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E-Book

Menschen mit Demenz im Allgemeinkrankenhaus

Innovative Konzepte für eine multiprofessionelle Betreuung und Versorgung

VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl191 Seiten
ISBN9783170330207
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Menschen mit Demenz haben einen besonderen Bedarf an Versorgung und Umgebung. Eine Einweisung in ein Krankenhaus hat für diese Menschen häufig negative Auswirkungen: Die Veränderung der räumlichen Umgebung, der Bezugspersonen und der Alltagsroutinen führt zu ungewohnten Verhaltensweisen bei den Betroffenen. Allgemeinkrankenhäuser sind ablauforientierte Unternehmen, dieses Spannungsfeld bedingt oft eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes und der Kognition. Dieses Buch stellt die Implementierung von herausragenden Projekten aus deutschen Kliniken dar, die eine verbesserte Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenhaus zum Ziel haben. Alle 13 Projektvorstellungen folgen einer gleichen Gliederung und geben dem Leser eine wiederholende Struktur zur besseren Orientierung. Das Buch hilft verantwortlichen Mitarbeitenden, eigene demenzfreundliche Konzepte umzusetzen.

Prof. Dr. Michael Löhr, Lehrstuhl Psychiatrische Pflege, Fachhochschule der Diakonie (Bethel), Bielefeld. Bernd Meißnest, Ärztliche Leitung des Zentrums für Altersmedizin sowie Chefarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie, LWL-Klinikum Gütersloh. Benjamin Volmar, B.A., Demenzkoordinator am LWL-Klinikum Gütersloh. Mit Beiträgen von: Jens Alberti, Kristin Binczyk, Sandra Blome, Anita Bohn, Julia Bringemeier, Karin Büter, Albert Diefenbacher, Dirk Dudek, Sarah Eschmann, Karin Ellinger, Beatrice Frederich, Michael Guhra, Cordula Hoffmanns, Sabine Jansen, Michael Junge, Cathleen Koch, Torsten Kratz, Stefan Kreisel, Marion Kummerfeld, Michael Löhr, Gesine Marquardt, Bernd Meißnest, Tom Motzek, Hedda Oppitz, Katja Plock, Michael Rapp, Miriam Sabo, Andreas Schneider, Karin Schroeder-Hartwig, Michael Schulz, Stefan Sniatecki, Tillmann Supprian, Christine Thomas, Benjamin Volmar, Sarah Weller und Tanja Zieschang

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Leseprobe

Geleitworte


 

 

 

Deutsche Alzheimer Gesellschaft


Menschen mit Demenz benötigen mit zunehmendem Krankheitsverlauf eine Tagesstruktur, feste Bezugspersonen und Hilfestellung bei der Orientierung. All dies geht verloren, wenn ein Mensch zur Behandlung ins Krankenhaus kommt. Dort geschehen Dinge, die für Menschen mit Demenz schwer zu verstehen sind. Sie treffen auf Personen, die sie nicht kennen. Sie sind Abläufen und Prozeduren unterworfen, deren Sinn sie nicht verstehen. Und sie fühlen sich oftmals nicht krank.

Demenz im Krankenhaus ist ein Thema, das seit Jahren immer wieder am Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft – einem Beratungsangebot insbesondere für Angehörige aber auch für Menschen mit Demenz und andere Interessierte – thematisiert und in Angehörigengruppen besprochen wird. Angehörige machen sich zu Recht Sorgen, wenn ihre demenzkranken Angehörigen ins Krankenhaus müssen, weil sie eine Begleiterkrankung haben, die behandelt werden muss. Sie wissen, dass Menschen mit Demenz in dieser fremden Umgebung oft noch orientierungsloser und hilfsbedürftiger sind als zu Hause im gewohnten Umfeld. Angehörige versuchen deshalb, möglichst viele Informationen über die Erkrankten zu vermitteln oder dabei zu bleiben. Dies klappt nicht immer zufrieden stellend. Informationen gehen mit dem Schichtwechsel der Mitarbeiter verloren. Angehörige könnten die Zeit eines Krankenhausaufenthaltes auch einmal für sich nutzen, um zur Ruhe zu kommen. Aber wie soll das gehen, wenn man sich Sorgen macht?

