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Mein Kind ist hochsensibel - was tun?

Wie Sie es verstehen, stärken und fördern

AutorRolf Sellin
VerlagKösel
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783641157098
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis13,99 EUR
Hochsensible Kinder erleben die Welt differenzierter und zugleich intensiver als andere Kinder. Mit ihrer ganz eigenen Wesensart brauchen sie gezielte Unterstützung, damit sie sich respektiert und angenommen fühlen.

Der anerkannte Experte für Hochsensibilität, Rolf Sellin, hat mit seinem besonderen Ansatz bereits tausenden Hochsensiblen geholfen. Nun zeigt er Eltern, Erziehern und Lehrern, wie sie auf die speziellen Bedürfnisse hochsensibler Kinder eingehen können. Es geht vor allem darum, ihnen den notwendigen Schutz zu geben, sie zugleich aber auch zu fordern. Ein Extra-Kapitel bietet allen Eltern, Erziehern und Lehrern, die ebenfalls hochsensibel sind, wertvolle Tipps, was sie für sich selbst tun können.

Ein überaus hilfreicher Ratgeber für den Umgang mit hochsensiblen Kindern.

Rolf Sellin, geboren 1948, ursprünglich Dipl.-Ing. Architekt, ist selbst hochsensibel. Nach einer Lebenskrise hat er wirkungsvolle Methoden für den Umgang mit der Hochsensibilität entwickelt, die bei der Steuerung der Wahrnehmung ansetzen. Sellin gründete 2008 das HSP-Institut in Stuttgart, leitete dort bis 2019 Seminare und bildete Psychotherapeuten und Pädagogen für den Umgang mit Hochsensiblen fort.

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Leseprobe

3 Die Flut der Reize, die ständig steigt

Die Reize, denen ein Kind heute ausgesetzt ist, sind um ein Vielfaches größer als in meiner Kindheit. Früher war beispielsweise die Ausstattung eines Kindes mit Spielzeug noch recht übersichtlich: der Teddy, der Ball, das Springseil, zwei, drei Spielzeugautos, etwas zum Lesen, zum Malen, zum Basteln. Im Vergleich sehen die meisten Kinderzimmer heute so aus wie damals ein kleiner Spielzeugladen.

Hochsensible Kinder nehmen schon früh alle Dinge und Erscheinungen ihrer Umgebung genau wahr und auf. Am liebsten ist es ihnen, wenn sie keinen großen Veränderungen ausgesetzt sind, wenn vor allem zu Hause alles verlässlich beim Alten bleibt. Vollgestellte Räume und Unordnung sind eine Belastung für sie. Gut gemeinte Abwechslung mit allerlei Dekorationen und Plakaten im Kinderzimmer können als Reize schon viel zu stark sein. Vor allem stören Mobiles rund um das und über dem Babybettchen. Der Bereich über dem Bett sollte von allem Schnickschnack frei bleiben, die Bettwäsche nicht allzu bunt oder gemustert gewählt werden. Farben und Formen wirken stärker auf hochsensible Kinder als auf andere, sie wirken auch energetisch, und das kann sich gerade dann störend bemerkbar machen, wenn das Kind seine Ruhe finden soll. Ebenso ist auf Beleuchtung zu achten, die nicht blendet und nicht zu grell sein sollte. Glühbirnen brennen ruhiger als Energiesparlampen. Feste Abläufe, bekannte Rituale und die Einhaltung bestimmter Zeiten und Regeln geben hochsensiblen Kindern Halt und Sicherheit. Das erleichtert es ihnen, sich in ihrem Alltag, der kompliziert genug ist, zu orientieren. Und das wirkt wiederum auf die Eltern zurück.

Für Eltern heißt das konkret, die Reize im Kinderzimmer nicht überhandnehmen zu lassen. Lieber weniger und dafür qualitativ hochwertiges Spielzeug, das den Vorlieben und Interessen des Kindes tatsächlich entspricht. Selbstverständlich können Sie die Spielsachen des Kindes nicht einfach ohne dessen Erlaubnis entsorgen oder weitergeben, schließlich handelt es sich um Besitz und Revier Ihres Kindes.

