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Mein Leben im Tropenparadies

Fünfundzwanzig Jahre in Ceylon - Erlebnisse und Abenteuer

AutorJohn Hagenbeck
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783752807967
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Ein Mann des praktischen Lebens und ein Mann der Feder haben sich zusammengetan, um gemeinschaftlich in diesem Buch die Naturwunder und Merkwürdigkeiten der "Perle Indiens", der Tropeninsel Ceylon, zu schildern. 25 Jahre lang hat John Hagenbeck (1886-1940) dort als Kaufmann, Pflanzer, Sportsmann und Tierexporteur eine umfassende Tätigkeit ausgeübt, ist er der populärste deutsche Kolonist im fernen Südosten gewesen, bis ihn der Ausbruch des Ersten Weltkrieges jäh seinem Wirken entriss, ihn aus seinem Paradies vertrieb. Was John Hagenbeck in den langen Jahren eines reich bewegten, abenteuerlichen Überseelebens im Verkehr mit weißen und farbigen Menschen, auf der Jagd im Dschungel in allen Teilen der Tropeninsel erlebt hat, das ist in diesem Werk nach seinen Aufzeichnungen und Berichten, in literarische Form gebracht worden. Wenn dieses Buch allen denen, die es aus unserer deutschen Beengtheit wenigstens im Geiste nach fernen Küsten, zu fremdartigen Menschen und seltsamen Dingen lockt, etwas bietet, etwas zu sagen hat, so ist sein schönster Zweck erfüllt!

John Hagenbeck (1886-1940) arbeitete zunächst in Carl Hagenbecks Unternehmen, für das er Tiere transportierte, Völkerschauen und Zirkusaufführungen begleitete. Ab 1891 bis 1914 hat er auf der Tropeninsel Ceylon als Kaufmann, Pflanzer, Sportsmann und Tierexporteur eine umfassende Tätigkeit ausgeübt. 1918 gründete er in Berlin die John-Hagenbeck-Film GmbH. Seine 14 Spielfilme und neun Trickfilme behandelten Exotik, Abenteuer und wilde Tiere. 1927 ging er zurück nach Colombo. Von dort aus handelte er mit Tieren und wurde erneut ein erfolgreicher Kaufmann und der populärste deutsche Kolonist im fernen Südosten.

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Leseprobe

1. Von der Schulbank in die weite Welt


Jugend-— und Lehrjahre in Hamburg —- Mit 16 Jahren in die Welt hinaus — Tiereinkaufs- und Transportreisen in Europa — Als Impresario des schwarzen Prinzen Dido aus Didotown — Meine erste große Überseereise nach Ceylon — Sturm im Golf von Biskaya, der Suezkanal, das Rote Meer — Ankunft im Tropenparadies

Der Mann, von dessen Tun und Treiben, Erfahrungen und Beobachtungen dies Buch erzählt, leidet nicht an Selbstüberschätzung und ist im Gegenteil fest davon überzeugt, dass weder Plutarch noch ein anderer der großen Biografen seinen Lebensweg für wichtig genug gehalten hätte, ihn schwarz auf weiß der Nachwelt zu überliefern. Wenn er sich dennoch dazu entschließt, von befreundeter Hand seine Erinnerungen niederschreiben zu lassen, so geschieht es einfach deswegen, weil es ihm Freude bereitet, die bunten Bilder seines nicht gerade alltäglichen Lebens noch einmal im Geiste an sich vorüberziehen zu sehen. Sollte er damit auch einigen anderen, die er auf diese Weise zu Miterleben seiner Erlebnisse macht, ein wenig Freude bereiten, ihnen etwas vom Abglanz ferner, leuchtender Welten ins Haus bringen, dann desto besser. Und schließlich irrt er vielleicht auch nicht in dem Glauben, dass dieses Lebensbuch eines Überseedeutschen der trotz des Unglücks, das ihn nach langer Tätigkeit in den Tropen jäh um die Früchte seines Strebens gebracht hat, nicht den Kopf hängen ließ, sondern voll Optimismus von Neuem begann, — dass ein solches, vom Geiste unbedingter Lebensbejahung beseeltes Buch gerade in diesen Zeiten unserer nationalen Trauer und tiefen Niedergeschlagenheit sein bescheidenes Teil zur Verbreitung der Zuversicht beitragen kann: Ein echter Deutscher ist gar nicht unterzukriegen, mag es auch knüppeldick kommen!

