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Mediengerechte Regeländerungen. Eine Untersuchung der Mediatisierungstendenzen im Sport mit Blick auf die Änderungen der Regelwerke

AutorJosef Schöpf
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl172 Seiten
ISBN9783656934783
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis35,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Massenmedien allgemein, Universität Salzburg (Fachbereich Kommunikationswissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: Mit fortschreitender Mediatisierung soll sich die menschliche Kommunikation umgestalten, womit sich Wahrnehmungen, menschliche Beziehungen, Institutionen, Organisationen bis hin zur Gesellschaft und zur Kultur insgesamt verändern. Sport als Gesellschaftsbereich, der sich in Folge dieser fortschreitenden Mediatisierung geändert haben soll, stand im Zentrum dieser Masterarbeit, die grundsätzlich die Beziehung von Sport, Medien und Wirtschaft beleuchtet und charakterisiert. Des Weiteren hat sich die Arbeit zum Ziel gesetzt, herauszufiltern, auf welche Art die Medien diverse Gesellschaftsbereiche nachhaltig und immer stärker beeinflussen. Zu diesem Zweck verwies die vorliegende Arbeit auf das Konzept der Mediatisierung. Dieser Ausdruck entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem Schlüsselbegriff in der Kommunikationswissenschaft und beschreibt ein Konzept, welches die langfristigen Wechselbeziehungsprozesse zwischen dem Medienwandel einerseits und sozialem sowie kulturellem Wandel andererseits darlegen möchte. Die ausgehende Fragestellung der vorliegenden Untersuchung lautete: Inwiefern haben sich die Regelwerke diverser Sportarten in den letzten 12 bzw. 20 Jahren geändert und in welchem Maße ist das durch die Medien bedingt? Zu diesem Zweck wurde eine standardisierte Inhaltsanalyse der international gültigen Regeländerungen in den Sportarten American Football, Eishockey, Fußball, Tennis und Volleyball durchgeführt. Dies indiziert, wie sehr sich eine Sportart im Kern an den Medien orientiert. Besonders Spitzensportbewerbe haben sich an die Logik der Medien angepasst und erhöhen damit ihre Wahrscheinlichkeit, im Fernsehen ausgestrahlt und damit ein Teil einer Popularitätsspirale zu werden.

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Leseprobe

3. Mediatisierung


 

„The mere fact that communication media exist induces social change.” (Schulz 2004: 89)

 

Sowohl im deutschen Sprachraum als auch international hat sich der Begriff der Mediatisierung in den letzten Jahren zu einem „key“ (Lundby 2009a), alseinem Schlüsselbegriff der wissenschaftlichen Beschreibung des Medien- und Kommunikationswandels entwickelt (vgl. Hepp/Krotz 2012: 7).

 

„Mediatization describes the process whereby communication refers tmedia and uses media sthat media in the long run increasingly become relevant for the social construction of everyday life, society, and culture as a whole.“ (Krotz 2009a: 24)

 

Der Terminus Mediatisierung, welcher von Friedrich Krotz, Winfried Schulz, Stig Hjarvard und weiteren (Hjarvard 2004, Krotz 2001a, Schulz 2004) entwickelt wurde, hat in den letzten Jahren in der Medien- bzw. Kommunikationsforschung deutlich an Profil gewonnen. Couldry (2008: 376) sieht darin einen sinnvollen Versuch, unser Augenmerk auf eine bestimmte Transformationslogik bzw. einen bestimmten Mechanismus zu richten, die/der etwas Markantes mit bestimmten Prozessen, Objekten und Bereichen anstellt, nämlich diese zu „mediatisieren“. Auch Hepp und Hartmann (2010: 9) betonen, dass das Konzept der Mediatisierung in den letzten Jahren in der internationalen kommunikations- und medienwissenschaftlichen Diskussion zu einem zentralen wissenschaftlichen Ansatz wurde.

