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Medien und Aktien

Theoretische und empirische Modellierung der Rolle der Berichterstattung für das Börsengeschehen

AutorAlexander Haas, Bertram Scheufele
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl319 Seiten
ISBN9783531910185
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis49,99 EUR
Anleger am Aktienmarkt können auf diverse Medienangebote zurückgreifen, deren Rolle für das Börsengeschehen aber weitgehend unklar ist. Finanzwissenschaftliche Studien zu Analystentipps oder zur Bekanntgabe von Unternehmenszahlen bleiben kommunikationswissenschaftlich unbefriedigend. Umgekehrt fehlen aber vergleichbare empirische Studien aus der Kommunikationswissenschaft. Die vorliegende, breit angelegte Untersuchung beschäftigt sich theoretisch und empirisch u.a. mit folgenden Fragen: Kann die Aktienberichterstattung in Printmedien, im Fernsehen und in Online-Portalen das Anlegerverhalten beeinflussen (Mikro-Ebene) und damit auch teilweise die Kurse bzw. das Handelsvolumen bewegen (Makro-Ebene)? Oder reflektiert sie nur das Marktgeschehen, wodurch Zielgruppenmedien ohne Mehrwert wären? Darüber hinaus leistet die Publikation sowohl einen theoretischen als auch einen methodischen Beitrag zur Mehr-Ebenen-Problematik in den Sozialwissenschaften, der über die Coleman'sche 'Badewanne' hinaus geht.

Dr. Bertram Scheufele ist Professor für Empirische Methoden der Kommunikationswissenschaft am Institut für Kommunikationswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Alexander Haas, M.A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Leseprobe
3 Kommunikationswissenschaftliche Überlegungen (S. 79-80)

Nach den finanzwissenschaftlichen Grundlagen geht es nun um kommunikationswissenschaftliche Überlegungen. Unsere Untersuchung fragt nach dem Zusammenhang zwischen der Medienberichterstattung einerseits und den Aktienkursen bzw. Handelsvolumina ausgewählter deutscher Unternehmen andererseits. In diesem Kapitel gehen wir zunächst auf Angebote und Nutzung der Wirtschafts- und Börsenberichterstattung ein. Danach diskutieren wir mögliche Wirkungen der Wirtschafts- und Börsenberichterstattung in volkswirtschaftlicher, vor allem aber in finanzwissenschaftlicher Hinsicht.

3.1 Wirtschaftsrelevante Angebote und deren Nutzung

Die Finanz- und Wirtschaftsberichterstattung ist entweder ein redaktioneller Teil oder der alleinige Gegenstand einer Vielzahl von Angeboten im Rundfunk, in Tages- und Wochenzeitungen, in Publikumszeitschriften und inzwischen auch verstärkt im Internet. Aufgrund der hohen Komplexität des Themas dominiert jedoch noch die Berichterstattung in Printmedien (vgl. Heinrich & Moss, 2006: 19). Wir stellen zunächst die Entwicklung, Angebote und Inhalte, anschließend empirische Befunde zur Nutzung bzw. zu Nutzern vor.

3.1.1 Entwicklung, Angebote und Inhalte

Zu einem regelrechten Boom mit einer deutlichen Ausweitung der Wirtschafts- und Finanzberichterstattung kam es Ende der 1990er Jahre (vgl. Mast, 2003: 280). Getragen wurde diese Entwicklung hauptsächlich durch das Börsengeschehen. In Folge des Börsengangs der ‚Deutschen Telekom‘ im Jahr 1996 waren viele Bürger erstmalig mit der Anlageform ‚Aktie‘ in Berührung gekommen. Die rasante Kursentwicklung in den folgenden Jahren dürfte ebenfalls dazu geführt haben, dass die Zahl der Aktionäre und Fondsbesitzer in Deutschland zwischen 1996 und 2001 von 5,6 auf 12,9 Millionen angestiegen war.

Bis 2004 sank sie auf 10,5 Millionen, hält sich aber seitdem auf diesem Niveau.50 Das hat sicherlich mit dazu beigetragen, dass die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und das Geschehen an der Börse immer mehr Menschen interessieren. Aktien- Tipps, Branchen-Reports und die Aussicht auf Kursgewinne haben auch in der Wirtschaftsberichterstattung an Bedeutung gewonnen (vgl. Schuster, 2000, 2001). Zugleich stiegen auch die Werbeeinnahmen der Wirtschaftspresse deutlich an (vgl. Mast, 2003: 280). Der März 2000 markierte dann zumindest an den Börsen einen deutlichen Wendepunkt.

Nach einer lang anhaltenden Hausse folgte eine Phase deutlicher und nachhaltiger Kurskorrekturen. Die Geschäftsmodelle einiger bisheriger Vorzeigeunternehmen der New Economy entpuppten sich als wenig solide, die Kurse fielen zum Teil ins Bodenlose und die Depotwerte vieler Anleger folgten ihnen. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 verstärkten die negativen Erwartungen. Die Auflagen der Wirtschaftsmedien brachen ein, manche der neuentstandenen Angebote verschwanden komplett wieder vom Markt und auch die Werbeeinnahmen gingen deutlich zurück. Nach einer Phase der Konsolidierung existiert heute jedoch ein – im Vergleich zu der Zeit vor der beschriebenen Börseneuphorie – deutlich gewachsenes und auf einzelne Zielgruppen zugeschnittenes Angebot wirtschafts- und börsenrelevanter Informationen in unterschiedlichen Medien.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis5
1 Einleitung9
2 Finanzwissenschaftliche Überlegungen11
2.1 Finanzwissenschaftliche Grundlagen11
2.2 Zentrale Ansätze der Kapitalmarktforschung24
2.3 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen60
3 Kommunikationswissenschaftliche Überlegungen79
3.1 Wirtschaftsrelevante Angebote und deren Nutzung79
3.2 Wirkungen der Wirtschafts- und Börsenberichterstattung86
3.3 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen108
4 Forschungsfragen121
Kontrastierung 1 – Anleger und Unternehmen122
Kontrastierung 2 – Qualitäten der Medienberichterstattung126
Kontrastierung 3 – Mediengattungen und Zeiträume129
5 Untersuchungsanlage131
5.1 Unternehmensstichprobe131
5.2 Primäranalyse – Print-, Online- und Fernsehberichterstattung135
5.3 Sekundäranalysen und Datenaufbereitung155
5.4 Auswertungsstrategien162
6 Ergebnisse171
6.1 Deskriptive Analysen171
6.2 Zeitreihenanalytische Verfahren198
7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen284
7.1 Theoretische und methodische Grundlagen284
7.2 Forschungsfragen und Untersuchungsanlage289
7.3 Empirische Befunde294
7.4 Schlussfolgerungen304
8 Literatur308
9 Anhang320

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