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E-Book

Mensch Kind

Kleine Personen - große Gefühle

AutorJan Hunt
Verlagtologo Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl192 Seiten
ISBN9783940596635
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
'Wenn wir vollkommen an unser Kind glauben, vertrauen wir darauf, dass es in jedem Augenblick sein Allerbestes tut - seinem Alter, seiner Erfahrung und den Umständen entsprechend. Es ist diese Art von Vertrauen, die ich meine, wenn ich davon spreche, dass Eltern auf der Seite ihres Kindes stehen. Wenn wir nicht auf ihrer Seite stehen - wer soll es dann tun?' Die Psychologin Jan Hunt führt dem Leser klar vor Augen, nach welchen Prinzipien Menschen - ob groß oder klein - funktionieren und zeigt Wege zum harmonischen Zusammenleben. Mit dem Fokus auf gegenseitigem Respekt, bietet Mensch Kind liebevolle Ideen zum Aufziehen eines glücklichen, vertrauensvollen, selbstbewussten Kindes. Schwerpunkte sind: Elternschaft mit Mitgefühl und Vertrauen, Leben mit einem Baby, Leben mit Kindern, Kinder leiten, Kindern beim Lernen helfen, für Kinder eintreten.

Jan Hunt hat Abschlüsse in Psychologie und Beratender Psychologie. Sie ist Vorsitzende des 'Natural Child Project' und stellvertretende Chefredakteurin der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift 'Empathic Parenting'. Zudem ist sie Beraterin bei verschiedenen Institutionen und Organisationen. Ihre Elternkolumne 'The Natural Child' erschien bis 1999 in 'Natural Life'. Eine ihrer Kolumnen - 'Zehn Gründe dafür, Ihre Kinder nicht zu schlagen' - erschien im Anhang für Alice Millers Buch 'Breaking Down the Wall of Silence'. Jan ist Mutter eines 20jährigen Sohnes, Jason, der von Anfang an kindgesteuert zu Hause lernte. Jason ist Webmaster für die Website des 'Natural Child Project'. Jan und ihr Sohn leben im Herzen Oregons

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Leseprobe

Elternschaft mit
Mitgefühl und Vertrauen


Es mit Kindern »raus haben«


Was bedeutet es, wenn man es mit Kindern »raus hat«? Dieses Konzept, auf das ich mich in meiner Arbeit oft beziehe, scheint ein »ganz oder gar nicht«-Zustand zu sein; die Leute haben es entweder raus oder eben nicht. Sie verstehen entweder, dass Kinder menschliche Wesen sind, die es verdienen als solche behandelt zu werden – oder sie begreifen es einfach nicht. Leider gibt es in unserer Gesellschaft viele Leute, die es nicht »raus haben«. Und das schließt überraschenderweise viele Menschen ein, die sich beruflich mit geistiger Gesundheit befassen.

Was bedeutet es, wenn jemand es nicht begreift? Es bedeutet, dass diese Menschen sich der Ansicht ergeben haben, dass Kinder grundsätzlich anders sind als Erwachsene. Es bedeutet, dass sie denken, Kinder würden aufgrund wesentlich anderer Prinzipien funktionieren als Erwachsene. Sie müssen das denken, denn kein Erwachsener würde sein Verhalten verbessern, wenn er geschlagen, beleidigt, kritisiert, angeschrien oder irgendwie bestraft wird. Erwachsene benehmen sich so gut, wie sie behandelt werden – jeder weiß das. Warum weiß dann nicht jeder, dass das auch für Kinder gilt? Warum wird angenommen, dass Kinder sich besser benehmen, wenn sie bestraft werden? Offensichtlich werden sie ihr Verhalten aus Angst heraus ändern, aber, wie der Psychologe und Autor Marshall Rosenberg uns erinnert, gibt es zwei Fragen, die wir uns stellen müssen, wenn wir das Verhalten eines Kindes ändern wollen:

»Zwei Fragen helfen uns zu verstehen, warum es so unwahrscheinlich ist, dass wir das bekommen, was wir brauchen, wenn wir mit Strafen das Verhalten anderer Menschen ändern wollen. […] Die erste Frage lautet: Was hätte ich gerne, das diese Person tut im Gegensatz zu dem, was sie im Augenblick gerade macht? Wenn wir nur diese erste Frage stellen, dann kommt uns Strafe vielleicht wirkungsvoll vor, weil die Androhung oder Ausübung von strafender Macht das das Verhalten eines Menschen sehr wohl beeinflussen kann. Mit der zweiten Frage wird jedoch deutlich, dass Bestrafung nicht funktionieren wird: Aus welchen Gründen hätte ich gern, dass die Person das macht, worum ich sie bitte?

