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E-Book

Liebe, Lust und Ehebett

Ein Buch zur Sache

AutorMargot Schmitz, Michael Schmitz
VerlagVerlag Orac im Kremayr & Scheriau Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783701505807
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Für frisch Verliebte ist alles leicht, beschwingt, romantisch - und oft schnell vorbei. Liebe ist Arbeit. Romantiker sind weltfremd. Sie wollen alles ohne Anstrengung: Glück, Rettung, Versorgung, Lebenssinn. Die erfahrenen Paarberater Margot & Michael Schmitz zeigen, wie dauerhafte Liebe gelingt, wie Eigenständigkeit und Individualität der Partner für Zusammenhalt, Aufregung und Verlässlichkeit sorgen. Sie beschreiben, wie Affären zu nehmen sind - als berauschende Abenteuer und als Fallen. Wer eine Affäre eingeht, muss lügen können, so die Autoren. Bekenntnisse schmerzen zu sehr. Kommt die Sache doch ans Licht, ist harte Arbeit angesagt. Sie kann zur Trennung führen, oder zu einem Neubeginn. Um Liebe zu genießen, müssen Partner sich immer wieder auf das Gemeinsame und Verbindende besinnen. Liebe, gepaart mit Verstand, ist in der Wirklichkeit verankert, akzeptiert Sehnsüchte und kommt mit Dummheiten zurecht.

Dr. Michael Schmitz, Psychologe, Professor an der Lauder Business School. Unterrichtet Leadership und Team-Work. Coacht Führungsfähigkeiten, Karriereentwicklung, wie mit Veränderungen umzugehen ist und Ziele zu erreichen sind. Dr. Margot Schmitz, Fachärztin für Psychiatrie, Leiterin des Instituts für Psychosomatik und Projektleiterin an der Sigmund Freud Privatuniversität. Berät Einzelne, Partner, Unternehmen und Organisationen in Konflikt- und Krisensituationen. Gemeinsam beraten sie Paare in Beziehungskrisen.

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Leseprobe

VERLIEBTHEIT – EIN RAUSCH


Wie von Sinnen


Katja ist frisch verliebt. In Sven. Ihrer besten Freundin schwärmt sie von ihm vor: „Mit Sven ist alles ganz anders. Er ist so aufmerksam und einfühlsam. Ich habe mich noch von niemandem so verstanden gefühlt wie von ihm. Sven ist so zärtlich. Er hat nur Augen für mich. Und er sieht toll aus. Ich fühl mich großartig an seiner Seite. Er weiß schon, was ich möchte, ohne dass ich irgendetwas sage. Wir lachen viel zusammen, über jeden Blödsinn. Wenn wir nicht zusammen sein können, schreiben wir uns andauernd kleine Nachrichten auf WhatsApp – dass wir aneinander denken, was wir gerade tun, dass wir scharf sind aufeinander. Sex ist aufregend. Wir können voneinander nicht genug kriegen. Und wenn wir mal keine Lust aufeinander haben, ist es auch gut. Es muss gar nichts passieren, dass wir uns wohl fühlen. Es ist wunderbar, einfach zusammen zu sein.“

Sven erzählt seinen Freunden mit strahlenden Augen von Katja: „Sie sieht klasse aus, sehr sexy. Sie ist völlig unkompliziert, auch im Bett. Sie ziert sich nicht. Vorspiel kann sein, muss aber nicht sein. Wir können genauso gut einfach übereinander herfallen. Alles geht spontan, ohne Gebrauchsanweisung. Sie weiß, was sie will, und lässt mich das genau spüren. Sie ist witzig und kann sogar über meinen schrägen Humor lachen. Sie interessiert sich für alles. Sie sagt mir, dass sie mich toll findet, als Liebhaber und überhaupt als Typ. Wenn ich sie dabei so verliebt anschaue, schwillt mir alles Mögliche, auch die Brust.“

Verliebte sind voneinander berauscht. Alles finden sie aneinander toll. Was vielleicht nicht so toll ist, nehmen sie nicht wahr, oder es fällt nicht ins Gewicht. Es hat für sie keine Bedeutung. Würde jemand sie darauf hinweisen, würden sie nur darüber lachen, es nicht ernst nehmen. Freunde, die Bedenken hegen, mischen sich besser nicht ein. Sie sollten den Zustand schlicht zur Kenntnis nehmen – und sich mitfreuen.

