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Modelle der Programmbildung

Ansätze zur Organisationstheorie des Verlags

AutorKris Lehmann
VerlagMainzer Institut für Buchwissenschaft
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl89 Seiten
ISBN9783945883679
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
'Das Fehlen allgemein akzeptierter Modelle des Verlages als Organisation in der Buchwissenschaft mag in großen Teilen auf die in der Fachtradition verankerten hermeneutischen oder historisch-heuristischen Methoden - und die damit einhergehende höhere Gewichtung von Subjektperspektiven - zurückzuführen sein.' Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich Kris Lehmann in seiner Masterarbeit mit dem Verlag als Organisation, welche er, ausgerichtet am Begriff des Verlagsprogrammes und dessen sozialer Konstruktion, beschreibt. Mithilfe der Systemtheorie Niklas Luhmanns wird eine Organisationstheorie der Buchwissenschaft konzipiert und neue analytische Perspektiven auf bereits etablierte Begriffe eröffnet. Kompetent und sprachgewandt nähert sich der Autor dem komplexen, interdisziplinären Thema und formuliert infolgedessen einen überzeugenden buchwissenschaftlich-theoretischen Ansatz. Diese Publikation ist Band 36 der Reihe Initialen, in deren Rahmen herausragende Abschlussarbeiten der Mainzer Buchwissenschaft veröffentlicht werden.

Kris Lehmann wurde 1985 in Hagen geboren. Er studierte in Karlsruhe und Mainz Germanistik, Geschichte, Buchwissenschaft und Philosophie. Mit der Masterarbeit "Modelle der Programmbildung. Ansätze zu einer organisationstheoretischen Fassung des Verlags" schloss er 2017 das Studium der Buchwissenschaft ab. Erste Praxiserfahrungen in Fachbuchverlagen konnte er bereits während des Studiums sammeln. Derzeit befindet er sich in der Vorbereitung eines Promotionsprojekts.

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Leseprobe
Vorwort von Prof. Dr. Christoph Bläsi Schon seit geraumer Zeit wird darüber räsoniert, inwieweit die doch etwas sperrige Systemtheorie der Buchwissenschaft Mittel an die Hand geben kann, mit deren Hilfe einige von deren Forschungsproblemen produktiv angegangen werden können. Kris Lehmann zeigt mit dieser Arbeit eindrucksvoll, dass das sehr wohl der Fall ist. Er analysiert dazu einen wichtigen Ausschnitt des verlegerischen Tuns, die Gestaltung des Programmes nämlich, und leistet - unter Überschreitung der Grenze zwischen Geistes- und Sozialwissenschaften - damit gleich noch einen höchst spannenden Brückenschlag zum betriebswirtschaftlichen Arbeitsgebiet des Strategischen Managements. Der entscheidende Schritt der Argumentation dieser Arbeit ist, dass in einer vortheoretischen Betrachtung das Programm eines Verlages zwar plausibel als das Ergebnis einer Folge von (individuellen) Entscheidungen erscheint, das in der hier gewählten Perspektive aber genau nicht so gesehen wird - Kern der systemtheoretischen Analyse durch Kris Lehmann ist vielmehr Folgendes: »Entscheidungen können [...] in ihrer systemkonstituierenden Rolle nicht durch individuelles Handeln eines Entscheidungsträgers entstehen, sondern nur emergent in der sozialen Zuschreibung als solche«. Das Programm eines Verlages ist damit etwas, was »[...] heterarchisch durch den emergenten Strukturaufbau im Systemgedächtnis [entsteht] und [...] je nach zugeschriebenem Erfolg/Misserfolg seiner Aktualisierungen in den Beobachtungen des Systems um- und neu aufgebaut [wird]«. Die erwähnte Verbindung zum Strategischen Management wird hergestellt über den - jüngst gelegentlich auch im Umfeld von Büchern aufgerufenen - Begriff der Pfadabhängigkeit, einer wirtschaftswissenschaftlichen Beschreibungskategorie, mit der die anhaltenden Wirkungen zurückliegender Ereignisse, Entscheidungen, etc. gefasst werden. Systemtheoretisch kann diese Pfadabhängigkeit als ein Aspekt »der organisationalen Risikominderung und begrenzter Informationsverarbeitungskapazität angesichts der hohen Komplexitätshürden, die mit Umweltbeobachtung, Systemgedächtnis und Innovation assoziiert sind«, analysiert werden. Die Pfadabhängigkeit eines Programmes - jetzt im Diskurs der Wirtschaftswissenschaften - wird dabei sehr prägnant durch Beobachtungen wie diese konstituiert: »Als entscheidbare Entscheidungsprämisse wird Personal um Programmschwerpunkte aufgebaut und beeinflusst dadurch die weitere Verfestigung dieser Schwerpunkte«. Dass in dieser Analyse mit Kris Lehmann Programm-Entscheidungen strukturgebunden sind und mit sozialen Erwartungen und den durch die kognitiven Routinen vorgegebenen Prozesse der Organisation in Verbindung stehen, »ohne von [...] ?Entscheidern? [...] vollumfänglich getroffen zu werden«, hat das auf der Basis der zur Pfadabhängigkeit hergestellten Beziehung doch recht steile Korrelat, dass dem Strategischen Management lediglich die Funktion als Narrativ der Legitimation, eines im Nachhinein konstruierten ?Sensemaking?, zukommt. Dem wird sicher nicht jeder zustimmen können. Zurücktransferiert in die Betrachtung von Verlagen und deren Programmentscheidungen (»Auch Verlage beurteilen nach derartigen Kriterien und werden nach ihnen beurteilt«) heißt das: »Die Verbindung zwischen der Organisation und ihrer Operation soll einer nachvollziehbaren Rationalität entsprechen, aus der - unter anderem - ein nach dem gewählten Bezugshorizont ?sinnvolles? Programm aus den Entscheidungen des Verlages entsteht«. Wenn man etwas ?auszoomt? auf Führungshandeln allgemein, lässt sich die wesentlich abweichende Auffassung der Systemtheorie folgendermaßen fassen: »Die Systemtheorie betrachtet Steuerung oder Führung nicht als obsolet, sie verschiebt jedoch die Perspektive von einem direkten Durchgriff eines Individuums auf einen wie auch immer kalkulierbaren Mechanismus [...] zu einem heterarchischen und emergenten Prozess, dessen Ergebnis auf den komplexen Zuständen eines sozialen Systems beruht«. Damit kann man sagen, dass wahrscheinlich das Programm eines Verlages zwar nicht einfach als soziales Konstrukt beschrieben werden kann, die positivistische Auffassung eines solchen Programmes als das Ergebnis konsistenter rationaler Entscheidungen damit betrauter Personen und Gremien über die Zeit aber der Komplexität auch nicht hinreichend gerecht wird. Man darf gespannt sein, inwieweit die schlüssigen Ergebnisse von Kris Lehmann andere Forscher dazu ermutigen, auf dem hier angeschlagenen Niveau die Systemtheorie zur Fassung weiterer essentieller Bestimmungsgrößen der verlegerischen Tätigkeit - und möglicherweise mehr - heran zu ziehen. Christoph Bläsi im Januar 2018
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