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E-Book

Mein Kotuku der Südsee

Leben und lieben auf Rarotonga. Eine Erinnerung

AutorHelen Henry
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl336 Seiten
ISBN9783743121683
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,49 EUR
"Mein Kotuku der Südsee" erzählt die Geschichte der Familie Henry, die ihre Träume und Wünsche in die Tat umsetzen. Helen heiratet den Polynesier Hugh Henry in einer Zeit, wo interkulturelle Ehen nicht gern gesehen sind. Es gibt Aufruhr und Drama als die Familie in die Tagespolitik der Cookinseln verstrickt wird, wo sie sich kurz nach der Hochzeit niedergelassen haben. In den Höhen und Tiefen ihres Lebens findet Helen Trost in den häufigen Erscheinungen des "Kotukus", des schönen Reihers, den sie schon als Kind liebte und den sie jetzt als Symbol des beständigen Trostes erkennt.

Helen Henry wurde in Neuseeland geboren und wuchs dort auf. Im Alter von 15 Jahren verliebte sie sich in den Polynesier Hugh Henry. 1961 heiratete sie ihn. Wenige Jahre später zogen sie auf die Südseeinsel Rarotonga, wo sie eine neue Existenz im Tourismusgeschäft aufbauten. Nach der Unabhängigkeit der Cookinseln, wozu Rarotonga gehört, wird Hughs Vater, Sir Albert Henry, der erste Premierminister. Was folgt, ist ein Leben voll Herausforderungen, Abenteuer und Leidenschaft, aber auch tiefen Trauer, nach dem Verlust ihrer großen Liebe, Hugh. Helen lebt jetzt 40 Jahre auf Rarotonga und ist glücklich verheiratet mit John Hay, ein Umweltwissenschaftler und Nobelpreisträger.

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Leseprobe

Kapitel 1


Kindheit


Eine geheimnisvolle Atmosphäre herrschte im Haus. In den letzten Wochen gab es mysteriöse Anrufe, verstohlenes Geflüster in den Ecken und bedeutungsvolle Blicke wurden zwischen meinen Eltern, Mary und John, gewechselt. Tante Annie wusste, dass sich etwas anbahnte, als sie einen winzigen rosafarbigen Spitzenschal entdeckte, der in Marys Handtasche versteckt war. Aber sie verriet nichts.

Nach sieben harmonischen und liebevollen Ehejahren beschlossen John und Mary ein Kind zu adoptieren. Dr. Roy Lange war ein enger Freund der Familie und der Vater von David Lange, der später Ministerpräsident von Neuseeland werden sollte. Er schlug vor, mit einem Freund Kontakt aufzunehmen, der ein Pflegeheim in Papanui besaß. Papanui war ein Vorort von Christchurch auf der Südinsel von Neuseeland.

1940 wurden unverheiratete Mädchen zum gegenüberliegenden Ende des Landes gesandt um ihre Kinder zu bekommen und sie dann zur Adoption freizugeben. Sowohl der ledigen Mutter als auch ihrem Kind haftete eindeutig etwas Schändliches an. Würde es in die Gesellschaft passen? „Was ist wenn…“ und all die anderen Fragen.

Mary und John flogen nach Christchurch, wo Schwester Duncan ihnen ihr kostbares Geschenk gab. Wie nervös und ängstlich sie waren! Aber sie waren auch aufgeregt. Liebevoll trugen sie ihre winzige, zehn Tage alte Tochter in einem kleinen Weidenkorb nach Hause. Nach einer langen und anstrengenden Reise mit dem Zug holten Tante Dot und Onkel Allan uns drei am Otahuhu Bahnhof ab. Onkel Allan badete mich und schnitt meine Finger- und Zehennägel. Woher weiß ich das? Weil er diese Tatsache zwanzig Jahre später fröhlich berichtete, als er auf meiner Hochzeit eine Rede hielt.

Zwei Wochen später, als Oma, Tante Annie und die Cousine Thelma rundum den Esstisch saßen, klingelte das Telefon. Breit lächelnd verkündete Tante Annie, „Du hast eine neue Enkelin. Mary und John haben sie gerade nach Hause gebracht. Thelma, du hast eine winzige Cousine.“

„Wann kann ich sie sehen? Wie ist sie gekommen? Onkel Jack hat mir nicht erzählt, dass sie ein Baby erwarteten“, sagte Thelma.

