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Mitarbeiterführung in der Altenpflege

Rituale & Strategien für Ihren Führungsalltag. Warum Sie nur 2x30 Min. pro Tag brauchen

AutorSusanne Vathke
VerlagSchlütersche
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783842689909
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis28,99 EUR
Studien belegen: Mitarbeiter arbeiten 97 bis 99 Prozent der Zeit ohne Führung. Die Folge: Fehler, Missverständnisse, mangelnde Arbeitshaltung und unentdeckte Potenziale. In der Pflege ist das besonders gefährlich, denn die Kontrollen von außen sind massiv - Prüfungen durch MDK und Heimaufsicht decken schonungslos Fehler auf. Mit unangenehmen Konsequenzen für Führungskräfte und Einrichtungen. Mit der 2x30-Minuten-Methode können Führungskräfte in der Pflege aus diesem Dilemma entkommen: 1x30-Minuten für die direkte Führung (z. B. tägliche gezielte Gespräche mit den Mitarbeitern) und 1x30-Minuten für die indirekte Führung (Selbstführung, Prioritätensetzung etc.). Dieses Management-Buch vermittelt: - die Grundlagen einer wertschätzenden Haltung - die 2x30-Minuten-Methode für den Arbeitsalltag - das Handwerkszeug einer Führungskraft (priorisieren, fokussieren, etablieren & evaluieren) - praktisches Wissen mit vielen Checklisten, Leitfäden und Fallbeispielen aus dem Alltag einer stationären Pflegeeinrichtung.

Susanne Vathke ist Trainerin und Coach für wertorientiertes Führen sowie systemischer Coach & Organisationsberaterin.

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Leseprobe

Fragen Sie sich auch manchmal: »Was mache ich hier eigentlich?« – »Macht das, was ich tue überhaupt noch Sinn?« Sind Sie vielleicht auch unter ganz anderen Rahmenbedingungen in diesen Beruf gegangen? Der Beruf, die Anforderungen, die gesamte gesellschaftliche Entwicklung, haben Wege genommen, die nicht vorhersehbar waren. Wer vor zehn Jahren und mehr in die Altenpflege ging, fand sich in einer ganz anderen Welt. Ihre Mitarbeiter dürften gelegentlich ebenso verwirrt sein. Von Ihnen als Führungskraft wird aber erwartet, dass Sie sich diesen Veränderungen stellen und Ihre Mitarbeiter mit klarem Kurs führen und motivieren.

In meinen PDL-Seminaren spiegeln sich die Veränderungen der Altenpflege in drei Segmenten wider ( Tab. 1):

1.im eigenen Unternehmen

2.bei den Mitarbeitern

3.bei den Führungskräften selbst

Jeder Mensch braucht einen inneren Kompass, der ihn gerade in den hektischen Zeiten immer wieder an dem ausrichtet, was ihm wirklich wichtig ist, was sinnvoll erscheint und ihm Halt gibt.

Das leitet über zu der Frage, welchen Sinn Sie der Arbeit geben und welche Einstellung Sie zu Menschen haben? Die Rahmenbedingungen und Ihr Umfeld mögen sich rapide verändern. Der Sinn Ihrer Aufgabe nicht.

Nach wie vor kommt es darauf an, wie Menschen miteinander umgehen. Von diesem Umgang miteinander werden die Wertsteigerung der Unternehmen und die Lebensqualität aller Beteiligten abhängig sein. Als Führungskraft ist es auch Ihre Aufgabe, dieses Miteinander zu gestalten, Werte und Nutzen für alle zu schaffen.

Es geht immer um beides:

1.den ökonomischen Wohlstand und Wachstum für das Unternehmen und

2.die Lebensqualität als Grundanliegen der Menschen im Unternehmen.

Tab. 1: Veränderungen in der Altenpflege aus unterschiedliche Perspektiven

Im Führungsalltag bedeutet das eine Sowohl-als-auch-Strategie zwischen Ökonomie und Humanität. Um dabei nicht ins Schwanken zu kommen, brauchen Sie Orientierung – einen Kompass. Dieser Kompass besteht aus Ihren inneren Werten und Ihrem Bild, das Sie sich von den Menschen machen.

