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E-Book

Meine Chefin ist ein Arschloch

Eine Katastrophen-Typologie

AutorMargit Schönberger
VerlagGoldmann
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783641166137
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Die Zeit der frauenfreien Chefetagen ist vorbei, denn immer mehr Frauen werden Führungskräfte. Doch auch wenn eine Frau 'ihren Mann' stehen muss, können Charaktereigenschaften zum Tragen kommen, die vorher - oft aus guten Gründen - im Verborgenen lagen. Margit Schönberger erklärt uns nach ihrem Bestseller 'Mein Chef ist ein Arschloch' nun, welche Chefinnentypen landauf, landab ihr Unwesen treiben und wie wir den Büroalltag überstehen können. Wer lacht, hat noch Reserven!

Margit Schönberger ist Journalistin und Autorin mehrerer erfolgreicher Sachbücher, darunter der Bestseller 'Wir sind rund, na und?'. Sie war lange Zeit Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer großen Verlagsgruppe, bevor sie sich als Literaturagentin selbstständig machte. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann in München.

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Leseprobe

DIE ZICKE

»Manno, ist die heute wieder drauf!«

Diese gestöhnte Feststellung eilte der Bergmann voraus, wenn sie auf hämmernden Absätzen durch die Flure eilte. Sie schaffte es, sogar auf Teppichböden das Geräusch einer galoppierenden Giraffe zu erzeugen. Die Bergmann ist eine Frau ohne Tempolimit und von enormer Entschlusskraft. So gesehen war ihre Beförderung aus fachlicher Sicht völlig in Ordnung. So müssen Führungskräfte heute gestrickt sein. Wenn da nicht das Problem der Existenz von Mitarbeitern und Kollegen wäre. Denn die gingen der Bergmann auf die Nerven. Viel zu emotional, viel zu umständlich, viel zu persönlich. Sogar ein Guten-Morgen-Gruß konnte ihr an schlechten Tagen zuwider sein. »Sind Sie sich da sicher?«, konnte man da durchaus mal zu hören bekommen. Weshalb eine Fahrt mit der Bergmann im Fahrstuhl besonders unangenehm war. Wer sie vor dem Fahrstuhl wartend entdeckt, nahm daher oft rasch die Kurve und bevorzugte die Treppe.

Als die Bergmann noch »Office Managerin« vom Big Boss war – der Begriff »Chefsekretärin« wurde sofort abgeschafft, wozu hatte sie schließlich ihren Bachelor gemacht? –, führte sie schon ein strenges Regiment. Bevor man einen Termin im Allerheiligsten bekam, mussten zackig geführte Verhöre über die Gründe des gewünschten Treffens mit Gottvater durchgestanden werden. »Persönliche Gründe« gab es für den Zerberus nicht. »Falls Sie mit persönlich privat meinen, dann ist es wohl auch privat. Und Privates hat hier im Geschäft nichts zu suchen!« Der Umweg per E-Mail war ebenfalls versperrt. Die Mails für den Chef landeten bei der Bergmann und wurden vorgefiltert. Logisch, dass der Chef glücklich mit der Zicke im Vorzimmer war, sie hielt ihm Unangenehmes und Lästiges fern. Ihre zurückhaltende Coolness kam seiner eigenen Wesensart entgegen. So wurde auch allgemein vermutet, dass die Gründung einer eigenen, den Abteilungen des Hauses übergeordneten Organisationseinheit eine Eigenkreation der Zicke war, deren Leitung ihr als Belohnung für geleistete gute Dienste übertragen wurde. Nicht ohne vorher noch eine Art Doppelgängerin eingearbeitet zu haben, damit das Chefzimmer weiterhin problemfreie Zone bleiben konnte. Diesen Wesenszwilling zu finden war gar nicht so einfach, denn die meisten Bewerberinnen waren bemüht, einen freundlichen, aufgeschlossenen und offenen Eindruck zu erwecken. Genau das war von der Zicke aber nicht gewünscht. Als der Personalchef aufgrund ihres ständig nach unten gerichteten Daumens schließlich resignierte, nahm die Zicke die Regelung ihrer Nachfolge schließlich selbst in die Hand. Und war mit ihrer Wahl halbwegs zufrieden, wenn ihr auch nicht verborgen blieb, dass die Besucherfrequenz im Vorhimmel stieg und die Leute mit zufriedeneren Mienen wieder herauskamen, als das zu ihrer Zeit der Fall war.

