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E-Book

Märchenhaft genießen

3 x 3 heilende Kräuter aus dem Mühlviertel

AutorChristine Leitner, Margit Steinmetz-Tomala
VerlagFreya
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783990251546
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Ohne darüber nachzudenken, geben wir Kümmel zum Kraut und trinken Holunderblütentee, wenn wir erkältet sind. Wenn wir gefragt werden, warum wir das machen, ist häufig die einzige Antwort: Weil es immer schon so war. Die Autorinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Wissensschatz neu zu bearbeiten. Das regionale Wissen um drei Mal drei Mühlviertler Bergkräuter wird in einer einzigartigen Kombination von Märchen, genussvollen Rezepten, vielen volksmedizinischen Anwendungen und genauen wissenschaftlichen Angaben lebendig. Damit ist 'Märchenhaft genießen' ein Wegweiser in die heimische Wildkräuterwelt und hilft Eltern und Pädagogen, Pflanzenwissen spannend und genussvoll zu vermittel.

Christine Leitner ist Mühlviertlerin, Leiterin der Sensorik in der Kräuterei der Bergkräutergenossenschaft Hirschbach und beruflich wie privat intensiv mit der Kräuterszene verbunden. Sie schloss vor kurzem den Hochschullehrgang Wildkräuter und Arzneipflanzen der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien ab. Margit Steinmetz-Tomala hat durch ihre Arbeit beim Genusslandmarketing OÖ, wo sie in der Geschäftsführung Kulinarik tätig ist, eine besondere Beziehung zu den geschmacklichen Herausforderungen, die Wildpflanzen bieten. Sie beschäftigt sich aus beruflichem und privatem Interesse mit Pflanzen und absolvierte den Hochschullehrgang Wildkräuter und Arzneipflanzen der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik Wien.

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Leseprobe

Brennnessel

Steckbrief wissenschaftlich

Die Brennnessel, Urtica dioica, gehört zur Familie der Urticaceae oder auch Brennnesselgewächse.

Es handelt sich dabei um eine ausdauernde, zweihäusige Staude, die 60–120 cm hoch wird. An aufrechten, vierkantigen Stängeln wachsen gegenständig herzförmige Blätter mit spitzen Enden, die einen grob gesägten Blattrand aufweisen. Sowohl an den Stängeln als auch an den Blättern befinden sich Brennhaare, die bei Berührung schmerzhafte Schwellungen und Rötungen hervorrufen.

Von Juli bis Oktober blüht die Brennnessel eher unauffällig grünlich oder bräunlich, wobei die männlichen Blüten aufrecht stehen, während die weiblichen hängen oder zurückgebogen sind.

Außer im südlichen Afrika und in den Polargebieten kommt die Brennnessel nahezu weltweit vor. Sie ist sehr anspruchslos und besiedelt ein breites Spektrum an Habitaten. Allerdings gilt sie als Zeigerpflanze, die auf einen stickstoffreichen Boden hinweist.

Obwohl auch, vor allem in der Volksmedizin, die Samen und Wurzeln Verwendung finden, wird doch das Kraut am häufigsten eingesetzt. Hauptinhaltsstoffe sind Mineralsalze, insbesondere Kieselsäure und Kaliumsalze, Aminosäuren, Ameisen-, Butter- und Essigsäure, Carotinoide, Chlorophyll, Vitamine, vornehmlich Vitamin C und Glukokinine (vgl. SCHILCHER, 2008, 47).

Die getrocknete Droge besteht aus den geschnittenen, oberirdischen Pflanzenteilen. Die Blattstücke sind grün bis dunkelgrün, manchmal sogar bräunlich, die Blattnerven sind sehr gut zu erkennen. Es sind auch einige bräunliche, breit gedrückte, stark gefurchte Stängelteile zu erkennen. Beim Abfüllen der Droge tritt häufig ein mehr oder weniger starker Juckreiz auf, was an den zum Großteil beim Trocknen abgefallenen Brennhaaren liegt.

