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Von Möpsen und anderen Menschen

AutorReiner Jesse
VerlagAtheneMedia-Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl143 Seiten
ISBN9783869922416
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Wundervolle Geschichten um den Hund: Hintergründiger Humor - herzzerreißend und charmant : Der rote Faden, der die fünf Erzählungen verknüpft, ist das sich über ein halbes Leben hinziehende Bestreben, sich in den Besitz eines Mopses zu bringen. Der Erfolg dieses hartnäckig verfolgten Vorsatzes wird jedoch durch widrige Umstände und beklagenswerte Versuchungen vereitelt, mit anderen Hunderassen zu kokettieren. Erst in der letzten Erzählung ist diesem Vorsatz der lang ersehnte Erfolg beschieden. - Erlebnisse in einer skurrilen Menagerie, in der - neben unterhaltsamen Tierchen unterschiedlicher Arten - Möpsen ?die? tragende Rolle zugewiesen wird, in der aber auch einige absonderliche Vertreter einer Spezies, die sich das Epitheton ?homo sapiens? zugelegt hat, ihre Nebenrollen zugewiesen bekommen, soweit diese in das Geschehen einbezogen sind und dem Bestreben des Autors entgegenkommen, sein eigenes, unverkennbares Gefallen an den Karikaturen auszuleben und des Lesers vermutetes Interesse an derlei bemerkenswerten Exemplaren dieser Spezies zu befriedigen.

Reiner Jesse hat sich neben seiner beruflichen Tätigkeit als niedergelassener Kardiologe stets für Malerei und Kunstgeschichte interessiert. In Ausstellungen zeigte sich desgleichen seine eigene malerische und grafische Begabung. Seit 2012 ist er nun auch als Autor hervorgetreten. In ?Von Möpsen und anderen Menschen? gewährt er dem Leser einige intime autobiografische Einblicke, in denen die Liebe des Autors zu Hunden, - vornehmlich zu Möpsen! - sein Gefallen an skurrilen Typen und nostalgische Sehnsüchte nach einer Jugendliebe auf dem englischen Eiland einfühlsam und humorvoll geschildert werden.

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Leseprobe

»Ich weiß, was sie jetzt denken: Bruno und ich, wir beide sehen aus wie der ›Lincoln Imp‹, nicht wahr?! ... Ja, so ist das nun mal. So ist das, zwischen Möpsen und Menschen ... Hat jemand einen Mops, so lässt sich nicht verhindern, dass es im Laufe der Zeit zu einer Ähnlichkeit zwischen beiden kommt … zwischen Mensch und Hund, zwangsläufig ... Möpse sind überhaupt ganz unvergleichlich! … Sie glauben nicht, wie Bruno an mir hängt. Er versteht alles, was ich sage. Er versteht aber ebenso auch alles, was ich nicht sage ... Wer einmal einen Mops gehabt hat, der will nie mehr einen anderen Hund: ›einmal Mops, immer Mops!‹ sage ich immer ...«

Bei diesen Worten ließ Miss Hunter-Rutherford etwas mitleidig ihre Blicke über meinen kleinen, schwarzen, struppigen Blacky gleiten, so als wolle sie zum Ausdruck bringen, auch dieses Hündchen sei sehr lieb, obgleich es kein Mops war und nicht zu ergründen war, ob es mehr einem Terrier, einem Schnauzer oder einem Rauhaardackel ähnlich sein mochte. – Nach dieser durchaus nicht böse gemeinten Mitleidsbekundung schrie sie durch den von ihren Händen geformten Trichter in mein Ohr:

»Sollten sie sich jemals einen Hund anschaffen, dann kann ich nur zu einem Mops raten! ... unbedingt, glauben sie mir! Sie werden diese Entscheidung nie bereuen ... Möpse sind ganz unvergleichlich! ...«

Auf dem englischen Eiland hält der Frühling eher Einzug als in den meisten Gebieten Deutschlands. Schon Ende Februar roch es nicht mehr nach Schneeluft, nach Seetang und nach salzigem Meer. Ein Geruch von feuchter Erde und von Moos lag in der lauen Luft, und bald auch schon ein schwerer, herbsüßer Duft von Hyazinthen, von Narzissen und von Verbenen. Gleich einem plötzlich hereingebrochenen Wunder begannen neben und zwischen den Hecken von Forsythien, Ginster und Kirschlorbeer, die die Wege säumten, der rote Fingerhut und die blaue Glockenblume ihre Blütenstände der Sonne entgegen zu recken. Auf dem Brachland bauten die Kiebitze ihre Bodennester, und über ihnen stiegen die Lärchen in die milde, blaue Luft und trillerten ihren Gesang vom Himmel herab über das nun grünende Land am lichtblauen Meer. –

