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E-Book

Mediation - Konflikte besser lösen

AutorEsther Haas, Toni Wirz
VerlagBeobachter-Edition
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl144 Seiten
ISBN9783855699308
Altersgruppe16 – 99
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis22,99 EUR
Streitfälle wie Trennungen, Scheidungen, Arbeits-, Schul- und Nachbarschaftskonflikte: Dieser Ratgeber erläutert, was man von Mediationsverfahren erwarten kann, wie sie ablaufen und wann sie sich anbieten respektive per Zivilprozessordnung gefordert werden. Das Buch ist entstanden mit den Fachleuten des Schweizerischen Dachverbandes Mediation und gibt auch Auskunft, wie man kompetente Fachpersonen findet.

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Leseprobe

So verläuft eine Mediation


Eine Mediation vollzieht sich zwar nicht geradlinig von der ersten bis zur letzten Phase, dennoch folgt sie einem planmässigen, standardisierten Vorgehen, das sämtlichen Entwicklungsschritten Rechnung trägt.

Am besten stellt man sich den Verlauf einer Mediation kreisförmig vor, mit Ein- und Ausstieg und mehreren Durchgängen. Je weiter die Parteien im Prozess fortschreiten, desto mehr öffnet sich ihre Wahrnehmung und ändert sich ihr Gesprächs- und Konfliktverhalten. Mitten in der Konfliktbearbeitung tauchen neue Themen auf; bei der Lösungssuche erwächst ein neuer Konflikt, die Beteiligten fallen auf frühere Positionen zurück, ihre Interessen und Bedürfnisse können sich verändern und die Zielsetzung beeinflussen. Und während bereits an der Vereinbarung gearbeitet wird, fallen den einen oder anderen neue Lösungsmöglichkeiten ein. All das macht es sinnvoll und nötig, zirkulär vorzugehen. Die Mediatorin wird die Parteien im Verlauf des Verfahrens zu diesem Zweck wiederholt durch frühere Phasen der Mediation führen und begleiten.

DIE KLASSISCHEN PHASEN DER MEDIATION

Vorlaufphase: Einzelgespräche mit den Parteien, Informations- und Motivationsarbeit, Auftragsklärung, Planung und Organisation

Phase 1: Einstieg, Klärung von Auftrag und Ziel, Abschluss eines Arbeitsbündnisses

Phase 2: Sammlung und Gewichtung der Konfliktthemen und Streitpunkte

Phase 3: Konfliktbearbeitung: von den Positionen zu den Bedürfnissen und Interessen

Phase 4: Suchen und Ausarbeiten von Lösungsmöglichkeiten

Phase 5: Aushandeln der besten Lösung, Einigung, (schriftliche) Vereinbarung, Schlussritual

Umsetzungsphase: Erproben der Vereinbarung, Nachfolgetreffen, allfällige Nachverhandlung bei Umsetzungsproblemen

Vorlaufphase: Mediation vorbereiten


Wenn zwei, die sich streiten, sich des Gegenstands und Umfangs ihres Konfliktes bewusst sind und motiviert und willens, diesen durch Mediation zu bearbeiten und zu lösen, dann erfordert dies keine grosse und lange Vorbereitung; es reicht, sich einen Mediator zu suchen und den Termin für das Erstgespräch zu vereinbaren – dann kann die Mediation auch schon beginnen.

Nicht immer ist die Ausgangslage aber so klar und einfach. Bei Mehrparteienmediationen, bei sehr komplexen Konfliktsituationen und auch dann, wenn ein Teil der Parteien motiviert ist, ein anderer jedoch skeptisch, lohnt es sich, einige Zeit und Mühe in die Vorbereitung der Mediation zu investieren. Dazu zählen die Umschreibung des Konflikts, die Klärung des Teilnehmerkreises, die Definition des Auftrags an die Mediatoren sowie Informationen über Voraussetzungen, Inhalt und Ablauf der Methode. Die Mediationsfachleute unterstützen die Parteien in dieser Phase durch Einzelgespräche und Informationen, ohne aber bereits näher in den Konflikt einzusteigen – sie würden sonst ihre Neutralität gefährden. Die Vorbereitungsphase ist nicht nur für die Parteien wichtig, sondern auch für die Mediatoren: So können sie sich optimal auf ihre Aufgabe vorbereiten.

Phase 1: in die Mediation einsteigen


Wenn die Parteien zur Mediation bereit sind, treffen sie sich zum Erstgespräch mit der Mediatorin oder dem Mediator. Nun geht es zunächst darum, ein Arbeitsbündnis zwischen allen Beteiligten zu gestalten. Die Mediatorin orientiert die Konfliktparteien über die Möglichkeiten und Grenzen der Mediation und erläutert deren Ablauf. Sie erklärt ihre Rolle und weist ein erstes Mal auf die Regeln der Mediation hin. Dann wird nach den Gründen gefragt, die zu dem Entschluss geführt haben, eine Mediation in Anspruch zu nehmen. Auch die Motive der Parteien und die Voraussetzungen für die Mediation (siehe Seite 25) werden besprochen. Schliesslich werden Gesprächsregeln festgelegt, beispielsweise die, dass man sich nicht gegenseitig unterbrechen und einander nicht beschimpfen soll.

Zum Einstieg gehört auch die Vereinbarung der Rahmenbedingungen: Honorar, Dauer und Ort. Die Abmachungen der ersten Phase werden im Mediationsvertrag (siehe Vorlage im Anhang) festgehalten.