Besprechen Sie taktvoll mit Freunden und Verwandten, was als Geschenk willkommen ist und was schlicht zu viel wäre und eine Belastung darstellen könnte. Was das Aufräumen angeht, vermeiden Sie jedes Donnerwetter und jeden Druck, sonst verbinden Sie das Aufräumen in der Vorstellung Ihres Kindes allzu leicht mit Stress, unliebsamer Anstrengung und gespannter Atmosphäre. Dass es in der Folge wenig Lust hätte, Ordnung zu machen, liegt auf der Hand. Auf diese Weise sind oft über Generationen Probleme mit dem Aufräumen und mit dem Halten von Ordnung weitergegeben worden. Die meisten Kinder sind mit dem Aufräumen sowieso überfordert, schließlich haben sie es heute damit viel schwerer. Ein hochsensibles Kind unter neun Jahren kann es noch nicht. Tun Sie es mit ihm gemeinsam, und sorgen Sie dabei für gute Stimmung. Das Ergebnis der gemeinsamen Aktion sollte dabei allerdings Belohnung genug sein.

Bei hochsensiblen Kindern kann die Spanne zwischen Über- und Unterstimulation, zwischen zu wenig Reizen und zu vielen, mitunter recht schmal sein. Wenn sie zu vielen Reizen ausgesetzt sind, werden sie davon schnell überwältigt und irritiert. Die Unruhe des Tages kann sich bis in die Nacht auf ihren Schlaf auswirken. Die Eltern suchen dann aktiv nach Lösungen und Abhilfe, fühlen sich hilflos, weil sie damit nichts erreichen, und werden immer nervöser. Häufig schaukeln sich die Besorgtheit der Eltern und die Überreizung des Kindes dann auch noch gegenseitig auf. Darum ist es wichtig, dass Eltern – auch wenn dies paradox erscheint – sich nicht von der inneren Aufregung des Kindes anstecken lassen. Je ruhiger die Eltern selbst bleiben, desto eher kann das hochsensible Kind in den Schlaf finden. Eine gute Methode, das Kind zu beruhigen, finden Sie in Kapitel 4.

Reisen, Reize und Events

Oft wollen Eltern ihren Kindern etwas Besonderes bieten, um ihnen eine Freude zu machen, zum Beispiel mit einem Besuch auf dem Jahrmarkt, einem Ausflug in eine andere Stadt oder in einen Freizeitpark. Auch für hochsensible Kinder sind solche Pläne verlockend, trotz weiter Anfahrten und vielen aufregenden Reizen. Doch am Ende zeigt sich oft, dass alles zu viel war.

Suchen Erwachsene auf Urlaubsreisen Tapetenwechsel und Anregungen, um sich zu erholen, so stellen genau diese fremden Umgebungen für hochsensible Kinder eine besondere Herausforderung dar. Wenn es ihnen zu viel wird, können sie die Erholung der Eltern nachhaltig stören. Erst nach Tagen, manchmal erst beim zweiten oder dritten Aufenthalt auf demselben Bauernhof oder im selben Ferienhaus, fühlen sie sich wohl. Am fremden Ferienort ist alles ganz anders und neu für sie und verlangt ihre volle Aufmerksamkeit. Die Luft ist anders, das Wasser schmeckt anders, es riecht anders, das Essen ist anders gewürzt. Das Kind registriert fremde Geräusche, Dialekte oder Sprachen um sich herum, der gewohnte Tagesablauf ist unterbrochen. Kennt ein hochsensibles Kind einen Ferienort bereits und hat es sich ihn auf seine Art erschlossen und an ihn gewöhnt, dann wünscht es sich für gewöhnlich, genau dorthin zurückzukehren – wenn es schon in den Urlaub gehen soll. Da will zum Beispiel ein hochsensibles Kind aus Stuttgart immer wieder in den Schwarzwald, an denselben Ort, auf denselben Bauernhof. Und recht hat es mit seiner Wahl: Kurze Anfahrtswege, Bekanntheit und Vertrautheit ermöglichen ihm, sich tatsächlich zu entspannen. Und der Bauernhof bietet ihm die Möglichkeit, Erfahrungen zu machen, die wertvoller sind als das Erleben aus zweiter Hand aus dem Fernsehen: das Spielen am Bach, das Füttern der Tiere, Begegnungen mit der Natur. All das wäre auch für ein weniger sensibles Kind heilsam.

