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E-Book

Mediation - die erfolgreiche Konfliktlösung

Grundlagen und praktische Anwendung

AutorGerhard Gattus Hösl
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783641215705
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Konflikte gehören untrennbar zu unserem Leben. Entscheidend ist, wie wir mit ihnen umgehen. Dabei hat sich immer mehr die Erkenntnis durchgesetzt, dass Lösungen, die auf der Grundhaltung »Miteinander statt gegeneinander« basieren, für alle Beteiligten am besten sind.
Gerhard Hösl stellt mit anschaulichen Fallbeispielen die sechs Phasen des Mediationsverfahrens und dessen Anwendungsmöglichkeiten vor. Dabei zeigt er allen, die sich (auch in scheinbar aussichtslosen) Konfliktsituationen befinden, wie sie eigene Potenziale entdecken und fördern können, um selbstverantwortlich und gemeinsam mit dem Konfliktpartner zu einer für alle Gewinn bringenden Lösung zu kommen.

geb. 1939, leitete 20 Jahre als Rechtsanwalt eine Anwaltskanzlei. Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie gründete er in München ein Ausbildungsinstitut für Mediation und ist als Mediator tätig. Er sieht Mediation als eigenständiges Berufsfeld und hält Vorträge zur Mediation im In- und Ausland.

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Leseprobe

Der externe Dritte


Konflikte sind kein »Geschäft mit Watte«. Die Wirkungen eines Konfliktes13 können destruktiv und kostenintensiv sein, zum Beispiel wenn er

  • zu keinen Entscheidungen oder neuen Verhaltensweisen führt und das Problem weiter besteht,
  • Energie für Wichtigeres vergeudet,
  • zu negativen Selbsteinschätzungen führt,
  • die Moral Einzelner oder ganzer Gruppen zerstört,
  • die Beteiligten noch weiter auseinander bringt oder polarisiert,
  • die Zivilcourage nicht nur sprachlich zum Fremdwort macht,
  • Kreativität blockiert,
  • unverantwortliches Verhalten produziert
  • u.v.a.m.

Die Mediation will derartige Auswirkungen verhindern und konstruktive Wirkungen eines Konflikts erfahrbar machen. Konstruktiv, und das heißt Gewinn bringend, ob im Umgang miteinander oder wirtschaftlich, kann der Konflikt erfahren werden, wenn er zum Beispiel

  • den Beteiligten ihre Verantwortung bewusst oder bewusster macht und das Engagement erhöht,
  • klärende Diskussionen auslöst,
  • ein Ventil bietet für aufgestaute Gefühle wie Angst, Stress, Aggressionen,
  • alternative Lösungen zu erkennen hilft,
  • Innovationen auf den Weg bringt,
  • den Zusammenhalt innerhalb einer betroffenen Gruppe fördert,
  • zu sozialem Erfahrungs- und Lerngewinn führt, auch für künftige Konflikte,
  • u.v.a.m.

Anfangs jedoch führt ein Konflikt meist zu Misstrauen. Ist der Mediator konfliktbeteiligt oder vom Konflikt betroffen, ist er selbst nicht frei und muss mit dem Misstrauen der Teilnehmer als seiner Konfliktrivalen rechnen. Er kann nicht erwarten, dass sie sich aus einer Deckung hervorwagen, die sie vielleicht bei einem externen Dritten eher und leichter öffnen. Als externer Dritter kann der Mediator eine seiner wichtigsten Aufgaben erfüllen: den Teilnehmern helfen, ihre schiefe Beziehungsebene wieder gerade zu richten, und das in einer Weise, die klarstellt, dass er ihnen gegenüber nicht entscheidungsbefugt ist.

