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Mitgefühl für sich, andere und die Welt

Mit der Tonglen-Meditation Leid überwinden

AutorYesche U. Regel
Verlagnymphenburger Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783485061575
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Mitgefühl für sich selbst und andere: Mithilfe von Tonglen, einer Meditationsmethode aus dem Buddhismus, kann jeder diese Grundhaltung aufbauen und einüben. Sie basiert auf einer achtsamen Atmung, bei der der Übende sich vorstellt, Leid anzunehmen und Mitgefühl auszusenden - zunächst für sich selbst, dann für andere und sogar für die ganze Welt. Tonglen-Spezialist Yesche U. Regel stellt in diesem Buch 21 Meditationen vor. Dank seiner bewährten Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind die Übungen für jeden verständlich und leicht anwendbar.

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Leseprobe

1. Kapitel Der Mangel an Mitgefühl für sich selbst und für andere

»Auf mich selbst achtend, achte ich auf den anderen.

Auf den anderen achtend, achte ich auf mich selbst.«

Der Buddha[4]

Im Mittelpunkt meditativer Übungen steht zumeist eine Haltung des stillen Sitzens, durch die geistige Ruhe, wache Achtsamkeit oder gesammelte Aufmerksamkeit entwickelt werden kann. Doch es gibt auch Meditationen als »Methoden des Geistestrainings«, die dazu geeignet sind, heilsame innere Haltungen zu kultivieren und gesunde menschliche Qualitäten oder Tugenden, die zwar in uns angelegt, aber häufig nicht wirklich zur Entfaltung gekommen sind, zu verstärken. So gibt es Anleitungen zur Entwicklung von Wohlwollen, Herzenswärme und Liebe, von Dankbarkeit und Vergebung, Großzügigkeit, Geduld und Ausdauer – sowie von Mitgefühl.

Letzteres ist unser Anliegen hier. Doch bevor wir über Mitgefühl meditieren können und uns dazu der Tonglen-Meditation, der Praxis des Annehmens und Aussendens, widmen, gilt es zu verstehen, weshalb Bedarf daran besteht. Man trainiert Eigenschaften, für die es im nicht-trainierten Zustand einen Mangel, ein Defizit, gibt.

Was ist hier mit Mitgefühl gemeint?

Zunächst ist es notwendig, das Wort Mitgefühl und die ihm ähnlichen Begriffe zu klären, vor allem im Vergleich zu »Mitleid«. Natürlich liegt der Sinn nicht in den Worten, sondern in der Art und Weise, wie wir diese anwenden.

Im Englischen und in romanischen Sprachen wird man hauptsächlich compassion etc. verwenden, was eher dem Mitleid entspräche. Im Deutschen können wir einen Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl machen: Mitleid und Mitleiden bedeutet, das Leiden eines anderen zu spüren und dabei selbst eine innere Schwäche zu erfahren, etwas Beklemmendes und Bedrückendes, vielleicht sogar gemischt mit einem Sinn von Stolz oder Überheblichkeit im Sinne des englischen to feel pity with someone, was »bemitleiden« bedeutet, sodass wir auf andere herabblicken. Der Begriff weist zumeist nicht auf eine besondere Fähigkeit oder innere Stärke hin. Er meint eher ein Gefühl, das ungewollt entsteht.

Verwenden wir »Mitleid« ähnlich wie Empathie, bekommt der Ausdruck eine etwas positivere Note. Doch auch Empathie, die Fähigkeit, sich in jemand anderen hineinversetzen und einfühlen zu können, stellt noch keine Garantie für eine ethisch heilsame Reaktion dar, worauf u. a. die Mitgefühlsforscherin Tania Singer in ihren Studien immer wieder hinweist.[5] Es könnte passieren, dass uns das, was wir beim anderen wahrnehmen und zu erspüren glauben, emotional belastet und wir uns geschwächt fühlen.

Mitgefühl für andere zu entwickeln bedeutet, dass wir im Angesicht des Leids, der unglücklichen Gefühle, der körperlichen Schmerzen, der Ängste und Sorgen, von Zerstörung und Gewalt eigene innere Ressourcen in uns aufspüren und aktivieren, die aus der Wahrnehmung des Schlimmen eine klare, freundliche, heilsam motivierte Qualität gewinnen und diese auch ausdrücken können. Mitgefühl ist zumeist erst dann entfaltet, wenn es zu Handlungen mit dem Geist, der Sprache und auch dem Körper, also konkreten Taten, kommt, die sich auf andere beziehen und für diese nützlich, hilfreich und heilsam sind. Entscheidend ist, dass diese von einer tief sitzenden und immer wieder zu pflegenden, zu erneuernden, d. h. zu trainierenden Motivation getragen werden müssen. Das fällt uns oft nicht leicht, selbst wenn wir positiv motiviert sind.

Eigentlich kennt jeder Mitgefühl

Mitgefühl ist in uns allen angelegt, zunächst als das natürliche Bedürfnis, selbst Mitgefühl zu erfahren. Wir kommen hilflos auf die Welt und sind völlig auf andere angewiesen. Sobald wir das Licht der Welt erblicken, sehen wir uns um und hoffen, in den Gesichtern der Menschen, die uns anschauen, auf den Arm nehmen oder sich über uns beugen, Anzeichen von Freundlichkeit und Zuwendung zu sehen. Wenn wir diese wahrnehmen, lachen wir vor Freude, vermissen wir sie, entsteht schnell Verunsicherung oder schon bald seelischer Schmerz.

Wir gehen von Anfang an davon aus, dass Freundlichkeit und Mitgefühl irgendwie vorhanden sein müssen, doch wir bekommen in aller Regel ziemlich schnell zu spüren, dass dies nicht oder nur mit Einschränkungen der Fall ist.