Leider oft nicht ganz ohne – die Ernährung

Selbst was wir essen, ist Information, die verarbeitet werden muss. Auch wenn eine abwechslungsreiche Kost in vielerlei Hinsicht zu begrüßen und zu fordern ist, weil sie uns mit möglichst vielen Nährstoffen versorgt, kann ein Mensch dadurch leicht zu vielen Reizen ausgesetzt sein. Während unsere Vorfahren sich oft einseitig ernährten, hatten sie den Vorteil, durch ihre Nahrung nicht überstimuliert worden zu sein. Gegessen wurde hauptsächlich, was in der nächsten Umgebung angebaut wurde. Das Nahrungsangebot blieb so über Generationen konstant, sodass von einer Anpassung an die Ernährung auszugehen ist. Heute wird unser Magen-Darm-Trakt von vielerlei exotischen und ungewohnten Genüssen überrascht, auf die er sich erst einmal einstellen muss.

Es geht nicht darum, reizlos und eintönig zu essen. Es geht vor allem um die Lebensmittelzusatzstoffe: Aromen, auch die sogenannten »natürlichen«, Geschmacksverstärker und Farbstoffe. Von genmanipulierten Lebensmitteln ganz zu schweigen. Wie all das zusammen auf den Organismus wirkt, wird wohl nie analysiert werden. Isoliert betrachtet sind dies Zutaten, deren Wirkungen auf Kinder selbst im Einzelnen nicht untersucht sind, und die im Übrigen aus ethischen Gründen auch nicht an ihnen untersucht werden können. Dass sie einen Teil der Reizüberflutung darstellen, wird meist übersehen.

Hinzuweisen ist auch auf die Wirkung von Zucker, der von Kindern oft in rauen Mengen konsumiert wird. Er stellt Energie für Bewegung zur Verfügung und macht in Überdosierung geradezu zappelig, aber vom Kind wird erwartet, dass es sich ruhig verhält und dem Unterricht folgt. Durch einen weitgehenden Verzicht auf Fertigprodukte und zu viel Zucker können Sie viel zum Wohl Ihres hochsensiblen Kindes beitragen.

Lebensmittelunverträglichkeiten sind ebenso wie Allergien unter Hochsensiblen weit verbreitet, viele hochsensible Kinder leiden schon früh darunter. Eltern können mit einer natürlichen Ernährung einen Beitrag dazu leisten, dass es zu solchen Entwicklungen nicht kommt. Immer wieder ist zu erkennen, dass es zwischen dem Übermaß an Reizen, dem Druck, den Hochsensible sich selbst machen oder dem sie ausgesetzt sind, und der Intensität von Unverträglichkeiten und allergischen Reaktionen Zusammenhänge gibt. Allergie ließe sich, wie eine Klientin es einmal ausdrückte, auch als körperliches Abbild eines inneren Konfliktes verstehen. Sie konnte an sich feststellen, dass in dem Maße, in dem sie mehr mit sich im Reinen war, die allergischen Reaktionen schwächer wurden. Nur wenn sie in akuten Stress geriet, erlebte sie einen Anflug ihrer früheren allergischen Reaktion.

Wenn hochsensible Kinder krank sind

Hochsensible Kinder sind grundsätzlich für die gleichen Erkrankungen anfällig wie andere Kinder. Eltern hochsensibler Kinder berichten allerdings, dass diese stärkere Symptome zeigen und intensiver krank sind als andere Kinder. Oft sind Zusammenhänge zwischen der Erkrankung beim Kind und akuten Problemen in der Familie festzustellen. Es scheint, dass hochsensible Kinder die Tendenz haben, familiäre Spannungen aufzunehmen und sie körperlich als Krankheit auszutragen.

Auch hinsichtlich der Wirkung von Medikamenten unterscheiden sich hochsensible Kinder von anderen. Ebenso wie bei hochsensiblen Erwachsenen zeigt sich, dass sie häufig mit einer geringeren Dosis auskommen als der auf Rezept oder Beipackzettel angegebenen Menge. Es ist deshalb zweckmäßig, den Arzt auf eine solche Erfahrung hinzuweisen. Bei Schmerzmitteln kann es übrigens genau andersherum sein. Bei homöopathischen Präparaten scheint der Unterschied sogar noch größer. So reagieren Hochsensible besonders intensiv darauf, während weniger sensible Menschen oft nicht einmal von einer Wirkung sprechen können. Achten Sie auf Ihre eigene...

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