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Meine Reise um die Welt

Beide Teile - Ein spannendes Reisebericht des Autors von: Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn

AutorMark Twain
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl799 Seiten
ISBN9788074841927
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Mark Twain: Meine Reise um die Welt' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Ein Klassiker unter den Reiserzählungen. Mark Twain ist vor allem als Autor der Bücher über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn bekannt. Er war ein Vertreter des amerikanischen Realismus und ist besonders wegen seiner humoristischen, von Lokalkolorit und genauen Beobachtungen sozialen Verhaltens geprägten Erzählungen sowie aufgrund seiner scharfzüngigen Kritik an der amerikanischen Gesellschaft berühmt. In seinen Werken beschreibt er den alltäglichen Rassismus; seine Protagonisten durchschauen die Heuchelei und Verlogenheit der herrschenden Verhältnisse.

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Leseprobe

Zweites Kapitel.



Im Zweifelsfall sprich die Wahrheit!

Querkopf Wilsons Kalender

Am fünften Tag nachdem wir Victoria verlassen hatten, wurde das Wetter heiß und alle männlichen Passagiere an Bord erschienen in weißen Leinwandanzügen. Einige Tage später passierten wir den 25. Grad nördlicher Breite, worauf sämtliche Schiffsoffiziere auf Befehl die blaue Uniform ablegten und sich in weiße Leinwand kleideten. Auch die Damen waren bereits ganz in Weiß. Auf dem Promenadendeck sah es so verlockend kühl und vergnüglich aus, von allen den schneeweißen Kostümen, wie bei einem großen Picknick.

*

Aus meinem Tagebuch:

Es gibt mancherlei Uebel in der Welt, denen der Mensch nie ganz entfliehen kann, er mag reisen so weit er will. Ist man dem einen glücklich entgangen, so fällt man dem andern sicherlich in die Klauen. Die Lügengeschichten von Seeschlangen und Haifischen sind wir endlich los geworden, das ist ein tröstlicher Gedanke. Aber nun kommen wir in das Bereich des Bumerangs, und es wird uns wieder weh zu Mute. Der erste Offizier erzählte, er habe einen Mann gesehen, der sich vor seinem Feinde hinter einem Baum versteckte; aber der Feind schleuderte seinen Bumerang hoch in die Luft, daß er weit fortflog, dann kam er zurück, fiel herunter und tötete den Mann hinter dem Baum. Der nach Australien bestimmte Passagier hatte gesehen, wie dasselbe Geschick zwei Männer hinter zwei Bäumen ereilte und zwar mit ein und demselben Wurf des Bumerangs.

Da bei dieser Behauptung alle schwiegen, weil sie ihnen zweifelhaft erschien, bekräftigte er sie noch durch die Mitteilung, daß sein Bruder einmal gesehen hätte, wie der Bumerang einen Vogel auf hundert Meter Entfernung getötet und ihn dann dem Werfer gebracht hätte. – Es gibt keine Hilfe gegen derlei Uebel; man muß sie eben ertragen.

Vom Bumerang ging das Gespräch auf Träume über – gewöhnlich ein fruchtbares Thema zu Wasser und zu Land – aber diesmal war der Ertrag nur gering. Dann kam man auf Fälle von außerordentlichem Gedächtnis zu reden, das hatte bessern Erfolg. Jemand erwähnte den blinden Tom, einen schwarzen Klavierspieler, der jedes noch so lange und schwierige Stück richtig spielen konnte, nachdem er es einmal gehört hatte. Ein halbes Jahr später konnte er es abermals fehlerlos vortragen, ohne es inzwischen gespielt zu haben. Das auffallendste Beispiel erzählte uns aber ein Herr, der im Stabe des Vizekönigs von Indien gedient hatte. Er las uns vieles aus seinem Notizbuch vor, wo er die ganze Begebenheit auf frischer Tat eingetragen hatte, damit er sie, wie er sagte, Schwarz auf Weiß besäße und nicht in Versuchung käme zu glauben, er habe sie geträumt oder erfunden.

