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Liebe ist die einzige Revolution

Drei Impulse für Ko-Kreativität und Potenzialentfaltung

AutorAnselm Grün, Maik Hosang, Prof. Gerald Hüther
VerlagVerlag Herder GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl176 Seiten
ISBN9783451807572
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Ist Liebe Verliebtsein? Ist Liebe ein Gefühl? Beides ist sie und doch viel mehr: Sie ist der Grund unseres Seins. Das Buch zeigt aus neurobiologischer, philosophisch-theologischer und kulturgeschichtlicher Perspektive dass und inwiefern die wichtigsten sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Innovationen der Menschheitsgeschichte aus einer menschlichen Motivation geschahen, welche dem letztlichen Grund aller großen Kulturen, Religionen und Philosophien - 'Gott ist Liebe' - entspricht. Und dass daher durchaus Hoffnung besteht, dass die Menschheit in der Lage ist, auch ihre gegenwärtigen globalen Entwicklungsprobleme in diesem Sinne zu lösen.

Dr. theol., geb. 1945, Mönch der Benediktinerabtei Münsterschwarzach, geistlicher Begleiter und Kursleiter in Meditation, Fasten, Kontemplation und tiefenpsychologischer Auslegung von Träumen. Seine Bücher zu Spiritualität und Lebenskunst sind weltweite Bestseller - in über 30 Sprachen. Sein einfach-leben-Brief begeistert monatlich zahlreiche Leser (einfachlebenbrief.de). Dr. rer. nat. Dr. med. habil. Gerald Hüther leitet die Abteilung für Neurobiologische Grundlagenforschung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen und die Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Universitäten Göttingen und Mannheim/Heidelberg. Maik Hosang, Dr. phil., habil. Sozialökologe, Mitgründer des Modellprojekts LebensGut Pommritz, wo er auch lebt. Autor zahlreicher Bücher.

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Leseprobe

 

 

Wir beherrschen bereits die Energie des Windes, der Meere und der Sonne. Doch an dem Tag, an dem der Mensch mit der Energie der Liebe umzugehen weiß, wird diese Erkenntnis so wichtig sein wie die Entdeckung des Feuers.

Pierre Teilhard de Chardin

Teil 1

Gerald Hüther

Die Bedeutung der Liebe für die Menschwerdung des Affen


Dieses Buch hat nicht nur einen revolutionären Titel. Es enthält auch eine revolutionäre Botschaft. Deshalb will ich mit meinem Beitrag nicht lange um den heißen Brei herumschreiben. Lassen Sie mich also – wie es so bezeichnend heißt und wie es von Revoluzzern ja auch erwartet wird – gleich »mit der Tür ins Haus fallen«.

Die Überschrift meines Beitrags macht ja bereits deutlich, worum es geht: um diesen ziemlich komplizierten Entwicklungsprozess, der sich in einer langen Kette aufeinanderfolgender Generationen innerhalb der letzten 100 000 Jahre vollzogen hat und der als Zwischenergebnis das hervorgebracht hat, was wir heute sind: Zauberlehrlinge, die permanent etwas in Gang setzen, was ihnen anschließend über den Kopf wächst.

1. Wir sind noch nicht zu dem geworden, was wir sein könnten


»Der Übergang vom Affen zum Menschen, das sind wir«, so hat der nobelpreisgekrönte Verhaltensforscher Konrad Lorenz unseren gegenwärtigen Entwicklungsstand treffend definiert (Lorenz 1968). Und wenn wir uns heutzutage in unserer Welt umschauen, bleibt nur zu hoffen, dass es uns möglichst bald gelingt, diesen Übergang noch zu schaffen. Ansonsten werden wir wohl als »Irrläufer der Evolution« (Koestler 1978) in die terrestrischen Annalen eingehen. Das von uns selbst proklamierte Zeitalter des Anthropozän hätte dann durch unseren selbstverschuldeten Untergang ein natürliches Ende gefunden, und unser wunderbarer blauer Planet wäre auf die einfachste Art von der größten, seinen Fortbestand gefährdenden Plage erlöst. Zurück auf die Bäume zu klettern und uns selbst wieder zum Affen zu machen, ist definitiv keine Option mehr für uns. Nur wenige der Milliarden in unseren Megastädten zusammengepferchten Menschen sind noch in der Lage, in der freien Natur zu überleben. So bleibt uns also nur der Weg in die andere Richtung. Hin zu dem, was Menschsein wirklich bedeutet. Aber was ist es, was uns zu Menschen macht? Was könnte uns helfen, diesen Übergang zu schaffen?