Wer verliebt ist, für den ändert sich zunächst das ganze Leben. Nichts ist mehr bedrückend. Probleme schrumpfen zu Bagatellen oder lösen sich in Luft auf. Die Zeit setzt aus. Alltag als Last gibt es nicht mehr. Jede Langeweile ist verflogen. Tristesse adieu. Verliebte sind fröhlich. Sie fühlen sich beschwingt. Sie schweben in scheinbar unendlicher Leichtigkeit des Seins. Mit strahlenden Gesichtern. Schöner könnte es nicht sein. Es ist wie im Märchen.

So fängt es an: Plötzlich tritt jemand in unser Leben, der uns vereinnahmt, uns beseelt, jemand, der uns mehr bedeutet als jeder sonst und wichtiger ist alles andere. Wir sind nicht mehr, wer wir waren. Weil wir begehren, verehren, umschwärmen, weil wir selbst begehrt, verehrt, umschwärmt werden. Wir fühlen uns erweckt, bewundert dafür, dass wir sind, wie wir sind. Nichts an uns ist unzureichend, nichts peinlich oder blöd. Mehr Selbstwert können wir nicht empfinden. Grenzen scheinen zu schwinden, die Zeit scheint stehen zu bleiben. Verliebtheit kommt wie ein großer Knall. Und hüllt uns in Illusion.

Jonas sieht Marie in einem weißen Bikini auf der steinernen Plattform, von der Sportler zwanzig Meter hinabspringen in den Rio Santos. Lange dunkle Haare, gebräunte Haut. „Sie wandte sich um, und nun erst sah Jonas, wie umwerfend diese Frau wirklich war. Da war etwas Geheimnisvolles in ihrem Gesicht, das er nicht einordnen konnte. Sie war nicht perfekt, ihre Bewegungen waren etwas ungelenk, fast schüchtern, und sie ließ die Schultern hängen, aber sie hatte eine Aura von Größe, von Einzigartigkeit, er konnte es nicht erklären, und er hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Er war ihr verfallen, sofort.“ (Thomas Glavinic: „Das größere Wunder“. S. 202)

Es kann sehr schnell gehen. In Romanen wie im richtigen Leben. Ohne dass es dafür eine richtige Erklärung geben muss. Jedenfalls keine, die mit Vernunft zu tun hat. Alles ist plötzlich entfesseltes Gefühl. Deshalb ist die Literatur ja so fasziniert von dem Phänomen und deshalb fahren Leser und Leserinnen so sehr darauf ab. Jedem kann es widerfahren.

„Ich habe viele Frauen gekannt, die schöner und geistreicher waren als sie, die eine bessere Figur und einen besseren Geschmack hatten. Aber diese Vergleiche sind völlig bedeutungslos. Denn, ich weiß nicht, warum, sie ist für mich ein besonderes Wesen. Vielleicht könnte man es eine Synthese nennen? Alle Eigenschaften, die sie besitzt, sind in einem Kern verdichtet. Zerlegt man alle Einzelteile, lässt sich daran nicht messen oder analysieren, wem sie unterlegen oder überlegen ist. Und das Wesen mit diesem Kern zieht mich unwiderstehlich an. Wie ein starker Magnet. Jenseits jeder Vernunft.“ (Haruki Murakami: „Von Männern, die keine Frauen haben“. S. 102)

Beschreibungen, wie alles anfängt, wie der Blitz einschlägt, was so besonders ist, ohne dass zu erklären wäre, warum, berühren uns. Schilderungen, wie das Faszinierende, Betörende, Vereinnahmende daherkommen kann als etwas Unscheinbares, Normales, Gewöhnliches und sich mit einem Schlag als dessen Gegenteil erweisen kann, setzen Fantasien und Sehnsüchte frei. Jeder kann sich hineinversetzen, sich selbst in der Rolle sehen, erleben.

Im Märchen verändert Liebe das betrüblichste Dasein. Mit einem Mal. Auf immer und ewig. Verliebtheit macht aus elenden Kreaturen unbeschwerte und glückliche Menschen. Wer – anscheinend oder scheinbar – „den Richtigen“ oder „die Richtige“ findet, erlebt das als Befreiung. Alles Unglück schwindet dahin. Alle Widerstände heben sich auf. Wer sich kümmerlich, unnütz, unbeachtet fühlte, blüht auf in grenzenloser Bewunderung. Die Gebrüder Grimm erzählen uns drastische Beispiele, die das schlagend deutlich machen. Es sind Geschichten, die noch immer die Blaupausen für die Filmindustrie und für Illustrierte liefern, die unsere Wünsche und Hoffnungen nähren: Auch wer lange verkannt wurde, darf Erlösung erwarten. Aus schrecklichen Biestern werden strahlende Helden, an ihre Seite drängen bezaubernde Beauties. Ekelige Frösche verwandeln sich, kurz gegen die Wand geschmettert, in wohlgebaute und betörende Prinzen, charmant und sexy. Aschenputtel streifen alles Hässliche von sich und erobern als Schönheitsköniginnen die Männer ihrer Träume. Lustlos erstarrte Dornröschen erweckt ein Kuss zu feuriger Liebe.