Gehirnforscher haben erkannt, dass ein Teil unseres Gehirns für das Mitgefühl zuständig ist.[6] Nach den Lehren des Buddhismus ist das Mitgefühl ein Aspekt unserer wahren Natur und gehört zur natürlichen Ausstrahlung der Leuchtkraft des Bewusstseins. Es ist in dem Maße vorhanden, wie es nicht von subjektiveren und ichbezogeneren Emotionen überlagert und behindert wird. Es kann wie die Sonne am wolkenlosen Himmel strahlen und ebenso von den schweren Wolken der Gedanken und Gefühlszustände verdeckt sein. In allen Kulturen, vor allem in naturverbundenen, und allen Religionen kennt man eine Haltung von Güte, Freundlichkeit, Liebe und Mitgefühl. Auch Tiere zeigen sehr deutlich Fürsorge füreinander.

Mitgefühl ist kein religiöses Gebot allein oder ein ethischer Anspruch, sondern eine natürliche Geisteshaltung, die angeboren ist. Und dennoch kann sie abwesend sein. Sie kann verdrängt, vergessen oder vernachlässigt werden, und wir können völlig gegenteilige Einstellungen entwickeln, wie etwa Grausamkeit oder Herzlosigkeit.

Umgekehrt ist das auch der Grund, weshalb wir Mitgefühl »hervorbringen«, trainieren und kultivieren können. So wie wir alle als lebendige Wesen einen Körper haben, der vernachlässigt und hungrig sein, aber auch gepflegt und genährt werden kann, können auch geistige Qualitäten wie Mitgefühl mehr oder weniger ausgeprägt sein.

Betrachten wir zunächst, was ein Mangel an Mitgefühl für sich selbst und für andere bedeuten kann.

Mangelndes Mitgefühl für sich selbst und den eigenen Körper

Während es leicht nachzuvollziehen ist, dass es eine wünschenswerte Eigenschaft ist, Mitgefühl für andere zu haben, mag die Idee des Mitgefühls für sich selbst, das »Selbstmitgefühl«[7], neu für uns sein. Wir können sehr hart und grob mit uns umgehen und jegliches Mitgefühl mit uns selbst vermissen lassen. Mit »selbst« ist hier schlicht das »eigene« im Gegensatz zu »anderem« gemeint, der eigene Körper und der eigene Geist.

Unser Körper ist ein lebendiger Organismus, der bewegt und berührt, genährt und gepflegt werden möchte, um gesund und voller Energie zu sein. Und dennoch bringen wir es fertig, unseren Körper zu quälen, ihn lange eingequetscht hinter Schreibtischen und Autolenkrädern stillzuhalten, ihn ohne Berührung verarmen zu lassen, mit ungesunder oder übermäßiger Ernährung zu belasten, ihn mit raffinierten kosmetischen Fassaden zu entstellen oder auch mit gänzlichem Verzicht auf irgendeine Pflege zu behandeln. Wir können den eigenen Körper so quälen, dass er davon krank wird und seine Energie verliert.

Die Tibeter hatten in ihrer eleganten Lhasa-Hochsprache einen Morgengruß, der übersetzt in etwa lautete: »Ist dein Körper-Mandala heute leuchtend und klar?« Körper-Mandala bedeutet so etwas wie das geistig-energetische Kraftfeld, das den Körper animiert. Und genau dieses kann voller Lebendigkeit und Frische einerseits und doch auch geschwächt, müde, blass und geradezu zerstört sein. Viele Tätigkeiten, die wir ausführen – oder meinen ausführen zu müssen –, tragen dazu bei, dass wir unserem eigenen körperlichen Wohl schaden, selbst wenn wir satt gegessen sind und schöne, saubere Kleidung tragen.

Zudem kann es vorkommen, dass wir unseren Körper nicht mögen: Fast kann er uns wie ein hässliches Tier vorkommen, mit dem wir eigentlich nicht unter einem Dach wohnen oder in einem Bett liegen wollen. Diese Gefühle können sowohl junge, z. B. pubertierende, als auch erkrankte, alte, gebrechliche Menschen befallen und natürlich auch jene, die sich bei einem Blick in den Spiegel nicht für die Schönsten im ganzen Land halten. Und hierbei wird nur an milde, »normale« Erscheinungsformen des körperlichen Unbehagens und der Körperfeindlichkeit gedacht, noch nicht an regelrecht selbstzerstörerische Haltungen wie im Suchtverhalten oder der Autoaggressivität.

Darüber hinaus wird es die Erfahrung von körperlichen Zuständen geben, in denen wir durch Krankheiten gehen, verwundet sind oder wenn wir uns den Merkmalen des körperlichen Verfalls im Altern und Sterben ausgesetzt sehen. Vielleicht fordern wir den Körper durch sportliche Aktivitäten und Fitnesstraining sehr stark heraus oder verwöhnen ihn gerne mit gutem Essen oder Wellnesskuren. Es kann sein, dass wir damit den Körper mal quälen und mal hätscheln, auch wenn wir durchaus die Motivation haben, den Körper lebendig und gesund zu erhalten, und den Wunsch haben, lange zu leben. Doch alles, was ins Extreme geht, ob ausgiebige Bewegung oder übermäßige Verwöhnung, ist nicht die Art von Mitgefühl mit dem eigenen Körper, um die es uns hier geht. Dabei können manche Formen von aktiver Bewegung durchaus ein Ausdruck von mitfühlender Körperbewusstheit sein, so etwa Disziplinen wie Yoga, Tai-Chi, Qigong, achtsames Gehen, Stehen und Liegen.

Mitgefühl für den eigenen Körper zu haben setzt voraus, dass wir ihn genauer betrachten, um zu verstehen, was er...

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