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E-Book

Magdalena

AutorLars Muhl
VerlagJ. Kamphausen
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783958832251
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Nach 'Der Seher' der zweite Teil von Lars Muhls Reise hin zu Heilung und Erwachen. Auch hier trifft er wieder den Seher und erhält von ihm universale metaphysische Unterweisungen. Er wird gezwungen, seine dunkle Seite zu konfrontieren, den Schatten, der ihn von wahrer Gesundheit und Frieden abgehalten hat. Seine Erfahrungen sind diesmal stark verwoben mit der Geschichte der Maria Magdalena und ihrer intimen Beziehung zu Jesus (Jeshua), die hier in einem völlig neuen Licht dargestellt wird: als kraftvolle Inspiration für Frauen.

Lars Muhl, geb. 1950 in Dänemark, war erfolgreicher Musiker, Sänger und Liedermacher. Heute lebt er als Visionär und Mystiker, geschätzter und inspirierender Autor, Redner und Sänger. Er hält Vorträge in der ganzen Welt, bietet Workshops an und leitet mit seiner Frau, der Autorin und Klangtherapeutin Githa Ben-David, ein Institut für Energie und Bewusstsein. larsmuhl.com

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Leseprobe

2


Sie war zwölf Jahre alt, als sie den Mann, dem sie von ihren Eltern versprochen worden war, zum ersten Mal zu Gesicht bekam. Es war nur ein flüchtiger Blick. Sie sah ihn von einem Balkon des Hauses ihrer Eltern in Bethanien aus. Er wurde im Hof von Dienern empfangen, die dem Reisenden den Staub von den Füßen wuschen, wie es in diesem Land Sitte war. Beim Anblick dieses stattlichen jungen Mannes mit seinen achtzehn Jahren, von dem sie schon so viel gehört hatte, bebte sie vor Erregung. Die Erregung breitete sich in ihre kleinen Brüste aus, ließ ihr das Blut in die Wangen steigen und machte sie schneller atmen.

Dies war ihr großer Tag. Sie war nun eine reife Frau, die in der Lage war, einen Mann zu lieben und Kinder zu gebären. Am liebsten hätte sie ihn sofort in die Arme geschlossen, aber sie wusste, dass sie geduldig sein und wahrscheinlich noch für ein Jahr oder höchstens zwei Jahre warten musste, bevor ihr Traum wahr werden würde. Dies war keine reguläre Hochzeit. Es stand viel mehr auf dem Spiel als die launische Liebe eines jungen Mädchens. Das ganze Land nährte die Hoffnung, dass eine uralte Wunde zu dieser Gelegenheit ein für alle Mal geheilt werden könne, dass ein geteiltes Volk wiedervereint und Israel wieder eine autonome, von der Tyrannei des römischen Reiches befreite Nation werden könne. Und all dies war abhängig von der Vereinigung der Stämme Benjamin und Juda.

Martha, eine ihrer beiden älteren Schwestern, half ihr zusammen mit einer Magd, sich auf die Verlobungsfeier vorzubereiten. Sie neckten sie in ihrer Verspieltheit, indem sie ihre Bewegungen übertrieben, als sie ihre intimsten Körperteile wuschen, und erzählten ihr kichernd von all den schrecklichen Dingen, die ein Mann mit einer Frau machen würde, wenn sie ihm endlich gehörte.

Das Gerücht von ihrer erstaunlichen Schönheit hatte sich bereits verbreitet. Dieses Gerücht besagte, dass sie sich ohne jeden Zweifel zu der schönsten Frau entwickeln werde, die Jerusalem je hervorgebracht habe. Hoffnungsvolle Verehrer hatten bereits bei ihren Eltern um ihre Hand angehalten, aber sie alle mussten den Palast wieder verlassen, ohne ihr Ziel erreicht zu haben. Sogar Teutilus, ein mächtiger römischer Händler und enger Freund des Herodes Antipas, hatte seine Fühler nach ihr ausgestreckt. Dies hatte zu einem öffentlichen Aufschrei unter den Juden geführt, die ihrem Zorn über eine solche Beleidigung rückhaltlos Ausdruck gegeben hatten. Wer glaubte er zu sein? Er war nicht nur ein Römer, er war auch ein ziemlich alter Mann. Sein Ansinnen war eine Verletzung aller Regeln – der geschriebenen wie der ungeschriebenen.

