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Marcus Porcius Cato und sein Kampf gegen Caesar

AutorDr. G.
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl76 Seiten
ISBN9783640217878
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,30, Technische Universität Berlin, 74 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die letzten Atemzüge der alten römischen Republik gehören zu den am besten dokumentierten Epochen der Antike. Meist richtet sich das Augenmerk des Historikers dabei jedoch auf den Konflikt zwischen Pompeius und Caesar, der nach Pharsalos zu einem einseitigen Triumphzug des Letztgenannten wurde und ihn über Thapsus und Munda an die Spitze Roms führte. Die dabei überwundenen Gegner fielen Caesars Soldaten oder seiner clementia zum Opfer. Genau dieses Schicksal wollte Marcus Porcius Cato der Jüngere, Großenkel des berühmten Censoriers, nicht erleiden. Während des afrikanischen Krieges setzte er seinem Leben in Utica ein Ende, nachdem die Niederlage von Metellus Scipio bekannt wurde und bevor ihn der anrückende Caesar begnadigen konnte. Catos Selbstmord resultierte aus seinem Tugendideal, das untrennbar mit den Werten der Republik verknüpft war. Deren Vernichtung durch Caesars Ambitionen wollte Cato nicht erleben und wurde damit zum Märtyrer der Republikaner und einer Symbolfigur für nachfolgende Generationen. Catos Zeitgenosse Sallust beschrieb ihn als 'Freund der Selbstbeherrschung, der Ehrbarkeit, besonders aber ernster Strenge. Nicht suchte er den Reichen im Reichtum, den Parteimann in Parteileidenschaft zu überbieten; nein, mit dem tatkräftigen Manne wetteiferte er in Tüchtigkeit, mit dem ehrenhaften in gutem Anstand, mit dem unbescholtenen in unsträflicher Lebensführung' . Cato war das moralische Gewissen einer Zeit, die ihre strukturellen Probleme dem sittlichen Verfall zuschrieb und wehrte sich mit aller Macht gegen Neuerungen in der Gesellschaft und besonders der Politik. Genau in diesem Punkt mussten Cato als Traditionalist und Caesar der Revolutionär zwangsläufig kollidieren. Der 'lange Zeigefinger Catos' sollte nie öfter und vehementer auf jemanden gezeigt haben als auf Caesar.

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Leseprobe

3 Jugend und erste politische Schritte


 

3.1 Die Kindheit


 

Cato wurde in der Mitte des Jahres 95 geboren. Zusammen mit seinem Stiefbruder Q. Servilius Caepio kam er nach dem Tod seiner Eltern in die Obhut von M. Livius Drusus, der allerdings schon im Jahr 91 starb. Diese und alle folgenden Ereignisse aus Catos Jugend kennen wir nur aus der Feder Plutarchs. Dieser griff bei seiner Biographie Catos, den er im Zuge seiner vitae parallelae dem Phokion gegenüberstellte, auf Thrasea Paetus zurück. Dessen Buch beruht auf der Vorlage des Munatius Rufus, eines engen Vertrauten Catos, der auch an verschiedenen Stellen der Catovita als dessen Begleiter auftaucht[15]. Dieser Rufus war aufgrund seiner Freundschaft mit Cato eine verlässliche Quelle nicht nur für dessen öffentliche Aktionen, sondern erwähnt auch hintergründige, private Momente im Leben Catos des Jüngeren.

 

Plutarch hat seinem Cato freilich auch den eigenen Stempel aufgedrückt. Er wird einiges ausgelassen, verändert oder hinzugefügt, den Stoff andererseits den Bedürfnissen der Parallelbiographien angepasst haben, die mit ihren moralisch-kosmopolitischen Intentionen sicherlich Spuren in der Catovita hinterließen. Allerdings musste sich Plutarch nicht sonderlich anstrengen, um sein Bild des jüngeren Cato in ein solches Format zu übertragen - Cato war für ihn die Moral und Tugend in Person.

 

In Cat. Min. 2 schildert er den jungen Cato bereits mit denselben Wesensmerkmalen, die er dem erwachsenen zuschreibt. Dafür werden zwei Anekdoten aus Catos Kindheit herangezogen, in denen er einmal während des Bundesgenossenkrieges eisern schwieg und sich nicht für das Bürgerrecht der nach Rom Kommenden stark machen wollte, obwohl ihn einer von ihnen aus dem Fenster hielt. Ein anderes Mal (Cat. Min. 3) sagte er seinem Hofmeister, der ihn des Prestiges und der Sicherheit wegen öfter zu Sulla brachte, dass er nur ein Schwert benötige, um den Tyrannen zu töten und das Vaterland zu befreien.

