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Marcus Tullius Cicero: Über die Kunst der überzeugenden Argumentation

Alte Weisheiten für eine vollendete Rhetorik

AutorJames M. May, Marcus Tullius Cicero
VerlagFinanzBuch Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783960923510
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Immer wieder gilt es beruflich und privat andere zu überzeugen. Da hilft es, die grundlegenden Techniken der Rede, die Rhetorik, zu beherrschen. Und was könnte da lehrreicher sein als die Werke des wohl größten Redners der Antike, Cicero? In diesem Band sind die besten Beispiele seiner Redekunst zusammengetragen. Neben der Übersetzung der lateinischen Originaltexte enthält das Buch informative Einführungen, eine Kurzbiografie Ciceros, ein Glossar sowie im Anhang die lateinischen Originaltexte. »Über die Kunst der überzeugenden Argumentation bietet einen sehr guten, praktischen Überblick über die antike Rhetorik - klar und gut durchdacht strukturiert, gut übersetzt, mit hervorragenden kurzen Einführungen. Zudem verbindet es auf wunderbare Weise alte und moderne Praxis. James May's breites Wissen zum Thema ist durchweg spürbar.« Ann Vasaly, Boston University »Dieses Buch bringt in meisterhafter Weise die Grundprinzipien der Rhetorik auf den Punkt. James May's Schreibstil ist gut verständlich und charmant, ansprechend für ein großes Publikum wie Studenten, Lehrer und allgemein interessierte Leser.'« Robert N. Gaines, The University of Alabama

Marcus Tullius Cicero, 106 - 43 v. Chr., war ein römischer Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph, der berühmteste Redner Roms und Konsul im Jahr 63 v. Chr. Er gilt besonders wegen seiner Reden, aber auch wegen seiner philosophischen und rhetorischen Schriften als der wahre Schöpfer der klassischen lateinischen Kunstprosa. Seine Briefe sind wertvolle historische Dokumente und autobiographische Zeugnisse der Antike. James M. May ist Professor für Klassische Philologie und war in leitender Position am St. Olaf College tätig. Er ist ein anerkannter Experte von Cicero und Klassischer Rhetorik. Zu diesen Themen hat er bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht. Er lebt in Northfield, Minnesota.

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Leseprobe

CICEROS LEBEN: EIN KURZER ABRISS


Marcus Tullius Cicero wurde am 3. Januar 106 vor Christus in Arpinum, einer Stadt etwa 70 Meilen südöstlich von Rom geboren. Seine Familie gehörte zwar nicht zum römischen Adel, aber dennoch zu den herausragenden in der Ortsgemeinschaft und verfügte über gute Beziehungen zur Hauptstadt. Marcus und sein Bruder Quintus waren noch Kinder, als die Familie nach Rom übersiedelte, ein Schritt, durch den man die Erziehung und die beruflichen Aussichten der Brüder voranbringen wollte; dort kamen die Jungen in Kontakt mit den beiden bedeutendsten Rednern der damaligen Zeit, Lucius Linius Crassus und Marcus Antonius, die später die beiden Hauptsprecher in Ciceros größten rhetorischen Abhandlung werden sollten, einem Dialog über den idealen Redner: De oratore. In einer solchen Umgebung konnte Cicero von Kindesbeinen an die führenden Redner und Politiker Roms täglich an den Gerichtshöfen und im Forum beobachten. Nach Crassus’ Tod im Jahre 91 vor Christus legte Cicero im Alter von 15 oder 16 Jahren die toga virilis an, die ihn als erwachsenen Mann kennzeichnete. Er wurde formal dem Auguren Quintus Mucius Scaevola vorgestellt, einem der bedeutendsten Rechtsgelehrten Roms (dem ebenfalls eine Stimme in De oratore zukommt); unter seiner Anleitung erwarb Cicero seinen riesigen Respekt vor und sein Wissen über das bürgerliche Gesetz.

