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L(i)ebenswelten alternder Menschen. Biografieforschung anhand des Phänomens Liebe im Kontext informeller Lernprozesse

AutorMarianne Maier, Nina Ogris
Verlagdisserta Verlag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783959353496
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Dieses Buch befasst sich mit der Auseinandersetzung und Verbindung der Themenbereiche Alter(n)s-, L(i)ebens- und Lernwelt sowie der Biografieforschung. Der Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der Beschreibung und Ausführung der Biografieforschung. Hierzu wird zunächst die Forschungsmethode, das narrativ-fokussierte Interview nach Ruth Kaiser sowie deren Analyse- und Auswertungsmethoden beschrieben. Im Zentrum der Untersuchung stehen die folgenden Fragen: 'Welche informellen Lernprozesse lassen sich aus der rekonstruierten L(i)ebenswelt alternder Menschen erkennen?' und 'Wie wird das Phänomen Liebe von Biografie_trägerinnen rückblickend beschrieben?'. Um diese beantworten zu können, werden Frauen und Männer ab dem 75. Lebensjahr über ihre Biografien befragt. Ziel der Arbeit ist es, informelle Lernprozesse in der alltäglichen L(i)ebenswelt aufzuzeigen. Die Ergebnisse erscheinen auf den ersten Blick so einzigartig wie das Phänomen Liebe selbst, auf dem zweiten Blick lassen sich jedoch grundlegende Kerndimensionen anhand von Fallanalysen des lebenslangen Lernens durch erinnerte L(i)ebenswelterfahrungen rekonstruieren und interpretieren.

Marianne Maier, Mag. und Nina Ogris, Mag. studierten gemeinsam Erziehungs- und Bildungswissenschaften mit Spezialisierung auf lebensbegleitende Bildung an der Karl-Franzens-Universität Graz. Was zählt im Leben wirklich? Was bedeutet Liebe? Was sind ausschlaggebende Lernprozesse im Lebensverlauf? Welche Dinge gewinnen im Alter an Bedeutung? Motiviert von der Idee, sich an scheinbar unmessbare Phänomene wissenschaftlich anzunähern, entstand das Konzept zu diesem Buch

