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E-Book

Mein Jahr als Säugetier

Das ehrliche Stillbuch

AutorTheresa Thönnissen
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783426424551
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,99 EUR
Liebling, wir sind schwanger! Und dann ist das Baby da und hat Hunger. Wer Stillen möchte, ist plötzlich mit eigenartigen Veränderungen des Körpers konfrontiert: Die Brüste schwellen plötzlich auf Melonengröße an. Beflissene Milchpumpenvertreterinnen tauchen ungefragt am Bett der Wöchnerin auf. Die Hebamme klärt einen über die wundersame Wirkung von Quarkwickeln und Kohlblättereinlagen für den Still-BH auf. Und dann droht auch noch die gefürchtete Still-Demenz! Wenn man zum ersten Mal ein Baby bekommt, gibt es so einige Überraschungen: Irgendwie hatte einen niemand darauf vorbereitet, wie krass eine Geburt wirklich ist. Und auch bezüglich des Stillens scheint es eine Verschwörung der Eingeweihten zu geben. Die skurrilen Vorgänge, die damit verbunden sind, erfährt man erst, wenn man sie an der eigenen Brust erlebt ... Theresa Thönnissens humorvoller Ratgeber 'Mein Jahr als Säugetier. Das ehrliche Stillbuch' hilft stillenden Müttern in allen Lebenslagen, Ruhe im Sturm zu bewahren. Oder danach zumindest wieder über sich selbst lachen zu können!

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Leseprobe

Die Schwangerschaft


Warten auf Tim

Wie Frau Grajewski mein Nipplegate in Schaumstoff verpackt, eine Dienstreise auf dem Hotelzimmerfußboden endet und ich die allgemeinen Unwägbarkeiten einer Schwangerschaft effektiv abfedere.

 

 

Ich will ja ein Kind. Theoretisch. Doch als es wirklich, so ganz konkret, ums Kindermachen geht, kneife ich. Jetzt, in genau diesem Augenblick, die Pille absetzen? Läuft doch eigentlich alles gerade ganz gut. Soll so bleiben, wie es ist. Und überhaupt – ein Kind mit diesem Mann, dem die Urlaubsplanung für den Sommer schon zu endgültig ist? Lieber nicht.

Dann gibt es endlich einen potenziellen Kandidaten, da wollen wir erst mal in Ruhe Amerika durchqueren und nichts überstürzen. Nach dem perfekt verhüteten Sex im Motel-Bett rechne ich, wie alt ich wäre, wenn unser Kind in die Schule käme. Du liebe Zeit – über vierzig. Es ist nun wirklich an der Zeit, die Pille abzusetzen. Erol, wahrscheinlich geblendet von der Sonne Kaliforniens und der verschwommenen Aussicht auf ein Hippie-Leben in San Francisco, stimmt unbeschwert lächelnd zu. Wir fühlen es beide.

 

Fortan kann ich mich beim Sex nicht mehr auf das eigentliche Geschehen fokussieren. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Bilder aus einem Zeichentrickfilm, den uns der Sachkundelehrer im 3. Schuljahr gezeigt hat. Ein riesiger Schwarm zitternder Spermien schnellt auf eine große, runde Eizelle zu. Ein Spermium dringt in die Eizelle ein, und dann – zack, zack, zack – teilt sich das Ding. Und wieder. Und wieder. Und wieder …

Erol sagt, ich sei beim Sex abwesend. Er vermutet wohl, ich denke an Lionel Messi oder sonst wen. Aber nein, meine Gedanken drehen sich einzig und allein um den sich teilenden Zellhaufen. Und die Fruchtbarkeits-App, die ich auf mein Handy geladen habe. Wie bitte soll man sich auch auf seinen Sexpartner einlassen, wissend, dass man im Begriff ist, nicht nur sein eigenes Leben grundlegend zu verändern, sondern gar ein neues zu erschaffen? Das ist mir schleierhaft, ganz ehrlich.

