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Louis de Funès

Hommage an eine unsterbliche Legende

AutorMarc Halupczok
VerlagU-Books / Ulnits Bøger
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783939239567
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Das Ergebnis Marc Halupczoks Leidenschaft und Recherche ist eine huldvolle Hommage an den liebenswürdigsten Choleriker, der jemals die Zuschauer verzauberte, an einen kongenialen Komiker und großartigen Schauspieler, dessen Schaffen rund 150 Filme umfasste. Dabei lässt er die denkwürdigsten Momente auf der Leinwand noch einmal Revue passieren, Weggefährten und Fans kommen zu Wort und so wird ein Stück Kinogeschichte wieder lebendig.

Marc Halupczok ist unter anderem freier Mitarbeiter beim deutschen Musikmagazin Metal Hammer.

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Leseprobe

1. Der Hungerhaken aus Courbevoie (1914–1938)

Der 31. Juli 1914 hätte eigentlich ein freudiger Tag werden sollen, in Courbevoie, rund acht Kilometer nordwestlich der Pariser Innenstadt. Denn gegen Abend wird in diesem Vorort einer der größten Komiker des Jahrhunderts geboren. Sein Name: Louis Germain David de Funès de Galarza. Doch die Stimmung ist aus verschiedenen Gründen gedrückt. Zum einen steht der Erste Weltkrieg im wahrsten Sinne des Wortes vor der Tür. Die Spannungen, speziell zwischen dem Deutschen Reich und Russland, wachsen im Minutentakt. Es wird nur noch wenige Stunden dauern, bevor Deutschland mobil macht und Russland den Krieg erklärt. Das mit Russland verbündete Frankreich hat keine andere Wahl, erwartet einen Angriff seiner Nachbarn und ruft ebenfalls zu den Waffen. Bereits am 03. August ist es so weit, der erwartete Krieg zwischen Frankreich und Deutschland beginnt. Davon abgesehen, haben Louis’ Eltern, Carlos Luis de Funès de Galarza und Leonor Soto y Reguera, ganz andere Probleme. Dabei war zumindest Vater Carlos, geboren 1871 in Spanien, zuvor eigentlich ganz gut gestellt. Er arbeitet als Rechtsanwalt und hat sein Auskommen. Doch als er sich in die sieben Jahre jüngere, spanisch-portugiesischstämmige Leonor verliebt, kommt es zum Eklat: Beide Familien sind gegen eine Verbindung; vor allem Leonors Altvordere sind alles andere als begeistert vom neuen Schwiegersohn aus Andalusien. Um sicherzugehen, engagieren sie sogar eine Anstandsdame, die Leonor rund um die Uhr bewachen soll. Also bleibt Carlos und seiner Geliebten nur die Flucht. Anfang des 20. Jahrhunderts, wahrscheinlich im Jahr 1904, kommen sie in Frankreich an. Doch schnell stellt sich heraus, dass er seinen erlernten Beruf als Rechtsanwalt im fremden Land nicht mehr ausüben darf. Also hält sich Carlos mit allerlei Jobs über Wasser und landet schließlich bei den Diamantschleifern und -händlern, wo er versucht, sich seinen bescheidenen Wohlstand wiederaufzubauen. Doch auch hier hat der Spanier kein Glück. Ein vermeintlich betuchter Kunde möchte seiner zukünftigen Braut einige besonders schöne Stücke zeigen, de Funès de Galarza gibt sie ihm gutgläubig mit. Überflüssig zu erwähnen, dass der Kunde niemals wieder auftaucht, die Familie steht kurz nach der Geburt von Louis vor dem Ruin. Es ist Leonor, die die Kohlen aus dem Feuer holt. Sie trifft Vereinbarungen mit lokalen Pelzhändlern und versorgt diese mit reichen Kundinnen. Sie schwärmt den wohlhabenden Damen im Ort von ihrem wundervollen Aussehen vor, das noch wundervoller wäre, wenn ein Nerz mit im Spiel wäre. Die Masche funktioniert, auch aufgrund des schauspielerischen Talents der Mutter. Und das ist wichtig, denn das junge Paar hat bereits zwei Mäuler zu stopfen. Louis’ Schwester Marie (Maria Téolinda Léonore Margarita, Spitzname: «Mine») wird 1907 geboren, sein Bruder Charles (Carlos Téolindo Javier) im Jahr 1908.

Kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges siedelt die fünfköpfige Familie nach Villiers-sur-Marne um, rund 15 Kilometer östlich vom Pariser Stadtzentrum. Hier können sich die de Funès ein kleines Häuschen mit Garten leisten, wo der kleine Louis angeblich schon früh seine Liebe zur Pflanzenwelt entdeckt. Als die Glocken aller Kirchtürme anlässlich des Kriegsendes läuten, soll der kleine Franzose gerade dabei sein, Radieschen zu säen. Über die ersten Jahre von Louis de Funès ist ansonsten wenig bekannt. Überliefert ist nur die Tatsache, dass der kleine Mann schnell den Spitznamen «Fufu» weghat und bereits sehr früh durch ein gewisses schauspielerisches Talent auffällt. Er liebt es, mit seiner Mutter über den Markt von Bécon-les-Bruyères zu schlendern, und unterhält nach diesen Besuchen seine Familie durch Imitationen der Händler. Auch seine Mutter kann er sehr gut nachmachen, was diese vermutlich nicht immer so lustig findet. Trotzdem nimmt sie sich die Zeit und unterrichtet ihren Sohn ab dem Alter von fünf Jahren im Klavierspielen. Louis zeigt durchaus Begabung und wird in seinem späteren Leben von diesem Unterricht profitieren. Wenn auch nicht immer ganz freiwillig. Abgesehen davon, sind sich alle Familienmitglieder einig, dass Louis das Temperament und die Vorliebe für wilde Grimassen von seiner Mutter geerbt hat, die durch ihre südeuropäischen Wurzeln als menschlicher Vulkan gilt. Auch diese Eigenschaften werden dem kleinen de Funès später noch einmal helfen. Eine Anekdote über seine Mutter erzählt Louis später seinen Kindern immer wieder: Ein Bruder von Vater Carlos soll einmal ein gerahmtes Photo von sich geschickt haben, damit die Kinder ihren Onkel aus Spanien wenigstens einmal auf dem Bild sehen könnten. Der Onkel trug einen dichten Schnurrbart, der Leonor gar nicht gefiel, also verbannte sie das Portrait in den hintersten Winkel ihres Kellers. Am Telefon erzählte sie ihrem Schwager allerdings, sein Konterfei hätte einen Ehrenplatz auf dem Klavier. Es kam, wie es kommen musste: Eines Tages stand der Onkel aus Madrid überraschend vor der Tür und fragte bei einer Tasse Tee mit Blick auf das Klavier, wo denn sein Bild sei. Leonor setzte ihr süßestes Lächeln auf und erklärte, sie hätte es gerade zum Vergrößern gebracht. De Funès, der bei dieser Szene dabei gewesen war und den wahren Standort des Bildes kannte, konnte sich laut seinen eigenen Söhnen auch noch 50 Jahre später über diese Geschichte amüsieren. Doch zurück in die Zwanziger Jahre. Vater Carlos hat sich mittlerweile auf die Herstellung von synthetischen Smaragden spezialisiert, was insofern verwundert, da der Spanier komplett farbenblind ist. Louis muss als Kind immer wieder aushelfen und die Steine nach Farben sortieren. Vater Carlos kann sie einfach nicht auseinanderhalten. Allerdings ist es mit der Arbeitswut des Vaters ohnehin nicht weit her; die meiste Zeit soll der Familienvorstand im Café sitzen und die Leute beobachten, wie es sich für einen Mann aus dem Süden gehört. Leonors Eltern lagen mit ihrer Einschätzung also doch nicht so falsch.