Nach diesen kurzen Vorbemerkungen habe ich die Ehre, mich meinen Lesern vorzustellen: Ich heiße John Hagenbeck, bin ein Sohn der nordwestdeutschen Waterkant, ein richtiger, "Hamburger Jung“, und wurde in der Stadt der Dampferschlote, Masten und Fleete, der phänomenalen Beefsteaks und der deftigen Aalsuppe im Jahre 1866 geboren. Wie der Leser vielleicht schon zutreffend vermutet hat, entstamme ich der weltbekannten Tierhändlerfamilie Hagenbeck. Das zu größter Volkstümlichkeit gelangte Mitglied unserer Familie, der leider schon verstorbene Carl Hagenbeck, der "alte“ Hagenbeck, war mein um 22 Jahre älterer Stiefbruder. Was er als Importeur exotischer und seltener Tiere, als Schausteller fremdartiger Menschenrassen, als Unternehmer großen Stils, besonders aber als Begründer des einzigartigen Tiergartens von Stellingen bei Hamburg geleistet hat, das brauche ich nicht auseinanderzusetzen, das ist allgemein bekannt. Ich fühle mich diesem prächtigen Mann über das Grab hinaus zu tiefer Dankbarkeit verpflichtet, denn obwohl wir, wie gesagt, nur Stiefbrüder waren, hat er, der mir nicht nur an Jahren weit Überlegene, in meiner Jugend für mich, den früh Verwaisten, in gerader väterlicher Weise gesorgt, und immer haben uns die Bande inniger Sympathie verknüpft. Aber ehe ich vom „alten"·Hagenbeck weiter erzähle, muss ich erst den „ganz alten“ Hagenbeck, den Vater von Carl und mir, den eigentlichen Begründer der „zoologischen Richtung“ unserer Familie, gebührend erwähnen.

Gottfried Claus Carl Hagenbeck war ein Niederdeutscher von echtem Schrot und Korn, der sein heimisches Platt nur ungern mit dem Hochdeutschen vertauschte, ein schlichter, biederer Mann, fleißig, sparsam und anspruchslos, dabei von sehr praktischer Denkungsart. Ursprünglich betrieb er in der Hamburger Vorstadt St. Pauli ein Fischgeschäft, und zwar war der Handel mit den jetzt so seltenen und teueren, damals aber noch massenhaft auf den Markt kommenden Stören seine Spezialität. Er kaufte hiervon jährlich mehrere Tausend Stück, räucherte sie und machte aus dem Roggen den sogenannten Elbkaviar, der freilich nicht so köstlich und kostbar wie der echte russische Kaviar, aber doch keineswegs zu verachten ist. Außer den Stören waren die Aale ein großer Artikel. Schon längst aber, bevor ich das Licht der Welt erblickte, hatte sich mein Vater von dem Fischgeschäft ab und dem Tierhandel und der Tierschaustellung zugewandt. Er war auf diesen Gedanken gekommen, als seine Fischer einmal sechs Seehunde fingen und er sie als immer praktischer Mann auf dem berühmten Spielbudenplatz in St. Pauli gegen Eintrittsgeld besichtigen ließ. Das Publikum war damals noch sehr wenig verwöhnt und eine derartige Seehundgruppe war zu jener Zeit, da es noch keine Zoologischen Gärten gab, immerhin eine Sehenswürdigkeit. Genug, die Sache ließ sich so gut an, dass mein Vater den Entschluss fasste, auch das „Ausland“, nämlich Preußisch-Berlin, mit der großen Attraktion zu beglücken. Er reiste also mit seinen Seehunden nach Berlin und führte sie dort zu allseitiger Zufriedenheit im Krollschen Etablissement vor. Aus diesem erfolgreichen Anfang, sowie aus einer kleinen häuslichen Menagerie, die sich mein Vater schon immer zum Vergnügen gehalten hatte, entwickelte sich allmählich ein Handel mit exotischen Tieren, die auf dem Spielbudenplatz wie auf dem Hamburger Dom, dem Jahrmarkt, nach guter alter Sitte zur Schau gestellt wurden, das heißt mit Hilfe von „Rekommandeuren“ oder Ausrufern und einer Reklame, deren urwüchsige Naivität uns heute sehr komisch vorkommen würde.

