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E-Book

Medical Training für Hunde

Körperpflege und Tierarzt-Behandlungen vertrauensvoll meistern

AutorAnna Oblasser-Mirtl, Barbara Glatz
VerlagCadmos Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl96 Seiten
ISBN9783840464348
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Die Körperpflege des Hundes und seine tierärztliche Versorgung sind für Hund und Besitzer oft mit Stress verbunden. Häufig wird der Hund zu bestimmten Behandlungen gedrängt, was zur Folge hat, dass es sowohl in den eignen vier Wänden als auch in der Tierarztpraxis zu Problemen und manchmal sogar Aggressionen kommt. Die gute Nachricht ist: Das muss nicht sein. Dieses Buch erklärt, wie Besitzer ihren Hund mithilfe von positiver Bestärkung und einem Markersignal in relativ kurzer Zeit auf verschiedenste Eingriffe vorbereiten und gleichzeitig Bindung und Vertrauen stärken können. Außerdem wird gezeigt, wie man dem Tier mittels Management auch in außergewöhnlichen Situationen Sicherheit vermitteln kann. Wenn sich im Zoo Primaten freiwillig Blut abnehmen lassen, Tiger in den Becher urinieren und Elefanten ihre Pediküre genießen - dann wird es mit gezieltem Training auch gelingen, dass der Hund sich auf den Tierarzt freut und sich dort ohne Problem behandeln lässt.

Anna Oblasser-Mirtl ist geprüfte Trainerin für Zootiere (Absolventin des Exotic Animal Training and Management Program) sowie zertifizierte Hundetrainerin (Certified Professional Dog Trainer, CPDT-KA). Im von ihr gegründeten AnimalTrainingCenter beschäftigt sie sich mit der Ausbildung von Diabetiker-Warnhunden, dem modernen Training von Haustieren, Wildtieren und Exoten sowie ihren international erfolgreichen Hühnertrainingsseminaren. Im Jahr 2012 hat sie für ihr Konzept des 'Medical Training' (angewandt an Zootieren) in Kanada den 'Impact Award' der Animal Behavior Management Alliance gewonnen, ein Preis, der als 'Oscar des Tiertrainings' bekannt ist. Sie lebt mit Mann, Tochter und etwa 60 Tieren aus zweiter Hand auf einem idyllischen Bauernhof in der Steiermark. Barbara Glatz ist Verhaltensbiologin und seit ihrer Kindheit von Tieren umgeben. Ihre Jugend verbrachte sie vor allem mit Pferde- und Reittraining und bereits während ihres Studiums in Graz begann sie ihre Tätigkeiten im AnimalTrainingCenter. Während dieser Zeit konnte sie außerdem Erfahrung in der Arbeit mit Wölfen im Wolf Science Center in Ernstbrunn sammeln und verbrachte mehrere Monate im Ausland (Australien, Südafrika, Tansania). Gemeinsam mit Anna Oblasser-Mirtl hat sie das AnimalTrainingCenter aufgebaut und die erfolgreichen Trainingskonzepte entwickelt. Derzeit pendelt sie zwischen Österreich, England und Tansania, wo sie ein Tier- und Naturschutzprojekt mitaufbaut, eine Tierauffangstation mitbetreut sowie positive Bestärkung im Training der dortigen Polizeihunde und -pferde etabliert.

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Leseprobe

DIE DREI SÄULEN DES ERFOLGREICHEN MEDICAL TRAININGS


(Foto: Archiv Animal Training Center/salonloewe.org)

Wie bereits angesprochen, basiert das Medical Training auf drei Säulen, die das Fundament für den Erfolg bilden. In diesem Kapitel geht es also darum, woraus diese Säulen bestehen und wie sie aufgebaut werden können.

Säule 1: Vertrauen – Bindung und Ehrlichkeit


Beim Medical Training verlangen wir vom Hund Verhaltensweisen, die ihm ohne entsprechendes Training sehr schwerfallen würden. Daher ist es besonders wichtig, dass er großes Vertrauen zu seinem Menschen hat. Vertrauen ist jedoch keine Gabe. Es muss erarbeitet werden. Je früher mit dem Vertrauensaufbau begonnen wird und je weniger negative Erlebnisse der Hund in seinem Leben erfährt, desto leichter fällt es ihm, dieses Vertrauen zu entwickeln. Daher ist es von großem Vorteil, bereits mit dem Welpen gemeinsam kleine Erfolge zu feiern und dem jungen Hund zu zeigen, dass er sich grundsätzlich auf seinen und andere Menschen verlassen kann. Aber auch Hunde, die bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben, können lernen, dem Menschen zu vertrauen.

