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E-Book

Männlicher Narzissmus

Das Drama der Liebe, die um sich selbst kreist

AutorRaphael Bonelli
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783641180867
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Männliche Narzissten sind Menschen, die mit ihrem Selbstbewusstsein und Charme beeindrucken, doch ihr Charisma wärmt nicht. Ihre Geltungssucht ist ein Gefängnis, aus dem sie nicht ausbrechen können. Das zeigt sich besonders in der Liebe, die der Narzisst nur als Eigenliebe kennt.

Auf der Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und illustriert durch aufschlussreiche Fallgeschichten aus dem Praxisalltag, untersucht der Psychiater und Psychotherapeut Raphael M. Bonelli die inneren Fesseln des narzisstischen Mannes: das überzogene Selbstwertgefühl, die missglückenden Beziehungen und die fehlende Selbsttranszendenz. Und er zeigt Wege in die Freiheit. Denn es ist auch für Narzissten möglich, Empathie zu entwickeln, gesunde Männlichkeit und letztlich auch echte Liebe zu erfahren.

Dieses Psychogramm des selbstverliebten Mannes ist eine erhellende Lektüre für alle, die sich für das Phänomen Narzissmus interessieren und wissen wollen, wie die Befreiung von den Fesseln der Selbstzentriertheit gelingen kann.

Raphael M. Bonelli, geboren 1968, ist Neurowissenschaftler an der Sigmund Freud Universität Wien sowie Psychiater und systemischer Psychotherapeut in eigener Praxis. Forschungsaufenthalte an der Harvard-Universität, der University of California (Los Angeles) und der Duke University mit zahlreichen Publikationen im Bereich der Gehirnforschung und Habilitation im Fach Neuropsychiatrie.

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Leseprobe

Einführung
Das Problem des Jedermann

Narzissmus ist in aller Munde. Keine psychiatrische Diagnose wird so gern einem unliebsamen Zeitgenossen unterschoben wie diese, sei es dem Chef, einem Kollegen oder dem eigenen Ehemann. Allerdings – so muss man mit Schmunzeln konstatieren – sind das alles Fremdeinschätzungen. Die Selbstdiagnose ist in freier Wildbahn rar gesät.

Jeder Mann trägt narzisstische Anteile in sich. Der eine mehr, der andere weniger. Natürlich gilt das auch für Frauen, aber die sind nicht Thema dieses Buches. Gleich der Spitze des Eisberges sind die narzisstischen Anteile manchmal an einer libidinösen Selbstgefälligkeit wahrnehmbar, an einer unbändigen Freude an sich selbst. Im Gegensatz zur Leichtigkeit sanguinischer Fröhlichkeit wirkt diese Begeisterung aber nicht so ansteckend, sondern aus der Nähe eher kalt. Doch meistens bleiben die narzisstischen Charaktereigenschaften hinter einer Fassade der Freundlichkeit und des Mitgefühls verschämt versteckt. Sie blühen nur bei der manifesten Persönlichkeitsstörung – die früher Psychopathie genannt wurde – ungebremst und schamlos zu voller Blüte auf.

Dieselben Symptome, die die aufgeblühte Persönlichkeitsstörung auszeichnen, sind also auch mikroskopisch – und oft durchaus auch makroskopisch – in Herrn Jedermann vorhanden. Wie im Theaterstück Hugo von Hofmannsthals schleichen sich in Jedermanns Dasein fast unbemerkt alltägliche Rücksichtslosig­keiten und menschliche Unschärfen ein, die er für nebensächliche Bagatellen und unwesentliche Kollateralschäden des angenehmen Lebens hält. Die »guten Taten« hingegen werden von ihm – im Theaterstück wie in Realität – chronisch vernachlässigt und sind deswegen rollstuhlpflichtig gebrechlich. Die Geschichte geht bei Hofmannsthal gerade noch gut aus – aber nicht ohne die narzisstische Krise, eine schockierende Selbsterkenntnis und konsekutive Abwendung vom Egotrip.