Der junge Cicero war zweifellos ein frühreifer Schüler; zusätzlich zu seinen rhetorischen und juristischen Studien bei Crassus, Antonius und Scaevola fand er großen Gefallen an der Philosophie. Noch als Halbwüchsiger veröffentlichte er sein erstes rhetorisches Werk, De inventione oder Über die Auffindung des Stoffes. Später beschrieb er das Buch als »oberflächliches und schlichtes Werk, das geradewegs aus meinen Notizbüchern entsprang, als ich noch ein Junge oder besser ein junger Mann war« (De oratore 1.5). Doch sogar diese Arbeit beeinflusste rhetorische Abhandlungen vom Mittelalter bis in die Renaissance maßgeblich.

Nach einem kurzen militärischen Einsatz im Bundesgenossenkrieg kehrte Cicero in ein Rom zurück, das in den Achtzigerjahren vor Christus von inneren Unruhen, Blutvergießen und Verboten geprägt war, was auf den Konflikt zwischen den Diktatoren Marius, Cinna und Sulla zurückzuführen war. Nachdem die allgemeine Ordnung in weiten Teilen wiederhergestellt war und die Gerichtshöfe wieder regelmäßig tagten, übernahm Cicero seine ersten Zivilprozesse. Im Jahre 80 vor Christus folgte dann sein erster Strafgerichtsprozess, bei dem er Sextus Roscius aus Amelia verteidigte, der des Vatermordes angeklagt war. Kurz nach seinem beeindruckenden Sieg beschloss er, seine Erziehung zu vervollkommnen, indem er zwei Jahre auf Reisen ging. In Griechenland und Kleinasien traf er auf verschiedene renommierte Rhetoriker, Redner und Philosophen, pflegte mit ihnen Kontakt und studierte bei ihnen. Im Jahre 77 vor Christus kehrte er als energischerer und raffinierterer Redner zurück.

Cicero war nun beinahe 30 Jahre alt, das Mindestalter, das man für das Amt des Quaestors innehaben musste, bei dem es sich um eine Art öffentlichen Schatz- oder Zahlmeister handelte. Wie bereits erwähnt, zählte seine Familie nicht zum römischen Adel – keiner von ihnen war vor ihm zum römischen Senator gewählt worden. Als sogenannter neuer Mann (novus homo) befand Cicero sich also in einer besonders nachteiligen politischen Position, da die Wahl zu den höheren Richterämtern in Rom eifersüchtig bewacht und im Allgemeinen auf Mitglieder der Adelsfamilien beschränkt war. Dennoch gelang es ihm, die Wahl zu gewinnen; er übertrumpfte sämtliche Mitbewerber, und das auch noch im ersten Jahr seiner Berechtigung zu diesem Amt und diente fortan als Quaestor in Sizilien. Die Verbindungen, die er dort knüpfte, gerieten ihm fünf Jahre später zum Vorteil, als die Sizilianer, die sich an seinen guten und redlichen Dienst erinnerten, ihn verpflichteten, den korrupten Gaius Verres, der zwischen 73 und 70 vor Christus Statthalter gewesen war, der Erpressung anzuklagen. Sein verblüffender Erfolg bei dem Prozess gegen die Macht des Senatsbeschlusses und gegen Hortensius, den berühmtesten Anwalt seiner Zeit, der Verres verteidigte, katapultierte Cicero ins Rampenlicht als Roms führender Redner und Advokat. Andere politische Ämter folgten – Cicero wurde Ädil, Prätor und schließlich Konsul, was das höchste Amt im republikanischen Rom war.

Während der letzten Monate des Jahres 63 vor Christus, in dem Cicero Konsul war, deckte er eine von einem revolutionären, bankrotten Senator adeliger Abstammung geplante Verschwörung auf, durch die die Regierung gestürzt werden sollte. Gemeint ist Lucius Sergius Catilina. Durch Ciceros Gewissenhaftigkeit, die Hilfe seiner Informanten und seine inspirierende Redekunst (Lateinlernende sind sicher vertraut mit den zu recht berühmten Reden gegen Catilina) gelang es ihm, die Intrige zu vereiteln und angesichts der weiterhin drohenden Gefahr auch gegen alle Einwände die Billigung des Senats zu erhalten, um die Verschwörer ohne Gerichtsverfahren hinrichten zu lassen. Im Anschluss wurde eine öffentliche Dankesfeier angesetzt, und Cicero wurde als Pater Patriae, als »Vater des Vaterlandes« bejubelt.