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Leseprobe
Kapitel 3.6: Die Liebe - ein Ausblick: Eine einheitliche Einordnung, was Liebe ist oder zu sein hat und allgemeingültige Aussagen über jenes Phänomen sind bei all ihrer Vielfalt durch bisherige Theorien nicht empirisch erklärbar, was jedoch alle Theorien gemeinsam haben, ist die Schlussfolgerung, dass Liebe mehr ist als nur die romantische Beziehung zwischen zwei Partnern und eine Vervielfältigung der Liebesvorstellungen notwendig ist (vgl. Bardill Arn 2011, S. 74f.). Nach Beck und Beck-Gernsheim (2005) wird die Liebe immer wichtiger, aber ebenso schwieriger denn je. Die schwindende Abhängigkeit und der Verlust von Normen und Gewohnheiten bieten uns niemals zuvor dagewesene Möglichkeiten und Handlungsfreiräume. Liebe ist Nichttradition, keines ihrer Merkmale bleibt subjektiv oder kulturell gleich, keine äußere Moralinstanz wirkt auf die Regeln der Liebe, sondern nur noch die Liebenden selbst. Der individuelle Lebenslauf ist gestaltbarer als je zuvor, was sich auch in unseren Beziehungen bemerkbar macht. Durch diesen Wandel und das Loslösen von bisher dagewesenen Bindungen droht einerseits eine einsetzende Isolierung der Individuen, was den Wunsch und das Verlangen nach einer Beziehung und Geborgenheit steigert, andererseits aber auch zu erhöhtem Konfliktpotential führt. Sich an den_die Partner_in anzupassen und Verzicht zugunsten eines anderen geraten immer mehr in den Hintergrund. Unsere Gesellschaft ist geprägt von Forderungen nach Abgrenzung und dem Drang nach Selbstverwirklichung und Authentizität (vgl. Beck/Beck-Gernsheim 2005, S. 73-76, 233). Wir sehnen, dass uns diese schillernde, romantische Liebe, die uns in ihrem literarischen Ideal präsentiert wird, ohne unser Zutun zufliegt und das Gefühl ewig hält. Zweifellos wird es jene Liebe in all ihrer Blüte auch geben, allerdings wird dieser märchenhaften Liebesgeschichte eines Tages den meisten von uns das reale Leben begegnen, das voll ist von Beziehungsalltag und Lebenssituationen, die ohne Vorahnungen auf uns zukommen (vgl. Lenz 2006, S. 224). Schlussendlich verlieren wir mehr und mehr die Begrenztheit von Beziehungen, wir versuchen uns bestenfalls das gesamte Leben jede Möglichkeit offenzuhalten und das gesamte Leben in der Meinung, wir würden sonst etwas im Leben verpassen oder nicht wirklich leben. Der Glaube daran, dass das, was wir haben 'gut genug ist', geht mehr und mehr verloren und das dauerhafte Streben nach etwas Besserem prägt viele Lebensläufe (vgl. Zulehner 1990, S. 40f.). Kapitel 4.5: Lernwelten alternder Menschen: Das Altern in der individuellen Lebens- und Liebenswelt ist nach Rosenmayr geprägt von wesentlichen Elementen. Knappheit ist eines davon. Diese kann sich auf Lebensenergie, Zeit und Ressourcen beziehen. Lebendigkeit erfordert immer wieder Selbsterkenntnis. Auch das Glück findet eine neue Definition im Alter. Rosenmayr versteht darunter hauptsächlich Selbstliebe und Selbstachtung - um überhaupt über Ungenügendes hinwegzusehen und wenn möglich, keine Reue zu empfinden. Schwankendes Interesse ist ebenso in der alternden Lebenswelt zu verzeichnen, Ziele können sich immer noch und jederzeit abändern. Erinnerungen sind präsenter denn je, nach dem Motto 'früher war alles besser'. Mut und Vertrauen bilden ebenso Einflussfaktoren. Diese beiden Elemente sind gerade dann essentiell, wenn es darum geht, mit massivem Schmerz und Abschied fertig zu werden. Das Bild vom Tod ändert sich grundlegend. Der Glaube führt zur Sinnfindung - selbst der 'Sinn des Lebens' kann neu interpretiert werden (vgl. Rosenmayr 1988, S. 135-142). 'Liebe vermag zu wählen und zu teilen. Alter, wenn bewußt erlebt, erlaubt Bilanzierung vor der Unausweichlichkeit des Todes und vor den Chancen der Offenheit gegenüber einer Erweiterung auf Sanftheit und Zuwendung hin. Tod und Liebe werden so neu kombinierbar' (Rosenmayr 1988, S. 141). Bildung im Alter ist für Kolland (2010) die Erweiterung der eigenen Handlungs- und Lebenswelt (vgl. Kolland/Ahmadi 2010, S. 27). Mit zunehmendem Alter wachsen die individuellen Eigenarten des Lernens. Das biologische Alter ist dabei weniger maßgeblich als soziokulturelle und biografische Faktoren. Vor allem die Kindheit enthält lernsensible Phasen, in denen Weichen für ein zukünftiges Lernen gestellt werden. Aber die Plastizität des Gehirns ist auch im Erwachsenenalter größer, als bisher vermutet. Die Lernstile Erwachsener sind relativ stabil - ebenso wie Deutungs- und Emotionsmuster. Lernstile und Lerninteressen werden geprägt von biografischen Erfahrungen soziokulturellen Milieus, beruflichen Anforderungen und familiären Situationen (vgl. Siebert 2011, S. 24). Die Weiterbildung und das Lebenslange Lernen sind so weit gefächert und in so viele verschiedene gesellschaftliche Kontexte integriert, dass eine Pluralität und verschiedene theoretische und didaktische Zugänge unumgänglich sind. Im Mittelpunkt sollten immer die Anerkennung und Akzeptanz der Vielfältigkeit des Menschen stehen. Daher ist die richtige Vermittlung von Lerninhalten mindestens genauso wichtig, wie der Inhalt an sich (vgl. Siebert 2011, S. 8). Nach Kade (2007) sind Lernen und Bildung ausschlaggebend für die Lebensqualität von älteren Menschen. Wurde in den 1960er Jahren Bildung für die ältere Generation kaum berücksichtigt, begannen in den 1970er Jahren erste Forschungen zum Lernen älterer Menschen und mit den 1980er Jahren wurden Bildungsprogramme, Kurse und Hochschulen auch für ältere Menschen angeboten - wenn auch primär zu Altersbewältigungsstrategien und Gesundheitsthemen. Seit den 1990er Jahren setzt sich die ältere Generation selbst vermehrt für eigene Bildungsinteressen ein und seit 2000, mit der Technologisierung und dem Internet, wird Altenbildung in der Gesellschaft aktiv betrieben (vgl Kade, 2007, S. 51ff.). Nach Studien von Kuwan (1999) nimmt das formelle Lernen, die organisierte Weiterbildung, ab dem 55. Lebensjahr zwar stark ab, ist aber keinesfalls eine aussagekräftige Zahl für Lernen generell, da informelles Lernen mehr und mehr, vor allem im Alter, an Bedeutung gewinnt. Speziell Lesen wird zu einer primären Weiterbildungsinstanz (vgl. Friedenthal-Haase/ et al. 2001, S. 227-239). So fanden auch Tippelt u.a. (2009) in Studien heraus, dass informelles Lernen bei Älteren primär beim Lesen, durch Medien, in der Familie und im Freundeskreis oder durch kulturelle Ausflüge stattfindet (vgl. Tippelt et al. 2009, S. 91, 111f.). Studien zur Bedeutung des Lernens im Altern gibt es vorrangig in Bezug auf die erhöhte Lebenserwartung, desto höher das formale Bildungsniveau ist. So sinkt das Mortalitätsrisiko bei jedem zusätzlichen Schuljahr bei Männern um 7,7% und bei Frauen um 7,2%. Somit ist der formale Bildungsabschluss ausschlaggebend für die Lebenserwartung. Gründe dafür sind unter anderem ein besseres Gesundheitsbewusstsein, eine kritischere Auseinandersetzung mit der Realität und bessere Problemlösungskompetenzen durch die höhere Bildung. Glückliche alternde Menschen sind nach Featherman (1992) Personen, die soziale Veränderungen und Probleme meistern konnten, also über Problemelösekompetenzen verfügen und darin bestrebt sind, zufrieden alt zu werden (vgl. ebd., S. 91, 111f.).
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