Das diagnostische und therapeutische Ansprechen der narzisstischen Anteile muss man als Arzt des Herrn Jedermann meist sehr schonend vorbereiten und wohlwollend umschreiben, um nicht eine massive Kränkung hervorzurufen. Denn für viele schwingt mit dieser Krankheitsbezeichnung eine moralische Beurteilung mit, die dem Mediziner nicht zusteht und die er auch gar nicht intendiert. Dieses Buch verwendet die definierte narzisstische Persönlichkeitsstörung als Vorführmodell, um den alltäglichen Narzissmus des Herrn Jedermann besser zu verstehen. Dabei dienen seine spektakulären Symptome als Lupe für den mickrigen Narzissmus des kleinen Mannes. Dieses Buch versucht, das Thema verständlich, praxisbezogen und wissenschaftlich aufzubereiten.

Verständlich

Es ist geschrieben worden, um verstanden zu werden. Es möchte auf das Aneinanderreihen von Fachtermini und komplizierten Schachtelsätzen verzichten – und nimmt bewusst in Kauf, damit angreifbar zu sein. Denn über Narzissmus sind schon viele Bücher verfasst worden, die wegen ihres undurchdringlichen Jargons etwas kompliziert zu lesen sind. In einem 766 Seiten umfassenden Fachbuch über Narzissmus etwa stößt man pausenlos auf Sätze wie diesen: »Im Gegensatz zur Hypochondrie reflektiere die Schizophrenie (›Paraphrenie‹ entstammt Freuds Bemühen, einen Begriff zu prägen, der Schizophrenie und Paranoia umschließt) das Extrem eines solchen Zurückziehens der Objektlibido auf das Ich – parallel zum extremen Rückzug der Objektlibido auf Objekte der Fantasie – auf dem Weg der ›Introversion‹ bei den Psychoneurosen (die anderen Aktualneurosen reflektieren eine eingeschränktere Zurücknahme der Objektlibido).« Das ist natürlich hochinteressant, aber wahrlich kein Lesevergnügen!

Praxisbezogen

Die Narzissmusdiskussion ist bis heute stark theorielastig: Die konkreten Erscheinungsformen, Symptome und Probleme von Narzissten im Alltag sind für die Diskutanten oft nur insofern von Interesse, als sie ihre Theorie bestätigen. So wird das reale Phänomen allzu oft auf das Bett des Prokrustes gelegt, und ihm wird so lange Gewalt angetan, es wird verzerrt oder abgehackt, bis es in das in die Jahre gekommene erstarrte Erklärungsmuster passt. Aus diesem Grund bringt das Buch frisches Blut und beschreibt 36 lebendige Fallvignetten von realen Patienten aus dem 21. Jahrhundert – die natürlich anonymisiert und biografisch so verändert sind, dass ein Erkennen unmöglich ist. Damit soll ganz ungeschminkt und authentisch dargestellt werden, was in solchen Männern wirklich vorgeht, wie sie tatsächlich denken und fühlen. Deswegen ist auch die Grundstruktur dieses Buches stark an den psychiatrischen Phänomenen orientiert: Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders. Fifth Edition (DSM-5) der US-amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft aus dem Jahr 2013 gibt da ein gutes Gerüst.

Wissenschaftlich

Die Narzissmusbegriff ist wie gesagt meistens theorieschwanger: Es ist vielen Autoren wichtiger, was ein psychiatrischer Promi vor hundert Jahren gesagt hat, als die verstaubte Theorie an die Forschungsergebnisse der letzten zwanzig Jahre anzupassen. Der Schritt von der eminence-based medicine (»Was hat eine Autorität zu dem Thema gesagt?«) hin zur evidence-based medicine (»Was zeigen die wissenschaftliche Fakten?«), der der Medizin in den letzten fünfzehn Jahren unheimlichen Aufschwung gegeben hat, ist gerade bei diesem Thema noch nicht hinreichend geglückt. In diesem Buch sind die Befunde von professionell konzipierten empirisch-wissenschaftlichen Studien mindestens ebenso gewichtig wie die Meinungen der Pioniere der psychiatrischen Frühzeit. Beide Seiten kommen zu Wort – und das führt häufig zu einer fruchtbaren Symphonie. Manchmal können sich die beiden Gesichtspunkte auch mal kräftig in die Haare geraten; und das macht gar nichts.