Auch für das Personal in Krankenhäusern ist es unter den bestehenden Rahmenbedingungen und dem zeitlichen Druck selbst bei bester Absicht nicht einfach mit der Personengruppe von Menschen mit Demenz so umzugehen, wie es sein müsste. So ist es nicht verwunderlich, dass immer wieder Menschen mit Demenz in schlechterer Fassung – zumindest was die Demenz angeht – aus dem Krankenhaus entlassen werden als vorher. Nicht selten kommt es zu direkten Überweisungen in ein Pflegeheim anstatt zur Rückkehr in die eigene Wohnung.

Aufgrund dieser Situation haben sich vor einigen Jahren Krankenhäuser und andere Akteure auf den Weg gemacht, den Aufenthalt für Menschen mit Demenz im Krankenhaus besser zu gestalten, zum einen im Sinne der betroffenen Menschen, aber auch zum Wohl der Krankenhäuser, in denen aufgrund der Alterung der Bevölkerung immer mehr Menschen mit Demenz behandelt werden. Interessante Konzepte sind entstanden, die durch bauliche Maßnahmen, spezielle Fachkräfte oder Schulungen für das Personal, den Einsatz von ehrenamtlichen Begleitern oder sogar eigenen Stationen für Menschen mit Demenz jenseits der Einweisungsdiagnose wirken.

Das ist aus Sicht von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen sehr begrüßenswert und den engagierten Akteuren in den Krankenhäusern, die innovativ tätig wurden und werden, ist zu danken. Dies gilt auch für die Robert Bosch Stiftung, die mit ihrem Förderschwerpunkt neuen Schwung in die Debatte gebracht hat.

Nun ist sehr zu hoffen, dass das vorliegende Buch insbesondere bei den Entscheidern im Krankenhausbereich viele Leser findet und zur Nachahmung anregt. Nicht immer ist dabei viel Geld zu investieren, sondern es braucht insbesondere ein neues Denken, in dem Menschen mit Demenz in ihrer Einzigartigkeit als Patienten wahrgenommen und nicht als Störfall im Krankenhaus betrachtet werden.

Sabine Jansen

Geschäftsführerin

Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz

Robert Bosch Stiftung


Die steigende Anzahl von Menschen mit Demenz in Deutschland stellt eine erhebliche gesundheitliche Herausforderung dar – heute und in der Zukunft. Rund 40 % aller über 65-jährigen Patienten im Akutkrankenhaus weisen kognitive Beeinträchtigungen auf. Sie kommen mit Knochenbrüchen, Lungenentzündungen oder Harnwegsinfekten in ein Krankenhaus und benötigen doch oft umfänglichere Behandlungen. In vielen Fällen ist eine Demenz nicht dokumentiert oder sogar noch nicht bekannt – die sichere Diagnose und eine einfühlsame Vermittlung derselben kommt dann noch als herausfordernde Aufgabe dazu. Häufig ist auch die Anschlussperspektive nach der Entlassung zu gestalten.

Diese sehr vulnerable Patientengruppe ist von einem hohen Risiko betroffen, während des Krankenhausaufenthalts zusätzliche Komplikationen und weitere gesundheitliche Einbußen zu erleiden. Sie ist anfälliger für Stürze, Mangelernährung und Dehydrierung, Fehlmedikation sowie Abnahme der (kognitiven) Funktionen. Diese Probleme führen häufig wiederum zu längeren Liegezeiten, größerer Wahrscheinlichkeit einer Heimeinweisung und einer höheren Mortalität.

Pflegende Angehörige und andere Betreuungspersonen können bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz eine wichtige Rolle spielen und als ihre Interessensvertreter für eine bessere Versorgung während des Krankenhausaufenthalt sorgen. Wenn immer möglich sollten sie bei der Begleitung im Klinikalltag eingebunden werden. Gleichzeitig muss aber auch dem Rechnung getragen werden, dass nicht alle Menschen mit Demenz Angehörige, Freunde oder Nachbarn haben, die sie unterstützen oder dieses häufig auch nur eingeschränkt leisten können.

