Fallvignette eines 79-jährigen Mannes, Herrn W. Fröhlich
Ehemaliger Inhaber eines KFZ-Meisterbetriebs, lebt mit seiner 75-jährigen Ehefrau Susanne in einer Wohnung, seit 55 Jahren verheiratet, 2 Töchter und 5 Enkelkinder in der Stadt, regelmäßiger Kontakt, seit 5 Jahren ist bei W. Fröhlich eine Demenz bei Alzheimer-Krankheit bekannt
Aktuelle Situation:
Seit 3 Tagen zunehmende Fehlhandlungen, beispielsweise füllt er das Kaffeepulver in den Wasserbehälter der Kaffeemaschine, wenn er am Morgen, wie immer, für die Kaffeezubereitung zuständig ist
Zunehmende Reizbarkeit
Schlaflosigkeit und psychomotorische Unruhe
Verbale Bedrohung der Ehefrau, wenn sie ihm zur Hand gehen möchte
Akute Bedrohung, als sie ihm vorschlägt, den Hausarzt zu informieren
Ehefrau verständigt über den Notruf 112 den Rettungsdienst
W. Fröhlich ist voller Wut und Aggression, wehrt sich und schlägt Rettungsassistenten
Verzweifelt bittet er seine Ehefrau um Hilfe
Rettungsassistenten haken ihn an beiden Seiten ein, bringen ihn zum Rettungswagen
Wütend und erschöpft fährt W. Fröhlich mit
Er weigert sich vor dem Krankenhaus auszusteigen
Aufnahmeschwester betritt Rettungswagen und setzt sich neben ihn
Das Gespräch läuft wie folgt ab:
I. Kraft: Guten Tag, Herr Fröhlich. Ich bin die Aufnahmeschwester im Stadt-Krankenhaus. Ich heiße Inge Kraft. Sie sind mit dem Rettungswagen von zu Hause gekommen. Ihre Frau weiß, dass Sie hier sind. Ich sehe, dass Sie sich sehr ärgern, dass der Rettungswagen Sie hierher gebracht hat, in das Stadt-Krankenhaus. Deswegen hat mich der Rettungsassistent geholt. Jetzt bin ich auch besorgt um Sie, wir möchten Sie nicht verärgert wissen. Darf ich Sie zu einem Tee in mein Zimmer einladen, damit wir besprechen können, wie es weitergeht, bitte?
Rettungsassistent: Herr Fröhlich, Ihre Frau ist in großer Sorge um Ihre Gesundheit. Deswegen hat sie uns gerufen. Sie hat gezittert vor Sorge, als wir kamen. Sie ist wirklich sehr um Ihre Gesundheit besorgt und wir auch.
H. Fröhlich: Ich werde nicht mitkommen. Das ist doch alles Unfug, was Sie mir hier vorleiern. Sie haben doch keine Ahnung. Sie kennen mich doch gar nicht. Das ist doch nur dummes Gewäsch, was Sie da von sich geben. Meiner Gesundheit geht es prächtig. Das ist eine Frechheit, ich rufe die Polizei. Ich muss schnell zurück, meine Frau ist sicher in großer Sorge und sucht mich.
I. Kraft lässt ihn aussprechen und sagt ruhig: Das ist gut zu hören, dass Sie Ihre Gesundheit als prächtig einschätzen. Dazu haben Sie sicher einiges getan: Wie alt sind Sie jetzt, Herr Fröhlich?
W. Fröhlich: Ich bin 79 Jahre alt.
I. Kraft: Was haben Sie beruflich gemacht?
W. Fröhlich: Ich war KFZ-Meister und hatte meine eigene Werkstatt. 40 Jahre lang, jeden Tag außer sonntags war ich in meiner Werkstatt.
Rettungsassistent: Herr Fröhlich, Sie waren KFZ-Meister. Das wollte ich auch immer lernen. Inzwischen ist so viel Elektronik in den Autos, das ist wohl nicht mehr die Arbeit wie noch zu Ihrer Zeit. Da musste man wirklich Autos mit den Händen und Erfahrung reparieren.
W. Fröhlich: Alle haben mir ihren Wagen gebracht. Ich kannte sie alle: Opel Rekord, VW-Käfer, sogar Borgward Isabella und Mercedes 190 und 220 habe ich repariert und natürlich Ford Taunus.
W. Fröhlich findet aufmerksames Gehör bei dem Rettungsassistenten und der Aufnahmeschwester.
I. Kraft: Herr Fröhlich, darf ich Sie jetzt zu einem Tee in mein Zimmer einladen, damit wir dort das Gespräch fortsetzen können? Ich finde, wir beide brauchen erst einmal einen ruhigen Ort. Wir haben uns einen Tee verdient. Und den Rettungswagen schicken wir beide jetzt mal zum Weiterarbeiten.
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