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Mach's dir leicht

Die Kunst, sich das Leben nicht zu vermiesen

AutorRafael Santandreu
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783641132415
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Schluss mit der Schwarzmalerei! Nicht was uns im Leben widerfährt, sondern wie wir damit umgehen, macht uns glücklich oder unglücklich. Rafael Santandreus wirksame und wissenschaftlich fundierte Methode hilft dabei, negative Gedanken und Ängste zu überwinden. Anhand zahlreicher Fallbeispiele erläutert er, wie man schädliche Gedanken und Verhaltensmuster positiv beeinflussen kann. Denn wer aufhört, sich das Leben selbst zu vermiesen, kann gelassen glücklich werden.

Rafael Santandreu ist Psychologe mit eigener Praxis in Barcelona. Nach einem Lehrauftrag an der Universität Ramon Llull in Barcelona arbeitete er mit dem bekannten italienischen Therapeuten Giorgio Nardone in dessen Zentrum für strategische Therapie (Centro di Terapie Strategica) in Arezzo zusammen. Gegenwärtig konzentriert er sich auf das Unterrichten von Ärzten und Psychologen und das Schreiben, unter anderem als Chefredakteur für die Zeitschrift »Mente Sana«.

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Leseprobe

Veränderung ist möglich!

Alles auf eine Karte!

An einem kalten Wintermorgen im Jahr 1940 hütete der junge Robert Capa in seinem Koffer seine kleine Leica-Kompaktkamera, einen ganzen Haufen neuer Filme und etwas Kleidung. In der rechten Jackentasche steckte ein Ticket für das nächste Schiff mit Kurs auf den Zweiten Weltkrieg. Capa war einer der ersten Kriegsfotografen in der Zeitungsgeschichte und eine beeindruckende Persönlichkeit. Den gut aussehenden, sympathischen, trinkfesten, mutigen und durchaus romantischen New Yorker und gebürtigen Prager lockte das Abenteuer.

Am D-Day, im Sommer 1944, erstürmten Hunderttausende blutjunger Amerikaner aus ihren Amphibienfahrzeugen heraus die Strände der Normandie. Das Donnern der Geschütze und die Bomben der deutschen Verteidigung versetzten sie in Angst und Schrecken. Im Inneren jener eiskalten Panzerfahrzeuge würgten viele ihr Frühstück wieder heraus, aber keiner ließ sich davon aufhalten. Sie hatten einfach keine Zeit, über derart Belangloses nachzudenken. Zwischen diesen jungen Männern überprüfte Capa mit zitternden Fingern ein ums andere Mal seine Kamera, als ob dieses Ritual die dröhnenden feindlichen Kanonen zum Schweigen bringen könnte.

Und plötzlich ließ ein knirschender Aufprall das Fahrzeug erbeben. Sie hatten den Strand erreicht. Der Lärm der Geschütze war ohrenbetäubend, aber der Sergeant, der die Einheit befehligte, überbrüllte ihn noch: »Raus, schnell! Neuformierung in zwanzig Metern! Los!« Er sprang mit erhobenem Gewehr ins Wasser und stürmte vor, obwohl ihm das Herz bis zum Halse schlug.

Die jungen Soldaten stolperten geradezu über ihre eigenen Beine und hefteten ihren Blick fest auf den Rücken ihres Vorgesetzten. Das Schlimmste für sie wäre der Verlust ihres Sergeants gewesen, des einzigen zuverlässigen Führers durch dieses Inferno. Es war ein einziges Chaos: überall rennende Soldaten, Schreie, Explosionen. Capa lief ihnen nach und folgte ihrem Vorbild, überwand die gut zwanzig Meter, indem er nur auf den Hinterkopf des Sergeants starrte. Dieser schnauzbärtige, erst 25-jährige »Veteran« erhob von Neuem die Stimme und rief: »Weiter, zwanzig Meter vorwärts und neu formieren! Jetzt! Los!« Wie von Sprungfedern angetrieben hetzte er die Düne hinauf.

