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E-Book

Mick Jagger

Die Biographie

AutorPhilip Norman
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl720 Seiten
ISBN9783426429778
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Mick Jagger ist der größte Star der Rockgeschichte. Viele Millionen Fans weltweit bewundern ihn. Mit seiner markanten Stimme und der wilden, aufreizenden Bühnenshow bringt er auch heute noch ganze Stadien zum Kochen. Songs wie 'Satisfaction', 'Jumpin' Jack Flash' und 'Street Fighting Man' sind ewige Rock-'n'-Roll-Hymnen - voller Sex und Rebellion. Philip Norman hat mit vielen engen Weggefährten von Mick Jagger gesprochen und liefert uns nun die grandiose Lebensschau des berühmten Musikers. Er erzählt von Jaggers Jugend, wie er schon früh den Rhythm & Blues entdeckte und dann 1962 mit Keith Richards und Brian Jones die Rolling Stones gründete. Er berichtet von den gigantischen Welttourneen, von den wüsten Drogenexzessen und den Eskapaden des skandalträchtigen Womanizers, dessen Privatleben seit Jahrzehnten die Medien beschäftigt. Das authentische Porträt des Mannes, der mit seiner Musik die Welt veränderte.

Philip Norman begann in den siebziger Jahren als Journalist bei der Sunday Times. Mit seinen Kolumnen über Stars des Kulturlebens wurde er schnell berühmt. In den achtziger Jahren veröffentlichte er bahnbrechende Bücher über die Beatles und die Rolling Stones. Seine im Jahr 2008 erschienene Biographie von John Lennon (erschienen bei Droemer) ist ein Meilenstein der Musikgeschichte. Philip Norman lebt mit seiner Familie in London.

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Leseprobe

1
Biegsam wie Gummi


Um das zu werden, was wir einen »Star« nennen, braucht man mehr als außergewöhnliches Talent in einer der darstellenden Künste: Offenbar muss man dafür auch eine innere Leere empfinden, so unergründlich und schwarz, wie das Sternenlicht hell und strahlend ist.

Normale, glückliche, ausgeglichene Leute werden in der Regel keine Stars. Meist sind es Menschen, die in ihren frühen Jahren ein Trauma erlebt haben oder unter Entbehrungen litten. Diese Erfahrung treibt sie an, um jeden Preis zu Reichtum und Ruhm zu gelangen, und nährt ihren unersättlichen Hunger nach Liebe und Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit. Wir verleihen ihnen einerseits einen nahezu göttlichen Status, sehen in ihnen aber zugleich auch höchst verletzliche Wesen, gepeinigt von den Dämonen der Vergangenheit und Ängsten der Gegenwart, dazu verurteilt, ihr Talent und schließlich auch sich selbst durch Drogen oder Alkohol oder beides zu zerstören. Das galt für die schillerndsten Namen, für Stars, die ab Mitte des 20. Jahrhunderts auf der ganzen Welt berühmt waren: Charlie Chaplin, Judy Garland, Marilyn Monroe und Edith Piaf bis zu Elvis Presley, John Lennon, Michael Jackson und Amy Winehouse. Auf sie alle trafen eines oder mehrere dieser Kennzeichen zu. Warum dann nicht auch für Mick Jagger?

Schon mit seinen ersten Atemzügen entzog sich Jagger allen Klischees. Wir gehen gewöhnlich davon aus, dass Stars unter wenig verheißungsvollen Umständen geboren werden, die dann ihren späteren Erfolg nur noch spektakulärer wirken lassen – eine erbärmliche Hütte mit Lehmboden in Mississippi … eine heruntergekommene Hafenstadt … die Garderobe eines schmierigen Varietétheaters … ein Elendsviertel in Paris. Dass jemand aus relativ angenehmen, wenn auch wenig inspirierenden Verhältnissen in der englischen Grafschaft Kent stammt, entspricht nicht unseren Erwartungen.