Nach einer Woche hatte sich die Wut jedoch wieder gelegt und Teutilus wurde zur Zielscheibe des beißendsten Spottes von Jerusalem. Der Mann hatte sich schlichtweg zum Narren gemacht.

Ihr Vater Zerah hatte jedes Angebot ruhig und in aller Stille abgelehnt. Er entstammte dem Stamm Benjamin, war aber, ebenso wie Moses, im Exil in Ägypten aufgewachsen. Später hatte er unter einem syrischen König gedient und war mit Besitztümern in Jerusalem und Bethanien belohnt worden.

Er und seine Frau Isebel, die einer reichen Familie des Stammes Dan entstammte, waren enge Bekannte der Familie des Bräutigams, und beide Familien betrachteten die bevorstehende Vereinigung als eine Erfüllung der ältesten Prophezeiungen. Die Ursprünge der Erwartungen, die darauf beruhten, reichten bis weit in die Zeit vor Abraham zurück. Dies war nicht nur eine wichtige politische Heirat. Dies war eine religiöse Verschmelzung, die von YHVH selbst gesegnet war.

Als die beiden Frauen das junge Mädchen gewaschen hatten, salbten sie es mit duftendem Balsam. Das Gewand bestand traditionellerweise aus einem langen weißen Unterrock und darüber einer roten, mit goldenen Fäden gesäumten Tunika, die ihr bis zu den Knien reichte. Wie es die Tradition von jeder syrischen Jungfrau verlangte, wurde darüber ein blassblauer Chiton gezogen, der bis zum Boden hinabreichte. Er war von kleinen goldenen Blüten gesäumt, an der Seite züchtig geschlossen und ein Schleier war an ihn angenäht. Zum Abschluss setzten sie ihr dieselbe Tiara auf den Kopf, die vor ihr bereits ihre Mutter und die Schwiegermutter ihrer Mutter zu ihren Verlobungsfeiern getragen hatten und die ihr am Tag ihrer Hochzeit übergeben werden würde.

Sie drehte sich lachend im Kreis, sodass die Frauen das Ergebnis ihrer Bemühungen bewundern konnten. Sie klatschten vor Begeisterung in die Hände und stimmten in das ansteckende Gelächter des Mädchens ein. Es war an der Zeit, die künftige Braut und den künftigen Bräutigam einander vorzustellen.

Sie standen an den beiden Enden der schönsten Halle des Palastes. Er war umringt von seiner Mutter, einem Bruder und zwei Lehrern und sie von ihrer Mutter, ihrem älteren Bruder, ihren beiden Schwestern und einigen Mägden. Der Abstand zwischen ihnen war so groß, dass sie sein Gesicht kaum erkennen konnte, aber er schien trauriger auszusehen, als ihr lieb war und es der Gelegenheit angemessen erschien.

Die geladenen Gäste säumten lächelnd und erwartungsvoll die Längsseiten der Halle; sie hielten Geschenke in der Hand und winkten mit Palmwedeln. Die beiden Patriarchen, Zerah und Yoasaph, standen in der Mitte der Halle, tauschten die traditionellen Grußworte aus und schüttelten sich als Zeichen für den bevorstehenden Pakt die Hände.

Es war ein bewegender Anblick, und einige der Anwesenden weinten, denn dies war der Augenblick, auf den die meisten Juden schon seit langem gewartet hatten. Das, worauf nur wenige Menschen zu hoffen gewagt hatten, sollte geschehen: Der Same für die Vereinigung und die Freiheit Israels, des vom Herrn auserwählten Volkes, war gepflanzt.