Der Vizekönig machte eine Rundreise, und unter den Festlichkeiten, die der Maharajah von Mysore ihm zu Ehren veranstaltete, war auch eine Vorstellung der Gedächtniskunst. Nachdem der Vizekönig mit dreißig Herren seines Gefolges in einer Reihe Platz genommen hatte, wurde der Gedächtniskünstler, ein vornehmer Mann aus der Brahminenkaste, hereingeführt und setzte sich ihnen gegenüber auf den Fußboden. Außer seiner eigenen Sprache konnte er nur Englisch, erbot sich aber, die gewünschten Gedächtnisproben auch in jeder beliebigen fremden Sprache abzulegen. Sein merkwürdiges Programm bestand in folgendem: Er ließ sich von einem Herrn ein Wort aus einem Satze sagen und den Platz angeben, den es darin einnahm. Das französische Wort est wurde ihm genannt; es war in einem Satz von drei Wörtern das zweite. Ein anderer Herr gab ihm das deutsche Wort verloren, als das dritte in einem Satz von vier Wörtern. Von dem nächsten Herrn ließ er sich eine Zahl zum Addieren, dann eine zum Subtrahieren nennen, auch andere Ziffern aus allerlei Rechenexempeln. Ferner erhielt er einzelne Wörter aus dem Griechischen, Lateinischen, Spanischen, Portugiesischen, Italienischen und andern Sprachen, nebst den Angaben ihrer Stelle im Satze. Als ihm jeder der Anwesenden das Bruchstück eines Satzes oder eine Zahl genannt hatte, fing er wieder von vorne an und ließ sich das zweite Wort und seine Stellung im Satze und die zweite Zahl in der Rechnung nennen, und so immer fort. Wieder und wieder nahm er alles vom Anfang an durch, bis er die sämtlichen Teile der Exempel und Sätze beisammen hatte, aber natürlich ganz durcheinander, ohne irgend welche Reihenfolge. Das dauerte zwei Stunden lang.

Nun starrte der Brahmine eine Weile schweigend und nachdenklich vor sich hin und begann hierauf alle Sätze in richtiger Wortstellung zu wiederholen, die verwirrten Zahlen der Rechenexempel zu ordnen und für jedes die entsprechende Lösung anzugeben.

Beim Beginn der Vorstellung hatte er die Zuschauer aufgefordert, ihn zwei Stunden lang mit Mandeln zu bewerfen, er wolle dann sagen, wie viele jeder von den Herren geworfen habe. Dies unterblieb jedoch, weil der Vizekönig meinte, das Kunststück wäre ohnehin schon anstrengend genug, man brauche es nicht noch zu erschweren.

Auch General Grant hatte ein treffliches Gedächtnis, besonders für Namen und Gesichter. Davon hätte ich ein Beispiel zum besten geben können, aber es fiel mir gerade nicht ein. Bald nach seiner ersten Wahl zum Präsidenten kam ich von der Küste des Stillen Ozeans in Washington an, wo ich fremd war und das Publikum noch nichts von mir wußte. Als ich nun eines Morgens am Weißen Hause vorüberging, begegnete mir ein Bekannter, ein Senator aus Nevada, der mich fragte, ob ich wohl Lust hätte, den Präsidenten zu sehen. Ich erwiderte, daß es mir sehr angenehm sein würde und wir traten ein. Wenn ich aber gedacht hätte, ich würde den Präsidenten von einer Menschenschar umgeben finden, so daß ich ihn von ferne in aller Gemütsruhe betrachten könnte, wie die Katz den Kaiser ansieht, so befand ich mich im Irrtum. Es war noch früh am Tage und ich ahnte nicht, daß der Senator sich ein Vorrecht seines Amtes zu nutze machen wollte, um das Staatsoberhaupt in seinen Arbeitsstunden zu stören. Ehe ich mich's versah standen wir vor ihm, und außer uns dreien war niemand zugegen. General Grant erhob sich langsam vom Schreibtisch, legte die Feder hin und trat mit dem steinernen Ausdruck eines Mannes, der seit sieben Jahren nicht gelacht hat und auch in den nächsten sieben Jahren nicht zu lachen gedenkt, auf uns zu. Er schaute mich groß an, da schwand mir der Mut und ich senkte den Blick. Ich hatte noch nie einem bedeutenden Manne gegenüber gestanden und im Bewußtsein meiner eigenen Nichtigkeit überkam mich eine erbärmliche Angst.