Der Mediator versteht sich als Katalysator. Er ist sozusagen der Reinigungsfilter, an den sich die Teilnehmer wenden, ohne dass sie sich nach zwei oder drei Sätzen im alten Pingpongspiel gegenseitiger Vorwürfe verfangen. Wie oft werfen wir uns gegenseitig vor, der eine verstehe den anderen nicht oder sei schuld an der Störung und verstärke sie! Wendet sich jeder nur an den Mediator, bleibt die Luft so gesehen rein, weil die Meinungen und Argumente den anderen nicht direkt wie Pfeile oder Pistolenschüsse treffen. Sie können schwer verletzen und tödlich sein (ein Auf-einander-treffen) – nicht gleich biologisch, aber für die Beziehung, die nur dann gelingen kann, wenn Kommunikation gelingt. Das zu schaffen geht nicht von null auf hundert. Die Chance liegt im einfühlenden Verstehen (Empathie), in der Echtheit und Klarheit, in der Wertschätzung und im systemischen Denken.

Diesen »Vierklang« gilt es nun in seiner Wirkung auf die Teilnehmer, auch in seinen Grenzen, genauer anzuschauen: als Medizin für Beziehungsgesundung und Behebung sachlicher Störungen, als »Knotenlöser« in empathielosen und eskalierenden Konfliktgeschehnissen.

 

Kommen Ihnen die Worte Sympathie oder Antipathie öfter über die Lippen als Empathie? Manchmal weinen wir aus lauter Sympathie, manchmal macht uns die Antipathie hart. Und doch reichen die Sympathie als gefühlsbetonte Gemeinsamkeit und die Antipathie als gefühlsmäßige Abneigung zwischen Menschen nicht so tief wie die Empathie, deren Gegenpol die Apathie ist, der Zustand der Gleichgültigkeit gegenüber anderen und der Umwelt.

Empathie heißt bereit und fähig sein, einfühlend zu verstehen, was den Gefühlen des anderen zugrunde liegt. Das setzt voraus, dass der Mediator (und dann im Laufe der Mediation auch alle anderen Mediationsteilnehmer) sorgfältig zuhört und beobachtet. So kann er auch die nicht ausgesprochenen Gefühlsregungen und die »Interlinearglossen«, also die zwischen den Zeilen »angesprochenen« Informationen, Sachverhalte und Bedürfnisse, ebenso in die Konfliktbearbeitung mit einbeziehen wie die verschleiernden »Nebelkerzen«. Ohne zu belehren oder zu bewerten, richtet der empathische Mediator sein ganzes Augenmerk in fragendem Ton auf Ihre Ansichten, Ihre Vorstellungen, Ihre Werte und versucht paraphrasierend das Verstandene möglichst genau von Ihrem Blickwinkel aus wiederzugeben. In dieser Form bemüht er sich um jeden Teilnehmer.

Das kann ein Mediationsteilnehmer als Ent-Spannung, als Angst- und Aggressionsabbau empfinden und damit kann er (wenigstens) im Gespräch mit dem Mediator den »Wortgefechteball« (Pingpong) flach halten: ein Schritt in Richtung Konfliktbereinigung. Wenn Sie empathisch sind, wollen Sie den anderen verstehen, als würden Sie »in seinen Schuhen gehen«. Etwas von den Gefühlen des anderen zu »wissen« bedeutet Menschenkenntnis.14 Die Gefühle sind immer auch die »Kinder der Bedürfnisse«. Gibt es Gefühle ganz ohne Bedürfnisse? Wohl kaum.

Könnten wir uns nicht in den anderen einfühlen, wären wir in uns selbst eingeschlossen wie ein Autist in seine krankhafte Egozentrik und Teilnahmslosigkeit gegenüber seiner Umwelt. Die Empathie öffnet uns ein Verständnis, das über die Sympathie, also das Mit-Fühlen, hinausgeht: Gefühl und Verstehen passen zusammen. Empathie ist das Geheimnis einer guten Beziehung,15 ob privat (zum Beispiel familiär, freundschaftlich), zwischenmenschlich (zum Beispiel nachbarschaftlich, kollegial) oder beruflich (zum Beispiel hierarchisch, sachlich). Die Kunst der Beziehung besteht zum großen Teil in der Kunst, mit den Emotionen des anderen umzugehen.16

Allerdings wäre es ein Missverständnis, das einfühlende Verstehen als eine Haltung von »Friede, Freude, Eierkuchen« zu sehen, als bloße Harmonie in einem beruhigten Umfeld. Empathisch zu sein ist nicht das Privileg des Gut-Menschen. Auch Gauner, Betrüger, Verführer nehmen (einen) Anteil. Nur, dass sie manipulieren, übervorteilen, benutzen wollen. Die Fähigkeit, zwischen einem authentischen, echten und einem funktionalen, ausbeuterischen Einfühlungsvermögen zu unterscheiden, verringert unsere Chance, Opferlamm zu werden. Auch in der Mediation.