Zu ihrer Enttäuschung sah sie ihren künftigen Bräutigam an diesem Tag nicht mehr. Männer und Frauen speisten getrennt voneinander. Und auch wenn sie die Männer aus der angrenzenden Halle laut reden hörte, steigerte dies nur ihre Sehnsucht nach ihm. Nach dem Mahl tanzten und sangen sie, aber auch dies in getrennten Parteien. Schneller als erwartet waren die Festlichkeiten vorüber und es war Zeit, zu Bett zu gehen.

Zwei Jahre vergingen überaus langsam. Während all dieser Zeit traf sie ihren künftigen Bräutigam nicht einmal, und wenn sie nach ihm fragte, sagte man ihr, sie solle sich keine Sorgen machen, oder sie erhielt überhaupt keine Antwort. Ihrer Umgebung zuliebe versuchte sie Haltung zu bewahren, aber innerlich wurde sie immer niedergeschlagener.

Um sich die Zeit zu vertreiben, nahm sie jede Arbeit an, die man ihr geben konnte. Die Bediensteten versuchten, sie davon abzubringen, aber sie bettelte so lange, bis sie nachgaben und sie mit ihnen gleichgestellt daran teilnehmen ließen. Wann immer dies entdeckt wurde, führte es zu peinlichen Situationen. Sie musste vor ihrem Vater stehen, der ihr mit großer Resignation klar zu machen versuchte, was sich für ein Mädchen ihres Standes gehörte.

Eines Tages jedoch, als sie gerade damit beschäftigt war, den Wäscherinnen im Waschhaus zu helfen, geschah etwas, das alles auf den Kopf stellen sollte. Als sie auf den Steinen am Rand des Beckens das Wasser aus den Kleidungsstücken herausklopfte, fiel ihr Blick auf die Wasseroberfläche. Mit einem flüchtigen Blick erhaschte sie eine Bewegung. Als sie näher hinschaute, war jedoch nichts zu sehen. Wenig später geschah es wieder, aber auch jetzt war nichts zu sehen. Sie versuchte es zu ignorieren, aber immer wenn sie wegschaute, kam es näher an die Wasseroberfläche. War sie vielleicht überarbeitet? Oder vielleicht war es ihr Monatszyklus, der ihr einen Streich spielte?

Sie setzte sich am Rand des Beckens nieder, um ihre Fassung wiederzuerlangen. Als sie dort saß, ohne besonders auf das Wasser zu achten, wurde ein Bild sichtbar. Sie betrachtete es mit gespannter Aufmerksamkeit. Es zeigte ihre Mutter und ihren Vater, die in einem fremden Teil des Landes mit einer Karawane reisten. Das Bild entlockte ihr ein Lächeln. Sie erkannte die Miene größter Ernsthaftigkeit, die ihr Vater immer aufsetzte, wenn er etwas Entwaffnendes und Komisches sagen wollte. Sie wollte gerade laut auflachen, als sich das idyllische Bild auf brutale Weise veränderte. Fremde Krieger und Straßenräuber griffen die friedliche Karawane aus einem Hinterhalt an. In einem schrecklichen Augenblick sah sie, wie ein Heide ihrem Vater von hinten den Hals aufschlitzte, während ihre Mutter gnadenlos von einem Krummsäbel niedergestreckt wurde. In einem Augenblick wurde alles rot. Bei diesem schrecklichen Anblick sprang sie mit einem solchen Schrei auf, dass die anderen Frauen alles fallen ließen, was sie in den Händen hielten, um ihr zu Hilfe zu eilen. Da die Frauen nichts sehen konnten, nahmen sie an, sie fühle sich nicht wohl, und trugen sie in ihr Gemach, wo sie das untröstliche Mädchen auf ihr Bett legten.

Dort blieb sie drei Tage lang liegen. Ihre Schwestern saßen bei ihr und versuchten erfolglos, ihr zu entlocken, was in dem Waschhaus so Schreckliches geschehen war. Sie wusste, dass die...

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