 

Friedrich Engels, der gelehrte Unternehmer und überzeugte Kommunist, treuer Weggefährte von Karl Marx, war der Meinung, es sei die Arbeit. Sehr überzeugend dargelegt hat er das in seiner 1876 verfassten Schrift »Der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen«. Deshalb ging es ihm und Karl Marx auch um die gerechte Verteilung der durch arbeitende Menschen erzeugten Produkte und der durch ihren Verkauf erzielten Gewinne. Ihre Forderung zur Schaffung dieses Zustandes wurde zum Auslöser für einen das gesamte 20. Jahrhundert prägenden Klassenkampf. Den Übergang vom Affen zum Menschen haben diese Auseinandersetzungen jedoch kaum befördert. Selbst dort, wo die Anführer dieser Arbeiterbewegungen die Macht übernommen, die Arbeit befreit und die alten Produktionsverhältnisse umgestürzt hatten, ist eine spürbare und nachhaltige Entwicklung hin zu etwas mehr Menschlichkeit ausgeblieben.

So ging es also nicht. Das war keine revolutionäre Transformation menschlichen Zusammenlebens, sondern die Fortsetzung der bis dahin entwickelten Beziehungsmuster unter dem Vorzeichen veränderter Machtverhältnisse. Das heißt nicht, dass sich Marx und Engels mit ihrer Analyse geirrt hatten. Zweifellos kommt der Arbeit, also dem Tätigsein, dem Erwerb von Wissen und Können und der Entwicklung der Produktivkräfte ein wichtiger Anteil an der Herausbildung all dessen zu, was bisher von Menschen geschaffen worden ist. Aber die Arbeit hat uns nicht zu dem gemacht, was wir sind, und sie ist auch nicht das, was darüber bestimmt, ob uns der Übergang zum Menschen gelingt.

»Aber die Intelligenz«, werden Sie sagen. »Ist sie es nicht, die uns als vernunftbegabte Wesen von allen Tieren unterscheidet?« Nur Gemach. Mit der Klugheit und dem Denken geht es uns ähnlich wie mit der Arbeit oder auch mit der Sprache oder der Kreativität: All das sind wichtige Fähigkeiten, die wir Menschen entwickelt haben. Aber werden wir, indem wir sie nutzen und weiterentwickeln, tatsächlich auch menschlicher?

Diebe, Terroristen, Verbrecher und was es sonst noch für Personen geben mag, die ein friedliches und konstruktives menschliches Zusammenleben immer wieder untergraben und jede Entwicklung zu etwas mehr Menschlichkeit oft schon im Keim ersticken, nutzen doch auch die Vernunft, arbeiten, kommunizieren und entwickeln kreative Ideen, um andere Menschen für ihre Zwecke zu benutzen, sie zu unterdrücken, auszubeuten und sie für ihre Absichten zu instrumentalisieren. Fast alle menschlichen Fähigkeiten, die wir so gern als Herausstellungsmerkmale unserer Spezies betrachten, lassen sich in dieser Weise missbrauchen. Wenn wir also nach etwas suchen, was wirklich entscheidend für den Prozess der Menschwerdung ist, so werden wir das nur auf einer Ebene finden können, die ausschlaggebend dafür ist, wofür wir all diese Fähigkeiten entwickeln und einsetzen. Es müsste also etwas sein, das unserem Denken, unserem Handeln und unserem Fühlen eine Richtung verleiht – nicht weg, sondern hin zu mehr Menschlichkeit. Wir müssten uns also fragen, was Menschen dazu bringt, mit anderen zusammenzuarbeiten, sich mit ihnen auszutauschen, voneinander zu lernen und ihr Leben miteinander zu gestalten und zwar so, dass niemand, auch keine andere Gemeinschaft, dadurch unterdrückt, geschädigt und in ihrer jeweiligen eigenen Entwicklung behindert wird.