Im Krankenhaus reagieren Demenzkranke häufig mit Angst und Unruhe und versuchen die Klinik zu verlassen. Sie finden sich nicht zurecht, können meist keine Auskunft geben über sich, ihre Wünsche und Beschwerden und wirken bei Diagnose und Behandlung nicht mehr mit. Der Klinikalltag ist in den meisten Krankenhäusern nicht auf Menschen mit demenziellen Erkrankungen eingestellt. Dies geht nicht nur zu Lasten der ganzheitlichen Versorgung dieser Patientengruppe, sondern erschwert auch den schon an sich herausfordernden Arbeitsalltag des Klinikpersonals.

Ärzte und Pflegende sowie weitere patientennahe Berufsgruppen im Krankenhaus sollten dabei unterstützt werden, ihr Wissen um diese besondere vulnerablen Patienten zu erweitern und die Maßnahmen schonender Behandlung und fördernder Pflege zu erlernen, um Komplikationen und gesundheitliche Einbußen zu vermeiden.

Die Robert Bosch Stiftung verfolgt das Thema »Menschen mit Demenz im Krankenhaus« seit 2012 als Förderprogramm. Die Resonanz auf die Ausschreibungen in den Jahren 2012, 2014 und 2017 war jeweils überwältigend und zeigte deutlich die Brisanz des Themas. Nach den drei bundesweiten Ausschreibungen fördert und begleitet die Stiftung insgesamt 17 Krankenhäuser auf ihrem Weg, »demenzfreundlicher« zu werden. Und über das Förderprogramm hinaus haben sich auch andere Häuser auf den Weg gemacht.

Dabei geht es im Akutkrankenhaus nicht darum, bekannte gute Ansätze aus der Altenpflege 1 : 1 zu übernehmen. Vielmehr gilt es, sehr klar die spezifischen Probleme, die in der Akutversorgung auftreten, zu erkennen und geeignete Lösungen zu entwickeln – passend für die jeweilige Person, Situation und für die Dauer des Aufenthalts. Und letztendlich auch für das jeweilige Haus. Dazu bedarf es neben der Unterstützung seitens Klinikleitung respektive der Führungskräfte, Experten und individuelle Kümmerer sowie eine gute interprofessionelle Kooperation. Aufgrund der kontinuierlichen Nähe zu den Patienten nehmen gerade die Pflegekräfte eine Schlüsselrolle ein. Übergreifendes Ziel sollte es ein, Menschen mit Demenz möglichst schonend zu behandeln und möglichst zügig, damit sie bald wieder in ihr angestammtes Umfeld zurückkehren können.

Wie das gelingen kann, zeigen die unterschiedlichen Beispiele guter Praxis in diesem Buch und regen damit hoffentlich zu weiterer Verbreitung an. Denn demenzsensible Krankenhäuser machen einen spürbaren Unterschied für Menschen mit Demenz, ihre Angehörige und natürlich auch für die sie betreuenden Mitarbeiter. Angepasste Strukturen und Prozesse sowie erweitertes Wissen unterstützen das Krankenhauspersonal, den Bedürfnissen dieser wachsenden Patientengruppe gerecht zu werden. Gerade in Zeiten des Pflegenotstands ist das auch ein essentieller Beitrag für mehr Mitarbeiterzufriedenheit. Die positiven Auswirkungen auf Mitarbeiterbindung und -gewinnung sollten jede Klinikleitung ermuntern, entsprechende Initiativen im eigenen Haus zu fordern und fördern.

Eine Stipendiatin des von der Robert Bosch Stiftung ergänzend geförderten multiprofessionellen Masterstudiengangs »Versorgung von Menschen mit Demenz« an der Universität Witten/Herdecke hat es abschließend in ihrer Masterarbeit sehr treffend formuliert: »Demenzfreundlich heißt auch immer menschenfreundlich« und das schließt auch die Mitarbeiter im Krankenhaus ein. Somit können alle nur gewinnen, wenn sich mehr Krankenhäuser aktiv der Herausforderung stellen und sich auf die...

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