Inzwischen hatte die Zicke auch ihren Spitznamen weg. Nach einigem Hin und Her siegte »die Giraffe«, weil »die Rennmaus« einfach nicht dem Geräuschpegel ihrer Absätze entsprach. Ihre schweren, goldenen Ohrgehänge erzielten optisch zudem die Wirkung eines langen Modigliani-Halses. Mit einer grauen Maus hatte die »Giraffe« tatsächlich wenig gemein. Ihre Klamotten hatten Stil und sahen teuer aus. Dieses vielbetratschte Modegeheimnis wurde von einer Texterin der Werbeabteilung gelüftet, die eines Tages zu berichten wusste, die Zicke in einer Secondhand-Boutique für Designermode gesehen zu haben. Und die Frau vom Chef erzählte auf der Weihnachtsfeier im Rahmen eines Frisurengesprächs unter Mädels, dass die »Giraffe« und sie denselben Stylisten beim Promifriseur hätten. Jetzt war den Kollegen schon vieles klarer. Das Organisationsgenie wollte »da oben« dazugehören und nichts mit dem Plebs zu tun haben, mit dem es täglich zu tun hatte. »Wahrscheinlich ist sie nur eine Spießerin aus kleinen Verhältnissen, die glaubt arrogant sein zu müssen, um was zu gelten!«, vermutete eine vielbefragte Küchenpsychologin aus dem Vertrieb. »Ach was, die hat einfach keinen Humor. Eine echte Vulkanierin, so wie Spock vom Stamme undurchdringliche Visage. Die Vulkanier können nichts dafür, die werden schon so geboren.« »Wer ist denn Spock?« »Na das griesgrämige Spitzohr aus ›Raumschiff Enterprise‹. Beam me up, Scotty – noch nie gehört?«

Die Humorlosigkeit der »Giraffe« war vor allem für ihre engsten Mitarbeiter ein Problem. Als sich am Weiberfasching die Mädels Scheren umgehängt hatten, um allen Männern, die unvorsichtig genug waren, ausgerechnet an diesem Tag Krawatten zu tragen, ebendiese abzuschneiden, war sie stocksauer und befahl sofortige Abrüstung: »Wir sind nicht in Köln, und auch nicht im Kindergarten!« Als am nächsten Nachmittag jemand aus der Abteilung eine Runde Krapfen spendierte, lehnte sie den ihr angebotenen brüsk ab und mailte noch am selben Tag ein Memo, dass sie nicht wünsche, dass in ihrer Abteilung an den Schreibtischen gegessen würde. Dafür seien die Kantine und die Teeküche da.

Die Mitarbeiter der »Giraffe« waren um jede Aufgabe froh, die sie in andere Abteilungen führte – zu normalen Menschen, wie sie sich ausdrückten. Dass die Stimmung in der Abteilung nicht ganz abstürzte, war diesem Wanderdrang zu verdanken. Die Heimkehrer brachten Gerüchte und Geschichten mit ins Büro, die begierig und dankbar aufgenommen wurden. Als die »Giraffe« einmal eine solche Runde mit zusammengesteckten Köpfen erwischte, hielt sie eine für ihre Verhältnisse lange Rede. »Das machen Schafe. Wenn die Sonne herunterbrennt, bilden sie einen Kreis und stecken die Köpfe zusammen. So machen sie sich selbst Schatten. Es ist hier aber nicht heiß. Also, an die Arbeit – es hat sich ausgeblökt!«

Ein Spaßvogel aus der Werbeabteilung bastelte dem Team der »Giraffe« ein Türschild mit dem liebevoll gestalteten Text: »Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen kennen keine Lieder.« Darunter stand in winziger, schwarzer Frakturschrift: »Hier wird gearbeitet und nicht gesungen.« Es wurde angebracht, als die »Giraffe« in Urlaub war. Sie nahm es nach ihrer Rückkehr stirnrunzelnd zur Kenntnis, öffnete schmallippig lächelnd die Tür zum Mitarbeiterbüro, deutete auf das Schild und meinte: »Das ist wohl ein seltener Akt von Selbsterkenntnis. Bitte abmachen.« Keiner fühlte sich angesprochen, daher kam keiner der Aufforderung nach, und da hängt es heute noch.