2. Wir sind soziale Wesen und können den Prozess der Menschwerdung deshalb nur gemeinsam gestalten


Jeder Mensch ist einzigartig. Zu allen Zeiten, in allen Weltgegenden und allen Kulturkreisen haben Menschen unterschiedliche Erfahrungen gemacht, spezifisches Wissen erlangt und besondere Fähigkeiten erworben. Sie haben ihre jeweiligen Erfahrungen, ihr Wissen und Können innerhalb ihrer Gemeinschaften mit anderen geteilt und an ihre Nachkommen weitergegeben. Niemals im Lauf der Menschheitsgeschichte gab es zwei Menschen, auch keine eineiigen Zwillinge, die genau die gleichen Erfahrungen machten, die über identisches Wissen und Können verfügten und all das auch in identischer Weise in Form entsprechender neuro­naler Netzwerke und Verschaltungsmuster in ihren Gehirnen verankert hatten. Deshalb ist jeder Mensch einzigartig.

Aber all das Wissen und Können und all die unterschiedlichen Erfahrungen konnten von jedem einzelnen Menschen nur deshalb erworben und in seinem Gehirn verankert werden, weil es andere Menschen gab, die ihm ihr jeweiliges Wissen und Können zur Verfügung gestellt und ihm gezeigt und ihn gelehrt haben, wie etwas funktioniert, worauf es ankommt und was zu tun ist, um sich im Leben zurechtzufinden. Ohne diese anderen und das von ihnen übernommene Wissen und Können wäre kein Mensch zu dem geworden, was sie oder er heute ist. Deshalb ist jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit immer ein soziales Gebilde und sein Gehirn ein soziales Konstrukt. Genauso wenig, wie es ein Gehirn ohne den dazugehörigen Körper gibt, kann es ein einzelnes Gehirn ohne die in der Beziehung zu anderen Menschen gemachten Erfahrungen geben. Wir sind also in viel stärkerem Maß als bisher angenommen soziale Wesen, die ihre Einzigartigkeit der Einzigartigkeit der von uns in unseren jeweiligen sozialen Beziehungen gemachten Erfahrungen verdanken.

Diese aus den Erkenntnissen der Hirnforschung ableitbare Schlussfolgerung beginnt sich nun auch zunehmend in anderen Disziplinen, vor allem in den Sozialwissenschaften, auszubreiten. In unserem westlichen Kulturkreis, in dem seit der Aufklärung die Individualität des Menschen so stark in den Mittelpunkt gerückt ist, stößt sie aber noch immer auf erhebliche Widerstände. Und in der Tat fällt es hier vielen schwer, sich mit der Erkenntnis anzufreunden, dass es »den Menschen« als Einzelwesen gar nicht gibt, dass er nur in unserer Vorstellung als geistiges Konstrukt ­existiert.

Aber der Umstand, dass unsere Einzigartigkeit aus der Einzigartigkeit unserer sozialen Beziehungserfahrungen erwächst, heißt eben nicht, dass der einzelne Mensch oder sein Gehirn als passive Knetmasse zu betrachten ist, die durch diese sozialen Erfahrungen geformt wird. Wer das glaubt, hat nicht verstanden, dass jeder Mensch bereits bei seiner Geburt als einzigartiges Wesen auf die Welt kommt. Bereits vorgeburtlich entwickelt sich aus der befruchteten Eizelle ein einzigartiger Körper, denn wir alle sind mit unterschiedlichen genetischen Anlagen ausgestattet und durchlaufen vor der Geburt einen hochkomplizierten Entwicklungsprozess, in dessen Verlauf sich die Organanlagen und Organe unseres Körpers erst herausbilden – in jeweils einzigartiger Weise. Und weil sich die ersten Verknüpfungen im sich entwickelnden Gehirn anhand der aus diesem Körper zu den verschiedenen Hirnbereichen weitergeleiteten Erregungsmuster stabilisieren, sind die so herausgeformten Vernetzungen im Gehirn auch optimal an die jeweiligen körperliche Beschaffenheit eines jeden Kindes angepasst. Es verfügt also schon, bevor es auf die Welt kommt, über ein einzigartiges Gehirn.

Deshalb verhalten sich auch alle Neugeborenen bereits so unterschiedlich. Der eine reagiert stärker auf dieses, der andere auf jenes. Die eine bringt Vorlieben für dieses mit, die andere für jenes, für den einen ist dieses bedeutsam, für den anderen etwas anderes. Und das alles...

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