Wie ich ein Kind mit seinem Verhalten konfrontieren und ihm dabei Grenzen zeigen muss, weil ich es mag und es sich entwickeln soll, so wird die Mediatorin neben dem einfühlenden Verstehen den Mut zur Konfrontation als einen eigenständigen Wert sehen und beides in einem Gleichgewicht halten, das eine friedliche und höfliche, letztlich fried-höfliche Pseudoharmonie (ein Sprichwort sagt: »Frieden um jeden Preis ist Krieg«) ebenso verhindert wie eine egozentrische, intolerante Mundtotmacherei. Dieses Gleichgewicht stellt sich in seinen Zusammenhängen in Anlehnung an Schulz von Thun17 so dar wie unten gezeigt.

Gerade auch in der »Mundtotmacherei« eines Teilnehmers muss sich der Mediator zeigen als einer, der authentisch ist in dem, was er sagt. Ohne seine persönliche Echtheit und Klarheit wäre er wie ein Fremder, der sich nicht ausweisen kann.

Echtheit und Klarheit des Mediators meinen, dass er als Person und Persönlichkeit in seiner grundsätzlichen Haltung wahrnehmbar und wahr nehmbar bleibt. Die authentische Klarheit als sozusagen innere Hygiene bedeutet nicht, dass der Mediator seine eigene Sicht und Meinung zu den strittigen Diskussionen kundtut oder kundtun muss. Wohl aber wird er den Teilnehmern je nach Situation – zum Beispiel, wenn dadurch Irritationen unter ihnen oder ein Stillstand der Mediation vermieden werden – sagen, wie das, was gerade geschieht, auf ihn wirkt. Wenn er seine Eindrücke und Empfindungen offen legt, bleibt er »persönlich«, klar, berechenbar. Persönliches, zum Beispiel sein eigener Berufsweg, gehört auch zu einem Gespräch, das mehr sein will als ein Smalltalk, ein Geplauder, bei dem der Mediator in seiner Persönlichkeit nicht mehr sichtbar, nicht mehr greifbar ist. Die Grenze seiner »Preisgabe« erreicht er spätestens dann, wenn er ihretwegen angreifbar wird oder ihn Teilnehmer in den Streit hinein oder auf ihre Seite ziehen wollen. Auch wenn er die Grenze klarstellt, kann jeder Teilnehmer in ihm einen selbst-bewussten, sich selbst vertrauenden Menschen erkennen, zu dem das, was er sagt und tut, passt und der deshalb nicht manipuliert.

Im Umgang miteinander bringt uns oft eines auseinander – die Manipulation: Der andere soll in einer von mir gewollten Weise reagieren, ohne dass er das richtig mitbekommt. Fast jedes Verhalten, fast jede Emotion ist entweder eine ehrliche Äußerung oder eine unehrliche Manipulation. Wenn wir schenken, kann das eine spontane und freie Gefühlsäußerung sein oder der Versuch, dem anderen das Gefühl des Verpflichtetseins zu geben. Weinen ist ein direkter Ausbruch von Schmerz oder ein Flennen um Beistand.18

Die amerikanische Familientherapeutin Virginia Satir und ihr Kollege Shostrom unterscheiden vier Grundtypen der Manipulation, von denen jeder vielfältig und variantenreich und oft ineinander greifend ist:

  • Ausweichen: Still sein. Sich stellen, als hätte man nicht verstanden. Auf ein anderes Thema übergehen. Sich schwach oder hilflos stellen (»Da kann man nichts machen.«).
  • Besänftigung: Beruhigen. Differenzen...

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