Oma, Tante Annie und Thelma fuhren zu unserem Haus in Otahuhu, um den neuen Zuwachs der Familie zu sehen.

„Wie heißt sie?“, fragte Thelma.

„Wir nennen sie Helen Katherine“, antwortete Mary.

Helen Katherine Nicholls an ihrem ersten Geburtstag, 1941

Jeder war erfreut, dass sie familiäre Namen gewählt hatten. Thelma, die schon immer Tante Annies und Onkel Johns ‚Mädchen’ war, war glücklich eine Schwester zu haben. Bis auf den heutigen Tag schaue ich zu ihr auf und liebe sie sehr.

An meinem zweiten Geburtstag, dem 11.September 1942 wurde in Christchurch ein Baby geboren, ein Junge. Die Adoption meines Bruders, den meine Eltern Arnold John nannten, machte unsere Familie vollzählig. Jedenfalls dachten wir das.

Gegen Ende des Jahres 1945 erhielten Mary und John einen Brief von Schwester Duncan, die immer noch die Leiterin des Pflegeheimes in Christchurch war. Sie schrieb, um zu fragen, ob sie in Betracht ziehen könnten, noch einen kleinen Jungen in ihrer Familie aufzunehmen. „Ich fühle, dass dieses kleine Baby eure Familie vervollständigen wird“, schrieb sie.

John war manchmal mit der Bürgerwehr unterwegs auf Manöver oder bereiste die Nordinsel, um die Munitionslager zu inspizieren. Arnold war ein zartes Kind und oft krank. „Ich glaube nicht, dass ich in dieser Zeit ein neues Baby bewältigen kann“, antwortete Mary.

Papa zu Hause mit Mary und Helen

„Mary, ich weiß einfach, dass dieses kleine Baby das Richtige ist. Ich behalte es hier, bis du soweit bist“, beharrte Schwester Duncan. Sie war sich sehr sicher, dass sie noch ein Kind adoptieren sollten.

Plötzlich realisierte Mama, dass es in Ordnung sein würde. Natürlich konnte sie es bewältigen. Sie und Papa würden liebend gern noch ein Kind haben. Helen und Arnold würden gerne noch ein Geschwisterchen und Spielkamerad willkommen heißen. Sie hatten genügend Liebe in ihren Herzen, um noch ein kleines Baby darin aufzunehmen.

Bryce Walton wurde am 12. Oktober 1945 geboren. Ich erinnere mich an eine lange, schmale, mit Gras bewachsene Behelfslandebahn auf dem Lufthafen Mangere. Erstaunt betrachtete ich, wie ein zerbrechlich aussehendes Flugzeug landete und direkt vor der Flugzeughalle wackelnd zum Stehen kam. Die Tür öffnete sich und eine Schwester trat hinaus, die eine gestärkte weiße Haube und einen scharlachrot leuchtenden Umhang trug. Sie hielt eine blaue Kuscheldecke. Als ich spähend hinein schaute, sah ich ein rosiges rundliches pausbäckiges Köpfchen mit goldfarbenen Locken.

Bryce! Ach, so niedlich und knuddelig!

Der Krieg war vorbei. Aber Lebensmittelkarten wurden noch immer für die Grundnahrungsmittel genutzt. Mama nähte meine Kleider aus zerschnittenen Hosen und Röcken. Die jungen Männer der US Armee wohnten am Ende unserer Straße. Sie marschierten oft von ihren Kasernen in die Stadt. Um den jungen Soldaten eine Freude zu bereiten, stellte mein Vater manchmal einen großen Sack Äpfel oder Birnen aus unserem Obstgarten vor das Tor.