Louis entwickelt sich derweil gut, er ist neugierig und lernwillig. Doch dann beginnt auch für den Jüngsten der Ernst des Lebens. Und die sorgenfreien Kindertage haben ein Ende. Denn die Schulzeit ist für den späteren Schauspieler alles andere als ein Zuckerschlecken. Was umgekehrt auch für die Mitschüler von de Funès gilt. Denn der kleine, hagere Junge erweist sich als Störenfried und Raufbold. Von 1920 an besucht er für fünf Jahre die Schule in Villiers, anschließend führt ihn sein Weg aufs Collège Jules Ferry in Coulommiers, wo er bis zu seinem 16. Lebensjahr bleibt. Für Louis ist es die Hölle: düstere Gänge, keine Heizung, strenge Lehrkräfte. De Funès’ Betragen Mitte der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts ist deshalb fragwürdig, seine Noten sind ziemlich mittelmäßig. Später wird er diese Tatsache darauf zurückführen, dass ihm die Schule keinen Spaß gemacht hat. Ein bei Louis sehr beliebtes Argument für schlechte Leisitungen. Allerdings kann er in einzelnen Fächern durchaus glänzen, vor allem im Zeichnen beweist er Talent. Und in der Theatergruppe seiner Schule sticht er durch besonders gute Arbeiten hervor. Bereits im Alter von elf Jahren spielt er einen Gendarmen in Bodèses Stück «Le Royal Dindon». Die Aufführung findet 1926 im Theater von Coulommiers statt. Doch kurz darauf der Schock: Obwohl sein Vater ihm immer wieder versprochen hatte, ihn nicht ins Internat zu geben, muss de Funès schließlich doch in der ungeliebten Lehranstalt übernachten. Seine Mutter ist mit der alleinigen Erziehung von drei Kindern schlichtweg überfordert. Denn Carlos senior hat sich wenige Jahre zuvor per Schiff nach Venezuela begeben, um dort sein Smaragdgeschäft anzustoßen. Das klappt offensichtlich nicht, der Familienvater zieht nun schon seit Monaten scheinbar ziellos durch das fremde Land und schreibt seiner Familie in immer unregelmäßigeren Abständen. Leonor verliert schließlich die Geduld und macht sich auf den Weg nach Südamerika, um ihren Gatten wiedereinzufangen. Vorher nimmt sie allerdings Louis aus der Schule und gibt ihn in die Obhut eines Doktor Pouchet, der in der Nähe ein Waisenhaus leitet. Louis zeigt sich wie ausgewechselt, tobt draußen mit anderen Kindern herum, kümmert sich um die Babys des Hauses und hat endlich wieder Spaß an seinem Leben. Gemeinsam mit seinem Bruder Carlos, den der französische Teil der Familie später nur Charles nennen wird, unternimmt er ausgedehnte Radtouren weit über die Grenzen der Region hinaus. Das ist anstrengend und Louis immer noch ein ziemlicher Hungerhaken. Doch er beißt sich durch. Vielleicht mit dafür verantwortlich ist ein angeblicher Wundertrank, den Dr. Pouchet seinen Schützlingen verabreicht. Dieser soll zu schnellerem Wachstum verhelfen und dezent nach Fisch schmecken. Louis schluckt das Gebräu, wird zwar nicht größer, entwickelt aber eine ungeahnte Lebensfreude. Die erhält allerdings Anfang der Dreißiger Jahre einen erneuten Dämpfer. Denn der zurückgekehrte Papa Carlos ist schwer an Tuberkulose erkrankt und hat nicht mehr lange zu leben. Die Familie ist zwischenzeitlich ins Pariser Künstlerviertel Montparnasse gezogen und versucht zu klären, was Carlos überhaupt in Südamerika getrieben hat, aber er nimmt das Geheimnis mit ins Grab. Vorher schenkt er Louis, der kein besonders intensives Verhältnis zu seinem Vater hat, einen ausgestopften Kolibri. Dies, so erklärt Carlos, sei der kleinste Vogel der Welt. Außerdem würden Gangster den Namen des Vogels als Codewort für «Smaragd» benutzen. Louis wird das Geschenk sein Leben lang in Ehren halten. In einem anderen Punkt kommen die beiden allerdings nicht überein: Louis möchte seine schauspielerischen Fähigkeiten weiter ausbauen und einen Beruf daraus machen. Carlos...

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