Von den zwanzig Männern, die Capa an jenem Morgen begleitete, überlebten nur zwei. Dem Fotografen blieb kaum Zeit, auf jenen ersten paar Metern der Schlacht ein paar Schnappschüsse zu machen, ehe er gezwungermaßen auf ein Schiff der Alliierten zurückkehrte. Dennoch: Jene leicht unscharfen Fotos waren der erste Beleg für die Befreiung Europas. Schon am Folgetag prangten sie auf der Titelseite der britischen Zeitungen, und die ganze Welt konnte die letzte Phase des Krieges, den Kampf um die Freiheit, mitansehen.

Bei seiner Rückkehr nach London nahm sich Capa ganze zwei Tage frei, die er mit seiner frisch Verlobten, einer Engländerin, gut zu nutzen wusste. Etliche Flaschen Scotch später befand er sich bereits an Bord eines Flugzeugs, von dem aus er mit griffbereiter Kamera mit dem Fallschirm absprang, um das weitere Vorrücken des amerikanischen Heers in Europa zu begleiten.

Was hat die Geschichte von Capa in einem Buch über Psychologie zu suchen? Dafür gibt es genau einen Grund: Capa nutzte seine Zeit. Er lebte intensiv. Er setzte alles auf eine Karte, ohne zu zögern, und ritt auf der Welle seines Schicksals, seines Lebens. Er war der beste Bildberichterstatter seiner Zeit, verheiratet mit Gerda Taro, später mit Ingrid Bergman zusammen und ein enger Freund von Hemingway. Dank seines unbezwingbaren Mutes führte er ein Leben voller Gefahr, bis er im Alter von 41 Jahren im Indochinakrieg umkam.

Ein Geist voller Klarheit, ein Leben voller Gefühl

Für mich ist Capa ein Meister der Lebenskunst. Es gibt viele weitere: den Entdecker Ernest Shackleton, den Musiker und Schriftsteller Boris Vian, den Physiker Stephen Hawking, »Superman« Christopher Reeve … Von einigen dieser Menschen wird in diesem Buch noch die Rede sein, weil solche Männer und Frauen gute Vorbilder sind. Für die kognitive Psychologie stellen sie das Gegenteil dessen vor, was wir bekämpfen, des unausgeschöpften Lebens.

Der Hauptfeind des Psychologen ist der so genannte Neurotizismus, das heißt, die Kunst, sich durch geistige Selbstfolter das Leben zu vermiesen. Unsere Hauptgegner sind die Depression, die Angst und die Zwangsvorstellung, denn wenn wir uns von ihnen ins Bockshorn jagen lassen, verlieren wir die Möglichkeit, unser Leben voll auszuschöpfen. Das Leben ist dazu da, es zu genießen – indem wir lieben, lernen und entdecken. Doch dazu sind wir nur in der Lage, wenn wir unsere Neurose (oder ihr Hauptsymptom, die Furcht) überwunden haben.

Zu meinen ersten Patienten zählte ein 40-jähriger Mann, Raúl, der mich wegen Panikattacken aufsuchte. Zum Auftakttermin kam er mit dem Taxi, in Begleitung seiner Mutter. Raúl war unablässig von der Vorstellung gepeinigt, er könne jederzeit eine Angstattacke erleiden. Aufgrund dieser Furcht verließ er kaum noch das Haus. Mit zwanzig hatte man ihn für dauerhaft arbeitsunfähig erklärt, und seither führte er ein völlig zurückgezogenes Leben. Zwanzig Jahre im Kerker der Angst!

Raúls schlimmste Befürchtung war, mitten auf der Straße, fern von zu Hause oder von einem Krankenhaus, wo er Hilfe erhalten könnte, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Letztendlich hatte er sogar Angst vor den Fernsehnachrichten, weil er einmal angesichts von Kriegsszenen in Panik geraten war. Aus diesem Grund sah er nicht einmal mehr fern. Natürlich ist das angesichts der Programmauswahl kein schlimmer Verlust, aber vor lauter Angst nicht einmal fernsehen zu können ist definitiv zu viel.

Das Leben von Raúl und das von Robert Capa waren extrem gegensätzlich: Das eine bewegte sich in der Grauzone der Existenz, das andere mitten im prallen Leben.

Es ist ein gehöriger Unterschied, ob man im Leben oben auf der Welle surft oder ständig fast am Ertrinken ist und von den unterschiedlichsten Meeresströmungen heruntergezogen wird. Man kann sein Leben genießen oder es wie eine feindliche Woge erdulden, die uns unerbittlich beherrscht.