Wir stellen uns selten die zweite Frage, aber wenn wir es tun, dann merken wir schnell, dass sich Strafe und Belohnung der Fähigkeit unserer Gesprächspartner in den Weg stellen, Dinge aus Gründen zu tun, die uns wichtig sind. Beschuldigungen und Bestrafungen tragen nicht zu der Motivation bei, die wir bei anderen inspirieren möchten.«1

Dr. Rosenberg ist ein Psychologe, der es raus hat, klar und vollkommen. Aber es gibt viele, die das nicht tun. Es gibt viele, die glauben würden, dass Dr. Rosenbergs Beschreibung für Erwachsene zutreffen mag, aber nicht für Kinder. Aber wenn Kinder so anders sind als Erwachsene, an welchem Tag ihres Lebens genau fangen sie dann an, ihre Funktionsprinzipien zu ändern? Am Morgen ihres achtzehnten Geburtstags? Oder ihres einundzwanzigsten? Niemand kann diese Frage beantworten, weil es keinen solchen Übergang gibt. Menschliche Wesen aller Altersstufen funktionieren aufgrund derselben Prinzipien: Sie benehmen sich gut, wenn sie von jemand anders gut behandelt werden, und sie reagieren darauf, indem sie diese Person auch gut behandeln möchten. Sie benehmen sich schlecht, wenn sie von jemand anderem bewusst verletzt werden, und sie reagieren mit Zorn und Abneigung und dem Wunsch, diese Person im Gegenzug auch zu verletzen. Es macht keinen Unterschied, wenn Misshandlung aus elterlicher Sicht rationalisiert wird als »zu ihrem eigenen Besten« – für das Kind ist eine solche Motivation nicht wichtig. Alles, was es sieht, ist die Aktion selbst.

Wenn wir es nicht begreifen – wenn wir glauben, dass unsere Kinder Prinzipien für ihr Benehmen haben, die uns fremd sind – dann wird das Elternsein viel komplizierter. Wir raten ständig herum, was wir tun müssen. Zählen wir vor dem Verprügeln bis fünf oder bis zehn? Geben wir zwei Minuten Auszeit oder fünf? Geben wir unserem Teenager einen Tag oder eine Woche Stubenarrest? Entschuldigen wir uns für unsere Fehler oder präsentieren wir unserem Kind eine perfekte Fassade?

Wenn wir es begreifen – wenn wir verstehen, dass Kinder dieselben Funktionsprinzipien, dieselbe menschliche Natur wie wir Erwachsenen haben – wird es ein Leichtes, vorherzusagen, wie sie auf unsere Aktionen reagieren werden. Alles, was wir tun müssen, ist uns selbst zu fragen, wie wir in der Situation reagieren würden. Elternsein wird zu einer recht einfachen Angelegenheit – der Anwendung der Goldenen Regel. Wie Dr. Elliott Barker, der Direktor der Kanadischen Gesellschaft für die Vermeidung von Kindesmisshandlung, es so gekonnt ausdrückt:

»Kinder, deren Bedürfnisse früh von liebenden Eltern erfüllt werden, sind vollkommen und absolut der strengsten Form der ›Disziplin‹ unterworfen, die man sich denken kann: Sie tun nicht, was du nicht möchtest, weil sie dich so sehr lieben!

Wenn du die Funkwellen zwischen dir und deinem Kind nicht mit tausend dummen ›Neins‹ verstopft hast, die sich um dein Royal Doulton Porzellan, den Nachtisch vor dem Hauptgericht, das Nichtaufessen des Spinats, dieses oder jenes nicht zu tun drehen, dann braucht man in den wenigen Situationen, wo angemessenes Verhalten wegen der Sicherheit oder der Sittlichkeit wirklich wichtig ist, nichts einzusetzen, das auch nur entfernt der Bezeichnung ›Disziplinierung‹ nahe kommt.«2

Kinder sind nicht weniger menschliche Wesen als wir es sind. Sie verdienen es, mit Würde, Respekt, Verständnis und Mitgefühl behandelt zu werden. Wenn ihnen so begegnet wird, profitieren alle davon.

