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E-Book

Meine Jobs

Der Arbeiter Dietmar Wolfgang Pritzlaff

AutorDietmar Wolfgang Pritzlaff
VerlagDietmar Wolfgang Pritzlaff
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl448 Seiten
ISBN9783963761072
Altersgruppe18 – 
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis4,49 EUR
Meine Jobs - Der Arbeiter Dietmar Wolfgang Pritzlaff Der Weg des Arbeiters Dietmar Wolfgang Pritzlaff von 1969 bis 2017. Der Arbeiter und seine Arbeiten. Seine Chefs und Arbeitskollegen. Durch Höhen und Tiefen, Erfolge und Missgeschicke, Glück und Enttäuschungen auf dem Weg zum brauchbaren Angestellten. Geschichten mit jeder Menge Humor und Zynismus gespickt.

Vom Industriekaufmann zum Technischen Kaufmann. Vom DesktopPublisher zum Multimediadesigner. Freie journalistische Tätigkeiten und Autor von: Prosa, Kurzprosa, Lyrik, Haiku, Songtexte, Theaterstücke, Hörspiele, Drehbücher und Essays.

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Leseprobe

Kapitel 2: Hauptschul-Katastrophen


1973 bis 1975, also 2 Jahre, war die Hauptschule am Breitenhagen. Danach wurde dort eine Grundschule eingerichtet und wir Schüler vom Breitenhagen mussten umsiedeln. Die neue Schule war so weit weg, dass wir mit dem Schulbus fahren mussten. Die Hauptschule Rahmede wurde neuer Ort des Lernens bis zu meinem 10 Schuljahr. Mal kam der Bus später oder gar nicht. Mal war der Bus überfüllt, weil der zweite Bus nicht kam und und und...

 

Aber ich lernte meinen besten Freund Ernst-Robert kennen. Wir saßen ab dem 5ten bis zum 9ten Schuljahr immer zusammen. Wir schrieben voneinander ab und quatschten gerne im Unterricht. Wir störten den Unterricht. Ja, auch das muss mal sein. Wenn die Lehrer so langweilig waren, mussten wir die vergeudete Zeit etwas aufpeppen.

 

Im 7ten Schuljahr kamen sogar 2 sehr gut-Noten in mein Zeugnis hinzu. In Geschichte und Kunst konnte ich glänzen. Diese Fächer waren allesamt bei der guten Frau Reschke.

Im 2ten Halbjahr 1975 verließ die beste Lehrerin der Welt, die Schule. Sie kam nicht mit den aufsässigen, pubertierenden Jungs in unserer Klasse zurecht. Sie ging dann auf eine Grundschule in Lüdenscheid. Das war wohl die bessere Wahl.

Wir Jungs waren einfach zu blöde um den deutlichen Unterschied zu anderen Lehrern zu bemerken. Wir hatten viele Freiheiten bei Frau Reschke und hatten das viel zu oft ausgenutzt. Ich war hin und her gerissen. Als Junge unter den Jungs musste ich Blödsinn mitmachen, sonst war ich nicht mehr bei denen angesagt. Aber von der Lehrerin war ich angetan und wollte ihren Unterricht gerne mitmachen und gute Leistungen erzielen. Jedes Thema wurde von Frau Reschke spannend aufgearbeitet, mit weiterführenden Zetteln und Infos, die nicht in den Schulbüchern standen. Als sie unsere Schule verließ war das sehr schmerzlich für mich. Ich hatte sie besonders gern. Kein Lehrer, keine andere Lehrerin hatte das danach noch geschafft.

 

Mit den neuen Lehrern gingen meine Noten wieder ein Stück weit runter. Schade. Gerade hatte ich den richtigen Lernantrieb gefunden, schon war wieder alles vorbei. Eigentlich sollte ich nicht die Lehrerin, sondern das Wissen in den Vordergrund stellen, aber für mich fiel oder stieg alles mit den Lehrkräften.

 

Auszug aus meinem E-Book SPURENSUCHEN:

1977 sollten alle Schüler meiner Klasse eine ganz besondere Erfahrung machen: das Berufs-Praktikum. Ich war jetzt 14. Drei Wochen nicht in die Schule, kein Unterricht, keine Lehrer. Hurra!

