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Mach, was Du willst

Design Thinking fürs Leben

AutorBill Burnett, Dave Evans
VerlagUllstein
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783843713634
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Design Thinking hilft, kreative Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Die Autoren übertragen dieses Prinzip auf das Leben und die Berufswahl. Denke wie ein Designer: Stelle Fragen, suche Verbündete, mache Fehler, baue Prototypen, denke interdisziplinär - und werde zum Designer deines eigenen Lebens! Diese Ideen präsentieren die beiden Professoren seit sieben Jahren an der Stanford University,was zu chronisch überbuchten Kursen führt.

Bill Burnett ist geschäftsführender Direktor des Designprogramms der Stanford University. Er lehrt an der d.school, einer multidisziplinären Innovationsdrehscheibe, bei der alle Lehrveranstaltungen auf dem Prinzip des Design Thinking basieren. Zuvor hat er für Start-ups und Fortune-500-Unternehmen gearbeitet, darunter sieben Jahre bei Apple, wo er preisgekrönte Laptops entwickelte.

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Leseprobe

1
Beginnen Sie, wo Sie
gerade sind


An der Tür des Designstudios der Universität Stanford hängt ein Schild mit der Aufschrift Sie sind hier. Unsere Studenten lieben dieses Schild. Man könnte sagen, dass es etwas klarstellt. Es spielt keine Rolle, woher Sie kommen, wohin Sie zu gehen glauben, welchen Job oder welche Karriere Sie haben oder gerne hätten. Sie sind nicht zu spät und Sie sind nicht zu früh. Design Thinking kann Ihnen helfen, den Weg in die Zukunft zu gestalten – egal, von welchem Ort aus, egal, welches Life-Design-Problem Sie beschäftigt. Doch bevor Sie herausfinden können, in welche Richtung Sie sich wenden sollen, müssen Sie wissen, wo Sie sind und welche Designprobleme Sie zu lösen versuchen. Wir haben es schon gesagt: Designer lieben Probleme, und wer wie ein Designer denkt, geht seine Probleme mit einer völlig anderen Geisteshaltung an. Designer kommen so richtig in Fahrt bei Problemen, die sie als »bösartig« bezeichnen. Man nennt diese Probleme nicht bösartig, weil sie moralisch verwerflich oder von Grund auf schlecht wären, sondern weil sie sich einer Lösung widersetzen. Seien wir ehrlich: Sie lesen dieses Buch nicht, weil Sie alle Antworten kennen, Ihren Traumjob gefunden haben und Ihr Leben Ihnen Sinn und Befriedigung vermittelt. Irgendwo, in irgendeinem Bereich Ihres Lebens, stecken Sie fest.

Sie haben ein bösartiges Problem.

Und das ist eine wundervolle und aufregende Ausgangslage.

Problemfindung + Problemlösung = gut designtes Leben

Im Design Thinking liegt die Betonung ebenso sehr auf der Problemfindung wie auf der Problemlösung. Was hat es schließlich für einen Sinn, am falschen Problem zu arbeiten? Wir betonen das, weil es tatsächlich nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist, was eigentlich die Probleme sind. Manchmal glauben wir, dass wir einen neuen Job oder einen neuen Chef brauchen, doch oft wissen wir eigentlich gar nicht, was in unserem Leben funktioniert und was nicht. Oft gehen wir unsere Probleme an, als wären es Additions- oder Subtraktionsaufgaben. Entweder wir wollen etwas haben (Addition) oder wir wollen etwas loswerden (Subtraktion). Wir wollen einen besseren Job, mehr Geld, mehr Erfolg, mehr Gleichgewicht; wir wollen zehn Pfund abnehmen, unsere Niedergeschlagenheit verlieren, unsere Schmerzen loswerden. Oder vielleicht haben wir nur ein vages Gefühl der Unzufriedenheit oder eine Ahnung, dass wir etwas anderes oder etwas mehr wollen.

In der Regel – wenn auch nicht immer – definieren wir unser Problem durch das, was fehlt. Unterm Strich lässt sich festhalten:

Sie haben Probleme.

