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E-Book

Manuelle Therapie beim Hund

Das Hárrer-Konzept

AutorSabine Hárrer
VerlagSonntag
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl320 Seiten
ISBN9783132196612
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis81,99 EUR
Dieses Buch führt Sie systematisch, praxisbezogen und reich bebildert in die Manuelle Therapie beim Hund ein. Es beantwortet Ihnen wichtige Fragen wie diese: Wie erkenne ich, ob das Gelenk oder die anliegenden Muskeln die Funktionsstörung hervorrufen? Wie positioniere ich mich als Therapeut zum Hund und wo fasse ich für eine gezielte Ausführung der Behandlung an? Für jeden Untersuchungsschritt werden die Ausgangsstellung von Hund und Therapeut, Handanlage und Ausführung detailliert beschrieben und bebildert - von der orientierenden Untersuchung, die einen Hinweis auf die betroffene Region liefert, bis zur spezifischen Untersuchung der Gelenke, Muskeln und neurogenen Strukturen. Durch das systematische Vorgehen bei der Untersuchung lernen Sie, Funktionsstörungen gezielt zu erkennen. Anschließend werden je nach Resultat der Untersuchung die passenden Behandlungsmöglichkeiten zu den verschiedenen Funktionsstörungen anschaulich vorgestellt. Neben den Behandlungsmöglichkeiten bei Problemen mit den Gelenken und der Muskulatur, wird auch die Mobilisation von Nerven berücksichtigt. Durch Bezüge zur funktionellen Anatomie werden Sie die Ursache und Auswirkungen von Problemen im Bewegungsapparat noch besser verstehen.

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Leseprobe

1 Grundlagen der Manuellen Therapie


1.1 Was ist Manuelle Therapie?


Der Begriff Manuelle Therapie wurde in den 60er Jahren von Freddy Kaltenborn, einem norwegischen Dipl.-Sportlehrer und Physiotherapeut aus Oslo, geprägt. Dieser Begriff macht deutlich, dass bei dieser Therapieform der Therapeut mit seinen Händen arbeitet und ist aus dem lateinischen Wort Manus (= Hand) und dem griechischem Wort Therapie (= Heilung/Behandlung) zusammengesetzt. In direkter Übersetzung bedeutet Manuelle Therapie: heilen/behandeln mit den Händen.

Die manualtherapeutische Behandlung setzt unbedingt eine physiotherapeutische Befundung voraus. Nur wenn der Therapeut die Struktur herausfiltern kann, die für die Störung des Tieres ursächlich ist, kann er gezielt behandeln.

Viele Therapeuten arbeiten mit ihren Händen, führen deshalb jedoch noch lange keine Manuelle Therapie durch. Manuelle Therapie grenzt sich von anderen Behandlungsformen mit den Händen klar ab.

Laut Broschüre zur Leistungsbeschreibung der Physiotherapie im Humanbereich ist „Manuelle Therapie“ ein:

„... von Therapeuten durchgeführter Teil der manuellen Medizin auf der Grundlage der Biomechanik und Reflexlehre zur Behandlung von Dysfunktionen der Bewegungsorgane mit reflektorischen Auswirkungen. Sie beinhaltet aktive und passive Dehnung verkürzter muskulärer und neuraler Strukturen, Kräftigung der abgeschwächten Antagonisten und Gelenkbehandlungen durch translatorische Gelenkmobilisationen. Anwendung einer gezielten impulslosen Mobilisation oder von Weichteiltechniken. Die krankengymnastische manuelle Therapie enthält keine passiven Manipulationstechniken von blockierten Gelenkstrukturen an der Wirbelsäule.“

(aus: Rahmenempfehlungen – Leistungsbeschreibung Physiotherapie; Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e.V., Stand November 2006)

Zu begrifflicher Verwirrung kommt es immer dann, wenn ein Physiotherapeut neben der Zusatzqualifikation „kanine Manuelle Therapie" auch noch Kenntnisse und Erfahrungen in anderen manuellen Therapien besitzt. Diese Kenntnisse stehen jedoch in keinster Weise im Widerspruch zu den physiotherapeutischen Grundsätzen und bereichern höchstens die Behandlung.

Für die weitere Spezialisierung im Humanbereich vom zertifizierten manuellen Therapeuten zum orthopädisch manipulativen Therapeuten (OMT) muss ein Humanphysiotherapeut noch mal eine umfangreiche Weiterbildung durchlaufen.

Mit diesem Buch habe ich die Manuelle Therapie in der Gesamtheit, wie sie uns Humanphysiotherapeuten durch unsere fundierte Weiterbildung zur Verfügung steht, auf den Hund übertragen. Ich hoffe, der Leser ist von der Einfachheit und dem Erfolg, den wir in der Behandlung erreichen, genauso begeistert wie ich.

1.1.1 Definition Manuelle Therapie


Die Manuelle Therapie ist ein physiotherapeutisches Untersuchungs- und Behandlungskonzept, mit dem man reversible Störungen am Bewegungsapparat auffindet und behandelt. Das Ziel ist, durch den entsprechenden Befundungsvorgang die Funktionsstörung zu finden (arthrogen, myogen, neurogen), durch Mobilisations-/Stabilisationstechniken die normale Funktion wieder herzustellen bzw. zu erhalten und die Belastungsfähigkeit zu steigern. Zudem finden diverse Weichteiltechniken – wie z.B. Funktionsmassage, Quer-/Längsdehnung, Querfriktion – Anwendung (reflektorische Hypertonie der Skelettmuskulatur) sowie Neurotensionstechniken (Nervenmobilisationen).