Aber dafür drei Wochen in einen Beruf reinschnuppern. Mit einer meiner besten Schulfreundinnen Heike hatte ich einen Praktikumsplatz in einem Blumengeschäft in Altena ergattern können. Da wir beide nicht so viel Geld für einen Bus hatten, latschten wir morgens den weiten Weg in die Stadt und nachmittags wieder zurück.

An jedem Morgen wurden frische Blumen angeliefert. Das hieß, die ältere Ware durchschauen, ob etwas vergammelt ist und dann Platz für die neuen Blümchen gemacht.

Wir Praktikanten wurden in die hohe Gesteckkunst eingeweiht. Ich baute aus Bambusstangen eine Leiter und arrangierte davor die Blüten und Blätter. Noch einen Tannenzapfen und schon war mein besonderes Gesteck fertig. Außer uns Praktikanten waren noch in dem Laden zwei junge Frauen beschäftigt, die eine im dritten, die andere im zweiten Lehrjahr und natürlich Chef und Chefin.

Alle besahen sich unsere Gestecke und meins gefiel, weil es auffiel. Aber dann kam der Chef und meinte, die Gestecke müssten den Schütteltest überstehen. Mein Gesteck war ein Gesteckschwamm im Glas und dann alles reingestopft, was nicht niet- und nagelfest war. Er nahm mein Gesteck, dreht es auf den Kopf. Ich hielt den Atem an und wollte schon etwas sagen, dann aber rüttelte er noch mit dem Glas und alles fiel in Klumpen zu Boden. Mein Gesteck war nicht rüttel- und katastrophenfest.

Also gut, neu gemacht. Dieses Mal aber schnitt ich ein größeres Stück vom Gesteckschwamm ab. Es passte nicht ganz in die Glasschale. Mit etwas Druck ging es dann doch rein und die überstehenden Ränder wurden abgeschnitten. Nun hatte ich eine rüttelfeste Grundsubstanz geschaffen und begann dann die Dekoration von vorne.

Wenn ein Gesteck fertig war, brachte man es in den Verkaufsraum zu einem Tisch auf dem die Gestecke gesammelt ausgestellt wurden.

Meine Gestecke fielen immer irgendwie zwischen den anderen auf. Mal mit einer Bambusleiter, mal mit großen Pinienzapfen oder mit bunt angemalten Kieselsteinen bestückt, waren sie wirklich auffallender als andere.

Und siehe da – eine Ehre wurde mir zu teil. Eine Kundin suchte nach einem Geschenk und stand vor dem Gestecktisch. Ihr Auge blieb an meinem Gesteck mit der Bambusleiter hängen und war ganz entzückt. Die Auswahl war groß, aber mein Gesteck wurde verkauft. Genial!

Meist waren die „Ladenhüter“, die Gestecke die zwar nach allen Regeln der Blumenkunst gefertigt wurden, aber nach 08/15 aussahen, noch zum Feierabend im Laden und fanden keine Abnehmer. Dann wurde jedes Schälchen für die Nacht nochmals mit Wasser befüllt, damit die Blumen an nächsten Tag nicht die Köppe hängen ließen.

Der Beruf gefiel mir. Viele Menschen um sich, Mitarbeiter und Kunden und immer kreative Kreationen aus dem Hause Pritzlaff, die sich gut verkauften. Das könnte doch meine Zukunft sein. Aber in Gesprächen mit den Angestellten musste ich leider feststellen, dass dieser Beruf völlig unterbezahlt wurde. Viel Arbeit, wenig Geld.

Zu etwas mehr Geld bringt man es wohl erst, wenn man einen eigenen Laden aufmachen kann. Aber dazu muss man erst Mal das nötige „Großgeld“ mitbringen um ein Polster zu haben. Und wenn man Auszubildende haben wollte, musste man auch noch den Meistertitel erlangen. Das kostet wiederum viel Geld und Zeit. Aussichtlos, trübe Aussichten für meine Berufswahl. Also Florist auf keinen Fall, leider. Schade.

 

Kotzen 1:

In der 8ten Klasse, 1977, waren wir in einer schönen Herberge in den Bergen des nahen Sauerlandes. Es ging auf Klassenfahrt in eine Jugendherberge in Brilon im Hochsauerland, Nähe Winterberg.

