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E-Book

Management by Internet

Neue Führungsmodelle für Unternehmen in Zeiten der digitalen Transformation

AutorWillms Buhse
VerlagPlassen Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783864701917
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis21,99 EUR
Unternehmerische Entscheidungen, die einfach 'von oben' getroffen werden, kamen bei den Angestellten noch nie besonders gut an. Wer auf Facebook, Twitter und Co unterwegs ist und Werte wie Transparenz, Offenheit und Nachvollziehbarkeit erlebt und schätzt, will auch im Job nicht mehr einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Unternehmenslenker stehen vor der Heraus¬forderung, genau diese Werte auch in die Unternehmenskultur zu integrieren. Willms Buhse zeigt, wie es geht.

Willms Buhse ist als Unternehmens¬berater spezialisiert auf die Einführung von Prinzipien des Web 2.0 in Unternehmen. Zu seinen Kunden gehören unter anderem die Deutsche Telekom, VW und das ZDF. Außerdem bloggt er für die Wirtschaftswoche und ist gefragter Vortragsredner zum Thema Digital Leadership.

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Leseprobe

Es sind immer wieder kleine, aber bemerkenswerte Erlebnisse, die mir vor Augen führen, wie stark das Internet unser Leben und unser Verhalten verändert hat.

Eines davon erlebte ich im Jahr 2010 ausgerechnet in einer Runde, von der man nicht erwartet hätte, dass der digitale Lifestyle hier schon so weit um sich gegriffen hat: Es war die Jurysitzung des LIDA Awards. Der Leader in the Digital Age Award (LIDA) ist ein Preis, den ich federführend initiiert und konzipiert habe und den meine Managementberatung doubleYUU gemeinsam mit dem niedersächsischen Wirtschaftsminister, Sponsoren und namhaften Partnern wie der Deutschen Messe, IBM und der Deutschen Telekom alljährlich auf der Computermesse CeBIT in Hannover vergibt. Mit ihm ehren wir Führungspersönlichkeiten, die die Möglichkeiten des digitalen Zeitalters nutzen, die Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität fördern und ihr Unternehmen entsprechend führen.

Die Jury des LIDA Awards selbst besteht in erster Linie aus klassisch geprägten Entscheidern. Es sind Menschen, die damit groß geworden sind, Papierausdrucke zu analysieren, Wirtschaftswissen in Form von dicken Büchern zu konsumieren, und von denen viele das Internet zunächst mit Skepsis betrachtet haben.

Und trotzdem beugte sich bei der LIDA-Jury-Sitzung 2011 jeder – inklusive des Wirtschaftsministers – über sein iPad, um blitzschnell Informationen zu den Kandidaten zu ergoogeln oder das Video eines Vortrags anzusehen. Es war für die Herren also selbstverständlich, sich mit einem dieser modernen Endgeräte ohne fremde Hilfe genau die Informationen aus dem Netz zu ziehen, die in diesem Moment benötigt wurden. Auch deshalb waren die Diskussionen über die Kandidaten sehr fundiert und spannend, Argumente wurden blitzschnell untermauert oder widerlegt. Und die Entscheidungen, die dieser Kreis innerhalb kürzester Zeit traf, waren aus meiner Sicht absolut nachvollziehbar und richtig.

Unter anderem sollte Vineet Nayar, der CEO eines indischen IT-Dienstleisters, einen Preis bekommen. Von ihm wird in diesem Buch noch die Rede sein. Die Juroren konnten sich mit ihren iPads blitzschnell ein Bild von ihm machen, es fanden sich fundierte Zahlen über sein Unternehmen im Netz. Auch deshalb setzte er sich bei der Preisverleihung gegen andere durch.

Es braucht also keinen Besuch in einem modernen Softwareunternehmen, wenn man eine vernetzte Denkweise bei der Arbeit sehen will. Oft spiegelt sie sich in kleinen Alltagsszenen wie der bei der Verleihung des LIDA Awards wider.

Die Regierungsform des Internets heißt Meritokratie


Technische Innovationen haben die Kraft, Kultur und Mentalitäten radikal zu verändern, und sie hatten diese Kraft schon immer. Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert löste eine Medienrevolution aus, war Motor der Renaissance, schuf ungeahnte Bildungschancen und ließ neue Wirtschaftszweige entstehen.

Die Wirkungen und die Veränderungskraft des Internets sind meiner Ansicht nach nur mit Gutenbergs Jahrtausenderfindung vergleichbar. Radio und Fernsehen, so viel sie bewirkt haben, können da nicht mithalten. Und die Wirkung wird nicht nachlassen, im Gegenteil. Das Internet durchzieht immer mehr Bereiche unseres Lebens, weil es extrem leistungsfähig ist und Chancen eröffnet, von denen noch vor wenigen Jahren niemand etwas ahnte. Regierungen ablösen, Musik weltweit verbreiten, Taxis mittels einer Smartphone-App finden, Geld besorgen für eine innovative Idee, mal eben einen Kalender aufsetzen, mit dem drei Familien online den gemeinsamen Urlaub im schwedischen Ferienhaus planen, oder eine Party organisieren via Twitter: Solche schlichten, preiswerten Tools bringen mithilfe der weltweiten Datennetze Menschen zusammen.

