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Leseförderung in den Niederlanden

am Beispiel der Stiftungen »Stichting Lezen«, »Stichting Lezen & Schrijven« und »Stichting Collectieve Propaganda van het Nederlandse Boek«

AutorSabrina Holitzner
VerlagMainzer Institut für Buchwissenschaft
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl117 Seiten
ISBN9783945883402
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Zahlreiche Studien zeigen, dass immer weniger Kinder und Jugendliche zum Buch greifen. Dies ist eine negative Entwicklung, da Lesen eine wesentliche Kernkompetenz und Kulturtechnik ist. Gleichzeitig zeigt dieser Umstand, wie wichtig Leseförderung ist. In dieser Arbeit wird die Leseförderung in den Niederlanden anhand der drei niederländischen Lesestiftungen Stichting Lezen, Stichting Lezen & Schrijven und Stichting Collectieve Propaganda van het Nederlandse Boek dargestellt. Die unterschiedlichen Maßnahmen und Kampagnen zur Leseförderung werden ausführlich beschrieben und auch auf Veränderungen im Laufe der letzten Jahre wird eingegangen. Durch den Blick auf ein anderes Land wird die Möglichkeit eines internationalen Vergleichs eröffnet, durch den sich auch neue Anregungen für die Leseförderung in Deutschland gewinnen lassen. Diese Arbeit ist Teil der Reihe Initialen, in deren Rahmen herausragende Abschlussarbeiten der Mainzer Buchwissenschaft veröffentlicht werden.

Sabrina Holitzner wurde 1990 in Mainz geboren. Im März 2016 schloss sie ihr Bachelorstudium in den Fächern Buch- und Filmwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ab. Derzeit absolviert die Autorin den Masterstudiengang Buchwissenschaft in Mainz. Durch jährliche Reisen in die Niederlande entwickelte die Autorin ein großes Interesse für die niederländische Sprache und Kultur. In Anlehnung daran wählte sie als Untersuchungsgegenstand ihrer Arbeit die Leseförderung in den Niederlanden.

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Leseprobe

2Leseverhalten und Lesegewohnheiten in den Niederlanden


In den Niederlanden greifen vor allem Frauen, höher Gebildete und Menschen, die über 50 Jahre alt sind, regelmäßig zum Buch. Sie lesen dadurch auch insgesamt mehr Bücher.[80] Menschen zwischen 50 und 59 Jahren sowie Frauen gehören auch in Deutschland zu den kontinuierlichen Buchlesern.[81] Im Jahr 2014 wurden in den Niederlanden durchschnittlich elf Bücher (gedruckt oder digital) gelesen. Im Vergleich zu 2013 (13 gelesene Bücher) und 2012 (15 gelesene Bücher) ist diese Anzahl rückläufig. 47 Prozent der Bevölkerung hat 2014 ein bis fünf Bücher pro Jahr gelesen, 31 Prozent sechs bis 20 Bücher, 15 Prozent mehr als 20 Bücher und sieben Prozent gar keine Bücher. 2014 wurden in den Niederlanden im Durchschnitt fünf Bücher (gedruckt oder digital) pro Person im Jahr gekauft.[82] In Deutschland haben 2014 41 Prozent der Bevölkerung ein bis neun Bücher im Jahr gelesen, 20 Prozent zehn bis 18 Bücher, 22 Prozent mehr als 18 Bücher und 17 Prozent gar keine Bücher. 2014 hat jede Person in Deutschland durchschnittlich 11,3 Bücher gekauft.[83] Das macht deutlich, dass es in Deutschland mehr Menschen gibt, die 2014 generell keine Bücher gelesen haben. Dennoch werden in Deutschland jährlich prinzipiell mehr Bücher als in den Niederlanden erworben.

Betrachtet man die Lesehäufigkeit, dann haben 2014 29 Prozent der Niederländer mindestens dreimal in der Woche (17 Prozent davon sogar täglich) in einem Buch (gedruckt oder digital) gelesen. 41 Prozent haben selten oder nie ein Buch zur Hand genommen.[84] 2008 haben neun Prozent der Deutschen täglich ein Buch zur Hand genommen, 22 Prozent mehrmals die Woche und 41 Prozent selten oder nie.[85] In Deutschland und den Niederlanden wird also gleich wenig gelesen.