Wir besuchten eine Ski-Sprungschanze. War es die alte Schanze in Brilon oder sind wir nach Winterberg? Das ist mir entfallen. Aber wir standen mal auf einer Sprungschanze und ganz ehrlich – Nein! – ein deutliches nein. Ich würde niemals dort runterhüpfen und ins Nichts fallen wollen. Das kam für mich also schon mal nicht in Frage.

Wir trimmten uns auf einem Waldtrimmpfad und stampften durch ein Kneipp-Becken bei dem ich mich auch noch erkältete und mir eine schön-eklige, dicke Erkältung einfing.

Aber der Knaller war der Anfang der Reise oder sollte ich besser schreiben das Ende der Reise? Denn nach der zweistündigen Busfahrt von Altena nach Brilon wurde mir etwas flau im Magen. Der Bus fuhr Serpentinen. Immer ging es rund und rum und rund und rum... Ich saß neben meinem besten Freund Ernst-Robert und wollte ihm gerade mitteilen, dass das Geschaukel und auf-und-ab der Fahrt mir irgendwie... aber das war auch schon alles, was ich sagen konnte. Ernst-Robert bemerkte sofort, dass da etwas Größeres auf ihn zukam. Er holte schnell meinen Regenmantel vom Haken, schön warm, innen mit langem Plüschfutter, und legte mir diesen auf den Schoß und schwupps... schon mit dem ersten Schwall schossen die Brocken in saurer Tunke von einem guten Frühstück in den Plüsch. Zweimal, dreimal, viermal... es wollte gar nicht aufhören. Ich konnte mich kaum einkriegen. Immer wieder schoss etwas grünliche Suppe nach, bis wirklich alles in meinem Mantel war. Von jetzt auf gleich war mir so hundeelend zumute. Ich sackte in mich zusammen und konnte kaum meinen vollgekotzten Mantel halten. Ernst-Robert übernahm die Regie. Das alles geschah kurz bevor wir an der Jugendherberge waren. Mein Kreislauf – abgesackt – völlig im Eimer. Ich konnte kaum aufstehen und mich auf den Beinen halten. Ich wollte nur noch Sterben – nein, bloß das nicht – nur meine Ruhe, einfach nur Ruhe. Aber ich musste ja noch meine Reisetasche ins Zimmer bringen. Musste die Kotzespritzer vom Sitz vor mir wischen. Musste mich um den Kotzemantel kümmern und die Kotze entsorgen, aber das alles konnte ich nicht mehr. Der Busfahrer regte sich fürchterlich über meine Kotztiraden auf und beschwerte, sich, dass er alles saubermachen müsse. Ernst-Robert beschwichtigte ihn. Er würde mich erst in die Herberge bringen, dann die Sachen holen und dann saubermachen. Damit ließ der Busfahrer ab von mir. Ich hätte nix machen können. Eher hätte ich mich erschlagen lassen können. Ernst-Robert half mir aufzustehen und schwankend auf ihn gestützt verließen wir den Bus. Er brachte mich ins Mehrbettzimmer. Immer noch hatte ich den Kotzmantel an der Hand. Der musste weg und Ernst-Robert brachte ihn in den Waschraum. Er schmiss ihn einfach in eine Duschkabine und ließ warmes Wasser drüber laufen. Ich lag ausgestreckt in meiner Koje und konnte keinen Finger mehr rühren. Mir war schwindelig und schlecht.

Ernst-Robert holte die Taschen und ging dann gleich wieder los, um den Bus sauber zu machen, aber der Busfahrer hatte ein Einsehen und hatte schon selbst gewischt und gereinigt. Danke! Das hätte er auch gleichmachen können ohne zu Murren. Und wo waren die lieben Lehrer? Haben keinen Finger gerührt. Haben sich nicht um mich bemüht. Na, vielen Dank auch!

Nachmittags gab es den ersten Programmpunkt: Rundgang durch Herberge und nähere Umgebung, aber ich konnte nicht daran teilnehmen. Erst abends zum Abendbrot konnte ich eine Schnitte mit mehreren Tassen Hagebuttentee verdrücken. Damit ließ sich mein Kreislauf besänftigen. Aber erst am nächsten Morgen war der Schwindel wirklich vorbei und ich war wieder...

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