Die Wissenschaft hat aber neben dem naturwissenschaftlichen auch noch den geisteswissenschaftlichen Lungenflügel. Der wurde interessanterweise lange vernachlässigt. Gerade den grauen Eminenzen der Psychiatrie war die philosophische Tradition der letzten 2400 Jahre herzlich egal, weil sich Freud und seine Freunde als reine Naturwissenschaftler verstanden. In Freuds Werken findet sich kaum ein Verweis auf Platon oder Aristoteles, in dem seiner Schüler schon gar nicht. Dieses Buch füllt die Lücke, angereichert mit religionswissenschaftlichen Aspekten von Persönlichkeiten wie Laotse, Konfuzius & Co.

Ein häufiges Vorurteil

Dem männlichen Narzissten wird oft unbewusste Angst unterstellt, die sich in Minderwertigkeitskomplexen, einem fehlenden Selbstwertgefühl und mangelnder Eigenliebe ausdrücken soll. »Bist du so klein, dass du dich so groß machen musst?« ist ein häufig anzutreffendes Bonmot, das den angeblich Pseudoselbstsicheren von seinem Thron holen soll. Nur: Das wirkt beim Narzissten gar nicht. Denn diese Unterstellungen sind zwar weit verbreitet und ob seiner Paradoxie durchaus witzig – aber schlicht und einfach falsch.

Als Psychiater sieht man ständig, dass die Angst viele Menschen in der Hand hat und ihre Handlungen bestimmt – ganz besonders den Perfektionisten. Dieser kreist angstvoll um sich selbst, er ist sehr darauf bedacht, was die Leute über ihn sagen, hat ständig Angst, nicht beachtet, nicht wertgeschätzt oder nicht geliebt zu werden. Der Narzisst als solcher kennt im Gegensatz zum Perfektionisten diese Angst nicht. Überhaupt nicht. Das ist der große Unterschied. Der Narzisst kreist eben nicht angstvoll um sich selbst – sondern er kreist verliebt um sich selbst.

Der narzisstische Mann glaubt auch gar nicht – wie der Perfektionist –, dass er etwas Besonderes sein muss, damit ihn die anderen lieben, wertschätzen und annehmen. Nein, er ist völlig davon überzeugt, dass er etwas Besonderes ist und dass es deswegen auch ganz natürlich, legitim und stimmig ist, wenn ihn die anderen lieben, wertschätzen – und bewundern. Natürlich kann ein Narzisst auch mal Angst haben, so wie er auch Warzen haben kann oder Mitesser. Dann hat er zwei unabhängige Probleme: eben Läuse und Flöhe. Zwischen den beiden besteht aber jeweils kein kausaler Zusammenhang. Narzissmus als Phänomen hat nichts mit Angst, Warzen oder Mitessern zu tun.

Nein, der männliche Narzisst hat bei Gott kein Problem mit der Angst. Dafür hat er ein größeres Problem mit der Liebe.

Die falsche Liebe

Dies ist ein Buch über die Liebe. Genauer gesagt über die männliche Liebesfähigkeit. Der Narzisst Oscar Wilde meinte einmal in Bezug auf sein eigenes Leben: »Eigenliebe ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.« Diese einsame Romanze hatte in seinem Fall leider auch kein Happy End. Der traurige Held dieses Buches ist der Mann, der von den Fesseln des Narzissmus an sich selbst gebunden ist. Er liebt, aber leider als Rohrkrepierer: Er kommt über sich selbst nicht hinaus.

Sigmund Freud schreibt in seiner wichtigsten Abhandlung über die narzisstische Liebe: »Man liebt nach dem narzisstischen Typus: (a) was man selbst ist (sich selbst); (b) was man selbst war; (c) was man selbst sein möchte; (d) die Person, die ein Teil des eigenen Selbst war.« Damit meint er: Alles rund um das Ich wird von der narzisstischen Brille libidinös verklärt. Schon im griechischen Mythos ist der begehrte Jüngling Narziss daran zugrunde gegangen, dass er als Mann die weibliche Liebe nicht erwidern konnte, sondern sich selbst – beziehungsweise sein Spiegelbild – zum Objekt seiner Liebe erwählt hatte.

Im Gegensatz dazu wie auch zum...

Blick ins Buch

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