Pro Tag wenden Niederländer durchschnittlich 36 Minuten auf, um Bücher, Zeitungen oder Zeitschriften zu lesen. Das unterscheidet sich je nach Altersgruppe. 10- bis 19-jährige Niederländer lesen zwölf Minuten am Tag, 20- bis 59-Jährige 30 Minuten und über 60-Jährige 68 Minuten. Der europäische Durchschnitt liegt bei 28 Minuten pro Tag. In Deutschland sind es durchschnittlich 37 Minuten, die die Bevölkerung täglich zum Lesen nutzt. Deutsche 10- bis 19-Jährige lesen mehr am Tag (23 Minuten) als die gleichaltrigen Niederländer. Deutsche 20- bis 59-Jährige lesen pro Tag genauso so lange wie Niederländer in diesem Alter. Die über 60-Jährigen in Deutschland wiederum bringen täglich weniger Zeit zum Lesen (59 Minuten) auf.[86]

Niederländische Kinder zwischen sieben und 15 Jahren lesen häufiger als niederländische Erwachsene. Die Lesehäufigkeit nimmt ab, je älter die Kinder werden. 2012 haben 68 Prozent der Siebenjährigen fast täglich in einem Buch gelesen. Von den Elfjährigen haben nur noch 44 Prozent fast täglich zum Buch gegriffen, von den 15-Jährigen 21 Prozent (siehe Abbildung 5).

Mädchen lesen generell öfter als Jungen. Im Monat lesen Sieben- und Achtjährige rund drei Bücher. Diese Anzahl nimmt ab, wenn sie älter werden, denn mit 15 Jahren sind es nur noch rund 1,5 Bücher monatlich. Bei niederländischen Kindern im Alter von sieben bis 15 Jahren sind Lesebücher, Comics und Sachbücher am beliebtesten. Dabei bevorzugen sie spannende Bücher, Abenteuer- und Fantasiegeschichten (siehe Abbildung 6).

Grundsätzlich lesen niederländische Kinder im Alter von sieben bis 15 Jahren lieber Bücher als Zeitschriften und Zeitungen.[89] Auch in Deutschland bevorzugen Kinder Bücher gegenüber Zeitschriften und Zeitungen.[90] Ebenfalls lesen in Deutschland Mädchen allgemein häufiger als Jungen. 2014 haben zwölf Prozent der 6- bis 7-jährigen deutschen Kinder fast täglich in einem Buch geschmökert. Von den 10- bis 11-Jährigen haben 17 Prozent fast jeden Tag in einem Buch gelesen, von den 12- bis 13-Jährigen 18 Prozent (siehe Abbildung 7).[91] Deutsche Kinder greifen also täglich deutlich weniger zum Buch als Kinder in den Niederlanden.

Gelesen wird aus den unterschiedlichsten Gründen. 48 Prozent der Niederländer gaben 2014 an, mindestens einmal wöchentlich Bücher zum Vergnügen in ihrer Freizeit gelesen zu haben. 36 Prozent lasen mindestens einmal pro Woche, um sich in eine andere Welt hineinzuträumen, 15 Prozent, um ihr Wissen zu erweitern, 13 Prozent aus Verpflichtung aufgrund von Schule, Studium oder Job und neun Prozent, um bezüglich des Weltgeschehens auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Frauen schmökern generell lieber zum Freizeitvergnügen in Büchern als Männer, die eher aus Wissbegierde zum Buch greifen. Die meisten lesen dabei immer noch am liebsten gedruckte Bücher. 2014 gaben 77 Prozent der niederländischen Bevölkerung an, dass sie hauptsächlich gedruckte Bücher lesen (56 Prozent sogar ausschließlich). Nur 14 Prozent bevorzugten E-Books. An Genres favorisieren Niederländer spannende Bücher wie Thriller und Krimis, Sachbücher und Belletristik.[93]