Phase 2: Themen sammeln und Streitpunkte erarbeiten


Meist schon in der ersten, bestimmt aber in der zweiten Mediationssitzung werden die Themen gesammelt, die die Konfliktparteien beschäftigen. In einem zweiten Schritt erarbeitet man die Streitpunkte und stellt fest, wo bereits Übereinstimmung herrscht. Dabei achtet der Mediator darauf, dass die Beteiligten nicht zu früh auf Einigkeit hinsteuern: Tragfähige Lösungen können nur entstehen, wenn den Parteien die eigene Position und die Unterschiedlichkeit der Standpunkte bewusst geworden ist.

Den Konflikt analysieren


Zunächst geht es darum, dass jede Partei den Konflikt aus ihrer Sicht schildern kann. Die Streitenden sollen «den Kropf leeren» und sich so Luft verschaffen. Durch die Anwesenheit eines allparteilichen Dritten lässt sich so manches aussprechen, was bisher im Dunkeln geblieben ist. Die Mediationsperson achtet darauf, dass alle gleichmässig zu Wort kommen, dass keine Partei die andere mit einem Redeschwall dominiert und dass die Gefühle nicht entgleisen. Für manche ist dieser Vorgang ungewohnt, das Ergebnis aber oft überraschend: Viele hören nach langer Zeit erstmals wieder zu, sie nehmen vielleicht sogar zum ersten Mal überhaupt die Sichtweise der anderen Konfliktpartei zusammenhängend und vollständig wahr.

Wenn die Themen benannt, die Streitpunkte und Gemeinsamkeiten deutlich geworden sind, werden sie auf die Reihe gebracht: Welche Punkte müssen zuerst geklärt werden? Was lässt sich schnell und einfach regeln, was muss man vertieft und langsamer angehen?

Sich Überblick verschaffen


Am Ende der zweiten Phase haben die Parteien eine Übersicht über die anstehenden Konfliktthemen und Streitpunkte gewonnen und können vielleicht auch schon Ziele erkennen. Der Berg an Problemen, vor dem sie lange Zeit ohnmächtig standen, wurde vermessen und in einzelne kleine Hügel geschichtet, der Weg zur Lösung in Etappen aufgeteilt und vorgezeichnet. Unsicherheiten und Ängste sind so weit wie möglich abgebaut. Im Mediationszimmer sitzen sich nun nicht mehr ohnmächtig Streitende gegenüber, sondern eigenständige Verhandlungs- und Vertragspartner. Jetzt kann die eigentliche Konfliktbearbeitung beginnen.

Phase 3: Konflikt bearbeiten


Den Standpunkt der Gegenpartei im Konflikt zu kennen, heisst noch nicht, ihn auch zu verstehen oder gar zu akzeptieren. Genau dies ist aber eine wichtige Voraussetzung, um in den Verhandlungen weiterzukommen. In dieser Phase geht es deshalb darum, die Motive hinter den Standpunkten zu ergründen.

Neue Perspektiven gewinnen


Die Parteien erkennen dabei, dass ihren Standpunkten zwar eine unterschiedliche, grundsätzlich aber gleichwertige Sicht der Dinge zugrunde liegt. Das ermöglicht ihnen eine positive Umdeutung von Streitfragen. Für die Ehefrau in Scheidung zum Beispiel geht es dann nicht mehr primär um die Frage: Wie kann ich möglichst viel Unterhaltsgeld bekommen?, und für den Ehemann im Gegenzug nicht darum, möglichst wenig zahlen zu müssen. Vielmehr lautet das gemeinsame Anliegen: Wie schaffen wir es, zwei getrennte Haushalte angemessen zu finanzieren? Im Streit unter den Arbeitskollegen geht es nicht mehr darum, auf Kosten des Schwächeren eine möglichst vorteilhafte Position zu erringen; sie fragen sich jetzt: Wie können wir mit vereinten Kräften eine möglichst gute Leistung erbringen, unseren Auftrag richtig erfüllen? Im Streit der Erbengemeinschaft geht es nicht mehr darum, die Bewertung des Elternhauses in die Höhe zu treiben, sondern die Söhne und Töchter fragen sich, wie man den Teilungsmodus gestalten könnte, damit das Haus nicht verkauft werden muss.

Den Emotionen Raum geben


Das klingt einfacher, als es ist. Denn es fällt den Streitenden natürlich nicht leicht, die Bedürfnisse des anderen, die Interessen hinter dessen Standpunkt zu verstehen – und noch schwieriger ist es, sie als berechtigt anzuerkennen. Misstrauen, Gefühle der Wut, Eifersucht, Kränkung, Angst oder Trauer stehen dieser Einsicht im Weg. Damit die Verhandlungen nicht blockiert werden, sollen die Betroffenen diese Gefühle aussprechen und von allen Beteiligten gehört und wenn möglich verstanden werden. Es gehört zur Kunst der Mediationsfachleute, den Emotionen Raum zu geben, ohne dass die Offenheit und die Gesprächsbereitschaft auf der Strecke bleiben. Dabei geht es weder um Vergangenheitsbewältigung noch um therapeutische Aufarbeitung. Die Beteiligten sollen lediglich ihren Konflikt mit möglichst geklärten Gefühlen bearbeiten und den Weg zu fairen Lösungen frei machen.

Phase 4: Lösungsmöglichkeiten suchen und ausarbeiten


Mit dem Wissen und dem Verständnis um die hinter den Positionen stehenden Interessen und Bedürfnisse, mit dem Aussprechen der damit verbundenen Gefühle ereignet sich für die Beteiligten eine wichtige Veränderung: Sie betrachten ihr Anliegen nicht mehr nur als Konkurrenzkampf, sondern auch als gemeinsames Problem. Sie erkennen, dass es einfacher ist, den Streit im Miteinander zu überwinden, als ihn im Gegeneinander auszutragen. Das erleichtert die Suche nach Lösungen beträchtlich.

Gut Ding will Weile haben


Schon im Hinblick auf das Sammeln der Themen wurde davor...

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