Als ich zur Welt kam und meine ersten Kinderjahre verlebte, hatte sich mein Vater vom Tiergeschäft wieder zurückgezogen und abermals dem Fischhandel zugewandt. Das Tiergeschäft, das inzwischen einen großen Aufschwung genommen hatte, sodass es als etwas, das für Deutschland in jener Zeit etwas ganz Neues war — schon eine Art Monopolstellung behauptete, lag in den Händen meines Stiefbruders Carl, der es, obwohl er auch noch ein ziemlich junger Mann war, mit aller Umsicht und Sachkenntnis leitete. Das Geschäft befand sich damals auf dem Neuen Pferdemarkt. In diesem Milieu, umgeben von Tieren aller Art, umwittert von dem eigentümlichen animalischen Duft der Menagerie im innigsten Konnex mit dem bunten, lebhaften, an fortwährend neuen Sensationen reichen Treiben in Haus und Hof, habe ich nun meine Knabenjahre verlebt. Mein Vater hatte als einfacher Mann der Praxis vom Nutzen eines großen theoretischen Wissens keinen allzu hohen Begriff, wenigstens nicht, soweit es sich um junge Leute handelte, die gleich ihm ebenfalls für das Erwerbsleben bestimmt waren. Heute denkt man anders darüber, heute weiß man auch beim Kaufmann neben seinen Fachkenntnissen mit Recht eine gründliche allgemeine Bildung zu schätzen.

So kam es, dass ich nur eine einfache Schulbildung auf einer Realschule erhielt, die ich bereits im 15. Lebensjahre verließ. Dass ich ein Musterschüler, überhaupt ein Musterknabe gewesen wäre, wage ich nicht zu behaupten. Mag es allen, denen es in dieser Hinsicht ähnlich erging wie mir, zum Trost gereichen, dass nach vielfach bestätigten Erfahrungen gerade die Musterknaben im späteren Leben so oft versagen. Die richtige Mitte, nicht zu schlimm und nicht zu brav, nicht zu dumm und nicht zu überklug, bewährt sich auch da immer noch als das Beste. Dass ich kein Stubenhocker und Bücherwurm war, dafür sorgte schon meine Umgebung, deren eigentümlicher Geist mein ganzes Sinnen und Trachten durchdrang. Ich hatte es nicht nötig, mich wie meine Schulkameraden in den Lederstrumpf, den letzten Mohikaner, und wie die schönen alten Indianerschmöker sonst heißen mögen, zu vergraben, denn mir blühte die exotische Romantik in üppiger Fülle daheim, zwischen den Ställen und Käfigen des Hauses Hagenbeck. Solange ich zurückdenken kann, galt der Tierwelt und allem, was damit zusammenhängt, meine ganze Liebe, mein ganzes Interesse. Jeder neue Ankömmling aus weiter Ferne, den die Tiertransporteure ins Haus brachten, war mir ein Gegenstand der Bewunderung und der Sehnsucht, brachte er doch in seinem Fell den Hauch der großen, farbenglühenden Welt zu mir, der Steppen und Tropendschungeln, des Urwalddickichts oder der eisstarrenden Einsamkeit des hohen Nordens. Und wenn dann in meine Träumereien vom Hamburger Hafen her die Dampferpfiffe, die Rassellaute der Ketten an den Hebekranen, alle die hundertfachen Töne des Weltverkehrs drangen, dann stand es mit immer größerer Entschiedenheit bei mir fest, dass ich so bald wie möglich ins Weite hinaus und draußen im Getriebe der Welt der Schmied meines Glückes werden müsste.

Schon mit knapp vierzehn Jahren hatte ich Gelegenheit, mir die Seelust stärker um die Nase wehen zu lassen und ein Stück in die so heiß begehrte Ferne einzudringen. Mein Bruder nahm mich·damals nicht nur zu den großen Tierauktionen in Antwerpen mit, sondern ich begleitete ihn auch wiederholt nach England, um beim Verladen der Tiere, die dort für unser Haus aus Indien eingetroffen waren, und bei ihrem Weitertransport nach Hamburg mitzuhelfen. Es lässt sich denken, wie ich um dieser Reisen willen von meinen Schulkameraden beneidet wurde.

Mit Beendigung meines fünfzehnten...

Blick ins Buch

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