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E-Book

Macho oder Mimose

So erkennen Sie die Persönlichkeit Ihres Hundes und schaffen eine innige Bindung

AutorImmanuel Birmelin
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783833840487
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Macho, Angsthase, Abenteurer oder Mimose? Mit welchem Hundetyp teilen Sie Ihr Zu-hause? Die Antwort gibt Ihnen der international bekannte Verhaltensbiologe Dr. Immanuel Birmelin im GU Buch 'Macho oder Mimose - So erkennen Sie die Persönlichkeit Ihres Hundes und schaffen eine innige Beziehung'. Er zeigt jedem Hundehalter, wie sein Hund gestrickt ist. Dabei übersetzt er wissenschaftliche Erkenntnisse - etwa wie und wo die Persönlichkeit entsteht - unterhaltsam und leicht verständlich für jeden Hundehalter. Tests verraten Ihnen alles über das Wesen Ihres Vierbeiners. Das Wissen um die Persönlichkeit erleichtert auch die Erziehung und Ausbildung des Hundes. Übungen aus der Praxis fördern den Hund und sagen etwas über seine Intelligenz aus. Tipps und Tricks helfen, richtig auf die Persönlichkeit des eigenen Vierbeiners einzugehen. Nach der Lektüre dieses Buches werden Sie Ihren Hund mit anderen Augen sehen und eine noch innigere Beziehung zu ihm haben.

Dr. Immanuel Birmelin beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Verhalten von Tieren, unter anderem im Zusammenhang mit Forschungsprojekten am Max-Planck-Institut. Darüber hinaus ist er als freier Journalist für Naturzeitschriften und fürs Fernsehen tätig.

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Leseprobe

Der Persönlichkeit auf der Spur


Selbst wenn alle Welpen eines Wurfes gleich aussehen, so hat doch jeder von ihnen eine eigene Persönlichkeit. Wem es gelingt, das Wesen seines Vierbeiners zu ergründen und entsprechend darauf einzugehen, der macht sich selbst und seinen Hund glücklich.

Ein Hund namens Felix


Felix war ein langhaariger Altdeutscher Schäferhund – ein wahrer Prachtkerl. Er hatte als einziger seiner Geschwister lange Haare und sah aus wie ein Kuschelbär. Schon aus diesem Grund fiel die Wahl meiner Frau und mir nicht schwer. Felix zog als neues Familienmitglied bei uns ein. Felix wurde gut sozialisiert und lernte das ABC der Hundeerziehung im Nu. Er war sehr neugierig, abenteuerlustig und verträglich – sowohl Artgenossen als auch Menschen gegenüber. Angst kannte er kaum. Unser vierbeiniger Liebling war ein verschmuster Draufgänger, der es liebte, hinter den Ohren gekrault zu werden. Acht Jahre lebten wir zusammen im Glück, aber dann, an einem Frühsommertag, geschah es. Felix wurde schwer krank. Er bekam starken Durchfall, konnte keine Nahrung mehr bei sich behalten und hatte hohes Fieber. Er war so geschwächt, dass er sich kaum noch bewegen konnte.

Die niederschmetternde Diagnose der Tierärzte: Felix litt an der gefährlichen Viruserkrankung Staupe. Diese Krankheit verläuft oft tödlich, wenn der Hund nicht dagegen geimpft ist. Doch vor 1960 gab es noch keine lebensrettende Impfung. Meine Frau, seinerzeit als junge Ärztin an der Uni-Klinik tätig, nahm den Kampf gegen die Krankheit auf. Ihre Mittel waren zu damaliger Zeit sehr begrenzt. Sie kochte Karottengemüse und Suppe in allen erdenklichen Variationen und fütterte den Patienten Löffel für Löffel, bis der Durchfall endlich stoppte. Nach einer Woche intensiver Betreuung war der Kot von Felix wieder normal geformt. Unser Vierbeiner schien über dem Berg und erholte sich rasch. Doch die Freude währte nur kurz ... Etwa vierzehn Tage später passierte es: Meine Frau trank stehend einen Kaffee in der Küche, als Felix aus heiterem Himmel anfing zu knurren. Ich nahm die Bedrohung gar nicht ernst, sondern las weiter in meinem Buch im Wohnzimmer. Küche und Wohnzimmer grenzten aneinander, die Tür stand offen. Plötzlich setzte Felix zielgerichtet zum Sprung an, mit der Absicht, meiner Frau in die Kehle zu beißen. Solch einen Angriff eines Hundes auf einen Menschen habe ich bis heute nie wieder gesehen. In allerletzter Sekunde konnte ich Felix am Schwanz packen und ihn von meiner Frau wegziehen. Ich ging auf Felix los und schrie ihn an. Glücklicherweise reagierte er auf mich. Er ließ von seinem Angriff ab. Nach dieser Attacke verhielt sich Felix wieder »normal«. Er ließ sich streicheln und beschmusen, als wenn nichts gewesen wäre. Doch meine Frau war enttäuscht. Sie hatte so viel Liebe, Kraft und Empathie in den kranken Felix gesteckt. Sollte dies der Dank sein?