 

Als junger Mann wurde er Mitglied der quindecimviri sacris faciundis, sah die Kulthandlung für Apollo aber zeitlebens nicht als Bestandteil des cursus honorum, sondern war tief in der religiösen Tradition verwurzelt. Cato wird in seinen jungen Männerjahren als sehr zurückhaltend beschrieben, nahm im Gegensatz zu Gleichaltrigen jedenfalls nicht so sehr am öffentlichen Leben teil. Erst als eine Säule in der von seinem Urgroßvater gestifteten Porcischen Basilika umgestellt werden sollte, weil sie den Volkstribunen im Weg stand, hielt er seine erste öffentliche Rede. Sie war „schlicht, kraftvoll und gedrängt“. Seine Stimme war dabei laut und dabei doch von „ausdauernder Kraft und Stärke“. Bereits jetzt erwähnt Plutarch, dass Cato oft einen ganz Tag hindurch geredet hätte, ohne zu ermüden[16]. Catos Qualitäten als Redner sollten sich noch oft genug unter Beweis stellen.

 

3.2 Cato und die Stoa


 

Im Leben Catos folgte die oben erwähnte Episode mit Lepida, deren ehemaliger Verlobter Scipio sie doch noch aufnahm. Bis zu seiner anschließenden Heirat mit Atilia soll Cato noch mit keiner Frau näheren Kontakt gepflegt haben[17]. Diese Vermeidung von sexuellen Eskapaden, die Cato auch nachkommend nicht vorgeworfen werden konnten, lassen sich mit der Jahre später folgenden Vergabe seiner zweiten Frau an Hortensius auf einen Nenner bringen. Cato war glühender Anhänger der Stoa, die nicht nur seinen Umgang mit Frauen, sondern auch allgemein sein ganzes Leben prägte[18]. Er vermischte ihre philosophisch strenge Sicht auf das eigene Schicksal mit der Hochhaltung tradierter römischer Tugenden. Die alten Werte der Väter wie Sittlichkeit, Aufopferung und Pflichtbewusstsein verband er mit dem ihm vom Schicksal dargebotenen Platz in der Gesellschaft. Zeit seines Lebens betrachtete er es als Pflicht, seine Stellung in der Republik auch zu deren Nutzen zu gestalten. Mit römischem Trotz hielt er gegen den Ehrgeiz Anderer an den eigenen Prinzipien fest und mit stoischer Gelassenheit nutzte er am Ende seines Lebens die Opferbereitschaft, um seinem Tugendideal ein selbstgebautes Denkmal zu setzen.

 

Nach Catos Tod konnte Cicero schließlich dem selbst auferlegten Credo folgen, das ihm vorschrieb, nur über bereits Verstorbene zu schreiben. Neben seiner Lobschrift ‚Cato’ wird dieser als Musterbeispiel eines Stoikers für ein Gespräch mit Cicero genutzt. Hier lässt man ihn sagen: „Nach Ansicht der meisten Stoiker darf man aber die Lust nicht zu den Hauptstücken der natürlichen Anlagen rechnen, […] weil sonst, wenn es den Anschein hätte, dass die natürliche Ordnung die Lust mit zu den Dingen gerechnet habe, die zuerst begehrt werden, viel Unsittliches daraus folgen würde“[19]. Damit wäre der Kreislauf hin zu Marcia wieder geschlossen, die Cato an den alten Hortensius vergab, damit sie diesem ein Kind gebären konnte. Als Stoiker musste er rational auf ihre Veranlagung schauen, mit der sie von der Natur als Frau ausgestattet worden war. Weil Marcia Cato Kinder geboren hatte, war ihre Pflicht erfüllt. Nun hätte es nur noch die Lust sein können, die sie an ihn band. Solch einem Vorwurf wollte sich Cato nicht stellen[20]. Er, der auch öffentlich nie ein Geheimnis aus seinen philosophischen Grundsätzen gemacht hatte, musste jetzt für diese eintreten. „So ward er Roms „perfectissimus stoicus“ [Cicero], diese Lehre ihm Richtschnur des Lebens, unter deren Führung er aufrecht und unerschütterlich durch das politische, geistige und sittliche Chaos seines Zeitalters schritt“[21].

