Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 2,0, Universität Hamburg (Fachbereich Sozialökonomie), Sprache: Deutsch, Abstract: Heinz Steinert kritisiert nicht ganz zu Unrecht, dass sich viele Formeln schon viel zu lange als 'automatisches Zitat' und vermeintliches Basiswissen in unser Bewusstsein buchstäblich eingegraben haben. Was das über uns selbst und das Studium und die Bedeutung klassischer Texte für die Gegenwart sagt, ist eine andere Frage. Kaum fallen bspw. Worte wie 'Kapitalismus, Rationalismus, Bürokratie' in irgendeinem Zusammenhang, denken viele Menschen schnell an Max Weber und den scheinbar offensichtlichen Zusammenhang von Religion und Kapitalismus. Oder sie denken etwas elaborierter an den nüchtern europäischen Protestantismus als Ursache für einen hoch disziplinierten, professionellen und ebenso nüchtern rational sachlichen Kapitalismus, der 'unsere' westliche, 'entzauberte' und laizistische Welt bis heute prägt. Wie das aber genau zusammenhängen soll und wie Weber das überhaupt begründet hat, ist dabei unerheblich. Eher hat diese Perspektive dabei etwas von einer Selbstlegitimation und Bestätigung der eigenen Denkweise über sich selbst. Ist das wirklich rational, an Rationalität um ihrer selbst Willen zu glauben? Man greift einfach auf den vermeintlichen tradierten Wissensbestand alter Klassiker wie Weber zurück und paraphrasiert sie. Dabei haben die Wenigsten überhaupt jemals Webers Werke (hier: 'Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus' oder: 'Wirtschaft und Gesellschaft' u.a.) und dessen Herleitungen in Gänze je gelesen. Auch sind die Entstehung und der Zusammenhang der Texte Webers zumeist der breiten Öffentlichkeit unbekannt. Der Begriff des Kapitalismus selbst kommt dabei in der aktuell-populären Interpretation kaum über den Rang eines Schlagwortes hinaus, ähnlich wie etwa der 'Kommunismus' oder 'Sozialismus', die in ihrer zeitgeschichtlichen Bedeutung erst mal nichts anderes waren als die politischen Gegenentwürfe jenes bürgerlichen Liberalismus des 18./19. Jahrhunderts im Europa der Aufklärung. Was ist überhaupt Kapitalismus? Und wie sieht Weber ihn? Das reine Gewinnstreben? Das ist historisch falsch. Denn, so auch Weber, Kaufleute, Händler, Banken und deren unbedingte Absicht und Notwendigkeit auf Absatz, Gewinn und Ertrag und Überschuss gab es schon in der Antike in allen Erdteilen und im Orient, nicht nur im Okzident der Neuzeit! (...)
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