Vertrauen wird im Alltag bei jeder Interaktion mit dem Hund auf- oder abgebaut, sei es, wenn gemeinsam Alltagssituationen gemeistert werden oder wenn gemeinsam eine sportliche Leistung erbracht wird. Das bestehende Vertrauen ist mit einem Bankkonto vergleichbar, allerdings werden hier statt Geld „Vertrauensscheine“ eingezahlt oder auch abgehoben. Der Kontostand wechselt ständig. Je höher er ist, desto mehr Vertrauen ist vorhanden und desto besser können schwierige Situationen gemeistert werden. Jede Bestrafung und jeder Tadel, aber auch negative Stimmungen entsprechen einer Abhebung vom Konto. Ebenso wirkt sich das Ausbleiben einer erwarteten Belohnung (Frust) negativ auf den Kontostand aus.

Ein gut gefülltes Konto gibt zwar keinen „Freifahrtschein“ für Vertrauensbrüche, dennoch wird das Vertrauen nicht für immer irreparabel gebrochen sein, falls einmal eine große Abhebung vom Konto nötig sein sollte oder es zufällig und ohne Einfluss des Trainers dazu kommt.

Wird der Hund wiederholt hintergangen und werden seine Signale ignoriert, ist das Konto leer und es ist derzeit keine vertrauensvolle Beziehung vorhanden.

Jede positive Interaktion entspricht einer Einzahlung auf das Vertrauenskonto.

Wird Vertrauen für eine Behandlung in Anspruch genommen, vermindert sich der Kontostand. Aufgrund häufiger vorheriger Einzahlungen ist das Vertrauen dennoch nicht in Gefahr.
(Grafik: Archiv Animal Training Center / Torben Frey)

Führen Sie eine Liste mit den Einzahlungen auf und Abhebungen von Ihrem Vertrauenskonto. Reflektieren Sie dafür die gemeinsamen Erlebnisse mit Ihrem Hund und verteilen Sie Plus- und Minuspunkte. Wenn Sie am Tagesende, am Wochenende und am Monatsende im Plusbereich liegen, können Sie davon ausgehen, dass sich das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Tier auf einem guten Stand befindet. Hier geht es immer um das Empfinden des Hundes. Dies ist auch eine gute Übung, um den eigenen Hund noch besser kennen- und einschätzen zu lernen.

DIALOG STATT MONOLOG

Basis einer vertrauensvollen Beziehung sind gegenseitiger Respekt und ein ehrlicher Austausch zwischen den Beteiligten. Damit der Hund uns vertrauen kann, ist es also wichtig, dass wir lernen, seine Sprache zu verstehen, und dass wir seine Signale und seine Gefühle respektieren. Ebenso müssen wir auf unsere eigene Kommunikation achten, damit wir uns dem Hund verständlich machen können und ihn nicht unbewusst durch unsere Körpersprache in eine für ihn unangenehme Situation bringen.

DIE SPRACHE DES HUNDES VERSTEHEN

Beschwichtigungssignale sind wichtige Kommunikationsmittel von Hunden und helfen zu erkennen, wann sich ein Hund unwohl fühlt. Sie sind die subtilste Möglichkeit, um eine unangenehme Situation zu deeskalieren, und müssen bei jeder Begegnung zwischen Mensch und Hund beachtet werden.

Fühlt sich der Hund unwohl, zeigt er Signale wie Blinzeln, Blick-Abwenden, Über-die-Lefzen-Lecken, Ducken oder Zur-Seite-Drehen.

Dank entsprechendem Training sieht alles schon viel entspannter aus.

Wenn möglich, sollte auf Augenhöhe gearbeitet werden. Ein rücksichtsvoller Trainer achtet genau auf seine Körpersprache.
(Grafik: Archiv Animal Training Center / Torben Frey)

Erkennen wir diese Signale nicht oder ignorieren wir sie, bleibt dem Hund nichts anderes übrig, als zu deutlicheren Mitteln zu greifen: Wenn möglich, zieht er sich zurück, wenn nicht, beginnt er vielleicht zu knurren. Dieses Knurren ist extrem wichtig. Es dient der Distanzvergrößerung und zeigt uns Menschen, dass wir viel zu weit gegangen sind. Niemals darf das Knurren eines Hundes bestraft werden, denn damit nimmt man ihm ein wichtiges Kommunikationssignal. Wird der Hund nämlich am Flüchten gehindert und wird ihm außerdem das Knurren verboten, bleibt ihm oft nur noch, zu schnappen oder zu beißen, um sich aus einer für ihn untragbaren Situation zu befreien. Wenn ein Hund beißt, ist dies meist ein Resultat aus vielen Missverständnissen, mangelnder Kommunikation zwischen Mensch und Hund sowie wiederholten Enttäuschungen auf der Seite des Hundes.