 

Prinzipiell versucht das Mediatisierungskonzept, die langfristigen Wechselbeziehungsprozesse zwischen dem Medienwandel auf der einen Seite und den sozialen sowie kulturellen Veränderungen auf der anderen Seite einzufangen (vgl. Hepp/Hjarvard/Lundby 2010: 223). Krotz identifiziert Mediatisierung, gemeinsam mit Globalisierung, Individualisierung und Kommerzialisierung, als einen der vier fundamentalen Metaprozesse, welche die Modernität geformt haben und immer noch formen (vgl. Livingstone 2009a: 6). Hepp, Hjarvard und Lundby (2010: 225) betonen ebenfalls, dass der Prozess der Mediatisierung in diversen Bereichen sehr eng mit dem Prozess der Globalisierung verflochten ist. Szeigt beispielsweise eine Rezipienten-Studie über die Mediatisierung von Religion von Petersen (2010), dass amerikanische Fernsehserien mit ihren übernatürlichen Geschichten durchaus kompetent und eindringlich dazu in der Lage sind, die religiösen Vorstellungen von dänischen Teenagern zu beeinflussen.

 

Hjarvard und Petersen (2013: 2) stoßen ins gleiche Horn, wenn sie betonen, dass es in Addition zu den gegenwärtigen Phänomenen der Kommerzialisierung sowie der Globalisierung von Kultur auch zu einer Mediatisierung von Kultur kommt, welche sowohl die Hochkultur als auch Alltägliches in einen neuen sozialen Kontext stellt. Swird Kultur nicht nur für größere Teile der Gesellschaft zugänglich, sondern auch die Natur der kulturellen Praktiken verändert. Die beiden Wissenschaftler halten fest, dass diverse kulturelle Prozesse vom „modus operandi“ der Medien beeinflusst werden und dass die Medien deswegen zu wichtigen Vermittlern von kulturellen Erfahrungen geworden sind. Dadurch haben die Medien den Status kultureller Institutionen (z.B.: öffentlich-rechtliches Fernsehen, Facebook, etc.) erlangt und sind selbst zu kulturellen Artefakten geworden (vgl. Hjarvard/Petersen 2013: 2).

 

Nach dieser kurzen Einführung beschäftigt sich das dritte Kapitel dieser Arbeit nun intensiv mit dem Begriff und der Theorie der Mediatisierung. Dabei wird in den nachstehenden zwölf Unterpunkten sowohl geklärt, woher der Begriff der Mediatisierung stammt, seine Geschichte beschrieben als auch erläutert, welche Autoren diesen Begriff geprägt haben. Ferner soll darauf eingegangen werden, welche unterschiedlichen Ansichten die Diskussionen über die medialen Beeinflussungen diverser Gesellschaftsbereiche bereits ausgelöst haben, welche verschiedenen Auffassungen und Theorien zur Thematik existieren und welche kommunikationswissenschaftliche Relevanz das Thema Mediatisierung hat. Weiters sollen Begriffsunterschiede wie „mediation“ vs. „mediatization“ deutlich gemacht oder Begrifflichkeiten wie „medialization“, „mediatization“, „media logic“, „medium theory“, „mediatic turn“, „mediation“ näher beleuchtet und unterschieden werden. Außerdem werden zur besseren Veranschaulichung praktische Beispiele für die Mediatisierung der Gesellschaft, welche nicht aus der Welt des Sports (siehe dazu Kapitel 6.2.) stammen, aufgeführt. Die Frage, welche Phasen der Mediatisierung unterschieden werden können, soll ebensbeantwortet werden. Außerdem soll auch der aktuelle Forschungsstand der Mediatisierungsforschung in der Kommunikationswissenschaft dargestellt, in aller Kürze auch auf die von Friedrich Krotz entwickelte Theorie der Mediatisierung als Metaprozess eingegangen und das von Andreas Hepp und Friedrich Krotz propagierte Konzept der „mediatisierten Welten“ beleuchtet werden.