1.1Ihre Werte


Wir alle haben innere Leitlinien – unsere Werte. Das sind Dinge, die uns wichtig sind, beruflich wie privat. Sie helfen uns in schwierigen Situationen, eine Entscheidung zu treffen. Denn sie geben uns vor, was wir schützen, wahren oder vermeiden wollen.

Definition Werte

Werte sind Orientierungs- und Entscheidungshilfen im Leben eines Menschen. Es sind Verhaltensweisen, Eigenschaften, Handlungen, die einem wichtig und erstrebenswert sind.

Unsere Werte (bewusst oder unbewusst) erklären auch so manche emotionale Reaktion. Werden unsere Werte verletzt, sehen wir sie in Gefahr, reagieren wir emotional. Kommt etwa ein Mitarbeiter regelmäßig zu spät zum Dienst und zuckt nur mit den Achseln, wenn Sie ihn darauf ansprechen, reagieren Sie möglicherweise darauf höchst emotional. Ihre Werte »Zuverlässigkeit« und »Pünktlichkeit« werden von diesem Mitarbeiter so dermaßen missachtet, dass Sie vielleicht ärgerlich, genervt, ungehalten oder wütend reagieren.

Die eigenen Werte zu kennen, erhöht nicht nur Ihr eigenes Verständnis für sich und Ihre Reaktionen, sondern Ihre Mitarbeiter können Sie auch besser einschätzen. Sie wirken authentisch, wenn Sie im Rahmen Ihrer Werte handeln. Genug positive Aspekte also, um sich einmal die eigenen Werte zu verdeutlichen.

Die Vorteile:

Sie verstehen Ihre emotionale Empörung besser.

Sie erkennen Ihren inneren Kompass, der Sie leitet.

Sie bleiben in schwierigen Zeiten und unter hohem Arbeitsdruck integer und handeln Ihren Überzeugungen entsprechend.

Es fällt Ihnen leichter, im Alltag Prioritäten zu setzen, da Sie wissen, was Ihnen wichtig ist.

Bei komplexen Entscheidungen sollten sich Ihre eigenen Werte mit der Entscheidung verbinden lassen.

Sie können sich als Führungskraft klar positionieren.

Vielen Menschen fällt es schwer, ihre persönlichen Werte ad hoc zu formulieren. Was würden Sie spontan sagen, wenn Sie jemand nach Ihren zehn wichtigsten Werten fragt? Schauen Sie sich die Beispiele in der folgenden Übung einmal an und treffen Sie eine Auswahl.

Übung

Meine Werte

Die folgende Liste besteht aus sehr unterschiedlichen Werten. Lesen Sie sich diese in Ruhe durch. Wann immer Ihnen ein Wert auffällt, der Ihnen besonders wichtig erscheint, markieren Sie ihn.

Gibt es Werte, die Ihnen fehlen? Bitte ergänzen Sie die Liste entsprechend.

Wählen Sie nun aus den markierten Begriffen die für Sie zehn wichtigsten Werte aus und versuchen Sie eine Olympiade zu erstellen. Gibt es einen Sieger-Wert? Vielleicht beobachten Sie sich einmal im Alltag. Wir reagieren höchst empfindlich, wenn unsere Werte verletzt werden ...

Warum sind Werte so wichtig? Als Führungskraft in der Pflege sind Sie von vielseitiger Komplexität umgeben. Die Pflege-Welt hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren sehr stark verändert. Sie sind in einer Position, in der Sie vielen Erwartungen und Ansprüchen ausgesetzt sind ( Kap. 1.4.3).