Den Patienten in meiner Praxis in Barcelona sage ich gern, dass es mir in erster Linie darum geht, sie auf emotionaler Ebene zu stärken. Diese Stärke gestattet ihnen, sich der ganzen Fülle ihres Lebens zu erfreuen. »Wir wollen hier kein ›normales‹, graues oder einfach nur stabiles Leben«, sage ich dann, »sondern wir wollen lernen, unser gesamtes Potenzial zu nutzen.« Die Neurose ist die Bremse, die uns die wahre Fülle vorenthält, und emotionale Gesundheit ein Freibrief für Leidenschaft und Lebensfreude.

Der Mensch ist lernfähig!

Viele Menschen stehen der Möglichkeit, sich in starke, emotional stabile Persönlichkeiten zu verwandeln, skeptisch gegenüber. Im Gespräch äußert sich dies in Sätzen wie: »Aber wenn ich doch schon mein ganzes Leben so bin, wie sollen mich da ein paar Monate Therapie verändern?«

Eine solche Frage ist durchaus logisch, weil wir alle den Eindruck haben, dass der Charakter unveränderbar ist. Mein Großvater, der noch im Bürgerkrieg gekämpft hatte, pflegte mit ernster Stimme zu sagen: »Wer mit 20 Jahren nicht erwachsen ist, wird es niemals sein!« Eine radikale Veränderung ist tatsächlich eher ungewöhnlich, aber keineswegs unmöglich. Inzwischen wissen wir auch, dass es mit der entsprechenden Anleitung nicht nur möglich ist, sondern dass es jedem, selbst dem Verwundbarsten, gelingen kann. Dafür hat die moderne Psychologie die passenden Methoden entwickelt.

Und genau das ist eines meiner zentralen Anliegen: meinen Lesern zu zeigen, dass man sich durchaus verändern und in eine emotional gesunde Person verwandeln kann. Natürlich geht das! Ich habe unzählige Beweise dafür, darunter die Veränderungen, die Tausende auf der ganzen Welt während ihrer Therapien vollbracht haben. Allein auf meinem Blog erzählen viele meiner Patienten von sich und ihren Erfolgsgeschichten. Im Laufe der Jahre habe ich Hunderte Patienten gesehen, so dass ich mit Fug und Recht bestätigen kann, dass Veränderung möglich ist.

Wie in dem folgenden wahren Fall: Abend für Abend ging María Luisa ins Theater und trat dort in einer in Madrid sehr erfolgreichen Komödie auf. Sobald der Vorhang sich hob, betrat sie die Bühne mit all der Ausstrahlung, Grazie und Eleganz, die einen klassischen Schauspieler auszeichnen. Das Ergebnis war immer wie erwartet: Knapp zehn Minuten ununterbrochener Applaus für eine geniale Leistung. María Luisa war eine wahrhaft gute, sympathische Schauspielerin voller Vitalität.

Was das Publikum jedoch nicht wusste, war, dass María Luisa sofort den Mut verlor und im Abgrund der Depression und Selbstzweifel versank, sobald sie am Abend nach Hause zurückkehrte. Mit fünfzig Jahren durchlebte sie ohne ersichtlichen Grund die schlimmste Zeit ihres Lebens. Ihr Psychiater sagte, ihr Problem wäre hausgemacht. Sie neigte zu Depressionen und Ängsten, und so vertrödelte sie viel Zeit und verbrachte abgesehen von ihrer geliebten Arbeit – und nicht einmal die konnte sie richtig genießen – fast den ganzen Tag im Bett. Das ist die wahre Geschichte der großen Schauspielerin María Luisa Merlo aus Madrid, die sie in ihrem Buch Cómó aprendí a ser feliz (Wie ich lernte, glücklich zu sein) mit folgenden Worten beschreibt:

»Die Jahre zwischen 44 und 50 waren die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich konnte mich vom Bett ins Theater begeben und vom Theater ins Bett, mehr nicht. So ging es Tag für Tag. Ich hatte Angst vor finanziellen Problemen (die es in Wahrheit...

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