 

3.1. Mediatisierungsbegriff


 

Was ist mit Mediatisierung bzw. der Mediatisierung des Sports eigentlich gemeint? Die Ausgangsüberlegung zur Mediatisierungstheorie ist jene, dass kein Teil dieser Welt, keine menschliche Aktivität von den Medien unberührt bleibt. Die Mediatisierungstheorie geht von einer voranschreitenden Durchdringung des Alltags mit Medien und Kommunikationstechnologien aus (vgl. Steinmaurer 2012: 8). Sonia Livingstone formuliert dies so:

 

„Societies worldwide are being reshaped, for better or for worse, by changes in the global media and information environment. So, toare the everyday lives of their citizens. National and subnational forms of social, political, and economic inclusion and exclusion are reconfigured by the increasing reliance on information and communication technologies in mediating almost every dimension of social life.” (Livingstone 2009a: 1)

 

Grundsätzlich kann unter dem Begriff der Mediatisierung ein Ansatz verstanden werden, der sich mit den Wirkungen der Medienkommunikation auf gesellschaftlichen Wandel beschäftigt. Hier sind die Wechselbeziehungen mit dem medialen Wandel von besonderem Interesse (vgl. Jäckel 2011: 254). Nach dem Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft erlangten die Phänomene des Wandels, welche sich aus der Wechselwirkung von Medien und Gesellschaft ergeben, wieder zentrale Relevanz (vgl. Steinmaurer 2003: 103). Mediatisierung verweist auf einen Prozess, durch den die Kernelemente der sozialen und kulturellen Aktivität, wie Religion, Erziehung, Politik, etc. von den Medien beeinflusst und abhängig werden. Als Konsequenz daraus wird die jeweilige kulturelle Aktivität bis zu einem gewissen Grad durch die Interaktion mit diversen Medien vollzogen (vgl. Hjarvard 2012: 30). Im Kontext politischer Kommunikation kann Mediatisierung drei Bedeutungen aufweisen: Erstens, die wachsende Verschmelzung von Medienwirklichkeit und politischer wie sozialer Wirklichkeit. Zweitens, die zunehmende Wahrnehmung von Politik im Zuge medienvermittelter Erfahrungen. Drittens, die Ausrichtung politischen Handelns an die Gesetzmäßigkeiten des Mediensystems (vgl. Sarcinelli 2002: 678f.).

 

Mediatisierung beschreibt alseinen Vorgang, der sich auf abstrakter theoretischer Ebene als Ausdruck einer Infiltration massenmedialer Logiken und Rationalitätskriterien in nahezu alle Funktionssysteme moderner Gesellschaften begreifen lässt (vgl. Marr/Marcinkowski 2006: 64). Mediatisierung ist eine Theorie, die sich der Aufgabe stellen möchte, zu beschreiben, dass etwas mit unserem Leben passiert, aufgrund der Medien, dass sie etwas bewirken und zwar etwas, das sehr tief in unsere Gesellschaft eindringt. Dementsprechend werden die spezifischen Studien der Kommunikationswissenschaft den Anforderungen nicht mehr gerecht. Nur Studien anzuhäufen, die eine bestimmte Zeitung analysieren, die beschreiben, wie dieses oder jenes Programm produziert wurde oder hinterfragen, wie Zuschauerinnen und Zuschauer einen Film interpretieren, reicht nicht mehr aus, sNick Couldry und Andreas Hepp (2013: 191). Das Konzept der Mediatisierung basiert hauptsächlich auf zugrundeliegenden Annahmen der Kommunikationswissenschaft und der „cultural studies“, unterhält aber durchaus auch Beziehungen zu anderen Theorien und Konzepten, die in der Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie und anderen Disziplinen verwendet werden (vgl. Krotz 2009a: 25).

 

Das beschriebene Konzept greift auf einer mikrosozialen Ebene tief in das kommunikative Handeln der Menschen ein, weil sich im Zusammenhang damit diese für sie als Individuum fundamentale Tätigkeit und damit auch deren Resultat verändert. Dieser Ablauf braucht Zeit, geschieht ungleichzeitig in verschiedenen Lebensbereichen und muss als unruhiger, komplexer und dialektischer Prozess verstanden werden (vgl. Krotz 2014: 11).

 

Mediatisierung impliziert aber nicht nur einen Wandel im Grad der medialen Beeinflussung von kulturellen und sozialen Angelegenheiten, sondern überhaupt einen Wandel der Art und Weise, wie wir die Beziehung zwischen Medien und Gesellschaft erfassen. Mediatisierung beinhaltet eine doppelseitige Entwicklung, in welcher sich die Medien einerseits als semi-autonome Institutionen der Gesellschaft herausbilden, in der sie andererseits aber gleichzeitig in jeder Faser menschlicher Interaktion, die in diversen sozialen Bereichen wie Wirtschaft,...

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