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Lunar? Solar? Kritisch-rationale Untersuchung der Terlusollogie und deren Konsequenzen für die gesangspädagogische Praxis

AutorFrederik Beyer
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl52 Seiten
ISBN9783955499150
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Die Terlusollogie geht davon aus, dass Menschen je nach Sonne-Mond-Konstellation zum Zeitpunkt ihrer Geburt entweder 'lunar' oder 'solar' gepolt werden. Diese Polung halte das gesamte Leben an und habe Einfluss auf die gesamte Lebenswirklichkeit des Menschen, wie Atmung, Schlaf-Wach-Rhythmus, Ernährung und Bewegung. Obwohl die Vertreter der Terlusollogie bislang keine wissenschaftlich fundierten Belege für die Wirksamkeit ihrer Lehre vorgelegt haben, hat die Terlusollogie in den letzten Jahren in der stimmpädagogischen Szene an Popularität gewonnen. An Hochschulen wird nach terlusollogischen Kriterien unterrichtet, es wurden zahlreiche Bücher zum Thema publiziert, die Terlusollogie findet sich in der Fachliteratur gleichberechtigt neben wissenschaftlich fundierten Methoden. In der vorliegenden Arbeit wurde die Terlusollogie erstmals kritisch-rational untersucht. In der Auswertung der empirischen Daten konnten alle untersuchten Hypothesen widerlegt und die Terlusollogie zur Pseudowissenschaft erklärt werden. Nach der Erörterung möglicher Gründe für die Popularität der Terlusollogie werden spezifische Risiken einer konsequenten Anwendung der Terlusollogie in der Gesangspädagogik aufgezeigt. Angesichts dieser Risiken fordert der Autor eine moderne, aufgeklärte Gesangspädagogik, die sich an stärker an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientiert.

Frederik Beyer wurde 1977 in Dresden geboren, studierte in Weimar Gesang und Gesangspädagogik sowie in Halle Sprechwissenschaft/Phonetik. Schon früh war er freischaffend als Sänger, Sprecher und Stimmtrainer tätig und hatte später zahlreiche international

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 8, Risiken der Terlusollogie: Risiken birgt die Terlusollogie zum einen in einigen ihrer Handlungsanweisungen (Inhalt), auch und besonders in bezug auf die Gesangspädagogik, zum anderen in ihrem Wesen als Pseudowissenschaft (Struktur). 8.1, Inhaltliche Risiken: Wie bereits erwähnt, sind einige der terlusollogischen Ratschläge abzulehnen oder im Mindesten äußerst skeptisch zu betrachten. Beispielsweise birgt die Anweisung an 'Solare' grundsätzlich wenig zu trinken, die Gefahr einer Dehydratation. Wenn Eltern ihr 'solares' Kind nötigen mit der linken Hand zu schreiben, obwohl es womöglich Rechtshänder ist, kann die natürlich Entwicklung des Kindes behindert werden. Besonders schwer jedoch wiegt die Behauptung, Nikotin sei für 'Solare' weniger gefährlich als für 'Lunare'. Eine solche Behauptung - ohne wissenschaftlich fundierte Untersuchung - verharmlost den Gebrauch von Drogen und ist aus ethischer Sicht unverantwortlich. 8.2, Strukturelle Risiken: Terlusollogen untergraben das Prinzip der Wissenschaftlichkeit, indem sie Pseudowissenschaft als Wissenschaft deklarieren. Damit leisten sie wissenschaftlicher Unredlichkeit Vorschub. Die Terlusollogie fördert unkritisches Denken, das lediglich auf individuelle Erfahrung setzt, nicht jedoch auf empirisch objektivierte Ergebnisse. Sie ist mitverantwortlich für die Auflösung wissenschaftlicher Standards als Qualitätskriterium in Forschung und Lehre. In dem Maße jedoch, wie wissenschaftliche Standards als Qualitätskriterium aufgelöst werden, ist das Tor zu Beliebigkeit weit aufgestoßen. Im Falle, Behauptungen bedürfen keines empirischen bzw. logischen Beweises mehr, ist Scharlatanerie und Obskurantismus Tür und Tor geöffnet. Terlusollogen behaupten zwar, ihnen sei an der wissenschaftlichen Überprüfung der Terlusollogie gelegen, kooperieren aber nicht, wenn es um wissenschaftliche Untersuchung geht. Offensichtlich sind Terlusollogen nur scheinbar an wissenschaftlicher Untersuchung interessiert: In den rund 50 Jahren, in denen die Atemtypenlehre bekannt ist, hatten sie zwar Zeit und Geld, zahlreiche Ratgeberbücher zu schreiben - für eine kritisch-rationale Überprüfung ihrer eigenen Behauptungen hat es bis heute nicht gereicht. Dass wissenschaftliche Studien mit Kosten verbunden sind, kann nicht als Entschuldigung gelten. 2003 schreibt Christian Hagena zwar, er habe mit einer wissenschaftlichen Untersuchung begonnen und die ersten Ergebnisse einer grundlegenden 'Voruntersuchung' seien 'sehr ermutigend'. Bis heute hat er jedoch keine die Terlusollogie validierenden wissenschaftlichen Studien vorgelegt. 8.3, Risiken der Terlusollogie in der Gesangspädagogik: Wenn Gesang konsequent nach terlusollogischen Prinzipien unterrichtet wird, sind damit zahlreiche gravierende Nachteile verbunden. Durch einseitige Übungen in Haltung, Atmung und Bewegung werden grundlegende Selbsterfahrungen des Schülers verhindert, die stimmliche Entwicklung des Schülers dadurch potenziell beeinträchtigt. Bei 'Einatmern' besteht beispielsweise die Gefahr einer pathologischen Hochatmung, 'Ausatmer' hingegen vernachlässigen das Atempotenzial thorakaler Weitung. Die Terlusollogie schreibt - deduktiv - vor, was 'richtig' und 'falsch' ist. Individuelle stimmliche Veränderungsarbeit - induktiv - mit Fokus auf Selbstwahrnehmung jenseits der Kategorien 'richtig' und 'falsch' wird durch die rigide Einteilung in Atemtypen massiv behindert: Ein vorgefertigtes Konzept tritt an die Stelle des individuellen Stimmkonzepts. Zudem besteht die Gefahr, dass Schüler in der freien Wahl eines Gesangslehrers eingeschränkt werden, weil sie sich ihren Lehrer nach Typenzugehörigkeit aussuchen. Umgekehrt können Lehrer durch die terlusollogische Theorie suggeriert bekommen, nicht in der Lage zu sein, Schüler des Gegentyps adäquat zu unterrichten. Obwohl Dr. Christian Hagena selbst zu verstehen gibt, dass jeder Mensch 'ganz individuell zu betrachten' sei, leistet die Terlusollogie mit ihrer strikten Kategorisierung des gesamten Lebens in 'Lunar/Solar' einem unkritischen, unaufgeklärten Denken Vorschub, das sängerische Entwicklung nicht nur einschränken, sondern im Einzelfall gar vollständig blockieren kann. Beispielsweise wenn angehenden Sängern suggeriert wird, sie würden Zeit ihres Lebens Probleme bei der Interpretation von Werken bestimmter Komponisten haben, weil diese dem Atemgegentyp angehörten. Hier ist von dem Standpunkt einer aufgeklärten Gesangspädagogik entschieden zu protestieren. Eine terlusollogisch orientierte Gesangspädagogik, die ihren Schülern dergleichen Inhalte vermittelt, ist ethisch nicht zu verantworten und kategorisch abzulehnen.
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