 

Wenige Tage nachdem meine Periode hätte einsetzen sollen – wir sind längst zurück in der kalten Heimat –, feiern wir abends mit Freunden in der Croc Bar. Ich nehme Connie, meine beste Freundin, beiseite und erzähle ihr aufgeregt von meiner möglichen Schwangerschaft. Connie saugt ihren Campari-Soda geräuschvoll durch den Strohhalm. Sie ist gegen ihren Willen Single und meint, sie freue sich total, wenn ich tatsächlich schwanger wäre. Gleichzeitig sei sie aber auch ein wenig traurig, weil dies sicher das vorläufige Ende unserer Ausgehabende bedeute. Dann runzelt die pragmatische Connie ihre helle Stirn:

»Sag mal, warum hast du eigentlich noch keinen Test gemacht?«

Ja, warum eigentlich nicht?

Ich verabschiede mich von der Runde, springe ins Auto und rase zum Hauptbahnhof. Auf dem Weg krame ich eine Schachtel Zigaretten aus dem Handschuhfach. Meine letzte Zigarette habe ich mir etwas feierlicher vorgestellt, aber okay. Ich werfe die brennende Kippe einfach aus dem Fenster. Wenn andere das tun, werde ich so richtig sauer. Sind das etwa die ersten Zeichen einer Persönlichkeitsveränderung? Aufgeregt trommele ich aufs Lenkrad.

 

Es ist gegen Mitternacht, als ich die 24-Stunden-Apotheke im Hauptbahnhof durch die Automatiktür betrete. Einen Schwangerschaftstest zu kaufen ist einen Zacken peinlicher, als Kondome zu kaufen, aber immerhin auch einen Zacken weniger peinlich, als Vaginalfeuchtcreme zu erwerben. Und: Man will den teuersten Schwangerschaftstest, was auch sonst? Einen nicht ganz so zuverlässigen Test? Nein. Ich erstehe den mit Digitalanzeige. Der Apotheker bemüht sich, unbeteiligt zu gucken, als er eine Gratispackung Papiertaschentücher in der Plastiktüte verschwinden lässt. Herzlichen Dank auch.

 

Nervös fahre ich nach Hause und google erst einmal, was ich da eigentlich erstanden habe. »Wussten Sie, dass eine von vier Frauen das Ergebnis eines konventionellen Schwangerschaftstests falsch ablesen könnte?«, steht auf der Website des Herstellers. »Beim Clearblue DIGITAL Schwangerschaftstest müssen keine Linien interpretiert werden. Das fortschrittliche digitale Display teilt Ihnen in Worten mit, ob Sie schwanger sind oder nicht.«

In Worten also. Ich verschwinde auf die Toilette und pinkele auf das Teststäbchen. Eine von vier Frauen pinkelt sicher daneben. Ich nicht: Nach wenigen Sekunden bildet sich das unmissverständliche Wörtchen »schwanger« im Display. Ich warte auf einen Euphorieschub, gehe ins Bett und ziehe mir die Decke über den Kopf.

»Hallo, kleiner Zellhaufen«, flüstere ich und lege die Hand auf meinen Unterleib – dorthin, wo ich ihn vermute.

 

Als Erol endlich aus der Croc Bar nach Hause kommt, reiche ich ihm schlaftrunken den Test, und wir umarmen uns.

»Dann ist das wohl so«, sagt er und guckt etwas verkniffen.

»Mal abwarten«, erkläre ich dumpfbackig.

»Freust du dich?«

»Ja, natürlich!«

Er lächelt, zieht mein Schlaf-T-Shirt ein Stückchen hoch und betrachtet meinen Bauch. Die vielen Sonnengrüße sind nicht umsonst gewesen: Er ist flach und muskulös. Noch.

Von Anfang an habe ich starke Schicksalsbesiegelungsgefühle. Das war’s jetzt. Alles wird sich ändern. Ein kleines, menschliches Lebewesen wird schon bald unser Gespann verstärken. Ich strahle und stelle das Grübeln einfach erst mal ein.