Ich werde fast fünf Jahre alt gewesen sein, als eines Tages, während ich im Tor hin und her schaukelte, die Soldaten vorbei marschierten. Ich hatte strikte Anweisungen, dass es unhöflich war, sie um Bonbons zu bitten. Mama war überrascht, als ich Säcke voller Süßigkeiten mit nach Hause brachte. „Wie bist du daran gekommen? Erinnerst du dich nicht, was Papa dir gesagt hat?“, fragte sie. „Ich habe nicht darum gebeten“, entgegnete ich entrüstet, „ich habe nur gesagt, dass ich Süßigkeiten liebe.“

Zuhause in Amesbury, 1947

Papa war in Thames geboren und aufgewachsen und begegnete Mama während eines Familientreffens, als sein älterer Bruder, Onkel Harold, Tante Ruby, die älteste Schwester meiner Mutter heiratete. Was für ein Zufall! Das bedeutete, dass, als ich geboren war, ich drei sehr enge Cousins hatte: George, Viv und John! Ich liebte sie sehr und sie waren immer freundlich zu mir, dem kleinen Mädchen, das ihnen stets folgte.

Mama war einundzwanzig Jahre alt, als sie nach einigen Jahren fester Freundschaft 1933 meinen Vater heiratete. Papa, der zu diesem Zeitpunkt achtundzwanzig Jahre war und sein Cousin Harry wurden Partner. Sie besaßen eine Baufirma. Papa hatte ein Stück Land von seinem Vater erworben und baute ein hübsches Haus darauf, welches sie Amesbury nannten. 109 Mangere Road war eine lange Hauptstraße, die von der Ostgrenze von Ostmangere bis zur Great South Road im Vorort Otahuhu in Südauckland verlief. Natürlich war ich nicht dabei, aber ich kann mich noch erinnern, dass man mir erzählte, dass nach ihrer Hochzeit, die Freunde von Mary und John ihnen ein „Blechkonzert“ aufführten. In jenen längst vergangenen Tagen, wenn das Brautpaar zu Bett gegangen war, versammelten sich ihre Freunde rundum das Haus und schlugen dröhnend und rasselnd auf alte blecherne Kerosinfässer, um die Frischgetrauten zu wecken und in Verlegenheit zu bringen. Im Nachthemd und Morgenrock kam Mama schläfrig auf die Veranda. Aber wo war Papa? Die lärmenden Nachtschwärmer riefen ihn wiederholt hinaus zu kommen. Mama konnte ihre Fröhlichkeit kaum unterdrücken. Stell dir ihr Gelächter vor, als sie ihn schließlich, bekleidet in einem schwarzen Regenmantel über seinen Schlafanzug, entdeckten und realisierten, dass er zusammen mit ihnen die „Trommel“ geschlagen hatte!

„Amesbury“ war ein gediegenes mit weißen Brettern verschaltes Haus mit vier Schlafzimmern. Stufen aus Ziegelsteinen führten in einem Bogen zu einem altmodischen Säulengang, der wiederum zu einem großen Hausflur führte.

Das Wohnzimmer hatte riesige, bequeme Sofas und Sessel, die vor dem offenen Kamin standen. Ein Broadway Klavier stand in der Ecke, daneben ein weiteres Sofa, von wo aus man auf Rosenbeete und einen Fischteich blickte. Wir benutzten dieses besondere Zimmer nur für Besucher, die Sonntagnachmittags zum Tee kamen. Mit Tellern und Tassen, die mit hübschen Blumenmustern verziert waren, richtete Mama dann den Servierwagen her. Den Ehrenplatz in der Mitte nahm ein dreistufiger Kuchenteller voller Teegebäck mit heißer Butter, kleinen dreieckigen mit Gurken belegten Sandwichs und würzigen gefüllten Eiern ein.

Helen in Amesbury

Das Haus stand am Ende einer Vorfahrtstraße und ein gutes Stück von der Hauptstraße entfernt. Ein großer einheimischer Busch, den mein Vater gepflanzt hatte, bedeckte das Haus an einer Seite. Tante Aida und Onkel Oscar wohnten auf der anderen Seite der Einfahrt, eingezäunt durch eine niedrige Buchsbaumhecke.

Eines Tages mähte Papa den schmalen Rasen zwischen den zwei zementierten Streifen der Einfahrt. Onkel Oscar war in seinem Garten. Er konnte hören, wie Papa mit dem Rasenmäher werkelte und über dessen Zustand wütend vor sich hin murmelte. Onkel Oscar erhob das Haupt, um besser hören zu können. Da erfolgte ein...

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