Deutsche lasen Bücher 2014 vor allem zur Unterhaltung/Entspannung (79 Prozent), zur Information (66 Prozent), um etwas für die Allgemeinbildung zu tun (58 Prozent), zur Aus- und Weiterbildung (46 Prozent) und um einen Wissensvorsprung zu haben (24 Prozent) (siehe Abbildung 8).[94]

Die Gründe für das Lesen eines Buches decken sich also weitgehend mit denen der Niederländer. Elf Prozent der Deutschen haben 2014 E-Books eher gewählt als gedruckte Bücher. Hardcover bevorzugten aber 51 Prozent und Taschenbücher 55 Prozent.[96] Gedruckte Bücher sind also auch in Deutschland beliebter als E-Books.

In ihrer Freizeit schauen die Niederländer am liebsten Fernsehen, schreiben und lesen E-Mails, surfen im Internet oder hören Radio. Grundsätzlich lesen die Niederländer lieber Zeitungen statt Bücher und Zeitschriften. 2014 haben 48 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal täglich in einer Zeitung gelesen, 23 Prozent in einem Buch und zehn Prozent in einer Zeitschrift. Dies konnten sowohl gedruckte als auch digitale Lesemedien sein. Wenn Niederländer lesen, hören sie oft gleichzeitig Radio (2014: 25 Prozent) oder schauen Fernsehen (2014: 15 Prozent).[97] In Deutschland werden täglich am häufigsten die Medien Fernsehen, Radio und Internet genutzt. Pro Tag wird

darüber hinaus öfter in Zeitungen gelesen als in Büchern und Zeitschriften (siehe Abbildung 9).[98] Dies ist ebenso in den Niederlanden der Fall.

Frauen leihen sich in den Niederlanden öfter Bücher aus als Männer. Insgesamt wurden durchschnittlich 16 Bücher im Jahr 2014 aus niederländischen Bibliotheken ausgeliehen. Dabei liehen sich 32 Prozent der Bevölkerung im Jahr ein bis fünf Bücher aus, 28 Prozent sechs bis 20 Bücher und 16 Prozent gar keine. 31 Prozent besuchten mindestens einmal im Monat bis zu jeder Woche eine Bibliothek, um ein Buch auszuleihen, 37 Prozent hingegen selten oder nie. Als Gründe, warum man keine Bibliotheken besucht, wurden u. a. genannt, dass man seine Bücher anderweitig bezieht (2014: 25 Prozent), Lesen generell nicht mag (2014: 18 Prozent) oder keine Zeit für einen Bibliotheksbesuch hat (2014: 14 Prozent).[100] Die Gründe für die Nichtnutzung einer Bibliothek sind in Deutschland ähnlich, denn auch Deutsche geben an, dass sie Bücher lieber anderweitig beziehen, keine Zeit haben oder nicht gerne lesen.[101]

Wenn es um das Vorlesen geht, dann lesen Frauen, höher Gebildete und Menschen zwischen 35 und 49 Jahren öfter vor als Männer und geringer Gebildete. 2014 haben 34 Prozent der Eltern in den Niederlanden ihren Kindern mindestens einmal pro Woche bis täglich aus einem Buch vorgelesen, 57 Prozent allerdings weniger oft bis gar nicht. Allgemein wurde 2014 vor allem den eigenen Kindern (34 Prozent), Enkeln (27 Prozent), einem anderen Kind aus der Familie (13 Prozent) oder dem Partner (zwölf Prozent) vorgelesen.[102] Kindern zwischen null und sieben Jahren wird in den Niederlanden am häufigsten vorgelesen. Im Durchschnitt beträgt die Vorlesezeit zwischen fünf und 15 Minuten pro Tag.[103] In Deutschland haben 2013 26 Prozent der Eltern ihren Kindern täglich und 44 Prozent mehrfach in der Woche vorgelesen und nur 14 Prozent selten bis gar nicht.[104] Daran zeigt...

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