sollte es Ziel jeden Trainings sein, diese Variablen zu erhöhen, um die Motivation der Lernenden entscheidend und langfristig positiv zu beeinflussen. Um dies zu erreichen und Lernende in einer WBT-Trainingsumgebung zu motivieren, gibt es verschiedene Strategien und motivationale Designprinzipien.

 

Zum Faktor Aufmerksamkeit ist zu sagen, daß diese gewöhnlich am Anfang des Trainings aufgrund des Neuigkeitseffektes hoch ist, aber bald sinkt, falls Variationen in Inhalt und Methode fehlen und nur minimales Feedback gegeben wird. Um dem entgegenzuwirken, ist der verstärkte Einsatz von Tutoren sinnvoll (siehe auch das Kapitel „Formen...

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