In diesem Augenblick des Triumphs, in dem es ihm scheinbar gelungen war, das römische Volk gegen die Bedrohung eines Umsturzes zu einen, hatte Cicero die Vision von Harmonie zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Schichten Roms (concordia ordinum). Doch nur wenige Jahre später verbündeten sich Kräfte miteinander, die diesen Traum zunichtemachten und Ciceros Ruhm in lähmende Schande verwandelten. Im Jahre 60 vor Christus hatten verschiedene Manöver und politische Machenschaften eine Allianz zwischen drei mächtigen Männern begünstigt: zwischen Julius Caesar, dem großen Feldherrn Pompeius und dem reichen Marcus Crassus, einen entfernten Verwandten von Ciceros Jugendmentor. Obwohl man ihn zunächst aufforderte, sich der Koalition anzuschließen, brachte Cicero es nicht über sich, dieses sogenannte Erste Triumvirat zu unterstützen. Die drei Herrscher wiederum gaben seinen Gegnern nun jegliche Freiheiten, an erster Stelle seinem Erzfeind, dem Tribun Publius Clodius, dem es gelang, ihn im Jahre 58 vor Christus ins Exil zu verbannen, weil er römische Bürger ohne Gerichtsverfahren hatte exekutieren lassen. Cicero floh nach Griechenland und erlebte die schlimmsten anderthalb Jahre seines Lebens, in denen er an akuten Depressionen litt und sogar über Selbstmord nachdachte. Der Senat rief ihn im Jahre 57 vor Christus zurück, und seine Rückkehr war triumphal, aber die Triumvirn hatten in Rom noch immer die Macht inne und hatten Cicero (über seinen Bruder Quintus) gewarnt, keine politischen Aktivitäten zu verfolgen, die ihren Interessen zuwiderliefen; tatsächlich wurde er auf Betreiben der Triumvirn sogar gezwungen, gegen seinen Willen einige seiner früheren Feinde zu verteidigen. In dieser repressiven Umgebung wandte sich Cicero dem Schreiben zu und verbrachte die letzten Jahre des Jahrzehnts damit, einige seiner wichtigsten und bedeutsamsten literarischen Abhandlungen zu verfassen: De oratore (Über den Redner), De republica (Der Staat) und De legibus (Über die Gesetze).

Im Jahre 51 vor Christus wurde Cicero vom Senat als Prokonsul in die Provinz Kilikien in Kleinasien (heute im Südwesten der Türkei) entsandt, wo er seine Pflichten ehrenhaft erfüllte, die Ordnung wiederherstellte und sogar einen kurzen, aber sehr erfolgreichen Feldzug gegen ein paar kriegerische Bergstämme führte. Die politische Situation in Rom hatte sich derweil schon seit einigen Jahren verschlechtert. Der Triumvir Crassus war bei einem Feldzug in Parthien im Jahre 53 vor Christus getötet worden, und das Verhältnis der verbleibenden Triumvirn Caesar und Pompeius trieb schnell dem Zerwürfnis entgegen. Nur wenige Wochen nach Ciceros Rückkehr nach Rom von seinem Prokonsulat in Kilikien brach ein Bürgerkrieg aus (Januar 49 vor Christus). Nach einigem Zögern, intensivem Nachdenken und einem gescheiterten Versuch, Caesar und Pompeius zu versöhnen, schloss sich Cicero schließlich den republikanischen Streitkräften unter dem Oberbefehl des Pompeius in Griechenland an. Aber nach ihrer Niederlage in Pharsalos im Jahre 48 vor Christus kehrte er nach Italien zurück. Nach einer quälend langen Phase der Ungewissheit wurde er mit vielen anderen von Caesar begnadigt und man gestattete ihm, im Land zu bleiben; andere kämpften weiter für den Erhalt der Republik, so auch Cato der Jüngere.

Während der folgenden Diktatur Caesars musste Cicero erneut feststellen, dass seine Möglichkeiten, eine entscheidende Rolle in der öffentlichen Arena zu spielen, sehr begrenzt waren. Hinzu kam der tragische Tod seiner geliebten Tochter Tullia im Jahre 45 vor Christus, nach dem er sich noch mehr von der Welt zurückzog und beinahe verzweifelte. Wie er es zehn Jahre zuvor im erzwungenen Exil getan hatte, wandte er sich dem...

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