Ihre Freunde haben Probleme.

Wir alle haben Probleme.

Manchmal haben diese Probleme mit unserem Job zu tun, manchmal mit der Familie, der Gesundheit, der Liebe, dem Geld oder einer beliebigen Kombination dieser Dinge. Manchmal können unsere Probleme sich so überwältigend anfühlen, dass wir gar nicht erst versuchen, sie zu lösen. Wir leben einfach mit ihnen – wie mit einem nervigen Mitbewohner, über den wir uns ständig beschweren, ohne uns je dazu aufzuraffen, ihn vor die Tür zu setzen. Unsere Probleme werden zu unserer Geschichte – und wir können alle in unseren Geschichten steckenbleiben. Die Entscheidung, an welchen Problemen man arbeiten will, gehört vermutlich zu den wichtigsten Entscheidungen, die man im Leben trifft. Menschen können Jahre (oder ein ganzes Leben) damit vergeuden, am falschen Problem zu arbeiten.

Dave hatte einmal ein Problem (o. k., er hatte eine Menge Probleme … er ist der Erste, der dieses Buch als die Folge seiner ganz erstaunlichen Problem-Affinität bezeichnen würde). Dieses spezielle Problem plagte ihn über Jahre hinweg.

Dave begann seine College-Zeit in Stanford mit dem Hauptfach Biologie, stellte aber bald fest, dass er Biologie hasste und obendrein total versagte. Am Ende seiner Highschool-Zeit war er fest davon überzeugt gewesen, dass sein Schicksal in der Meeresforschung lag. Zwei Menschen waren für diese spezielle Version von Daves Schicksal verantwortlich – Jacques Cousteau und Mrs Strauss.

Jacques Cousteau war der Held seiner Kindheit. Dave saß bei jeder Folge seiner Sendung The Undersea World of Jacques Cousteau gebannt vor dem Fernsehgerät und stellte sich heimlich vor, er (und nicht Jacques) sei der Erfinder des Atemreglers gewesen, der das Tauchen revolutionierte. Abgesehen davon liebte Dave Seehunde. Er war davon überzeugt, dass es die coolste Sache der Welt wäre, wenn man dafür bezahlt würde, mit Seehunden zu spielen. Außerdem wollte er zu gerne wissen, ob Seehunde im Wasser oder an Land Sex haben (erst viele Jahre später fand er dank Google heraus, dass sich die meisten Arten an Land paaren).

Sein zweiter irriger Grund für das Studium der Meeresbiologie hatte mit Mrs Strauss zu tun, seiner Biologielehrerin in der Highschool. Dave hatte an der Highschool in den meisten Fächern gute Noten, doch Biologie mochte er am liebsten. Warum? Weil er Mrs Strauss am liebsten mochte. Sie machte Biologie interessant, sie war eine tolle Lehrerin. Und Dave verstand nicht, dass sein größeres Interesse in diesem Fall mit der Qualität ihres Unterrichts zu tun hatte. Wäre sein Sportlehrer so gut gewesen wie Mrs Strauss, hätte Dave vielleicht geglaubt, es sei sein Schicksal, mit einer Trillerpfeife um den Hals einen Kreuzzug für obligatorisches Völkerballspielen am Arbeitsplatz zu starten.

So sorgte die unheilige Allianz von Jacques Cousteau und Mrs Strauss dafür, dass Dave mehr als zwei Jahre lang am falschen Problem arbeitete. Er dachte, sein Problem sei, dass er herausfinden müsse, wie er ein Meeresbiologe werden konnte – oder genauer gesagt, wie er es schaffen konnte, nach Cousteaus Tod die Calypso zu erben. Dave schrieb sich in der festen Überzeugung am College ein, dass seine Zukunft in der Meeresbiologie lag. Da Stanford den Studiengang Meeresbiologie nicht anbot, entschied er sich für das Hauptfach Biologie. Und er hasste es. Zu dieser Zeit bestanden Biologieseminare vor allem aus Biochemie und Molekularbiologie. Die angehenden Medizinstudenten brillierten im Unterricht. Dave nicht. Akademisch ging er unter – genauso wie seine Träume, dass man ihn eines Tages dafür bezahlen würde, mit Seehunden herumzutollen, während er mit französischem Akzent sprach.