Der Geruch ist herb und leicht metallisch. Die Droge ergibt einen klaren, bräunlich-grünen Aufguss, der krautig und leicht metallisch riecht. Der Geschmack ist sehr dominant, krautig, grasig mit einer metallischen Note, was sich wahrscheinlich durch den hohen Anteil an Mineralstoffen erklären lässt.

Hausapotheke

Wissenschaftlich belegt ist lediglich eine diuretische Wirkung, die mit der Ausscheidung beträchtlicher Mengen von Chloriden und Harnstoff einhergeht. Im Verlauf einer 14-tägigen Therapie kann es zu einer Steigerung des Harnvolumens, zur Senkung des Körpergewichts und einer geringfügigen Senkung des systolischen Blutdrucks kommen (vgl. WICHTL, 1989, 114).

In der Volksmedizin jedoch gilt sie fast als Allheilmittel. Das Brennnesselkraut wird als Teedroge oder als Frischpflanzensaft in vielfältiger Weise genutzt. Als entgiftendes und entschlackendes Mittel war es nicht nur immer schon klassischer Bestandteil jeder Frühjahrskur und von sogenannten Blutreinigungstees, sondern wird auch zur Unterstützung bei Arthritis, Muskel- und Gelenkrheumatismus und Gicht, bei Erkrankungen der Harnwege und bei Nierensteinen eingesetzt. Es gilt als blutbildend, sollte die Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse erhöhen und ist deswegen auch wichtiger Bestandteil von antidiabetischen Teemischungen. Außerdem heißt es, es fördert die Wundheilung, wirkt bei Verdauungsstörungen stuhlgangfördernd und tonisiert die Leber und die Galle, weshalb es bei Gallenwegserkrankungen (vgl. WICHTL, 1989, 114) und Magen- und Darmgeschwüren zum Einsatz kommt.

Es wird auch bei Hautproblemen, Allergien, Raucherbein, Durchblutungsstörungen und rheumatischen Beschwerden, aber auch bei Hexenschuss und Ischias sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet. Bei der äußerlichen Anwendung wird der Körper entweder mit Brennnesselspiritus abgerieben oder mit Brennnesseln gepeitscht.

Als echtes Eisentonikum vertreibt es Ermüdungs- und Erschöpfungszustände, die auf Blutarmut zurückzuführen sind. Dank des hohen Vitamin-C-Gehaltes wurde auch Skorbut erfolgreich damit behandelt (Mag. Wallpach V. erzählte dies während der Ausbildung zum TEH-Praktiker von 2009–2010). Deswegen war es ebenfalls immer schon fixer Bestandteil der Neun-Kräuter-Suppe.

Ein Aufguss oder Absud mit Essig äußerlich angewandt, fördert den Haarwuchs und hilft gegen Schuppen und fettes Haar (vgl. SCHILCHER, 2008, 48).

Ein Aufguss aus der Brennnesselwurzel wird als durchblutungsförderndes Haarwasser bei Haarausfall verwendet, aber auch als Diuretikum und wegen des hohen Gerbstoffgehaltes als Adstringens und Gurgelmittel. „Neuerdings wird die Anwendung eines Extraktes von Radix Urticae bei benignen Prostataerkrankungen empfohlen“ (WICHTL, 1989, 116).

Die Samen werden als Kräftigungsmittel, das auch das Gedächtnis stärken soll, und in süßem Wein angesetzt als Sexualtonikum, als sogenannter Lazaruswein, eingenommen. Das ist auch der Grund, warum es den Mönchen und Nonnen im Mittelalter verboten war, Brennnesselsamen zu sich zu nehmen.

Die Fasern der Brennnessel dienten sogar noch bis zum Ersten Weltkrieg als Ausgangsmaterial für Stoffe, sogar Uniformen wurden aus Nesselstoff hergestellt.

Für einen bekömmlichen Aufguss wird 1 TL Kraut mit kochendem Wasser übergossen und 10 Minuten ziehen gelassen.

Während einer Teekur trinkt man 3 Wochen lang 3 Mal täglich 1 Tasse Brennnesseltee und zusätzlich viel Wasser. Wenn man die Nieren anregt, ist es wichtig, dem Körper genug Flüssigkeit zu liefern, damit sie gut arbeiten können.