Krankheit kann die Persönlichkeit verändern Nach ausgiebiger Recherche fanden wir heraus, dass das Staupevirus auch das Gehirn angreifen und schädigen kann. Die Folge sind schwere neurologische Erkrankungen. War dieser aggressive Angriff auf meine Frau eine Konsequenz der Erkrankung von Felix? Die Tierärzte waren dieser Meinung. Wir machten uns Sorgen, wie es mit uns dreien weitergehen sollte. Einige Tierärzte rieten uns, Felix einschläfern zu lassen, weil seine Aggressivität eine schlummernde Zeitbombe sei. Niemand wusste, welche Veränderungen in seinem Gehirn stattgefunden hatten, geschweige denn, wie man ihn heilen konnte. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch entschlossen wir uns, mit Felix weiterzuleben. Menschen griff Felix nicht wieder an. Aber seine Gelassenheit und Friedfertigkeit anderen Artgenossen gegenüber hatte er verloren. Er wurde ängstlicher und aggressiver, und manche Begegnung mit anderen Hunden endete in einer Keilerei. Der Friede war dahin. Felix lebte noch drei Jahre. Wir machten das Beste aus dieser Situation. Einige seiner Persönlichkeitsmerkmale wie Zuverlässigkeit, Fruchtlosigkeit und Neugierde waren verschwunden. Felix war nicht mehr der Alte. Seine Persönlichkeit hatte sich verändert. Die Persönlichkeit von Tieren war in jener Zeit für die Wissenschaft noch kein Thema. Der Wandel fand erst in den letzten zehn Jahren statt, als man sich der Tierpersönlichkeit mit neuen biochemischen und bildgebenden Verfahren näherte.

Wenn Medikamente Segen bringen Erst zwanzig Jahre nach meinem Erlebnis mit Felix sah ich mich plötzlich wieder durch Cody, einen Dalmatiner-Rüden, mit der Veränderung der Persönlichkeit konfrontiert. Wir drehten gerade in den USA für unseren Film »Wenn die Tiere reden könnten«. Cody lebte in einem Vorort von Philadelphia. Von einem Tag auf den anderen änderte er sein Verhalten schlagartig. Er drehte sich im Kreis und versuchte sich in den Schwanz zu beißen. Jede Einmischung in sein sinnloses Tun beantwortete er mit Knurren und Schnappen. Seine Besitzer Mike und Mary waren ratlos, entsetzt, hilflos und sehr traurig. Kein Tierarzt der Umgebung konnte ihnen helfen. Durch Zufall hörten sie von Doktor Karen Overall, einer Spezialistin für psychische Erkrankungen bei Hunden. Karen Overall diagnostizierte bei Cody eine Zwangsneurose (? >) und verabreichte ihm ein Medikament, das auf die Psyche der Hunde einwirkt. Dieses Medikament – ein Psychopharmakon – wurde im Tierversuch an Hunden erprobt und dann bei Menschen mit einer Zwangsneurose erfolgreich eingesetzt. Auch bei Cody zeigte es Wirkung. Nach einigen Tagen trat Besserung ein. Cody lief weniger im Kreis herum und schnappte kaum noch nach seinem Schwanz. Er wurde vollständig von seiner Zwangsneurose befreit, aber nicht geheilt, denn ohne die Pille kommt es unweigerlich zu einem Rückfall. Oder anders ausgedrückt: Nur mit der Pille kann Cody seine Persönlichkeit stabilisieren. Ohne sie bricht das chemische Gebäude seines Gehirns ein, und er ist ein anderer.

