Examensarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum (Institut für Theaterwissenschaft), 16 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Ein Theater, welches sein Publikum distanzieren, desillusionieren und belehren soll, wie es etwa Zeitgenosse Bertolt Brecht mit seinem Konzept vom 'Epischen Theater' anstrebt, ist Max Reinhardt fremd. Das Theater Reinhardts will statt dessen eine machtvolle Illusion erschaffen und bedeutet seinem Publikum damit die Re-Inkarnation uralter Rezeptionsmuster, nämlich derer, die durch das Phänomen der direkten Erfahrbarkeit des Stoffes gekennzeichnet sind.Die vorliegende Arbeit soll Max Reinhardts erste Faust-Inszenierung aus dem Deutschen Theater Berlin 1909 als beispielhafte Folie der Theaterkunst des Antipoden Brechts näher erläutern. Dabei wird Reinhardts eigenes Regiebuch als hauptsächliche Quelle herangezogen, da bereits er selbst seine Regiebücher 'wie [...] Partitur[en]' seiner Inszenierungen betrachtet. Indem er das entsprechende Stück vor seinem inneren Auge ablaufen sieht, zeichnet der Regisseur sämtliche Vorgänge, die zur Gesamtgestaltung des Stückes beitragen, seien es Schauspiel- Bühnen- oder Lichtanweisungen, im Regiebuch auf. Wilfried Passow erarbeite im Rahmen einer Dissertationsarbeit eine genaue Transskription des Faust-Regiebuches von 1909. Auch er erkennt in Reinhardts Aufzeichnungen die kumulative 'Manifestation des Stilwillens' des Regisseurs.
Passows Arbeit findet zum Nachvollzug der Reinhardtschen Schrift als orientierende Hilfe Verwendung. Im ersten Teil der Arbeit wird die Inszenierung an Hand ausgewählter Kriterien aufführungsanalytisch ausgewertet. Dabei erfolgt der Einstieg über eine genauere Betrachtung der Figurenkonstellationen im Faust. Es folgen Figurenanalyse und Bühnenbesprechung und schließlich das Gesamtkonzept der Inszenierung. Der zweite Teil der Arbeit wirft einen Blick auf die Fortsetzung Reinhardts Arbeit am Faust in Salzburg und im amerikanischen Exil, sowie sein daran gespiegeltes Wirken als Theatermann.
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