Das Problem der Abteilung war kompliziert. Fachlich war die »Giraffe« unangreifbar, man konnte viel bei ihr lernen. Das allgemeine Lob der Kollegen im Haus galt der ganzen Abteilung. Die zickige Chefin hatte alle ihre Untertanen auf eine Präzisionsstufe gehoben, auf die sie stolz waren. Fragen an die Chefin wurden von allen gut überlegt, knapp und unmissverständlich formuliert. Wer einmal von der »Giraffe« den Satz gehört hatte: »Hören Sie auf herumzulabern, und sagen Sie, was Sie zu sagen haben!«, beschäftigte sich im Vorfeld so intensiv mit seinem Problem, dass sich die Antwort oft von selbst ergab und ein Gang ins Chefbüro nicht mehr nötig war.

So gesehen gingen die Mitarbeiter der »Giraffe« durch eine harte Kaderschule. Sie zog sich kleine Präzisionsmaschinchen heran, die bei hausinternen Bewerbungen von allen Abteilungsleitern sehr begehrt waren. »Die/der kommt aus dem Eishaus der Bergmann. Perfekt! Die/den nehmen wir!« Auf diese Weise kam es zu einer hohen Fluktuationsrate in der Abteilung der »Giraffe«, die sie aber stillschweigend hinnahm, um unverdrossen ihren Diamantschliff an Neuankömmlingen vorzunehmen.

Es gibt schlechte Chefeigenschaften, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Bei Männern findet man Schweiger, Brüller, Machos, Launenhafte und diverse andere schreckliche Cheftypen. Aber Zicken findet man eher selten. Diese Variante ist vorwiegend unter weiblichen Führungskräften zu finden. Nur nichts an sich herankommen lassen ist eine sehr weibliche Schutzhaltung in den Führungsetagen und produziert Eisprinzessinnen.

Darüber wusste Georg Geiger, der Assistent der »Giraffe«, Neues zu berichten. Seine Frau hatte ihn verlassen, und er war frisch geschieden. Seine Wunden leckend und allen Mut zusammennehmend, machte er sich mit einem Freund auf, um auf »Brautschau« zu gehen. Mit niederschmetterndem Ergebnis. »Wir waren gestern in einer Kneipe, von der mein Freund Bernd wusste, dass da abends viele Medienleute dieses Zeitschriftenkonzerns hingehen. Ihr wisst schon, wo diese bunten Klatschblätter erscheinen. Da liefen tatsächlich mehr Mädels und Frauen herum als Männer. Und die sahen aus, als wären sie direkt den Anzeigen ihrer eigenen Hochglanzblätter entsprungen. Unsere ›Giraffe‹ hätte da nahtlos reingepasst mit ihrer perfekten Schminke, den Edelklamotten und ihren klirrenden Klunkern. Leider in jeder Beziehung. Denn in Sachen Arroganz und Zickigkeit hätten die ihr vielleicht sogar noch ein paar Tipps geben können!« »Vielleicht habt ihr euch blöd angestellt«, meinte ein Kollege, süffisant grinsend über den Kantinentisch gebeugt. »Nach sieben Jahren Ehe bist du in Sachen Anmache vielleicht ein wenig eingerostet!« »Quatsch! Dass man zuerst Augenkontakt herstellt, ohne zu starren, und all diesen Kram, das weiß ich auch. Aber diese Tanten liefen nur im Rudel rum, trugen ihre Nasen hoch, ließen ihre Blicke schweifen – ja, so war es eigentlich nicht, die waren durchaus auch am Suchen –, warfen ihre Köpfe in den Nacken und schüttelten ihre Mähnen. Wie Raubkatzen beim Fliegenverscheuchen. Als eine aus dem Rudel an meinem Platz an der Theke vorbeikam, fauchte sie mir von der Seite ein ›Iss’ was?‹ zu, dass ich fast vom Hocker fiel. Was ist nur mit den Weibern heutzutage los?«

Dieses »Iss’ was?« brachte alle auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn die...

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