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Ludendorff

Diktator im Ersten Weltkrieg

AutorManfred Nebelin
VerlagSiedler
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl752 Seiten
ISBN9783641545734
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Eine deutsche Verhängnisgestalt
Erich Ludendorff (1865-1937) war eine der Schlüsselfiguren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Als gefeierter Generalissimus des Ersten Weltkriegs und Erfinder des »totalen Kriegs«, als Ikone der völkischen Bewegung und ideologischer Wegbereiter des Nationalsozialismus.

Kein anderer deutscher Militär hat eine Machtfülle besessen wie General Ludendorff im Ersten Weltkrieg. Das Kriegsrecht ermöglichte ihm die Einflussnahme auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens, auf Wirtschaft, Propaganda und Besatzungspolitik. Sein innenpolitisches Ziel für die Zeit nach dem »Endsieg« war eine Militärdiktatur. In der Außenpolitik träumte er von einem »Imperium Germaniae«, seine völkischen Motive verband er - lange vor den verbrecherischen Plänen der Nationalsozialisten - mit der radikalen Vorstellung eines »totalen Kriegs«.

So war es nur folgerichtig, dass Ludendorff nach dem Ersten Weltkrieg eine führende Rolle in republikfeindlichen und chauvinistischen Kreisen spielte und aktiv am Hitler-Putsch beteiligt war. Die von ihm zu verantwortenden strategischen und politischen Fehlentscheidungen, seine Umdeutung der Kriegsniederlage Deutschlands in die sogenannte »Dolchstoßlegende« - all das macht Ludendorff neben Hindenburg und Hitler zu einer der deutschen Verhängnisgestalten des 20. Jahrhunderts.

Manfred Nebelin, geboren 1955 in Leverkusen, lehrt als Privatdozent Neuere und Neueste Geschichte an der Technischen Universität Dresden. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte vorgelegt. Seine Forschungsschwerpunkte bilden der Erste Weltkrieg, die Zeit des Nationalsozialismus sowie die politische Geschichte Europas im 20. Jahrhundert.

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Leseprobe
Kapitel 11 Der Weg zur Diktatur (S. 283-284)

Nachdem es den Mittelmächten in der zweiten Hälfte des Jahres 1916 gelungen war, den Großoffensiven der Entente standzuhalten, rechneten beide Seiten infolge der allgemeinen Ermattung für das Jahr 1917 mit dem Ende der Kämpfe. In Deutschland stritt man leidenschaftlich, ob das Reich das Schlachtfeld nur als Sieger verlassen oder ob gegebenenfalls in einen Verständigungsfrieden eingewilligt werden dürfe.

Es ging dabei nicht nur um die Kriegsziele, sondern auch um politische Konzessionen, welche für die Einhaltung des »Burgfriedens« der Arbeiterschaft gemacht werden sollten, kurzum: Die Kriegszieldiskussion von 1914 drohte wieder aufzuflammen, und die Wahlrechtsdebatte warf schon ihre Schatten voraus. Bald zeichnete sich ab, daß der Reichskanzler und die Dritte Oberste Heeresleitung sowohl hinsichtlich der genannten als auch anderer wichtiger Themen unterschiedliche Positionen vertraten und die im gemeinsamen Gegensatz zu Falkenhayn geschmiedete Allianz zu zerbrechen drohte.

Der Chef des Geheimen Zivilkabinetts, Rudolf von Valentini, registrierte Anfang November 1916 eine »höchst gespannte Stimmung« innerhalb der Führungsriege, »verursacht durch schwere Differenzen zwischen Bethmann und der Obersten Heeresleitung «.1 Bei der Tragweite der zur Entscheidung anstehenden Probleme mußte es zum offenen Konflikt kommen. Dieser sollte dem Kaiserreich im Juli 1917 seine schwerste Systemkrise bescheren. Im Grundsatz ging es bei der Auseinandersetzung um den Primat von politischer oder militärischer Führung, im Konkreten um die Macht entweder für Bethmann Hollweg oder für Ludendorff.

Den Kristallisationspunkt des Konflikts bildete die Diskussion um den unbeschränkten U-Boot-Krieg gegen Handelsschiffe und die damit verbundene Möglichkeit eines Kriegseintritts der USA . Zweimal – im Februar 1915 und im März 1916 – hatten der Reichskanzler und der Kaiser dem unbeschränkten U-Boot-Krieg zugestimmt. Wie schwer beiden die Einwilligung gefallen war, verdeutlicht ein Gespräch Bethmann Hollwegs mit Admiral Müller von Anfang Januar 1916.

Danach befürchtete der Kanzler, daß der verschärfte U-Boot-Krieg »eine Art Kreuzzug gegen Deutschland zur Folge haben könnte. Es sei wie ein nochmaliger Entschluß zum Kriege.«3 Und für den oft der Großmannssucht gescholtenen Wilhelm II. stellte die Entscheidung für den »U-Boot-Vernichtungskrieg « gar die »schwerste Entscheidung seines Lebens« dar.4 Das Ziel, welches Kaiser und Reichskanzler mit ihrer Politik verfolgten, war klar: Der auf den Einsatz drängenden Marineleitung5 sollte die Möglichkeit eröffnet worden, unter Mißachtung der allgemein anerkannten seerechtlichen Bestimmungen – insbesondere der Londoner Deklaration über das Prisenrecht – feindliche Schiffe, gleichgültig welcher Bauart, ohne vorherige Warnung zu torpedieren.

Der Entschluß wurde 1916 aus demselben Grund getroffen wie 1915: die am 2. November 1914 von Großbritannien verhängte Blockade der deutschen Nordseehäfen, durch die Deutschland allmählich von der Zufuhr ausländischer Waren abgeschnitten wurde. Um ihre Politik zu legitimieren, bediente sich die Regierung in London eines völkerrechtlich keineswegs unumstrittenen Mittels: der schrittweisen Aufhebung des gängigen Unterschieds zwischen absoluter Konterbande (Waffen, Munition etc.) und relativer Konterbande (Lebensmittel, Kleidung etc.).7 Auf die Industrieproduktion und die Ernährungslage der Bevölkerung in Deutschland hatte der Handelskrieg katastrophale Auswirkungen.8 Dennoch hatte der Reichskanzler sich in den ersten Kriegsjahren jeweils nach wenigen Wochen zur Einstellung der U-Boot-Angriffe entschlossen
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt6
Einleitung - Das »Rätsel Ludendorff«8
Erster Teil - Der Aufsteiger24
Kapitel 1: Junker und Kadett26
Kapitel 2: Die Karriere44
Kapitel 3: »Gehilfe« des Generalstabschefs66
Kapitel 4: Der »Verbannte«100
Zweiter Teil - »Retter des Vaterlandes«112
Kapitel 5: Der »Held von Lüttich«114
Kapitel 6: Tannenberg124
Kapitel 7: Der Eroberer148
Kapitel 8: Ober-Ost versus Oberste Heeresleitung174
Dritter Teil - »Deutschlands Nummer eins«218
Kapitel 9: Militärische Weichenstellungen220
Kapitel 10: »Totale Mobilmachung«244
Kapitel 11: Der Weg zur Diktatur284
Kapitel 12: Sieger im Osten344
Kapitel 13: Verlierer im Westen402
Kapitel 14: Sturz und Flucht462
Schlussbetrachtung - Alleinherrscher zwischen Bismarck und Hitler510
Dank522
Anhang524
Anmerkungen526
Quellen und Literatur697
Verzeichnis der Abkürzungen741
Sachregister742
Personenregister744
Bildnachweis751

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