 

3.3 Der Aufstieg


 

Nach dem Spartakuskrieg wurde Cato zum Legionsobersten gewählt und erfüllte diesen Dienst in Makedonien. Doch anders als die Offiziere im Heer lobte er nicht nur den Ruhm der Soldaten, sondern achtete durch die ihnen „entgegengebrachte Liebe“ auch ihre Tugend[22]. Während dieser Tätigkeit nahm sich Cato zwei Monate Urlaub, um den Leiter der Bibliothek in Pergamon, Athenodoros Kordylion aus Tarsos zu überreden, mit ihm nach Rom zu kommen. Dass der berühmte Philosoph dort bis zu seinem Tod in Catos Haus wohnte, erfüllte diesen zeitlebens mit Stolz.

 

Für den Militärtribunen, der seine erwachsenen Bezugspersonen schon in jungen Jahren verloren hatte, war die Nachricht vom Tod seines Bruders umso tragischer. Beim von ihm finanzierten opulenten Begräbnis des Bruders in Ainos[23] zeigte Cato viel von seiner inneren Erschütterung. Plutarch erwähnt den später gegen Cato erhobenen Vorwurf, dieses Verhalten würde nicht zu einem Stoiker passen und erwidert, die Kritiker hätten nur nicht eingesehen, dass der gegen das Schlechte so unbeugsam Vorgehende im Inneren voll „Sanftmut“ war[24]. Nach seiner Dienstzeit durchreiste Cato Asien, um sich selbst ein Bild von der Lage der dortigen Provinzen zu machen[25]. Mit der Asche Caepios an Bord begab sich Cato schließlich wieder auf den Weg nach Rom.

 

Dort angekommen, leistete er auf dem Markt seinen Freunden juristischen Beistand und studierte die Verordnungen für die Quaestur. Erst als Cato diese verinnerlicht hatte, kandidierte er und wurde gewählt. Nun griff er hart gegen den Missstand ein, dass die Schreiber der Schatzkammer die Tatsache ausnutzten, nur junge Vorgesetzte zu erhalten und sich deshalb über jene hinwegsetzten. Einen der Schreiber entließ Cato sofort, einen anderen brachte er vor Gericht, wo dieser von Lutatius Catulus (damals Censor mit Crassus) verteidigt wurde. Da Catulus rechtlich jedoch nichts bewirken konnte, versuchte er es im Gespräch mit Cato, scheiterte hierbei jedoch kläglich. Der Schreiber wurde zwar freigesprochen, doch nie wieder von Cato eingesetzt oder bezahlt[26].

 

Cato gestaltete seine Quaestur[27] ohnehin provokativ. Er brachte Ordnung in die römischen Finanzen seines Zuständigkeitsbereiches, zahlte den Gläubigern ihre Schulden zurück und trieb ausstehende ein. Üblicherweise waren die Quaestoren „in der Finanzgebarung an die Weisungen des Senats bzw. der Beamten, denen sie zugeteilt waren, gebunden“[28], doch Cato zeigte viel Eigeninitiative. So sorgte er dafür, dass die Begünstigten von Sullas Proskriptionen diese Kopfgelder zurückerstatten mussten[29]. Für den Stoiker Cato konnte die erst in jüngster Vergangenheit ausgeübte tyrannis nicht ungestraft bleiben. Es verstieß grundlegend gegen Catos Prinzipien - wie er sein ganzes Leben hindurch unter Beweis stellte - wenn sich Einzelne auf Kosten des Allgemeinwohls bereicherten.

 

Von den Rückzahlungspflichtigen wurden dann auch etliche vor Gericht gestellt. Andeutungsweise könnte man Cato und Caesar in diesem ersten indirekten Aufeinandertreffen eine Zusammenarbeit unterstellen, zumindest verlief das Vorgehen beider gegen die Begünstigten Sullas kooperativ. Caesar war zu diesem Zeitpunkt (oder ein Jahr später, je nach dem Quaesturjahr Catos) Mitglied des Gerichtshofes für Gift- und Mordprozesse und verurteilte viele der von Cato bekannt gemachten Kopfgeldjäger. Dieses Unterfangen war von politischer Seite bisher nicht angepackt worden, mit Catos Eintritt in die Politik (und das auch noch ‚nur’...

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