»Herr Präsident,« sagte der Senator, »darf ich mir erlauben, Ihnen Herrn Clemens vorzustellen?«

Der Präsident hielt meine Hand einen Augenblick teilnahmslos in der seinen und ließ sie wieder los; er sprach kein Wort und stand nur stocksteif da. In meiner Not fiel mir auch nicht das geringste ein, was ich hätte sagen können und ich wünschte mich hundert Meilen weit weg. Es folgte eine unangenehme, trübselige, entsetzliche Pause. Da kam mir ein Gedanke; ich sah empor in sein unbewegliches Gesicht und sagte schüchtern:

»Herr Präsident, ich – ich bin in rechter Verlegenheit. Sie wohl auch?«

Seine Züge erhellten sich – nur ganz wenig – der schwache Schimmer eines Lächelns, der volle sieben Jahre zu früh kam, blitzte darin auf. So schnell wie er wieder verschwand, war auch ich zur Türe hinaus.

Zehn Jahre darauf sah ich Grant zum zweitenmal. Ich war inzwischen eine bekannte Persönlichkeit geworden und hatte den Auftrag erhalten, bei einem Bankett, das die Armee von Tennessee dem General nach seiner Rückkehr von der Reise um die Welt in Chicago gab, einen längeren Toast auszubringen. Mitten in der Nacht war ich angekommen und stand morgens spät auf. Alle Treppen und Gänge des Hotels waren dicht voll Menschen, die General Grant erwarteten, der sich auf den für ihn bestimmten Platz begeben sollte, wo der große Festzug vorüberzog. Ich drängte mich an einer ganzen Reihe von überfüllten Wohnzimmern vorbei, bis ich endlich an der Ecke des Hauses ein offenes Fenster sah, das auf eine geräumige, mit Teppichen und Fahnen geschmückte Plattform hinausging. Als ich sie betrat, gewahrte ich unter mir Millionen von Menschen, welche die Straßen besetzt hatten; weitere Millionen schauten aus allen Fenstern und von den Hausdächern rings umher. Diese Menschenmassen hielten mich alle für General Grant und brachen in donnernde Hochrufe aus. Es war aber ein sehr guter Platz um den Festzug zu sehen, deshalb blieb ich dort.

Nicht lange, so ertönte von ferne Militärmusik; der Zug kam die Straße herauf und machte sich Bahn durch die jubelnde Menge. An der Spitze ritt Sheridan, die kriegerischste Gestalt aus dem ganzen Feldzug, in seiner Generalleutnants-Uniform.

Da trat General Grant Arm in Arm mit Major Harrison auf die Plattform; ihm folgten paarweise im Galaanzug die Mitglieder des Empfangskomités mit ihren Abzeichen. Der General sah genau so aus wie vor zehn Jahren bei jenem unangenehmen Besuch, eisern und unnahbar in seiner unerschütterlichen Selbstbeherrschung. Harrison kam und führte mich zu Grant, dem er mich feierlich vorstellte. Aber ehe ich noch die passenden Worte finden konnte, sagte der General:

»Herr Clemens, Sie sind wohl in Verlegenheit? Ich nicht.« Und dabei blitzte wieder, wie vor zehn Jahren, jenes schwache Lächeln in seinen Zügen auf.

Seitdem sind siebzehn Jahre vergangen, und während ich dies schreibe ist ganz New York auf den Straßen versammelt, um den sterblichen Ueberresten des großen Kriegers, die man zu ihrem...

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