Während des Medical Trainings wird der Hund immer wieder Beschwichtigungssignale zeigen. Das ist verständlich, da die Behandlungen häufig ein Unwohlbefinden auslösen. Es ist aber wichtig zu erkennen, ab wann der Hund mit einer Behandlung ernsthafte Probleme hat und daher unter Stress leidet. Falls nötig, muss das Tempo des Trainings angepasst werden. Bei einem gut durchdachten Trainingsplan sind die Schritte klein und verständlich genug, um den Hund nicht zu überfordern. Zusätzlich gibt ihm das Kooperationsverhalten oder Ich-bin-bereit-Signal (nähere Erklärung siehe Säule 2) die Möglichkeit zur „Flucht“. Auch andere Anpassungen wie die Ursachenforschung sind spätestens dann angebracht, wenn der Hund Anzeichen von Stress zeigt. Was genau möchte er nicht? Wie könnte das Training verändert werden, damit die Ursache für die fehlende Bereitschaft behoben wird? Die identifizierten Schwachstellen werden dann separat trainiert, und erst wenn diese für den Hund einfach zu meistern sind, geht es wieder mit dem eigentlichen Trainingsplan weiter.

Wichtig!

Den Hund für ein Knurren zu bestrafen hat den gleichen Effekt, wie die Batterien aus dem Rauchmelder zu entnehmen. Man hört das Geräusch nicht mehr, aber die Gefahr ist noch immer präsent.

Yamei Ross

KÖRPERSPRACHE DES TRAINERS

Eine falsche Körperposition des Trainers kann im ungünstigsten Fall zum Scheitern des Trainings führen. Wann immer es möglich ist, sollte man daher bei Eingriffen, die den Hund ängstigen könnten, auf Augenhöhe und nicht von oben herab arbeiten. Achten Sie grundsätzlich genau auf Ihre Körpersprache. Falls für eine Behandlung eine für den Hund unangenehme Position des Menschen nötig ist, muss das gezielt in den entsprechenden Trainingsplan eingebaut und bewusst trainiert werden. Beschwichtigungssignale wie Gähnen, Blinzeln oder Blick-Abwenden können auch vom Menschen angewandt werden, um den Hund zu beruhigen.

Ignorieren Sie Ihren Hund nicht, wenn er Angst hat. Seien Sie für ihn da! (Foto: Archiv Animal Training Center/salonloewe.org)

ANGST – GEFÜHL ODER VERHALTENSWEISE?

Bei starker Ausprägung von Angst funktioniert das rationale Denken nicht mehr richtig. Es ist sinnlos, jemandem mit einem Angstproblem zu erklären, dass seine Angst unbegründet ist. Viele Menschen haben Angst vor Spinnen. Sätze wie „Die Spinne tut dir nichts!“ sind für sie selten eine Beruhigung. Nur durch wiederholte positive Erfahrungen kann eine Angst eventuell überwunden werden.

Häufig entsteht Angst aus Erfahrungen, die ein Lebewesen im Lauf seines Lebens gemacht hat. Der erste Besuch beim Tierarzt endete für den Welpen vielleicht mit der Implantation des Mikrochips. Dafür wurde er in einer oft von Stress und Angst geprägten Umgebung von fremden Personen auf einem kalten, glatten und erhöhten Metalltisch festgehalten und mit einer dicken Nadel gepikst. Diese Situation kann den Hund überfordern und Angst verursachen.

Häufig wird geraten, dass dem ängstlichen Hund keinesfalls gut zugeredet werden darf und seine Angst ignoriert werden soll, da diese sonst nur noch schlimmer wird.

Praxisbeispiel

Stellen Sie sich vor, Sie müssen zum Zahnarzt, um Weisheitszähne ziehen zu lassen. Die Vorstellung von den Spritzen, dem Vorgang selbst und den Schmerzen danach...

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