In der MT werden nicht nur Gelenkblockaden (Hypomobilität) und Hypermobilitäten behandelt, sondern es kann auch Einfluss auf Schmerzen genommen werden. Dazu wird für das entsprechende Gelenk eine entsprechende Schmerzbehandlung durchgeführt.

1.1.2 Geschichte


Schon im 5. Jahrhundert wusste man, dass viele Erkrankungen von der Wirbelsäule ausgehen. Zu dieser Zeit wurden durch sog. Knochenrenker/-setzer Knochen „eingerenkt“. 1874 gründete A.T. Still in Kirksville (USA) eine Schule für Osteopathie. Erstmals wurde dort die Kunst des Heilens durch Handgriffe zu einer lehrbaren Wissenschaft ausgebaut. 1895 gründete D. Palmer in den USA die erste Schule für Chiropraktik. In Deutschland hat die Chiropraktik und die Manuelle Therapie (MT) eine recht junge Geschichte. Mitte der 60er Jahre kamen die ersten Impulse aus dem nordischen System der norwegischen Physiotherapeuten Kaltenborn und Evjenth. Auf Initiative von F. Kaltenborn und einem Kollegen wurden die MT-Kurse erstmals für Krankengymnasten geöffnet. Aus den Teilnehmern der ersten Kurse hat sich ein Kreis von Physiotherapeuten gebildet, die – neben den norwegischen Lehrern – begannen, die Manuelle Therapie weiter zu verbreiten. 1978 gründete diese Lehrergruppe die Arbeitsgemeinschaft Manuelle Therapie im ZVK (Zentralverband der Krankengymnasten). Erstmals in der Verbandsgeschichte der Krankengymnasten gibt es seitdem eine Arbeitsgemeinschaft, die den Berufsverband fachlich und auch politisch in Sachen Manuelle Therapie vertritt. 1988 wurde die DGOMT (Deutsche Gesellschaft für orthopädische Manuelle Therapie e.V.) gegründet → eine Gruppe von Krankengymnasten aus dem Humanbereich mit Ausbildung nach dem OMT-Kaltenborn/Evjenth-Konzept. 1992 wurde die deutsche Dachorganisation für Manuelle Therapie gegründet. Diese besteht aus 3 Mitgliedern:

  • Arbeitsgemeinschaft Manuelle Therapie im Zentralverband der Krankengymnasten,

  • Deutsche Gesellschaft für orthopädische Manuelle Therapie e.V. und

  • Deutscher Verband für Manuelle Therapie e.V. (Maitland-Konzept).

Seit 1994 wird Manuelle Therapie in PT-Schulen unterrichtet. Zwischen 2009–2011 habe ich eine Kombination aus dem Kaltenborn-Evjenth Konzept, dem Maitlandkonzept und aus dem Arbeitsgemeinschaft-MT-Konzept auf den Hund übertragen und unterrichte dies erfolgreich seit 2011 an Fortbildungszentren im In- und Ausland.

1.2 Gelenkmechanik


1.2.1 Gelenklehre


Es gibt echte und unechte Gelenke. Echte Gelenke haben einen hyalinen Knorpelüberzug. Unechte Gelenke können bindegewebig (die Suturen) oder knorpelig (Symphyse) sein.

Außerdem existieren einfache und zusammengesetzte Gelenke. Ein Beispiel für ein einfaches Gelenk ist das Hüftgelenk, es besteht aus zwei Gelenkpartnern. Das Kniegelenk (Femur – Patella – Tibia) oder das Karpalgelenk (Radius – Ulna – proximale Handwurzelreihe) besteht aus mehreren Gelenkpartnern und ist somit zusammengesetzt.

In der Manuellen Therapie ist der Begriff des Arthrons wichtig, das Herzstück der Manuellen Therapie sozusagen. Zu ihm gehört neben den beiden Gelenkpartnern die Muskulatur, die auf das Gelenk (Arthron) wirkt, sowie die Nerven, die Lymphbahnen und die Blutversorgung. Alles steht im gegenseitigen Bezug zueinander. Ist das Gelenk blockiert, sind auch immer die Muskeln reflektorisch an der Einschränkung beteiligt und anders herum: sind die Muskeln hyperton, kann das Gelenk nicht frei bewegt werden, da die Muskulatur schmerzt und deshalb die Gelenkbewegung nicht zulässt. Hat ein Nerv eine Gleitstörung, sind wiederum die Muskeln in Abwehrspannung und das Gelenk ist nicht frei beweglich. Dies verdeutlicht beim Menschen der Ischiastest: der Mensch liegt in Rückenlage und der Therapeut hebt das gestreckte Bein von der Untersuchungsbank ab. Hat man Ischiasprobleme, wird der Therapeut das Patienten-Bein nicht weit von der Unterlage anheben können, da der Ischias auf Spannung kommt und anfangen würde, weh zu tun. Je weiter das Bein angehoben wird, desto mehr schmerzt der Ischiasnerv. Wegen der Schmerzen verhindert der Patient das Anheben des Beines und spannt die rückwärtige Muskulatur an. Einige der Leser kennen diesen Test und die damit verbundenen Schmerzen sicher.

Der Manualtherapeut unterscheidet intra- und extraartikuläre Strukturen, da dies für die Behandlung von Bedeutung ist. Zu den intraartikulären Strukturen zählen:

  • der Gelenkknorpel

  • Synovia

  • Menisken

  • Disci

  • ...
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