Dave kam zu der Überzeugung, der richtige Weg zur Lösung seines Problems, dass er Biologie hasste und in all seinen Seminaren schlecht abschnitt, sei ganz einfach, endlich einmal ein wenig echte Wissenschaft zu betreiben. Forschungsarbeit in einem Biologielabor würde ihn seinem Traum, das Paarungsverhalten der Seehunde zu erforschen, einen Schritt näher bringen. Er ergatterte einen Praktikumsplatz bei einer Studie über Ribonukleinsäure, was im Großen und Ganzen bedeutete, dass er Reagenzgläser spülte. Es war unfassbar langweilig, und er war am Ende noch niedergeschlagener als zuvor.

Die Assistenten und Labortechniker des Fachbereichs fragten ihn regelmäßig, warum er Biologie als Hauptfach gewählt hatte. Dave erzählte ihnen von Mrs Strauss und Jacques Cousteau und den Seehunden, aber sie unterbrachen ihn und sagten: »Du bist nicht gut in Biologie. Du hast keinen Spaß daran. Du bist die ganze Zeit schlecht gelaunt und missmutig. Du solltest aufhören. Du solltest dieses Fach abwählen. Das Einzige, worin du gut bist, ist diskutieren – vielleicht solltest du Jurist werden.«

Trotz dieses Tsunamis von negativem Feedback machte Dave weiter, weil er sich in die Vorstellung verbissen hatte, dass dieses Fach sein Schicksal war, und er arbeitete an dem »Problem«, seine Noten in Biologie zu verbessern. Er war so auf das Problem in seinem Kopf konzentriert, dass er nie auf das echte Problem schaute – Biologie war nicht das richtige Hauptfach für ihn, und seine Vorstellung, was sein Schicksal betraf, war von Anfang an fehlgeleitet gewesen.

Wir haben in unseren Sprechstunden immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Menschen viel Zeit damit vergeuden, am falschen Problem zu arbeiten. Wenn sie Glück haben, scheitern sie schnell und auf ganzer Linie und werden so durch die Umstände gezwungen, an besseren Problemen zu arbeiten. Wenn sie Pech haben und intelligent sind, werden sie Erfolg haben – wir nennen das die »Erfolgskatastrophe« – und zehn Jahre später aufwachen und sich fragen, wie zum Teufel sie an diesen Punkt gekommen und warum sie eigentlich so unglücklich sind.

Daves Scheitern als Meeresbiologe war so grundlegend, dass er am Ende seine Niederlage eingestehen und das Hauptfach wechseln musste. Er brauchte zweieinhalb Jahre, um ein Problem anzugehen, das jeder andere nach zwei Wochen erkannt hatte. Am Ende wechselte er zum Maschinenbau, wo er erfolgreich und glücklich war.

Allerdings hofft er immer noch, dass er eines Tages mit den Seehunden spielen wird.

Anfängerdenken


Hätte Dave bei seinem Highschool-Abschluss gewusst, dass man wie ein Designer denken muss, wäre er der Frage nach seinem Studienhauptfach mit Anfängerdenken begegnet. Statt davon auszugehen, dass er alle Antworten kannte, bevor er auch nur eine Frage gestellt hatte, wäre er neugierig gewesen. Er hätte genau wissen wollen, was ein Meeresbiologe tut, er hätte einfach ein paar Meeresbiologen befragt. Er wäre zur Hopkins Marine Station of Stanford gefahren (die nur eineinhalb Stunden vom Unicampus entfernt liegt) und sich erkundigt, wie man mit dem Hauptfach Biochemie zu einer Stelle als Meeresbiologe kommt. Er hätte Dinge ausprobiert. Zum Beispiel hätte er einige Zeit auf dem offenen Meer verbringen und dort feststellen können, ob es...

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