Wenn das Internet ein Staat wäre, dann wäre seine Regierungsform die Meritokratie, die Herrschaft derjenigen, die sich Verdienste erwerben. Nur durch Verdienste entstehen im Internet Autorität, Anerkennung und Prominenz, (fast) jeder und jede hat hier die Chance, ein Star zu werden. Ob das gelingt, hängt nicht von PR-Kampagnen und Marketingbudgets ab. Wie heißt es doch im MIX Manifesto, einem Thesenpapier der wichtigsten US-Management-Vordenker über Führung im 21. Jahrhundert: „Wenn jemand auf You-Tube ein Video veröffentlicht, fragt niemand danach, ob er zur Filmhochschule ging. Keine der traditionellen Statusdefinitionen wie Titel, Position oder akademischer Grad bedeutet im Web etwas.“4

Anerkennung bekommt stattdessen, wer in der Lage ist, sich diese Anerkennung durch Leistung zu verdienen. Wer ein interessantes Video macht, hat Zuschauer. So einfach ist das. Und diese Anerkennung muss immer wieder neu verdient werden – man kann sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Sonst verliert man seine Gefolgschaft.

Die Lawine aus Spaß und Musik reißt alle mit


Im Internet verbreiten sich Ideen viral, Initiativen fangen ganz klein an, oft passiert erst mal eine ganze Weile nichts. Dann gibt es einige Zuschauer, Zuhörer oder Mitleser mehr – in sozialen Netzwerken werden diese Menschen Follower genannt, Leute, die verfolgen, was jemand tut. Und plötzlich nimmt die Verbreitung rasant Fahrt auf, weil auch die Follower bestimmte Inhalte weiterverbreiten, sodass diejenigen, die ihnen folgen, ebenfalls die ursprüngliche Message erfahren. Aus Konsumenten werden Beteiligte: Dieser Schritt ist wichtig für eine schnellere Verbreitung.

Wie ein solcher Prozess abläuft, zeigt eindrucksvoll ein kleiner Film auf YouTube, der zu meinen absoluten Lieblingsclips gehört, auch wenn er vordergründig mit dem Internet nichts zu tun hat. Aufgenommen wurde er 2009 auf dem Sasquatch Music Festival im US-Bundesstaat Washington. Er zeigt eine Gruppe junger Menschen, die oberhalb eines Sees auf einer Wiese in der Sonne sitzen. Laute Musik. Zu Beginn tanzt ein junger Mann allein in der Mitte. Keiner beachtet ihn. Ein zweiter kommt hinzu, tanzt auch, weiter passiert eine Weile nichts. Dann ein dritter Tänzer. Erst als der vierte und der fünfte hinzukommen, kommt die Lawine aus Spaß und Musik ins Rollen, gewinnt innerhalb von Sekunden eine solche Kraft, dass sie alle mitreißt. Unzählige stehen auf, tanzen mit, von hinter der Kamera kommen weitere angerannt, johlen, wollen dabei sein. Am Ende ist die zu Beginn ziemlich leere Wiese voller Menschen, die lautstark feiern und tanzen, klatschen, als die Musik unterbricht.

Dieses Video zeigt auf sehr einfache Weise, wie Massenphänomene entstehen, der Ablauf lässt sich fast eins zu eins auf das Internet übertragen. Das gilt auch für das Entstehen von Vorbildern, von Leadern. Der erste Tänzer ist noch kein Leader, als er allein vor sich hin tanzt. Entscheidend sind die, die als Zweites, Drittes, Viertes und Fünftes hinzukommen. Sie wollen mittanzen und zeigen damit allen anderen, die noch herumsitzen: „Dieser Tänzer ist jemand, dem man folgen sollte.“ Erst dass sie seinem Beispiel folgen, sorgt dafür, dass er eine Vorbildfunktion und damit eine gewisse Autorität erhält. Exakt so werden auch Akteure im Internet zu Leadern.

25-Jährige bewundern den, dem andere folgen


Ganz anders funktionieren die Dinge dagegen im normalen Büroalltag. Hier entstehen Hierarchien nicht von unten nach oben, nicht durch Gefolgschaft. Stattdessen erkennt man Leader hier an ihren Insignien, großsprecherischen Jobbezeichnungen zum Beispiel, Maßanzügen oder wuchtigen Dienstwagen auf ausgewiesenen Parkplätzen. Dumm nur, dass solche Ehrenzeichen im Umgang mit der Internetgeneration, also mit denjenigen, die mit dem Internet groß geworden sind und seine Logik mit der Muttermilch aufgesogen haben, rapide an Bedeutung verlieren.

25-Jährige bewundern tendenziell den, dem andere folgen, entscheidend ist die Reputation. Und die ist messbar, sichtbar. Diese Sichtbarkeit wiederum hat ganz neue Geschäftsmodelle hervorgebracht.

Ein Beispiel ist die Autovermietung von Privat an Privat, wie sie das US-Unternehmen Getaround betreibt. Mieter können sich vorab über den Zustand des Autos informieren, indem sie die Bewertungen anderer Nutzer lesen. Wohl dem Verleiher, dessen Auto positiv beurteilt wird. Und das bedeutet, dass eine große Autovermietung mit millionenschwerem Werbeetat aus Kundensicht kaum Vorteile gegenüber dem unbekannten Privatmann hat, der gerne sein Fahrzeug verleiht, damit ein wenig Geld verdient und seinen Spaß hat, weil er Kontakt zu Gleichgesinnten bekommt. Dasselbe Prinzip wirkt bei Airbnb, einem Service, bei dem Privatleute ein Zimmer oder ihre ganze Wohnung für ein paar Tage an andere vermieten. Die meisten Gäste hat, wer nett zu ihnen ist, denn das wird via Internet weitererzählt.

Diese Beispiele demonstrieren nicht nur, wie Ansehen heute entsteht, sie belegen auch, wie das Internet Werte und Einstellungen verändert: Teilen ist zu einem der wichtigsten Trends in Gesellschaft und Wirtschaft geworden. Und Teilen meint in diesem Kontext auch Tauschen und Leihen. Auto fahren wollen die meisten Menschen, aber deshalb muss man nicht gleich eins besitzen. Die Autohersteller bekommen diesen Trend auf dem deutschen Markt gerade schmerzhaft zu...

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