 

Am nächsten Morgen ist eigentlich alles wie immer. Ich schlürfe bedächtig eine Tasse Milchkaffee und beiße vorsichtig ins Kirschmarmeladenbrot. War da was? Nein. Keinerlei Übelkeit, im Gegenteil, ich fühle mich prima. Mein erster bewusster Morgen als Schwangere verläuft fast schon beängstigend normal. Alles war wie immer – mal abgesehen von Erols untypisch guter Laune –, und eine Schwangerschaft ist schließlich keine Krankheit …

 

Au! Was ist das denn? Beim Treppenherunterhüpfen schmerzt plötzlich der Busen, am liebsten hätte ich ihn in beide Hände genommen, um ihn zu stützen. Ich brauche wohl dringend einen neuen BH, mein seidenes Princesse-Tamtam-Dingens ohne Bügel scheint nicht mehr zu genügen. Ein bisschen freue ich mich: Das erste Schwangerschaftsanzeichen, ich habe also wirklich nicht fantasiert! Und immer noch besser als Übelkeit! Dass der Bauch sich während einer Schwangerschaft verändert? Geschenkt. Aber dass der Busen als Erstes wächst? Wusste ich nicht. Echt nicht. Wie ich mich bisher überhaupt recht wenig für Details aus den Sachgebieten Schwangerschaft und Geburt interessiert habe.

 

Im Büro, ich arbeite bei einem Reiseveranstalter, bilde ich mir ein, dass Kollege B., ein durch und durch seriöser Familienvater, regelmäßig eben dorthin starrt. Du meine Güte, ich trage doch kein Top mit Wasserfall-Ausschnitt, sondern nur ein quergestreiftes T-Shirt, wie immer! Vor dem Toilettenspiegel merke ich endlich, was los ist. Meine Brustwarzen, sonst eher so – stehen auf einmal kerzengerade in die Luft. Sie piksen durch meinen BH und hinterlassen kleine, spitze Hügel auf meinem T-Shirt. Kollege B. muss annehmen, ich sei dauererregt. Deshalb haben Schaufensterpuppen also harte Warzen. Da guckt jeder hin, ganz automatisch.

 

In der Mittagspause schildere ich einer Verkäuferin der Galeria Kaufhof Dessousabteilung das Problem. Sie ist mindestens sechzig, trägt die typische Blumenkohlfrisur und wirkt, als hätte sie in ihrem langjährigen Berufsleben wirklich alles gesehen. »Frau Grajewski« steht auf ihrem Namensschildchen.

»Suchen Sie etwas Bestimmtes?«

»Äh, ich will nicht, dass man meine Brustwarzen sieht, wenn ich ein T-Shirt trage«, sage ich.

Mein Blick wandert verschämt zwischen dem Ständer mit den fleischfarbenen Spanx, die wie Surfanzüge auf den Kleiderbügeln hängen, und einer Passionata-Aktionsfläche hin und her.

»Na, Gratulation erst mal«, sagt Frau Grajewski, tätschelt meine Schulter und vermisst mein Nipplegate mit professionellem Blick.

»In welchem Monat sind wir denn? Noch ganz am Anfang!«

Ich staune. Woher weiß sie nur?

Sie empfiehlt einen preisgünstigen T-Shirt-Bra mit gepolsterten Schalen und breiten, weichen Gurten. Mein Busen wachse eh weiter, da lohne sich eine ernsthafte Investition nicht. Nach einigem Hin und Her reicht sie mir so ein Monstrum in Cupgröße D in die Kabine:

»Damit dürften Sie hinkommen. Bis auf weiteres.«

Ich erinnere mich an meinen ersten BH, als wäre es gestern gewesen, dass ich von meiner Mutter mit einem Maßband vermessen wurde. Ich hatte lange auf diesen Tag hingefiebert. Doch mein erster BH war erst mit fünfzehn fällig gewesen, und das eigentlich auch nur, weil meine Mitschülerinnen schon länger welche trugen und ich in der Sammelumkleide nicht blöd vor ihnen dastehen wollte. Mädchen können ja so grausam sein – und ich trug ja auch wirklich sehr lange gepunktete Sets, bestehend aus Schlüpfer und Unterhemd. Nun aber besaß ich einen jungfräulich-weißen Baumwoll-BH von BeeDees, ich war erwachsen! An die Größe erinnere ich mich nicht mehr, aber er war ganz sicher weniger als halb so klein wie das hautfarbene Monstrum, das ich gerade peinlich berührt zur Kasse trage.

Keine Frau hat ein neutral-sachliches Verhältnis zu ihrem Busen. Dass er jedoch irgendwann ein vorlautes Eigenleben führen und darüber hinaus auch ziemlich weh tun würde, darauf war ich nicht vorbereitet. Wenigstens hält der T-Shirt-Bra, was er verspricht: Meine Brustwarzen werden von den Polstern...

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