Der Süden Englands war schon immer der wohlhabendste und privilegierteste Teil des Landes, obwohl die Grafschaften im Umkreis Londons oft abwertend als die »Home Counties« (in etwa: »Schlafdörfer«) bezeichnet werden. Die östlichste in diesem Kreis ist Kent, im Norden begrenzt durch die Themsemündung, im Süden durch die sagenumwobenen weißen Klippen bei Dover und den Ärmelkanal. Wie sein berühmtester Sohn im 20. Jahrhundert besitzt Kent ganz verschiedene Seiten. Für die einen ist es der »Garten Englands«, mit seinen waldbedeckten grünen Hügeln (dem Weald), seinen Apfel- und Kirschbaumhainen und den Hopfenfeldern, seinen konischen, aus roten Ziegeln errichteten Scheunen, in denen der Hopfen getrocknet wird. Andere denken bei Kent an die imposante Geschichte der Kathedrale von Canterbury, wo der »rebellische Priester« Thomas Beckett den Tod fand, oder an stattliche Herrenhäuser wie Knole und Sissinghurst, an die verblasste Pracht viktorianischer Badeorte wie Margate und Broadstairs. Wieder andere verbinden Kent mit Kricket auf ländlichen Plätzen, den Pickwickiern von Charles Dickens oder dem ehrbaren Kurort Royal Tunbridge Wells, dessen Bewohner mit solchem Eifer Leserbriefe verfassen, dass sie zum Synonym für aufgebrachte ältere Briten geworden sind, die gegen die heutige Moral und die modernen Sitten zu Felde ziehen (solche Leute werden in unserer Geschichte keine geringe Rolle spielen).

Seit Julius Cäsars Legionäre vor 2000 Jahren bei Walmer an den Strand gewatet sind, war Kent hauptsächlich ein Durchreisegebiet – für Chaucers Pilger, die »von allen Enden« kamen, um nach Canterbury zu gelangen, für die Heere, die in die Kriege auf dem Kontinent zogen, für den heutigen Verkehr von und zu den Kanalhäfen in Dover und Folkestone und zum »Chunnel«, dem Tunnel unter dem Ärmelkanal. Daher ist es schwer, den eigentlichen, urtümlichen Charakter dieser Grafschaft auszumachen. Sicherlich gibt es dort ein typisches Nuscheln, das anders klingt als im benachbarten Sussex und von Stadt zu Stadt, wenn nicht gar von Dorf zu Dorf unterschiedliche Ausprägungen hat. Der vorherrschende Akzent aber ist der der Metropole, die an der Nordgrenze nahtlos in die Grafschaft übergeht. Die ersten Sprachimperialisten waren Cockneys aus dem Londoner East End, die im Sommer zügeweise herbeiströmten, um als Helfer bei der Hopfenernte zu arbeiten. Dank dem Vordringen der »Schlafstädte« für die Büroangestellten der Hauptstadt ist der Londoner Slang seitdem allgegenwärtig.

Der Name »Jagger« stammt ursprünglich weder aus Kent noch aus London – auch wenn es in Charles Dickens’ Roman Große Erwartungen einen Londoner Anwalt namens Jaggers gibt –, sondern aus der etwa dreihundert Kilometer weiter nördlich gelegenen Region um Halifax in Yorkshire. Zwar betonte der berühmteste Träger dieses Namens in seiner Phase als »Street Fighting Man« gern die Verwandtschaft zu »jagged« (gezackt), was, wie er behauptet, früher so viel wie »Schlitzer« oder »Gangster« bedeutete; doch letztlich leitet sich der Name von dem altenglischen »jag«, dem Begriff für »Bündel« oder »Last« her und bezeichnete einen Fuhrmann, Straßenhändler oder Hausierer. Vor Mick hat der Name Jagger nur einmal bescheidene Berühmtheit erlangt: Der Ingenieur Joseph Hobson Jagger entwickelte zur Zeit Königin Victorias ein erfolgreiches Gewinnsystem für das Roulette und inspirierte damit womöglich einen Komponisten zu dem bekannten Gassenhauer »The Man Who Broke the Bank at Monte Carlo«. Die Familie konnte sich also auf eine gewisse Erfahrung berufen, wenn es darum ging, den Jackpot zu knacken.