SCHON GEWUSST ?

Europäische Jäger und Sammler haben vor etwa 19.000 bis 32.000 Jahren als erste Menschen Hunde gehalten. Das fanden finnische Forscher heraus. Zuvor vermutete man den Ursprung der Hunde in Ostasien. Doch nachdem DNA-Proben von Hunden und Wölfen, die vor 1000 bis 36.000 Jahren lebten, und heute lebenden Hunden und Wölfen verglichen wurden, spricht vieles dafür, dass der Ursprung der heutigen Hunde Europa ist.

Wo die Persönlichkeit verankert ist


Die Persönlichkeit von Mensch und Tier ist im Gehirn verankert. Unterschiedliche Gehirnteile arbeiten zusammen, um aus einem Organismus eine Persönlichkeit entstehen zu lassen. Aber darüber später mehr, wenn wir uns mit dem Aufbau des Menschen- und Hundegehirns beschäftigen (? >). Zuerst wollen wir der Frage nachgehen: Was versteht man unter Persönlichkeit, und wie kann man die Persönlichkeit von Menschen und Tieren erfassen?

Der Verhaltensphysiologe und Hirnforscher Gerhard Roth schreibt in seinem Buch »Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten«: »Menschen zeigen in dem, was sie tun, ein zeitlich überdauerndes Muster. Dies nennen wir ihre Persönlichkeit. Sie ist eine Kombination von Merkmalen des Temperaments, des Gefühlslebens, des Intellekts und der Art zu handeln, zu kommunizieren und sich zu bewegen. Personen unterscheiden sich gewöhnlich untereinander in der Art dieser Kombinationen.

Zur Persönlichkeit gehören insbesondere die Gewohnheiten, das heißt die Art und Weise, wie sich eine Person normalerweise verhält.« (? Literatur, >) Folgt man dieser Definition, fällt es einem nicht schwer, Tieren eine Persönlichkeit zuzuordnen.

Für Hundehalter steht es außer Frage, dass ihr Vierbeiner eine Persönlichkeit besitzt. Sie zweifeln keine Minute daran, denn täglich setzen sie sich bewusst oder unbewusst mit ihr auseinander – manchmal mit Freude, manchmal mit Ärger.

Aber warum haben sich die Verhaltenswissenschaftler so schwergetan, die Persönlichkeit der Tiere zu untersuchen? Es ist doch ein zentrales und spannendes Forschungsgebiet und führt zu einem tieferen Verständnis unserer Mitgeschöpfe. Das hat mehrere Gründe:

Individualität oder Persönlichkeit erschwert die Forschungsarbeit. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse, Regeln und Gesetze gelten nämlich nur unter Ausblendung der persönlichen Eigenschaften des untersuchten Lebewesens. Erkenntnisse, die unter bestimmten Bedingungen durch Einzelbeobachtungen an Individuen gewonnen wurden, sind nicht problemlos zu verallgemeinern. Es fehlt die statistische Überprüfung, daher ist das Weglassen individueller Unterschiede oft notwendig, um überhaupt Zusammenhänge erkennen zu können.

Die Eigenschaften einer tierischen Persönlichkeit zu erfassen, ist sehr schwierig, denn die Definition von Gerhard Roth erklärt zwar, was eine Persönlichkeit ausmacht, aber sie sagt nichts über die Persönlichkeitseigenschaften, sprich Merkmale aus.

TIPPS & TRICKS

Die individuelle Persönlichkeit des Hundes ist wichtiger als seine Rassemerkmale. Ein ängstlicher Hund braucht beispielsweise sehr viel Zuspruch und Zuwendung. Ein forscher Hund dagegen muss ab und zu gebremst werden.

Wer die Persönlichkeit seines Vierbeiners erkennt und entsprechend darauf eingeht, tut sich mit dessen Erziehung leichter.

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