Auch in die grauen, kalten Gemäuer der ›Boys Grammar School‹ in Grimsby zog der Frühling ein und ließ alles in einem rosa und hellblauen Licht erscheinen: ein Tanzkurs stand ins Haus, vor allem aber die Aufführung von George Bernard Shaws Komödie ›Pygmalion‹! ›Pygmalion‹ versetzte damals gerade in der Verkleidung als Musical ›My fair Lady‹ das Publikum des ›Drury Lane Theater‹ in London in wahre Raserei. Die songs ›All I want is a room somewhere‹, ›Wouldn't it be lovely‹, ›On the street where you live‹, ›I've grown accustomed to her face‹ und ›It greens so green‹ waren tagein und tagaus auf Straßen und Plätzen in aller Munde und Ohren und erfüllten als Hintergrundmusik die Räume von Geschäften und die Hallen von Kaufhäusern. Das ganze liebliche englische Frühlingseiland klang wieder von diesen Melodien, lange bevor das Musical ›My fair Lady‹ mit seinen von Alan Lerner getexteten Liedern und mit der von Frederick Loewe komponierten Musik mit seiner deutschen Uraufführung im ›Theater des Westens‹ von Berlin aus seinen Siegeszug auch in der Bundesrepublik antrat.

Der Tanzkurs wurde in der Turnhalle der benachbarten ›Girls Grammar School‹ nach traditioneller, englischer Art abgehalten. Zur Teilnahme an diesem willkommenen Ereignis wurden die ob amouröser Erwartungen in einen erotischen Ausnahmezustand versetzten Knaben an einem Nachmittag der Woche von dem liebenswerten und äußerst pflegeleichten Anglisten Master Mallinson feierlichen Schrittes in das Lyzeum geleitet; ausgerechnet von jenem Anglisten Mallinson, der uns mit seiner Interpretation von John Keats´ ›The Eve of St. Agnes‹ auf hehre Liebe und edle Erotik einzustimmen gewusst hatte. In Mr. Mallinsons und John Keats´ einprägsamen Worten erinnerten die jungen Eleven der Tanzkunst des über die Moore zu seiner Geliebten ›Madeleine‹ reitenden Porphyro – eben an jenem frostigen Abend des 21. Januar, der der Heiligen Agnes geweiht war und an dem ›Kauz und Hase erbärmlich froren‹. – Niemand unter den Knäblein, der sich eingedenk solch frostigen, düstergrauen Bildes nicht von einem bedrohlichen, zugleich aber auch wohligen Schauder berührt gefühlt hätte! – Man erinnerte sich auch ›Madeleines holder Brüste‹, auf die das Mondlicht, gefiltert durch das bunte Glasfenster ihres Schlafgemaches, ein ›warmes Rot‹ warf. – Niemand unter den Knäblein, der sich angesichts solch hautnah-erwärmenden, rosenroten Bildes nicht von erwartungsvollster, heiligster Inbrunst und Minne dahingerafft gefühlt hätte. –

In der zum Tanzsaal umfunktionierten Turnhalle waltete ein überaus elegant gekleideter, einer gewissen femininen Attitüde offenbar nicht unbedingt abgeneigter und mit aufs Beste pomadisierten Locken und Schnurrbart ausgerüsteter Tanzmeister seines Amtes, der durchaus frisch aus Palermo hätte importiert sein können. Zum Beispiel trug er weiße, seitlich geknöpfte Gamaschen über den Schuhen und weiße Handschuhe, zweifelsohne um die von ihm zur Nachahmung vorgeführten dezent-trippelnden Tanzschritte und die dazugehörigen elegant-lasziven Handhaltungen, gleichermaßen aber auch die wüst-grotesken, vermutlich der Tarantella entstammenden Sprünge zu verdeutlichen, was einen ungemein antiquierten und lächerlichen Eindruck machte. Unterstützt wurde dieser abartige Traum eines leider schon im Amte etwas verschlissenen und in die Jahre gekommenen Gigolos von zwei ältlichen Gouvernanten, die stramm wie Gardesoldaten entlang der Wand saßen, an welcher – den Knaben gegenüber – die scheinbar völlig über jede pupertäre Schwärmerei erhabenen, jüngst erblühten Schönheiten ordentlich aufgereiht ihre Plätze eingenommen hatten.