Wie wichtig es ist,
als Eltern mitfühlend zu sein


Jede Person, die ihre Kinder misshandelt, ist selbst in der Kindheit schwer traumatisiert worden … Es gibt keinen anderen Grund für Kindesmisshandlung als die Verdrängung der Misshandlung und der Verwirrung, die vom Misshandler selbst erlitten wurden.3

Alice Miller

Wie kann ein misshandeltes Kind schmerzhafte Erfahrungen weit genug überwinden, um seinen eigenen Kindern mehr Liebe zu geben als es selbst bekommen hat? Sind solche Kinder, wenn sie das Erwachsenenalter erreichen, dazu verdammt, einen endlosen Kreislauf aus Zorn, Missbrauch und Vergeltung zu wiederholen? Oder gibt es Möglichkeiten, diesen Kreis zu durchbrechen und zu lernen, wie man Kinder mit mehr Mitgefühl behandelt und mehr auf sie eingeht?

Obgleich es sehr wahrscheinlich ist, dass verletzende Eltern in ihrer Kindheit selbst verletzt wurden, ist die Wiederholung dieses Musters nicht unausweichlich. Einige misshandelte Kinder wachsen heran und sind fest dazu entschlossen, ihren Kindern die Kindheit zu geben, die sie selbst nicht hatten. Mein Vater, der manchmal von seinem Vater geschlagen oder klein gemacht wurde, drückte seinen Wunsch aus, seinen Kindern »ein besseres Leben zu geben, als ich es hatte.«

Die Einfachheit dieser Aussage ist eine Illusion. Sie umfasst tatsächlich zwei komplexe Schritte. Zunächst muss das Elternteil ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass er oder sie in der Kindheit tatsächlich misshandelt wurde. Dies ist der schwierigste Schritt, denn Misshandlungen in der Kindheit sind so schmerzhaft, dass wir sie verdrängen. Es kann daher sein, dass sie unserem bewussten Zugriff entzogen sind, selbst wenn wir uns dafür bereit fühlen, unseren emotionalen Begrenzungen entgegen zu treten. Dr. Miller erklärt: »Viele Menschen können sich kaum an die Qualen ihrer Kindheit erinnern, weil sie gelernt haben, diese als gerechtfertigte Strafe für ihre eigene Schlechtigkeit zu sehen und auch, weil ein Kind schmerzhafte Ereignisse verdrängen muss um zu überleben.« Es ist jedoch nicht unvermeidbar, dass das misshandelte Kind selbst zum Misshandler wird, »wenn es während seiner Kindheit – und sei es nur ein einziges Mal – die Chance hatte jemanden zu treffen, der ihm etwas anderes als Erziehung und Grausamkeit entgegen gebracht hat: ein Lehrer, eine Tante, ein Nachbar, eine Schwester, ein Bruder. Nur durch die Erfahrung des Geliebtseins kann ein Kind jemals lernen Grausamkeit als solche zu erkennen, sich davor zu hüten und ihr zu widerstehen.«

Bewusstsein ist jedoch nicht genug, um den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Der zweite Schritt zu diesem Ziel ist, dass die Eltern neue Möglichkeiten für den Umgang mit ihren Kindern lernen müssen – Möglichkeiten, die sie selbst als Kinder selten, wenn überhaupt je, erlebt haben. Wie können solche Eltern lernen ihre eigenen Kinder mit Würde und Respekt zu behandeln?

Dr. Elliott Barker empfiehlt vier entscheidende Schritte, die alle werdenden Eltern unternehmen können um emotional gesunde Kinder groß zu ziehen, »[…] gleich, wie ungeeignet ihre eigene Erfahrung von Geborgenheit gewesen ist.«4

  1. Ein positives Geburtserlebnis. Dr. Barker erklärt: »Wenn beide Eltern bei der Geburt anwesend sind und die Geburt ein positives Erlebnis ist, werden sich die Mutter und der Vater wahrscheinlich in das Baby verlieben […] Die harte Arbeit der Babypflege fühlt sich dann sehr viel weniger hart an; sie sind besessen davon, wie wundervoll ihr Baby ist.«
  2. Langzeitstillen. »Stillen, bis das Kind es nicht mehr braucht, gehört zu den Dingen, die eine Mutter tun kann, die wiederum andere gute Dinge hervorbringen. […] wie von Zauberhand«, sagt Dr. Barker. »Stillen sorgt dafür, dass man in sein Kind verliebt bleibt. Langzeitstillen kann...
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