Micks Vater verfolgte allerdings keine solch schnöden monetären Ziele. Basil Fanshawe Jagger – allseits bekannt als Joe – wurde im Jahr 1913 geboren und wuchs in einer Familie auf, in der Anständigkeit und Nächstenliebe hochgehalten wurden. Sein aus Yorkshire stammender Vater war Rektor einer einklassigen Dorfschule, in der die Kinder auf langen Holzbänken saßen und mit Griffeln auf Tafeln schrieben. Obwohl Joe klein und schmächtig war, erwies er sich als guter Sportler in allen Leichtathletikdisziplinen. Geprägt durch sein Elternhaus und von idealistischer Selbstlosigkeit, entschied er sich für eine Laufbahn als Sportlehrer. Er studierte an den Universitäten von Manchester und London und begann 1938 seine Tätigkeit als Sportlehrer an der staatlichen East Central School in Dartford, Kent.

Mit seiner Lage im äußersten Nordwesten der Grafschaft ist Dartford beinahe schon ein östlicher Londoner Vorort, zumal man mit dem Zug in knapp dreißig Minuten die großen Bahnhöfe der Metropole, Victoria Station und Charing Cross, erreichen kann. Der Ort liegt im Flusstal des Darent am einstigen Weg der Pilger nach Canterbury und war 1381 Ausgangspunkt von Wat Tylers Bauernaufstand gegen die Kopfsteuer von König Richard II. (Rebellen gab es hier also schon damals.) In heutiger Zeit wird Dartford fast nur noch (dafür aber täglich) in den Verkehrsnachrichten des Rundfunks erwähnt: in den Meldungen für den Tunnel unter der Themse und die angrenzende Brücke, die Dartford/Thurrock Crossing an der Hauptausfallstraße aus London in Richtung südlicher Küste. Dartford selbst ist kaum mehr als ein Name auf einem Straßenschild oder den Zuganzeigen am Bahnsteig; dank Bürokomplexen, Einkaufszentren und den immer zahlreicheren Pendlersiedlungen ist seine Vergangenheit als Marktflecken und Brauereistadt in Vergessenheit geraten. Seit den letzten Jahren der Regierungszeit Königin Victorias befindet sich in einem nahe gelegenen Dörfchen mit dem Namen Stone (welch ein Zufall) eine abschreckende Einrichtung, einst als Ostlondoner Irrenanstalt bekannt, bis sie in jüngerer Zeit taktvollerweise den Namen »Stone House« erhielt.

Anfang 1940 lernte der ruhige, in sich gekehrte Joe Jagger die lebhafte, extrovertierte Eva Ensley Scutts kennen, die damals siebenundzwanzig war. Ihre Familie stammte ursprünglich aus Greenhithe in Kent, war allerdings in das australische New South Wales ausgewandert, wo Eva 1913 (im selben Jahr wie Joe) zur Welt gekommen war. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs verließ ihre Mutter den Vater und kehrte mit Eva und deren vier Geschwistern nach England zurück, um sich in Dartford niederzulassen. Angeblich hat Eva sich ihrer Geburt in »Down Under« stets ein wenig geschämt und sich einen übertriebenen Oberschicht-Akzent zugelegt, damit auch ja kein australisches Näseln durchklang. Allerdings bemühten sich in jenen Jahren alle anständigen jungen Mädchen, wie Londoner Debütantinnen und die Prinzessinnen Elizabeth und Margaret zu sprechen. Und für Evas berufliche Tätigkeit (sie arbeitete zunächst als Sekretärin und später als Kosmetikberaterin) war das ohnehin von Nutzen.

Als Joe Eva den Hof machte, befand sich England im düsteren ersten Akt des Zweiten Weltkriegs, als es allein gegen Hitlers Besatzungsheer in Frankreich kämpfte und der Führer mit einer Selbstgefälligkeit über den Ärmelkanal nach den weißen Klippen Dovers schielte, als befänden sie sich bereits in seinem Besitz. Im Sommer begann die Luftschlacht um England, und am sonnigen Himmel Kents erschienen die weißen Kondensstreifen der britischen und deutschen Kampfflieger, die sich hoch über den Kornfeldern, den Hopfendarren und den sanften grünen Hügeln Gefechte lieferten. Obwohl sich in Dartford keine bedeutsamen militärischen Einrichtungen befanden, landeten dort regelmäßig Bomben der deutschen Luftwaffe, die eigentlich für die Fabriken und Hafenanlagen im nahe gelegenen Chatham und Rochester sowie im Osten Londons bestimmt waren. Hinzu kamen zahlreiche Einschläge von Bomben, die die Deutschen...

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