Zur Verdeutlichung füge ich hier einen Vergleich ein: Wenn wir das Leben früherer Jahrhunderte mit unserem heutigen betrachten, wird uns sofort deutlich, wie groß der Unterschied ist. Wenn Sie eine mittelalterliche Stadt betreten, können Sie sich gut orientieren: Der Kirchturm dominiert den Marktplatz, flankiert vom Rathaus. Dieses Ensemble bildet ein klares Zentrum, um das sich die Straßen ringförmig nach außen erstrecken. Vielleicht gibt es sogar noch Stadtmauern, die die Altstadt schützend umgeben. Alle Wege führten ins geistliche und städtische Zentrum. – Heutzutage fehlt unseren Städten häufig eine solch übersichtliche Architektur. Oft gibt es kein klares Zentrum, Straßen erstrecken sich in alle Himmelsrichtungen. Ohne Stadtplan oder Navigationsgerät verlieren wir schnell die Orientierung.

Das ist im Berufsleben von Pflegenden nicht anders. Wo früher eine klare Hierarchie herrschte und Gesetze viele Jahrzehnte lang galten, ist heute alles im Umbruch: Wer hätte sich vorstellen können, dass Gesetze alle paar Jahre verändert werden? Wer hätte ahnen können, dass Vollzeit-Kräfte ein Auslaufmodell und Teilzeit-, Hilfsund Leihkräfte fast die Norm darstellen? Wer hätte geglaubt, dass sich die Altenpflege- Ausbildung so ändert, dass man fürchten muss, keine Auszubildenden mehr zu bekommen?

Zwei Grundlagen haben aber Bestand: Pflege soll zum einen so geleistet werden, dass die Bewohner gut und qualitätsvoll versorgt und untergebracht sind. Zum anderen sollen die Mitarbeiter gut ausgebildet sein und leidenschaftlich ihrer Arbeit nachgehen.

Zudem sind die Werte in der Altenpflege die gleichen geblieben: Altenpflege ist Beziehungsarbeit, geprägt von Fachkompetenz und Menschlichkeit. In den Leitbildern der Einrichtungen ist nach wie vor die Rede davon, dass man die Menschen so annimmt, wie sie sind und ihnen Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Von wertschätzender Grundhaltung ist die Rede, von Selbstständigkeit der Bewohner und dem Willen, die Mitarbeiter stets und ständig fortzubilden.

Es ist also gut, von Zeit zu Zeit einen »neuen Stadtplan« zu erstellen und sich eine Orientierung zu geben: Wo will ich hin und wie komme ich an dieses Ziel? Werden mir meine Mitarbeiter auf diesem Weg folgen können und wollen?

Sie haben sich anhand der Übung Ihre Werte verdeutlicht. Diese geben Ihnen Orientierung und zeigen Ihnen den Sinn in Ihrem Tun. Können Sie diese Kernwerte, wie ich sie nenne, auch an Ihr Team weitervermitteln? Diese Werte wollen gelebt werden. Wo und wie ist das möglich?

Beispiel Wenn die Wertschätzung abhandenkommt …

Der wertschätzende und achtsame Umgang mit Bewohnern hat für Sie einen hohen Wert. Doch Sie bemerken in letzter Zeit aufgrund des hohen Arbeitsdruckes eine zunehmende Ruppigkeit Ihres Personals gegenüber den Bewohnern. Es ist noch nicht gravierend, aber Sie sind alarmiert.

In der morgendlichen Besprechung wäre eine Anweisung zum wertschätzenden Umgang mit Bewohnern fehl am Platz, denn Sie haben bisher nur eine Befürchtung, einen Eindruck, mehr nicht. Was sollten Sie also tun?

Können Sie sich vorstellen, über den Wert des achtsamen und respektvollen Umgangs mit den Mitarbeitern zu sprechen? Wie wichtig er Ihnen ist! Und über Ihre Befürchtung, dass der Wert »wertschätzender und achtsamer Umgang mit Bewohnern« aufgrund der aktuellen Arbeitssituation leidet? So könnten Sie z. B. berichten, dass Ihnen aufgefallen ist, wie Ihre Mitarbeiter ohne Gruß an einem Bewohner vorbeigehen. Genau das wollten Sie nie in Ihrer...

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