Märchen sind Märchen. Das sagt uns unser Verstand. Und trotzdem wünschen wir sie uns herbei. Sie sollen stattfinden – in unserem Leben. Die Vorstellung, es gäbe „den Richtigen“ oder „die Richtige“, schließt ein, dass alle anderen die Falschen sind. Nur „der Richtige“/„die Richtige“ besitzt all die Eigenschaften, die zu uns passen, uns wunderbar ergänzen. Verliebtheit, mit all ihrem hormonellen Überschwang, gaukelt uns die ersehnte Einzigartigkeit vor, die so aber nie existiert. Verliebtheit geht einher mit der dramatisch übertriebenen Überhöhung einer einzelnen Person und damit, wie Bernhard Shaw bemerkte, der stark übertriebenen Unterscheidung zwischen einer Person und allen anderen.

Hört die Verliebtheit auf, liegt im Bett nicht mehr der Traumpartner. Solange die Illusion vorherrscht, es könne den tadellosen Richtigen geben, offenbart sich jeder – wenn der Hormonrausch endet – als Mensch mit persönlichen Eigenheiten, die Harmoniebedürfnisse aus der Balance werfen. Dann zeigt er sich als doch der Falsche – und muss verlassen werden, und die Suche nach dem Richtigen beginnt aufs Neue.

Wir ahnen, dass wir mit solchen Hoffnungen und Wünschen Illusions-Bedürfnisse nähren. Doch in unserem tiefsten Inneren halten wir an unserem Glauben fest, dass nur der oder die Richtige kommen muss, um in uns und für uns Liebe zu entfachen, die nie vergeht. So lange irren wir rastlos umher, damit wir es nicht verpassen, zum rechten Zeitpunkt am rechten Ort zu sein – wo die entscheidende Begegnung stattfindet. Dann soll alles wie von selbst gehen. Verliebt, verlobt, verheiratet. Wobei „verheiratet“ heute nicht mehr den Trauschein verlangt. Es reicht das Versprechen der Verliebten, sich immer zu lieben und füreinander da zu sein – in guten und in schlechten Zeiten. Für Verliebte ist das gewiss.

Sie sehen in sich Wahlverwandte. Sie glauben, in dem anderen ihre ideale Ergänzung zu finden – als Bestätigung eigener Eigenschaften und/oder komplementäre Ergänzung, mit der sie erst richtig komplett werden. Verliebte sehen, was sie sehen wollen. Eigenschaften und Eigenheiten können Verliebte sich aus Sehnsucht danach zuschreiben, ohne genau hinzuschauen oder zu prüfen, wie es wirklich um sie bestellt ist, welchen Bestand bezaubernde Erscheinungen haben.

Aus dieser Sehnsucht und der ihr folgenden Wahrnehmung ist eine weitere Illusion zu verstehen: Verliebte meinen, sich gefunden zu haben und eigentlich schon lange zu kennen. Sie glauben, einander blind zu verstehen. Jedenfalls wünschen sie es sich eindringlich. Gerade das soll der Beweis für ihre innige Verbundenheit sein. Kleine Unstimmigkeiten können sie zutiefst betrüben. Alles gerät außer Proportion. Sie müssen sich sogleich versichern, dass Unstimmigkeiten eigentlich gar nicht bestehen oder nur auf dummen Missverständnissen beruhen. Interessensgegensätzen räumen sie keinen Platz ein. Alles, was ihnen wichtig ist, wollen sie gemeinsam erleben. Lust erscheint ihnen nur miteinander möglich – oder zumindest legitim. Keine Zeit darf schöner sein als die miteinander verbrachte, kein Gespräch intimer, ehrlicher, vertrauter als das zu zweit. Ihr Sex muss aufregender, außergewöhnlicher sein als jeder, den sie zuvor erlebt haben. Dann ist die wechselseitige Bestätigung komplett. Aus Verliebtheit wächst Eigenliebe. Sie zerstört alle Selbstzweifel. Sie lässt...

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