So harrten sie ihrer Aufforderungen zum Tanz, die auf ein Zeichen des Tanzmeisters hin von den aufgeregten und zum Wettlauf um die Schönste bereiten Knaben an diese heranzutragen waren. In Erwartung solch erregender Referenzen versäumten die jungen Damen allerdings nicht, eine bewundernswert vorgetäuschte Gleichgültigkeit heuchlerisch zur Schau zu stellen, sahen sie sich doch gehalten, den wohl etwas lebensfremden, wenngleich tugendhaften Maximen der Gouvernanten zu entsprechen. – Master Mallinsons wichtiger Beitrag zum Tanzunterricht bestand darin, zuverlässig – gemäß des vom Tanzmeister vorab festgesetzten Programmes – den Plattenspieler zu bedienen, wobei ihm offenbar untersagt war, die allseits heiß ersehnte und den nach Erfüllung hungernden Seelen ungemein entgegenkommende Weise ›When I'm dancing cheek to cheek‹ zu Gehör zu bringen. – Hin und wieder aber entging den Luchsaugen der Anstandsdamen der eine oder andere eindeutige, zielsicher einem bestimmten männlichen Wesen geltende, verschämt schmachtende oder auch keck herausfordernde, frühreife Blick aus feuchten, großen Mädchenaugen, der – ungebändigt von nur unzulänglich gesenkten Lidern – mit aller Macht und heißer Sehnsucht hervorzubrechen wusste. –

Während der Tanzlehrer seine Aufmerksamkeit auf die richtig ausgeführten Schritte beim Quickstep, beim English Walse oder beim Wiener Walzer gerichtet hielt, – gelegentlich auch korrigierend eingriff, indem er den weiblichen oder männlichen Part beispielgebend übernahm, – war es Aufgabe der Anstandsdamen darüber zu wachen, dass keine ungebührlichen Annäherungsversuche vom Erlernen der Tänze abhielten oder die vermeintlich zarten Gemüter der Jungfrauen durch allzu heftige oder gar unziemliche Zudringlichkeiten an empfindlichen, obgleich an anatomisch durchaus interessanten und delikaten Körperregionen verletzt oder in ungesunder Weise stimuliert wurden. Trotz solch gestrenger Präliminarien aber gelang es dem einen oder dem anderen Wagemutigen dennoch, unbemerkt zarte Bande mit der Jungfrau seiner Wahl anzubahnen, im Verlauf mehrerer Tänze solche zu festigen und sodann von Woche zu Woche diese aus zärtestem, noch zerbrechlichem Gespinst gefährlich reißfreudigen Bande in vielfältiger Weise auszubauen. –

Schon zu Beginn der ersten nachmittäglichen Tanzstunde schlug mich der Anblick eines unvergleichlich schönen Mädchens in Bann. Das Bewusstsein seiner Nähe ließ meinen Puls schneller schlagen, meinen Atem kürzer werden und eine heiße Röte in mein Gesicht steigen; eine Erregung, die ich in dieser Situation als äußerst unliebsam und hinderlich empfand. Allein schon der Gedanke, es könne mir gelingen, dieses berückende Wesen zur Tanzpartnerin zu gewinnen, erfüllte mich mit unbändigem Jubel und mit nie gekanntem Glück. Zugleich aber fühlte ich auch eine zitternde Angst in mir; nicht nur, wenn ich mir die Gefährdung der von mir herbeigesehnten Erfüllung meiner Wünsche durch einen vielleicht schnelleren oder attraktiveren Konkurrenten vorstellte, sondern auch, wenn ich mich dem Gedanken an die Erfüllung meines Traumes hingab, was mir in der Tat seltsam und völlig fantastisch erscheinen wollte. Gerade dieser Gedanke an Erfüllung ließ eine zitternde Angst und eine lähmende Beklemmung in mir aufbranden, die eine Versuchung zur Resignation in sich trugen und die Gefahr einer Entscheidung heraufbeschworen, das Glück der Erfüllung lieber nicht zu versuchen und das Rätsel der Liebe im nie geöffneten Schoße des Schicksals verborgen und ungekannt zu lassen – eines Schicksals, das vielleicht bereit gewesen wäre mich zu erhöhen und zu beglücken, vielleicht aber auch mich niederzuwerfen und zu vernichten.

Was meine Blicke an die Schönheit des Mädchens gefesselt hielt, das waren rotblonde, weit über die Schultern wie ein goldenes...

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