Anwendung in der Küche

Es ist kaum vorstellbar, dass eine so „wehrhafte“ Pflanze immer beliebter in der Küche wird.

Bereits seit alters her werden alle Teile der Brennnessel verkocht bzw. gegessen, hauptsächlich in Form von Suppe, in Notzeiten als Spinatersatz und Blattgemüse. Aus diesem „Notgemüse“ ist heute aufgrund der nachgewiesenen Nahrhaftigkeit ein wunderbares Speisegemüse geworden.

Verwendet werden vor allem die jungen Blätter, deren wenig bekömmliche Nesseln bei Temperaturen über 60° C zerstört werden. In der Regel werden die Blätter also vor dem Genuss kurz aufgekocht. Sie können aber auch mit einer Salatsauce versetzt werden. Beim Anmischen mit einer Salatsauce werden die Nesselhaare durch den Kontakt mit der Sauce zerstört und verlieren so die „brennende Wirkung“.

Die Brennnesselblätter haben ihren festen Platz in der Kräutersuppe, die man am Gründonnerstag isst. Der relativ hohe Gehalt an Chlorophyll, Vitamin C und Eisen sowie das intensive Blattgrün passen besonders zu diesem Tag. Gerade in der vorangegangenen Winter- und Frühjahrszeit waren diese Bestandteile in der Nahrung besonders rar. Zudem weist die Brennnessel einen hohen Proteingehalt (7 %) und Mineralstoffe (mehr als 2 %, besonders Kalium, Magnesium, Kalzium, Kupfer, Phosphor und das erwähnte Eisen) auf. Die Blätter enthalten überdies viel Vitamin A und Vitamin C (vgl. VAN WYK, 2005, 372). In Schottland ist die Brennnessel ebenfalls ein beliebtes Gemüse. Mit Butter oder Sauce angerichtet oder mit Haggis (gefüllter Schafsmagen), Lauch, Zwiebeln, Reis und Hafermehl wird sie auf den Tisch gebracht. In Skandinavien werden die Blätter getrocknet, pulverisiert und unter das Mehl für Brot und Gebäck gemischt (vgl. VAN WYK, 2005, 372).

Da in manchen Orten die Brennnessel als Symbol des „nicht ganz Geheuren“ galt, hielt man sie für den Wohnplatz von Dämonen. Aus dieser Vorstellung rührt der Glaube, dass Brennnesseln das Sauerwerden des Bieres bei Gewitter verhindern sollen (vgl. KÜSTER, 2003, 50). Selbst zur Konservierung von Fisch, Butter oder Fleisch wurden früher die Blätter der Brennnessel verwendet. Die Pflanze enthält nämlich Wirkstoffe, welche die Vermehrung von bestimmten Bakterien verhindern bzw. hemmen. In einigen europäischen Ländern wird sie auch heute noch als Zutat für Nahrungsmittel – beispielsweise beim Brennnesselkäse – verwendet.

Als Teepflanze werden die Blätter der Brennnessel hauptsächlich zur Blütezeit gesammelt und getrocknet. Junge, frische Brennnesseln werden sofort für Salate, Suppen oder Spinatgemüse verkocht.

Aber nicht nur die Blätter, auch die Samen können verzehrt werden. Sie schmecken nussig und ein wenig schleimig. So rät Dioskurides, ein berühmter griechischer Arzt, den Samen in Wein gekocht als Aphrodisiakum zu genießen. Hildegard von Bingen empfiehlt die Brennnessel in erster Linie als magenfreundliches Gemüse.

Möglicherweise nicht ganz zur Verwendung der Brennnessel in der Küche gehört der Rat, die Brennnesselsamen den Hühnern unter das Futter zu mengen, was zur Förderung des Eierlegens beiträgt. Speziell im Winter soll dies ein gutes Mittel zur Steigerung des Eierertrages sein.

Steckbrief familiengerecht

Man nennt mich:

Große Brennnessel

Eigentlich heiße ich:

Urtica dioica

So sehe ich aus:

Ich bin mir ganz sicher, dass...

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